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Jane Baxter lebt gemeinsam mit ihrem Mann, einem erfolgreichen Geschäftsmann und ihren beiden Kindern in einem geräumigen Haus in New Orleans. Doch die attraktive Dame hat ein pikantes Geheimnis. In einem anderen Stadtteil hat Jane in Haus von Madame Duval und ihrem blinden Sohn Robert eine weitere Wohnung gemietet, um sich dort regelmäßig mit ihrem Liebhaber Fred zu treffen. Sehr zum Missfallen der älteren Tochter Lucy, die ihre Mutter durchschaut und an dem außerehelichen Verhältnis ihrer Mutter natürlich keine große Freude hat. Als sich Jane eines Tages statt um die Kinder zu kümmern, wieder einmal mit Fred vergnügt, ertränkt Lucy ihren kleinen Bruder Michael in der elterlichen Badewanne und tarnt das Ganze als Unfall bzw. Verletzung der mütterlichen Aufsichtspflicht. Als Jane davon erfährt, lässt sich diese vollkommen hysterisch von Fred nach Hause fahren. Es kommt zu einem hysterischen Streit, in dessen Folge Fred die Herrschaft über das Auto verliert. Dieses kommt von der Strasse ab und Fred verliert durch eine Leitschiene seinen Kopf.
Jane verbringt nach den traumatischen Ereignissen ein Jahr in einer Klinik und trennt sich von ihrem ungeliebten Mann Sidney. Das sie an einem Tag ihren Sohn und ihren Liebhaber verloren hat, hat sie jedoch scheinbar gut verkraftet. Als sie ihr altes Liebesnest besucht, findet sie dieses unverändert vor. Madame Duval ist mittlerweile verstorben und der blinde Robert lebt allein in dem großen Haus. Dieser ist recht einsam und umso mehr erfreut, als Jane erklärt, dass sie wieder in ihre Wohnung einziehen möchte. Der schüchterne Robert versucht Janes Aufmerksamkeit zu erlangen, doch diese gibt sich recht distanziert und zieht sich abends immer in ihre Wohnung zurück. Eines Tages steht Lucy vor der Türe. Diese ist über die Trennung ihrer Eltern gar nicht erfreut und fasst den Plan, die beiden wieder zusammenzubringen. Sie hinterlässt ihrer Mutter ein zweifelhaftes Geschenk und entdeckt, dass Robert für ihre Mutter mehr als nur nachbarschaftliche Gefühle hegt. Doch Roberts Liebe stößt ohnehin auf wenig Gegenliebe, da Jane im besten Falle mütterliche Gefühle für den introvertierten Man hegt.
Eines Tages hört Robert verdächtige Geräusche aus der Wohnung im ersten Stock. Jane scheint Sex mit einer Person zu haben. Doch seltsamerweise scheint weder jemand das Haus zu betreten, noch zu verlassen. Die Geräusche häufen sich in den darauffolgenden Nächten und Robert wird langsam misstrauisch. Als er in der Abwesenheit von Jane deren Wohnung mit einem Nachschlüssel betritt, findet der Blinde einen mit Vorhängeschloss versperrten Kühlschrank und macht in ihrem Bett einen grausigen Fund. Auch die durchtriebene Lucy beginnt sich zu fragen, warum sich ihre Mutter zunehmend seltsamer verhält und stöbert in der Wohnung ihrer Mutter. Schließlich kommen Robert und Lucy hinter das Geheimnis, doch da ist es aber bereits zu spät und durch eine Verkettung unglücklicher Umstände nehmen grauenvolle Dinge ihren Lauf...
„Macabro – die Küsse der Jane Baxter“ aus dem Jahre 1980 greift ja wieder einmal das allseits beliebte Tabu-Thema Nekrophilie auf. Jane verliert am gleichen Tag ihren Sohn und Lover und kommt daraufhin in die Klapse. Ein Jahr später kommt sie scheinbar geheilt heraus und vergnügt sich daraufhin weiter mit ihren Lover, oder besser gesagt – mit einem Teil davon. Aber nicht, was ihr jetzt schon wieder denkt. Immerhin fischen wir nicht in Buttgereit´schen Gewässern und daher ist das Hauptaugenmerk auch nicht auf die möglichst detailgetreue Darstellung von Sex mit Leichen gelegt. „Macabro“ ist daher auch kein Horrorthriller mit Ekelfaktor geworden, sondern eher ein düsteres Psychodrama, in dem sich die Sehnsüchte der Protagonisten auf sehr extreme Weise wiederspiegeln.
Lamberto Bava wurde am 3. April 1944 in Rom mit der Bürde eines bekannten Nachnamens geboren. Sein Vater Mario gilt ja gemeinhin als, wenn auch ewig-unterschätzter, Regie-Gott, der nebenher auch noch den Giallo erfunden haben soll. Mario Bava hat wohl für jedes noch so obskure Genre seinen mehr- oder minder gelungenen Beitrag abgeliefert hat und wird daher in einschlägigen Fankreisen auch - vollkommen berechtigt - kultisch verehrt wird. Lamberto begann seine Karriere im Filmbusiness mit 21 Jahren als Assistent seines Vaters, mit dem er auch bis zu dessen Tod immer wieder zusammenarbeitete. So schrieb Lamberto unter anderem auch große Teile des Drehbuchs zu dessen 1977 gedrehten „shock“ in dem Dario Nicolodi mit den Dämonen ihrer Vergangenheit konfrontiert wird. Da Mario Bava damals durch seine Krankheit bereits gezeichnet war, übernahm Lamberto bei einigen Szenen die Arbeit am Regiestuhl, ohne jedoch in den Credits aufzuscheinen.
1980 bekam Lamberto dann durch Zufall die Chance seines ersten abendfüllenden Films. Durch Regiekollegen Pupi Avati wurde das Interesse Lambertos auf einen Zeitungsbericht einer Dame aus New Orleans gelenkt, die mit dem Kopf ihres verstorbenen Partners zusammenlebte. Daraufhin schrieb Lamberto innerhalb von ein paar Tagen ein paar Vorschläge für ein Drehbuch, welches mit Pupi und Antonio Avati, sowie Roberto Gandus dann verfeinert wurde. Das fertige Drehbuch wurde an die Produktionsfirma Meduza geschickt, die dann auch prompt das Geld für die Realisierung zur Verfügung stellte.
Und auch wenn „Macabro“ nicht der erwartete Kassenschlager geworden ist, so hat doch Mario Bava bei der Premiere des Filme im Scherz gesagt, dass er nun sterben könnte, da er sah, dass sein Sohn sein Werk weiterführen würde. Diese Aussage entsprach dem Humor von Mario Bava, der tragischerweise leider auch zwei Monate später verstarb. Trotzdem hat gerade dieses Kompliment seines Vaters Lamberto sehr viel bedeutet.
Und „Macabro“ ist eigentlich auch sehr gelungen. An der technischen Seite gibt es jedenfalls wenig zu bemängeln. Lange, schwelgerische Kamerafahrten deuten jedenfalls darauf hin, dass Lamberto einiges aus seinen zahlreichen Zusammenarbeiten mit Dario Argento gelernt hat. Die Ausleuchtung gegen Ende erinnert wiederum an die Werke seines Vaters. Trotzdem wirkt „Macabre“ nie wie eine Kopie der beiden Ebengenannten.
Da allerdings nicht viel Geld zur Verfügung stand, musste der Film daher sehr kostengünstig realisiert werden. Und – man höre und staune – der überwiegende Teil des Films wurde in einem kleinen Ort am Gardasee gedreht, wo Lamberto noch mit der Unterstützung der dortigen Bevölkerung rechnen konnte. Da der Film jedoch in New Orleans spielt, flogen die Crew samt Darsteller in die amerikanische Südstaaten-Ort, wo dann binnen 3 Tagen sämtliche Außendrehs erledigt wurden. Im Film selbst wurden dann Innen und Außenaufnahme kunstvoll zusammen geklebt, sodass von den geografischen Unterschieden dann bis auf eine kurze Szene auch fast nichts zu merken ist.
Ein Manko muss man dem Film allerdings vorwerfen. Der große Reißer ist „Macabro“ ja nicht geworden. Der Film ist wie gesagt eher ruhig inszeniert und erst gegen Ende wird dann etwas mehr auf die Kacke gehaut. Außerdem wird anfänglich versucht, mit dem ominösen nächtlichen Besuchen von Jane, den Film in eine Mystery-Ecke zu drängen, obwohl der geneigte und aufmerksame Zuschauer natürlich schon längst ahnt, was sich so alles neben den Eiswürfeln im Gefrierfach von Lady Nekrophilia verbirgt. Weiters fand ich den sich wiederholenden Soundtrack an manchen Stellen etwas arg unpassend. Die Auflösung erfolgt dann auch verhältnismäßig früh und nimmt dem Film zusätzlich an Fahrt. Allerdings bietet der „Macabro“ gegen Ende einen überraschenden Paukenschlag, der auch so richtig rockt, über so manche Spannungs-Durststrecke im Vorfeld wohlwollend hinwegsehen lässt und auch beim Review-Schreiber kurzfristig für eine erhöhte Pulsfrequenz gesorgt hat.
Das der Film mit seiner doch eher mittelmäßigen Story letzten Endes doch gut gelungen ist, liegt neben der Regie aber auch an den Darstellern. Bernice Steegers als emotional durchgebeutelte und undurchsichtige Jane Baxter (bzw. Baker im Original), spielt ihre Rolle zwischen Ehebrecherin, fürsorglicher Mutter und sexuell-gestörter Psychopathin auch mit voller Leidenschaft und Einsatz. Lamberto hatte Frau Steegers in Fellinis „Stadt der Frauen“ gesehen und wollte sie unbedingt für seinen Film haben. Auch Stanko Molnar als zurückhaltender Robert, dem aufgrund seines Handicaps die Zuneigung und körperlichen Nähe einer weiblichen Person außer seiner Mutter bisher verwehrt geblieben ist, ist zu jeder Zeit glaubwürdig. Doch das schauspielerische Highlight in Bavas Film ist sicherlich Veronica Zinny, die als durchtriebene und frühreife Lucy ihre Mutter terrorisiert. Um ihre Mutter für ihren Seitensprung zu bestrafen greift diese ja zu sehr drastischen Mitteln und gegen Ende des Films dreht sie dann ins Sachen Psychospielchen auch so richtig auf. Leider blieb es für Miss Zinny der einzige Ausflug in die Schauspielerei.
„Macabro“ ist aber ein im deutschsprachigen Raum ein nahezu unbekannter Film. Bis auf eine Uralt-VHS, aus dem Jahre 1982, die natürlich auch wieder auf dem Index gelandet ist, gab es den Film bisher nicht käuflich in einer deutschen Version zu erwerben. Von Anchor Bay bzw. Blue Underground gibt es zwar eine RC1-DVD, aber die werden ja auch nicht viele zu Hause rumstehen haben. Das es den Film jetzt allerdings wieder in einer passablen deutschen Fassung gibt, liegt an den netten Leuten von CMV-Laservision, die sich diesem Debut-Werk von Herrn Bava angenommen werden. Die Bildqualität ist gut, allerdings muss beim Ton einige Abstriche gemacht werden. Der ist bei beiden Tonspuren doch etwas dumpf geraten und teilweise etwas schwerer verständlich. Auch die Extras sind etwas spärlich ausgefallen. Während die Ami-DVD ein knapp 8-minütiges Interview mit dem Regisseur zu bieten hat, liefert die deutsche Scheibe nur den Original-Trailer, sowie zwei weiteren Filmen aus dem Hause CMV. Und auch die obligatorische Bildergalerie ist mit 1:45 Minuten Laufzeit nicht sonderlich umfangreich ausgefallen.
Und so bleibt unterm Strich ein doch recht interessanter Regie-Erstling von Lamberto Bava, der jedoch im Gegensatz zu seinen bekannteren Werken wie die „Dämonen 1 & 2“, sowie „a blade in the dark“ eher ruhig ausgefallen ist. Ein durchwegs unterhaltsames Psychodrama über ein ewiges Tabuthema, welches jedoch für italienische Verhältnisse überraschend unplakativ daher kommt. Unglücklicherweise hat Joe D´Amato jedoch mit „Sado“ bereits ein Jahr zuvor den eindeutig unterhaltsameren, wenn auch wesentlich reißerischeren Film über die gleiche Thematik abgeliefert. Der italophile DVD-Sammler und Freunde von gepflegten 80er-Jahre-B-Movies werden allerdings an dem Silberling kaum vorbeikommen. Mir hat es trotz fieser Schulterpolster, überdimensionierten Sonnenbrillen und grausiger Flanellhemden für Farbenblinde eigentlich doch gut gefallen. Und daher gibt’s von mir an dieser Stelle trotz einigen Abzügen und meiner allseits bekannten 80er-Aversion immerhin noch 6,5 von 10 verwesenden Fingern.
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@ jogiwan
Danke fürs Review - die Pics sind auch schon fertig. Ich werde es morgen früh gleich fertig machen und Online stellen .
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Review ist nun Online: http://chilidog.project-equinox.de/?page_id=2816
Danke nochmals dafür!!!
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