project: equinoX - Das deutschsprachige DVD und Film Projekt im Internet
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Im Jahre 2019 sind nach der nuklearen Massenvernichtung große Teile der Erde nicht mehr bewohnbar. Die Menschheit ist nahezu ausgerottet und die wenigen Überlebenden die es noch gibt sind in kleinen Gruppen unterwegs. Sie folgen einem ominösen Funksignal, dass immer wieder empfangen wird und von einer noch bestehenden Zivilisation stammen soll. Die Nahrung ist knapp und außer einer großen Portion Pathos und Hoffnung steht nur wenig am täglichen Speiseplan. Doch in der wüstenartigen Gegend, die es zu durchqueren gilt, türmen sich nicht nur die Leichen, sie birgt auch zusätzliche Gefahren für die hoffnungsfrohen Menschen.
Eine durchgeknallte Truppe von Söldnern ist unterwegs und hat es sich zum Ziel gemacht, den apokalyptischen Auftrag zu vollenden und die Menschheit endgültig vom Erdboden zu säubern. Und dieses Unterfangen wird sehr ernst genommen und mit allerlei sadistischen Gemeinheiten immer wieder sehr eindrucksvoll in die Tat umgesetzt. Angeführt werden die sogenannten Templer vom durchgeknallten One (George Eastman) der mit strenger Hand über seine Krieger wacht. Unterstützt wird er dabei vom unbarmherzigen Shadow (Ennio Girolami) und dem sadistischen Mako (Massimo Vanni), der One eines Tages nachfolgen und sein Werk der Zerstörung vollenden soll. Und ehe man sich versieht ist das Camp des eingangs erwähnte Reisetrupps auch schon dem Erdboden gleichgemacht und alle Reisenden von den Templern getötet worden.
Doch in diesen schlechten Tagen tummeln sich nicht nur schlechte Menschen auf der Erdoberfläche. Es gibt sie noch, die sogenannten Helden und Skorpion (Giancarlo Prete) ist einer von ihnen. Und wie üblich weiß bei dem mythen-umrankten Einzelkämpfer natürlich niemand woher er kommt und schon gar nicht, wohin er geht bzw. mit seinem Fahrzeug verschlägt. Dieses tolle Gefährt mit Totenkopf-Kühlerfigur und Panorama-Kuppel wird von einem jugendlichen Mechaniker und Freund Skorpions (Giovanni Frezza) in Schuss gehalten. Der ist zwar ein richtiger Dreikäsehoch und hat anscheinend leider keinen Namen, ist aber ein wahrer Tuning-Freak und kann auch eine Steinschleuder bestens bedienen.
Als sich wieder einmal eine Gruppe von Templern wieder einmal den sadistischen Gelüsten von Manhunting hingeben möchte, schafft er es, das hübsche aber verletzte Mädchen Alma (Anna Kanakis) aus den Fängen der von Mako und Shadow zu befreien. Doch Mako ist darüber naturgemäß wenig erfreut und plant eigenmächtig, Skorpion zu töten um One dadurch seinen unbedingten Gehorsam zu beweisen. Gemeinsam mit ein paar weiteren Templern macht er sich auf, um Skorpion in einer verwaisten Schottergrube eine Falle zu stellen. Doch der Plan geht erwartungsgemäß schief, als der ominöse Bogenschütze Nadir (Fred Williamson) dem bereits in die Ecke gedrängten Skorpion zu Hilfe kommt. Mako wird von Skorpion auf ziemlich eindrucksvolle Weise getötet und One schwört natürlich Rache.
Wenig später ist ein weiterer Reisetrupp durch die Wüste. Angeführt von Moses versucht der Trupp die gefährliche Wüste zu durchqueren. Skorpion erbittet für die verletzte Alma ärztliche Hilfe, doch der Empfang ist verständlicherweise frostig. Doch natürlich siegt die Menschlichkeit und auch Nadir stillt im Camp erst mal seine fleischlichen Gelüste. Doch Skorpion wird von den Templern verfolgt und bringt die Gruppe so unnötig in Gefahr. Er verlässt das Camp und wird später auch durch von den Templern gefangen genommen und auch böse bestraft. Doch was ist schon ein einzelner abtrünniger Held gegen ein ganze Camp frischer Menschen und so lässt One den verletzten Skorpion zurück und bricht mit seinen Mannen auf, um das Camp dem Erdboden gleich zu machen und alles Leben zu zerstören. Doch natürlich wird unser Held abermals von seinem Schutzengel Nadir gerettet und nach einem Technik-Upgrading vom jugendlichen Mechaniker wird gemeinsam aufgebrochen, den Templern ein für alle Mal das Handwerk zu legen. Es kommt zum finalen Showdown...
Frage: kann man einem geeichten Trashfan mit 31 Lenzen und kiloweise Silber-Schund im DVD-Regal eigentlich noch die Freudentränen ins Gesicht treiben? Und zwar gleich literweise? Gibt’s nicht? Von wegen: was Regisseur Enzo G. Castellari dem mündigen Zuseher mit seinem 1982 gedrehten „Metropolis 2000“ zumutet, spottet wirklich jeglicher Beschreibung. Wenn der werte Enzo nämlich richtig aufdreht, dann rappelt es ordentlich im Karton oder eben – wie in diesem Falle – in der Schottergrube. Da bleibt kein Auge trocken und beinahe kein Wunsch unerfüllt.
„I nuovi barbari“ ist wirklich einer der Filme, wo man zweimal hingucken muss, damit man es einmal überhaupt glauben kann. Mir ist jedenfalls nach ein paar Minuten gleich mal die Kinnlade runtergeklappt und da blieb die auch bis zum Abspann. „Metropolis 2000“ strotzt nur so von absolut absurden Einfällen, grotesken Charakteren, schlechten Frisuren und billiger Ausstattung, so wie man es nur selten in derart gebündelter Form zugemutet bekommt. Aber er rockt von der ersten Sekunde bzw. gesprengter Pappkulisse an bis zum pathetischen Ende. Man nehme einen abgehalfterten und abgebrühten Anti-Helden, George Eastman samt durchgeknallter Söldnergang in weissen futuristischen Klamotten, aufgemotzten Golfwägen und den schlechtesten Frisuren der italienischen Filmgeschichte, einen schwarzen Bogenschützen mit explosiven Nespresso-Kapseln, zwei Schönheiten mit üppigen Frisuren und maximal 5 Sätzen Text und fertig ist die ultratrashige Actionkomödie, die jeden Filmfan in den siebenten Müllhimmel führen wird.
Auf so was muss man erst mal kommen: eine durchgeknallte Söldnergang, die den Planeten Erde von der Menschheit säubern will. Warum die sogenannten Templer jetzt aber als „Krieger der Rache“ das apokalyptische Werk vollenden möchten, bleibt irgendwie im verborgenen. Die im Film kurz erwähnte Gründung einer neuen Rasse funzt ohne weiblicher Beteiligung vermutlich ja auch nicht so gut. Und so bleiben die Motive der lustigen Gesellen ja irgendwie doch im Dunkeln. Ist aber auch egal, solange die Optik passt. Und die tut es alle Mal. Die Söldner sehen nämlich allesamt wie eine Mischung aus „Starlight Express“ und „Rocky Horror Show“ aus, wobei es George Eastman mit seinen weissen Strähnchen wohl noch am Besten erwischt hat. Und Herr Eastman und seine recht unkonventionelle Art und Weise dessen Feinde zu bestrafen, wird so wie die Templerische Bestrafungs-Bück-dich-Apparatur wohl so einigen italienischen Vorstadt-Tunten (und nicht nur diesen) feuchte Träume beschert haben.
Aber auch unser Held ist nicht von schlechten Eltern. Irgendwie wirkt Timothy Brent a.k.a. Giancarlo Prete auf den ersten Blick ja etwas lustlos und verblasst auch etwas neben Herrn Eastman, er hat dafür aber eine tolle Karre mit allerlei netten Features, die jeden Tuning-Fan wohl vor Neid erblassen lassen würde. Ganz toll auf jeden Fall die grün-beleuchtete Panorama-Plexiglas-Kuppel oder die Bedienung per Joystick. Ganz toll aber auch sein laser-resistentes Superhelden-Kostüm am Ende des Films. Leider hat es Skorpion seltsamerweise trotz körperlichen und schauspielerischen Höchst-Einsatz weder auf das schicke Cover noch auf die Rückseite der DVD geschafft.
Was ich aber auch auf keinen Fall unerwähnt lassen möchte, ist das tolle futuristische Sound-Design. Denn wenn die tollen Karren der Protagonisten in die Gänge kommen fühlt man sich an die seeligen Zeiten eines „Turbo Outruns“ auf dem C64er erinnert. Also 16 bit-Gefiepe, dass einem die Ohren schlackern. Und auch die unsichtbaren Kugeln aus den Pistolen und Gewehren machen ganz tolle Geräusche, die aber leider nicht so recht mit dem Gesehenem harmonieren wollen. Jeder andere Regisseur hätte in der Postproduktion wohl noch irgendwelche Effekte eingefügt, aber Castellari hat die Kohle wohl lieber für weiteres PVC-Material und Alu-Fässer für die ähm... extrem futuristischen Settings ausgegeben….
Enzo Girolami Castellari ist am 29.07.1938 in Rom geboren und ist einer der Regisseure, der wohl maßgeblich am italienischen Kino-Boom beteiligt war, wobei sich dieser hauptsächlich auf sogenannte Poliziescos, also Polizeifilme und Western spezialisierte. Ursprünglich hat Enzo Architektur studiert und feierte auch als Boxer einige Erfolge, bevor er durch sein familiäre Umfeld zum Film kam. Sein bekanntester Film ist wohl der Western „Keoma“ mit Franco Nero, für das auch George Eastman (a.k.a. Luigi Montefiori) das Drehbuch verfasste, welches jedoch beim Dreh mehrfach umgeschrieben wurde. Anfang der Achtziger führte Castellari dann bei einigen Endzeit-Filmen wie eben „i nuovo barbari“ oder auch „the riffs – die Gewalt sind wir“ Regie und wandte sich nach dem Niedergang des italienischen Kinos Fernsehproduktionen zu.
Zu George Eastman muss man ja nicht großartige Worte verlieren. Das der Hüne mit seiner Leinwandpräsenz jeden Film adelt ist ja hinlänglich bekannt. Weniger bekannt ist mir hingegen Giancarlo Prete. In seiner Filmografie taucht ja nur ein Film („black belly of the tarantula“) auf, der mir persönlich bekannt ist. Wie ich herausfinde konnte, ist Herr Prete zu Lebzeiten wohl Stuntman gewesen und so ins Filmbusiness geraten. Außer ein paar Western hat er aber keine (ich lasse mich gerne korrigieren) sonderlich nennenswerten Filme gedreht. Erwähnen möchte ich aber an dieser Stelle auch noch Fred Williamson, der den meisten unter uns wohl durch seine Mitwirkung bei „from dusk till dawn“ bekannt sein dürfte.
Die DVD aus dem Hause CMV Laservision bietet diese absolute Perle des Endzeit-Genres im Rahmen der Trash-Collection neben einem ausgesprochen netten Cover ungeschnitten in der deutschen und englischen Sprachversion. Die Bild und Ton-Qualität geht voll ok und bietet keinen Grund zur Beanstandung. Nebenher gibt’s auch noch einen Audiokommentar vom Regisseur himself in Englisch, den deutschen Titelvorspann, eine kurze Bildergalerie, sowie den Trailer zum Film.
Für mich ist „Metropolis 2000“ ein – wenn nicht sogar DAS – Highlight der Trash-Collection. Endzeit-Trash, der wildesten Sorte, der rockt und mit seiner geballten Infantilität kein Auge trocken und Herz unberührt lässt. Und wenn die Italiener so richtig aufdrehen, dann können die rechtkonservativen Australier auch gleich einpacken. 87 Minuten erstklassige Unterhaltung mit einem gewohnt grandiosen George Eastman, reihenweise skurrilen Einfällen, schrägen Charakteren, billigen Settings, viel Plastik und Haarspray, sowie einer Extraportion Schottergruben-Flair. Wenn so die Zukunft wird – bitte gerne! Und daher: zwei mutierte Daumen nach oben, 12 von 10 Mülltonnen und eine eindringliche Kaufempfehlung an dieser Stelle. Sehr, sehr geil!
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@ jogiwan
Japp, sind gestern auch angekommen - Review mache ich dir nachher gleich mit fertig .
Danke nochmals!!!!
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Hehehe, cooles Review mal wieder: http://chilidog.project-equinox.de/inde … ge_id=2447
Der Seitenhieb auf Mel Gibson am Ende musste ja von dir kommen .
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chilidog schrieb:
Der Seitenhieb auf Mel Gibson am Ende musste ja von dir kommen .
Huch... genau, der Alk-o-Mel ist ja Australier - so ein Zufall
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jogiwan schrieb:
chilidog schrieb:
Der Seitenhieb auf Mel Gibson am Ende musste ja von dir kommen .
Huch... genau, der Alk-o-Mel ist ja Australier - so ein Zufall
Gerade kam eine sehr begeisterte e-mail von Andreas Strassmann (cmv):
Nabend Sven,
geil, geil und nochmals geil! ;o)
Vielen lieben Dank! )
Beste Greetz,
Andreas
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