project: equinoX - Das deutschsprachige DVD und Film Projekt im Internet
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Das junge Model Asuka kommt nach Tokio, um im dortigen Modelbusiness Fuß zu fassen. Doch dieses Unterfangen ist ohne Geld in der Tasche in einer fremden Stadt natürlich alles andere als einfach. Umso mehr ist Asuka daher erfreut, als sie durch ihre Kollegin Aoi einen Schlafplatz bei der mysteriösen Kazumi vermittelt bekommt. Kazumi ist Ex-Model und Einzelgängerin, die gemeinsam mit ihrer Schildkröte im Rotlichtviertel von Tokio lebt. Doch das Zusammenleben mit Kazumi erweist sich als durchaus konfliktbeladen, denn Kazumi ist launisch und exzentrisch und lässt an dem Model-Business und Kazumi kein gute Haar. Doch nach einer anfänglichen Distanz entsteht sogar so etwas wie eine Freundschaft zwischen der schüchternen Asuka und der selbstbewussten und starken Kazumi
Eines Nachts beobachtet Asuka durch Zufall in einem Hotelzimmer gegenüber einen bestialischen Mord und alarmiert die Polizei. Das Opfer wurde mit äußerster Brutalität und Präzision bei lebendigen Leibe seziert und von seiner weiblichen Begleitung findet sich auch nur noch ein abgetrennter Finger im Badezimmer. Die eilig zusammengewürfelte Sonderkommission geht von einem Ritualmord aus, tappt bei den Ermittlungen jedoch vollkommen im Dunkeln. Wenig später stellt sich heraus, dass es sich bei dem ermordeten Opfer um den Talentsucher Kimura handelt, der vor Jahren Kazumi entdeckte und sie seit einem Jahr verfolgte. Und auch mit dessen Begleitung Mayumi hatte die resolute Kazumi so ihre Probleme, die daraufhin ins Zentrum der Ermittlungen rückt.
Der junge Polizist Yusuke glaubt jedoch nicht an die Schuld der resoluten Kazumi und forscht in deren Umfeld genauer nach. Doch vom ohnehin überschaubare Freundeskreis von Kazumi ist nicht viel übrig geblieben. Alle ihre Freunde sind entweder wie die ehemalige Mitbewohnerin Marie vom Erdboden verschluckt, oder frei- oder unfreiwillig aus dem Leben geschieden. Da der Täter jedoch auf allen seinen Opfern einen schwarzen Kussmund mit dem Gift der Engelstrompete als Signatur hinterlässt, wird Yusuke von seinem Vorgesetzten zu einem Profiler a.D. und Toxikologen geschickt, der ebenfalls mehr zu wissen scheint, als er dem unerfahrenen Polizisten zu verraten scheint. Immer mehr verstrickt sich Yusuke in den Ermittlungen über Ritualmorde und mysteriöse Begebenheiten in Kazumis Vergangenheit.
Asuka scheint nach der Tragödie jedoch nun vom Glück begünstigt zu werden. Aus heiteren Himmel erhält sie einen hoch-dotierten Modelvertrag und lernt den sympathischen, aber doch etwas zwielichtigen Fotografen Tatsuo kennen. Dieser ist eigentlich Paparazzi und scheint ebenfalls seit geraumer Zeit Kazumi zu verfolgen. Außerdem hat er von Asuka auch schon am Tatort des ersten Mordes gesehen. Auch Tatsuo scheint ein dunkles Geheimnis zu umgeben. Doch zu diesem Zeitpunkt gehen die blutigen Morde im Umfeld von Asuka und Kazumi weiter und bald türmen sich weitere übel zugerichtete Leichenteile mit schwarzen Lippenabdrücken. Für Yusuka ist klar, dass die Lösung des Rätsels in der Vergangenheit von Kazumi zu suchen ist.
„Black Kiss“ wird ja – allerdings offensichtlich nur im deutschsprachigen Raum - vollmundig als erster japanischer Film mit allen Versatzstücken des italienischen Giallo-Genres angekündigt. Ihr wisst schon, diese vorwiegend italienischen Filme aus den Siebzigern, in denen ein psycho-sexuell-gestörter Killer mit Lederhandschuhen und Rasiermesser durch die Gegend rennt und vorwiegend Models, Schulmädchen oder andere gutaussehende und leichtbekleidete Frauen um die Ecke meuchelt. Und euer Jogiwan ist ja über die Jahre so was wie ein kleiner Gialli-Fan geworden, der bei diesen besonderen Filmen sogar über noch so schwachbrüstige Auflösungen wohlwollend hinwegsehen kann, solange der Soundtrack von Onkel Ennio stimmt. Umso neugieriger war ich natürlich war ich natürlich, als ich das Teil dann in Händen hielt.
Ich möchte mich an dieser Stelle von allen treuen Lesern verabschieden, die wegen dem Stichwort "Giallo" zugeschalten haben. Bitte gehen sie weiter, es gibt hier nichts zu sehen... Und nun zu den werten Menschen der Marketing-Abteilung von I-On New Media: ein unbekannter Killer, schwarze Latex-Handschuhe und ein totes Fotomodell in der ersten Viertelstunde machen aus einem Film noch lange keinen Giallo. Sicherlich sind das Zutaten (das hübsche Wort „Benchmarks“ würde ich in diesem Zusammenhang ja auch nicht unbedingt verwenden) eines gepflegten Giallo, aber das haben auch mindestens 50 Prozent der handelsüblichen Thriller, die einem tagtäglich vor die Linse geknallt werden. Die sogenannten „bis ins Detail durchkomponierten Mordsequenzen“ finden seltsamerweise auch fast zur Gänze im Off statt. Und wer den Film dann bis zum Ende gesehen hat, weiß spätestens nach der Auflösung, dass dieses mit einem handelsüblichen Giallo wohl nur noch herzlich wenig zu tun hat. Zugegeben, auch viele italienische Werke aus den Siebzigern haben haarsträubend-unlogische Auflösungen, die einen ungläubig den Kopf schütteln lassen aber so ein vermurkstes Ende wie bei „Black Kiss“ wäre mir selbst bei einem Bianchi-Werk jedoch noch nie untergekommen.
Irgendwie bin ich jetzt auch in der Zwickmühle. „Black Kiss“ hat mich nahezu 2 Stunden vor der Glotze gefesselt. Ist inhaltlich, sowie inszenatorisch mehr als außergewöhnlich geraten, ist spannend und hat mir gut gefallen. Und dann bekommt man auf einmal einen Schluss vor den Latz geknallt, der so doof ist, dass man am liebsten den Silberling samt Drehbuch in die Tonne kloppen möchte. Vielleicht wäre mein Urteil ja nicht so ausgefallen, wenn mir der Film nicht im Vorfeld als reinrassiger Giallo verkauft worden wäre.
Das 11. Gebot besagt ja eigentlich „du sollst nicht spoilern“, aber an dieser Stelle muss ich es einfach ein wenig tun. Mir hat der Film jedenfalls bis zu seinem Matrix-artigen Catwomen-Ende mit dem Auftragskiller und seinen übermenschlichen Fähigkeiten sehr gut gefallen, dann ging es mit dem Stimmungs- und Spannungsthermometer jedoch mehr als rapide nach unten. Und beim Abspann war ich dann fast ein wenig sauer. Auf Gott, die Welt, Herrn Tezuko und sein mieses Drehbuch und auf die Werbeleute von I-On New Media, die italienische Wörter für japanische Filme missbräuchlich verwenden. Das ich nach dem Film jedenfalls noch stundenlang wach und fassungslos im Bett gelegen hab, mag da dann nur noch teils am Vollmond gelegen haben.
Aber von Anfang an. Der Film beginnt ja sehr vielversprechend mit einem doch recht heftigen Mord in einem Hotelzimmer. Danach beginnt die eigentliche Geschichte, die bereits sieben Tage zuvor beginnt. Die Optik ist dabei stets sehr düster und grünstichig gehalten und hat mir auch sehr gut gefallen. Die Figur der zerbrechlichen Asuka, die in einer unfreundlichen Großstadt durch Zufall an die undurchsichtige und mysteriöse Kazuma gerät, ist auch sehr interessant gehalten. Nach einem kammerspielartigen Drittel in der sich die Frauen näher kennenlernen geht’s dann auch mit den ganzen Morden in die Vollen. Hier beginnt dann ein zweiter Handlungsverlauf, der etwas an „das Schweigen der Lämmer“ erinnert und die Ermittlungen der Polizei bzw die des junge Polizisten Yusuke näher beleuchten. Falsche Fährten werden im Minutentakt gelegt und dem Zuschauer raucht vor lauter Hinweisen, Verdächtigungen, Motiven und dergleichen auch bald mal ordentlich der Kopf. Bis dahin alles super, alles spannend. Toller Cast, stimmige Atmosphäre und eine mehr als gelungene Umsetzung. Ergo: mindestens 8 von 10 Punkte, wenn nicht sogar mehr... Doch spätestens beim letzten (?) Mord hat mich dann schon so ein seltsam ungutes Gefühl beschlichen, welches sich dann am Ende leider vollends bestätigt hat.
Das Drehbuch zu "black kiss" enstand aus einer Kurzgeschichte, die Regisseur Makoto Tezuka bereits vor Jahren geschrieben hat und für den Film neu adaptiert wurde. Nach seinen Film "Hakuchi", den Tezuka als "sehr anspruchsvoll" bezeichnet, hatte er Lust auf einen geradlinigen Genre-Film, einen modernen Triller a la Hitchcock, der das Publikum nicht intellektuell fordern, sondern unterhalten sollte. Da er sich mit den Cast des vorigen Filmes sehr gut verstand, wollte er mit den Darstellern nochmals zusammenarbeiten und besetzte die meisten Rollen in "black kiss" mit den gleichen Darstellern des Vorgängerfilms. In der Entwicklung wurden den 4 Hauptcharakteren unterschiedliche Himmelsrichtungen bzw. Elemente zugeordnet, die in der Chinesiologie generell eine grosse Rolle spielen. Genau diese Elemente sind auch mit unterschiedlichen Charaktereigenschaften besetzt, die sich wiederum in den Figuren wiederspiegeln sollten. Aus dieser Idee heraus entstanden dann die weiteren Konstellationen und Handlungen.
Tezuka gab dem jungen Darstellern die Grundideen vor, lies ihnen jedoch genug Raum für Improvisationen. Das Drehbuch bot dem Cast dabei eine besondere Tücke. So war am Ende zwar die Drehtermine und die einzelnen Szenen bezeichnet, jedoch war die Auflösung der Geschichte nicht vermerkt. Nur ein kleiner eingeweihter Kreis bzw. keiner der Darsteller wusste daher, wer der Mörder ist. Das dieses jetzt auf die Tatsache zurückzuführen ist, dass der Regisseur diese ja auch erst im letzten Moment aus dem Arm gezogen hat, entspringt jedoch vermutlich auch eher der bösen Fantasie des Review-Schreibers. Aber eines noch zum Ende. Die Idee der Auflösung, die Tezuka als Besonderheit seines Filmes anpreist, ist meiner bescheidenen Meinung nach der Tod eines jeden Thrillers. Gegen Ende einfach unmotiviert einen (cyborgischen?) Profikiller mit scheinbar übermenschlichen Fähigkeiten aus dem Ärmel zu zaubern und ein eventuelles Motiv einfach im Dunkelns bzw. der Fantasie des Zuschauers zu überlassen, ist eine Idee, die hoffentlich so bald keine Nachahmer findet. Ich bin jedenfalls gespannt, ob die angedachte Fortsetzung, die das Verhältnis Profikiller und Profiler a.D. näher beleuchten soll, auch tatsächlich realisiert wird.
Wo es aber nichts zu meckern gilt ist wieder einmal bei der Umsetzung der DVD. Die Bild und Tonqualität ist sehr gut und bietet den Film im Original mit zuschaltbaren UT´s, sowie einer gelungenen deutschen Synchronisation. Die Extras hören sich gut an, entpuppen sich jedoch als durchschnittlich. Die „deleted scenes“ und auch das „Making of“ der Spezialeffekte sind kurz und jedenfalls nicht so sonderlich berauschend. Anhand der „deleted scenes“ ist aber schon ersichtlich, wie sehr das Bild in der Postproduktion verändert wurde. Die “Wahrheit über -“ und die „Auflösung des Rätsels von Black Kiss“ sind dann zwei Interviews mit Regisseur Tezuka, der ein bisschen über die Dreharbeiten und seine Intentionen beim Dreh erzählt, dem Namen werden jedoch beide Features nicht ganz gerecht. Weiters sind noch zahlreiche Trailer und TV-Spots auf den Silberling gepresst.
So bleibt „Black Kiss“ ein darstellerisch gelungener, interessanter und handwerklich gut gemachter japanischer Thriller, der bis wenige Minuten vor Schluss eigentlich voll überzeugen kann, dann jedoch so was von stark nachlässt, dass rückblickend beim besten Fall ein mittelmäßiges Fazit zulässt. Ein Film, der mir vermutlich auch besser gefallen hätte, wäre er mir nicht im Vorfeld als Nippon Variante eines Giallos angekündigt worden. Ein von den Einflüssen und Zu- und Zitaten her beinah-überambitioniertes Werk, dem es allerdings – wie so vielen Filmen asiatischer Herkunft in letzter Zeit - an einer halbwegs gelungenen Auflösung fehlt und schlussendlich auch nicht wirklich überzeugen kann. So bleibt vermutlich nicht nur bei mir als Genre-Purist ein unbefriedigtes Gefühl zurück, dass der Regisseur zwar vieles versucht, aber letztlich leider nur wenig geschaffen hat. Giallo-Fans können sich das Teil jedenfalls sparen, denen empfehle ich fürs gelungene Update lieber den ungleich besseren „eyes of crystal“ aus dem Jahre 2004. Fans von optisch-interessant gestalteten Thrillern und asiatischen Filmen können jedoch gerne ein Auge riskieren, aber sagt hinterher nicht, ich hätte euch nicht vor dem Ende gewarnt...
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@jogiwan
Danke für das Review! Wenn die Screenshots kommen, mache ich das gleich mit fertig .
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@ chili: die kommen heute abend!
Die Kritik ist - auch wenn es vielleicht nicht den Anschein hat - eh etwas gemässigter ausgefallen. Über den Schluss hätte ich ja seitenlang motzen können. Genauso wie über die Tatsache, sowas als giallo-esk unters Volk zu bringen. Da hat wohl jemand was am Auge
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jogiwan schrieb:
@ chili: die kommen heute abend!
Die Kritik ist - auch wenn es vielleicht nicht den Anschein hat - eh etwas gemässigter ausgefallen. Über den Schluss hätte ich ja seitenlang motzen können. Genauso wie über die Tatsache, sowas als giallo-esk unters Volk zu bringen. Da hat wohl jemand was am Auge
Alles klar, vielleicht schaffe ich es heute Abend mit fertig zu machen - ansonsten gleich morgen früh .
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Kurze Frage:
...denn Kazumi ist launisch und exzentrisch und lässt an dem Model-Business und Kazumi kein gute Haar.
Ich denke mal es müsste:
...denn Kazumi ist launisch und exzentrisch und lässt an dem Model-Business und Asuka kein gutes Haar. oder?
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Pics sind da - mal schauen vielleicht mache ich es heute Abend oder morgen früh gleich mit fertig.
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Sodele, Review ist nun fertig: http://chilidog.project-equinox.de/?page_id=2760
Vielen Dank nochmals!!!
Die CMV-DVDs gehen morgen an Dich raus, sollten dann am Montag bei Dir in der Firma sein .
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@ chili: cool - danke! Aber könntest du im 6. Absatz den Satz in
...aber so ein vermurkstes Ende wie bei „Black Kiss“ wäre mir selbst bei einem Lamberto Bava-Spätwerk nicht untergekommen.
ändern?
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jogiwan schrieb:
@ chili: cool - danke! Aber könntest du im 6. Absatz den Satz in
...aber so ein vermurkstes Ende wie bei „Black Kiss“ wäre mir selbst bei einem Lamberto Bava-Spätwerk nicht untergekommen.
ändern?
Ok, wird gemacht.
Zum Glück ist "Macabro" ja kein Spätwerk von ihm .
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ich hab ja "midnight ripper" und "delirium" vor kurzem gesehen. Und vor allem letzerer ist ja wirklcih kompletter Käse. Uninspiriert bis zum Anschlag. Ganz mieses 80er-Jahre-Kino
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