project: equinoX Forum

Die attraktive Kate (Chantal Contouri) hat allen Grund glücklich zu sein. Einen erfolgreichen Job in der Kosmetikbranche, ein schönes Haus inklusive Katze und Hausmädchen, einen schnauzbärtigen Architekten namens Derek (Rod Mullinar) als Freund und auch der jährliche Erholungsurlaub steht unmittelbar bevor. Doch die Situation ist alles andere als perfekt: Kate wird überwacht und später ereignen sich in ihrem Haus einige seltsame Situationen. Statt Milch befindet sich plötzlich Blut im Tetra-Pack und Kate sieht sich seltsamen Gelüsten ausgesetzt. Wenig später wird sie von einer mysteriösen Organisation betäubt und entführt.

Als sie wieder zu sich kommt, liegt sie in einem mysteriösen Spital und ist von den Ärzten Dr. Gauss (Henry Silva) und Dr. Fraser (David Hemmings) umringt. Diese erklären Kate auch gleich ohne Umschweife, dass es sich bei der Organisation um eine Vereinigung von Vampiren handelt, die weltweit agieren und ein Netzwerk aus Macht und Einfluss gespannt haben. Und Kate ist der letzte überlebende Nachkomme einer einstmals wichtigen Vampir-Familie und soll nun wieder samt Erbgut in die bestehende Bruderschaft integriert werden. Doch die Erinnerung daran hat das Waisenkind Kate längst verdrängt und auch ihren vererbten Blutdurst durch ihre Willenskraft bislang unterdrückt.

Und genau der soll jetzt wieder geweckt werden. Mit allerlei Tricks versuchen die behandelnden Ärzte in Kate ihren innerlichen Drang nach Blut zu wecken. Wenig später entdeckt Kate auch den Grund, warum die restlichen Besucher des Spitals alle lethargisch und so bleich sind. Sie sind Menschen, denen in regelmäßigen Abständen das Blut abgezapft wird. Dieses wird auf der "Menschenfarm" weiterverarbeitet und dient der Bruderschaft der Vampire als tägliche Nahrung. Als Kate auch noch Zeuge wird, wie ihm Rahmen einer Zeremonie einem Menschen das Blut ausgesaugt wird, versucht sie aus ihrem Alptraum zu fliehen.

Doch die Flucht läuft natürlich schief und ehe sich Kate versieht ist sie auch schon wieder zurück in der medizinischen Einrichtung. Die Bruderschaft wird langsam unruhig und die Ärzte greifen zu drastischeren Mitteln, um Kate von ihrem Weg zu überzeugen. Vor allem Mrs. Baxter (Shirley Cameron) und Mr. Hodge (Max Phipps) sind nicht mehr bereit, sich auf die Vernunft von Kate zu verlassen. Und so wird Kate einer Gehirnwäsche unterzogen und zweifelt zunehmend an ihrer Zurechnungsfähigkeit. Wenig später wissen weder sie, noch der Zuschauer, zwischen Realität und Traum zu unterscheiden. Doch zu diesem Zeitpunkt hat der blutige Alptraum für Kate erst begonnen, denn der Blutdurst ist tatsächlich zurückgekehrt...

Hört der geneigte Filmfan das Schlagwort „Vampir“ fallen ihm  zumeist ein paar Dinge ein. Erstens „Nosferatu“ von Friedrich Murnau mit Max Schreck in der Hauptrolle, der seit dem Jahre 1922 dem Publikum schlaflose Nächte beschert. Dann natürlich auch Christopher Lee als Dracula in den legendären Hammer-Produktionen aus englischen Landen. Auch Francis Ford Coppola hat mit „Dracula“ einen eindrucksvollen Beitrag zu dem Genre geleistet und Filme wie „Blade“ haben den Mythos auch  mit ordentlich Action ins neue Jahrtausend gerettet.
Doch mit all den genannten Filmen hat  der australische Film „Thirst“ a.k.a. „Blutdurst“ aus dem Jahre 1979 nicht sonderlich viel gemein. In „Thirst“ gibt es keine Vampire mit übermenschlichen Kräften, die des Nächtens Jagd auf unschuldige und bevorzugt jungfräuliche Opfer machen. Auch keine Kruzifixe, Holzpflöcke oder Knoblauch-Attacken seitens der eingeschüchterten Bevölkerung. Hier ist auch kein Vampir von den Toten zurückgekehrt und auch ein gewisser van Helsing ist weit und breit nicht zu sehen. Gängige Klischees wurden hier dankenswerterweise beinahe gänzlich unberücksichtig gelassen.

Zugegeben, mit Vampirfilmen hab ich in der Vergangenheit nicht allzu viel anfangen können. Sicherlich kann ich  mich schon für Filme wie die üppig-ausgestattete Dracula-Variante von Francis Ford Coppola begeistern, aber insgesamt hat mich die Vampir-Thematik mit seinen vorgegebenen Genre-Richtlinien doch nie so richtig begeistern können. Immer die gleiche Leier, die halt verschieden interpretiert wird, letztendlich aber doch zu viele Gemeinsamkeiten. Okay, die gibt’s natürlich auch im Zombie-Film, aber  ist halt meine persönliche Meinung...

Aber eines gleich vorweg: „Thirst“ ist ein richtig schönes, kleines Genre-Juwel aus dem B-Bereich, der in der Vergangenheit meiner Meinung nach vollkommen zu Unrecht kaum beachtet wurde. Vermutlich aber auch deswegen, weil „Blutdurst“ laut Netz-Recherche bei Vampir-Hardlinern auch auf wenig Gegenliebe stößt und des öfteren schlecht bewertet wird. Fragt mich nicht warum, keine Ahnung - ich fand den nämlich spannend bis zum Abspann, die Hauptdarstellerin sehr überzeugend  und nebenher ist „Thirst“ auch noch klasse inszeniert .

Die Grundidee von „Thirst“ ist auch sehr originell: die Bedrohung in „Thirst“ geht eben nicht wie üblich von einem einzelnen Vampir, der von den Toten auferstanden ist, aus,  sondern viel mehr von einer weltweit-handelnden Bruderschaft von Vampiren, die sich für eine überlegene Rasse halten und Menschen als Nahrungsquelle in medizinischen Einrichtungen festhalten. Kate ist ein direkter Nachfahre der legendären ungarischen Blutgräfin „Erzsebet Báthory“, hat aber ihren Blutdurst nie richtig entwickelt bzw. durch Willenskraft all die Jahre verdrängt und ein normales Leben geführt. Sie wird entführt um die Bruderschaft wieder zu vereinen und damit dieses geschieht ist – wie man in den kurzweiligen 90 Minuten sieht - den skrupellosen Ärzten und Leitern der „Blutfarm“ auch einiges an Mitteln recht.

Der Film ist wie bereits erwähnt sehr gut in Szene und lebt eigentlich mehr oder minder allein von seiner sympathischen Hauptdarstellerin Chantal Contouri, die ihre Rolle als innerlich-zerissene Kate auch mehr als überzeugend spielt. Es scheint auch der ganze Film auf das Talent der Hauptdarstellerin zugeschnitten. Dagegen verblassen dann selbst Genre-Helden wie David Hemmings („profondo rosso“) oder auch Alltime-Bösewicht Henry Silva  ein wenig. Die restlichen, vorwiegend australischen Darsteller sind eher unbekannt, machen ihre Sache aber auch sehr gut. Vor allem Shirley Cameron dreht als diabolische Mrs. Baxter so richtig auf. Und Rod Mullinar überzeugt durch seinen immensen Retro-Schauzer.

„Thirst“ ist auch das Spielfilm-Debüt von Rod Hardy, der bis zu diesem Zeitpunkt und auch danach vorwiegend zur Serien-Produktionen in Erscheinung getreten ist. Und bei der Inszenierung gibt es auch gar keinen Grund zu meckern. Weder an den Darstellern, noch an den tollen Settings merkt man, dass es sich im Grunde um ein klassiches B-Movie handelt, welches auch gerade mal 750.000 australische Dollar gekostet hat. Vor allem die alptraumhaften Sequenzen, in dem sich Zimmer und Türen zu bewegen scheinen, sind äußerst gut gelungen. Und die Touristen-Führung durch die "Menschenfarm" ist sowieso der Hammer.

Erwähnen möchte ich aber auch den gelungenen Soundtrack von Brian May. Der ist aber nicht – wie ich mir zuerst dachte – ein Viertel von Queen, sondern ein eher unbekannter australischer Komponist, der unter anderem auch für die Vertonung zahlreicher weiterer Filme aus „Down Under“ verantwortlich zeichnet. Unter anderem auch für den in Insiderkreisen berüchtigte „Patrick“, der jedoch für sein Europa-Release einen neuen Soundtrack von „Goblin“ verpasst bekam. Halt dumm gelaufen... Die Musik zu „Thirst“ ist aber recht stimmig, nie aufdringlich und passt hervorragend zu den eher ruhigen und teils-surrealistischen Bildern, die nur sehr selten durch kurze, aber gelungene Splatter-Einlagen unterbrochen werden.

Das Einzige, was man den Film vielleicht vorwerfen könnte, ist  die Tatsache, dass er das anfängliche Tempo und auch die Spannung nicht ganz halten kann. Die Auflösung, wer hinter den Entführern steckt, erfolgt meiner Meinung nach auch etwas zu früh. Gut zwei Drittel des Filmes handeln dann auch von der sogenannten „Konditionierung“ von Kate, was imho vielleicht etwas zu lang ausgefallen ist. Nichtsdestotrotz ist „thirst“ ein spannender und gelungener Film, der mich mit seiner unkonventionellen Geschichte und spannenden Inszenierung überzeugt hat.

Auch die DVD aus dem Hause CMV-Laservision gibt abgesehen vom etwas lieblosen Cover (die amerikanische VÖ ist allerdings noch ein Spur hässlicher) und einem etwas dämlichen Werbespruch auf der Rückseite wenig Grund zur Beanstandung. Das Bild und der Ton gehen vollkommen klar, auch wenn der deutsche Ton teilweise etwas dumpf geraten ist. Wer sich daran stört, kann aber wie gewohnt immer noch auf die mitgelieferte Originalversion ausweichen. Neben zahlreichen Trailern und einer ausführlichen Bildergalerie gibt es auch noch einen Audiokommentar mit Regisseur Rod Hard und dem ausführenden Produzenten Antony Ginnane.

Und so bleibt unterm Strich eine sehr gutes und kurzweiliges B-Movie mit einer sympathischen Hauptdarstellerin und einigen weiteren bekannten Gesichtern, das sich dem bekannten Vampir-Mythos auf recht unkonventionelle und interessante Weise nähert. Auch wenn Vampir-Puristen das vielleicht anders sehen werden, ich fand den richtig klasse gemacht. Spannend und stimmig bist zum Schluss und  weil auch der Lieferumfang passt, bekommt „thirst“ auf jeden Fall mindestens 8 von 10 Blutkonserven. Und wer an „Thirst“ Gefallen findet, dem würde ich den ebenfalls in unseren Breiten eher unbekannten und stark unterschätzten „let´s scare jessica to death“ sehr ans Herz legen. Auch wenn „Thirst“ vermutlich unter normalen Umständen nicht in meinem Einkaufskorb gelandet wäre, ein Blick zahlt sich definitiv aus. Danke CMV-Laservision jedefalls für dieses interessante Release. Der Film hat Biss (haha!) und daher kann es an dieser Stelle auch nur eine Empfehlung geben.

Beitrag geändert von jogiwan (12.July 2007 12:03:04)