project: equinoX - Das deutschsprachige DVD und Film Projekt im Internet
Sie sind nicht angemeldet.
Eine Gruppe von Arbeitern stößt bei Bauarbeiten in Athen auf eine Höhle, die auf keiner Karte verzeichnet ist. Drei Wagemutige steigen hinab und werden kurz darauf von etwas Unheimlichen angegriffen. Jedoch kann sich keiner der Beteiligten später daran erinnern und man geht weiter den gewohnten Dingen nach. Ein Arbeiter hat ein Date mit Dimitra auf einer Party, ein Anderer sieht sich ein Fußballspiel in einem Stadion an. Janis, auch einer der Bauarbeiter sitzt zu Hause bei seiner Familie vor dem Fernseher. Am Abend bricht jedoch bei allen, die zuvor in der Höhle waren eine seltsame Krankheit aus. Die Augen der Betroffenen röten sich und sie verspüren einen unstillbaren Hunger auf frisches Menschenfleisch, der auch gleich gesättigt wird. Panik bricht im Stadion und auch auf der Party aus, den auch die Gebissenen sind sofort infiziert und gehen ihrerseits auf alles Lebende los.
Und so fällt auch wenig später Janis über seine Frau her und beisst ihr ein erst mal ein herzhaftes Stück Fleisch aus ihrer Schulter. Seine geschockte Tochter Jenny kann nur mit Mühe gemeinsam mit einer Nachbarin entkommen. Auch Dimitra entgeht knapp den Bissen der Infizierten und flüchtet mit dem durchgeknallten Taxilenker Agyris und einer weiteren Person in eine Tiefgarage. Jenny und ihre Nachbarin treffen auf ihrer Flucht durch die Strassen der Stadt auf den bewaffneten Meledis und einen Soldaten. Das Kriegsrecht ist mittlerweile ausgerufen und Hilfe von außen scheint äußerst unwahrscheinlich. Als Agyris und Dimitra ihr Versteck verlassen, treffen sie auf die anderen Überlebenden und gemeinsam entscheiden sie, auf eigene Faust aus der Stadt zu flüchten. Doch das ist alles andere als einfach, wenn es von sogenannten Zombies doch nur so wimmelt...
Griechenland ist dem geneigten Genrefan ja bisher nicht unbedingt durch ein hohes Output an Filmen bekannt. Die IMDB listet zwar inklusive Co-Produktionen insgesamt über 3500 Filme aus griechischen Landen, allerdings sind da wohl auch nur eine Handvoll Horrorfilme darunter, von denen mir spontan jetzt außer „die Teuflischen von Mykonos“ auch gar keiner einfallen will. Mit „evil“ bzw. „to kako“ im Original entert nun auch der erste griechische Zombie-Film den deutschen Markt. Der Film von Yorgos Noussias aus dem Jahre 2005 wird ja vollmundig in der Tradition von „dawn of the dead“ (Remake) und „28 days later“ angekündigt. Und das, plus griechischen Exoten-Bonus würde wohl jeden Zombie-Fan der alten Garde neugierig machen.
Außer der mehrfach durchgekauten Grundthematik hat „evil – to kako“ jedoch nicht viel mit den beiden Erstgenannten gemein. So ist der griechische Film eher dem Fun-Splatter-Low-Budget/Amateur-Bereich zuzuordnen und auch Gesellschafts- oder Konsumkritik sucht man vergeblich... Die großen Vorbilder werden zwar ausgiebig zitiert, ohne jedoch annähernd deren Klasse zu erreichen. „In der Tradition von“ bedeutet dann auch eher „munter abgekupfert von...“. Aber okay, für Filme aus dem Amateur-Bereich bin ich sowieso nicht der richtige Rezensent und bei „evil“ krankt es halt auch wieder mal auf allen allseits bekannten Ecken und Enden. Wer bisher wenig mit Filmen aus dieser Schublade anfangen konnte, wird auch mit „evil“ nicht bekehrt werden.
So wurde zugunsten der breit-ausgewalzten Gore-Effekte auf eine eigentliche Geschichte verzichtet. Die Protagonisten sind wie üblich bunt-zusammengewürfelt und stehen flüchten tagelang durch eine verseuchte Stadt und werden in regelmäßigen Abständen von Infizierten bzw. nennen wir sie wohlwollend Zombies, angegriffen. Neue Personen kommen ab und an hinzu, nur um wenige Sekunden später wieder effektvoll ausgeweidet und selbst infiziert zu werden. Eine tiefergehende Charakterisierung findet nicht statt. Vielleicht auch zum Glück, denn das größte Manko des Filmes sind einfach seine unsympathischen Charaktere. Vor allem dem supernervigen Taxifahrer mit seinem Fußleck-Fetisch (???) wünscht man spätestens nach 10 Minuten das baldige und stilvolle Abnippeln an den Hals. Der Elitesoldat mit seinem psychopathischen Grinsen ist ebenso unglaubwürdig wie das Alter von Jenny, das wohl für den einzig erheiternden Moment bei mir gesorgt hat. Viel mehr passiert dann auch nicht.
Die Dialoge sind wie das Verhalten der Akteure leider wirklich strunzdumm und sollen dann aber vermutlich witzig sein. Über gewisse Aspekte der Handlung sollte man sich ohnehin nicht zu sehr den Kopf zerbrechen. Filmfehler.de wird jedenfalls, falls sich jemand die Mühe macht, viel Freude an dem griechischem Film haben. Jedoch hat mir auch der sogenannte Humor des Filmes – falls überhaupt vorhanden - überhaupt nicht zugesagt. Von der pointierten Situationskomik eines „Shaun of the dead“ ist das Amateur-Werk dann auch meilenweit entfernt. Wenig Verwunderlich, dass eher griechischer Wein als Humor weltweiten Bekanntheitsgrad hat. Und wo eben genannter Film auch noch einen liebevollen Soundtrack zu bieten hat, besticht „evil“ durch nervige und billigen Technomucke, als hätte es die letzten 10 Jahre in der elektronischen Musik-Entwicklung nicht gegeben.
Aber genug gemotzt: zweifelsohne sind auch einige positive Aspekte zu vermerken. So sind Regisseur Yorgos Noussias auch ein paar gute Aufnahmen gelungen. Vor allem die Aufnahme der leeren Innenstadt von Athen und die Zeitraffer-Aufnahmen kommen im Film wirklich gut. Es werden verschiedene Techniken, wie z.B. Splitscreen eingesetzt und viele Szenen wurden in der Post-Produktion zusätzlich bearbeitet. Der Look des Filmes geht dann eigentlich für eine Amateur-Produktion auch mehr als in Ordnung. Erstaunlich find ich ja nur, dass Noussias mit einem höheren Budget „nur“ die Effekte verbessert hätte. Die sind ja eigentlich okay und ich hätte das Geld in ein besseres Drehbuch, Locations oder Schauspieler investiert. Und so hält sich die Trauer, dass der Jungregisseur seinen Ertrag lieber – wenn’s denn stimmen sollte - in eine eigene Ouzo-Fabrik als in einen neuen Film investieren möchte, dann auch in Grenzen.
Die handgemachten Gore-Effekte sind wie bereits erwähnt angesichts ihrer doch billigen Machart mehr als gelungen. Es wird gesplattert als gäbe es kein Morgen und von der Gabel bis hin zum Kerzenständer so ziemlich alles zweckentfremdet in menschliche Körper gestoßen. Körperteile fliegen im Akkord durch die Gegend und das sieht dann nicht nur sehr derb, sondern meist auch sehr realistisch aus. Da es in Griechenland so etwas wie Horrorfilme eigentlich auch nicht gibt, konnte man natürlich nicht auf ein entsprechenden Know-How zurückgreifen. Und da auch kein großes Budget zur Verfügung stand, enstand das meiste der Make-Up- und Splatter-Effekte auch eher aus der Improvisation heraus. In vielen Szenen wurde weiters einfach auf das im Vorfeld verfügbare Material der beiden FX-Künstler zurückgegriffen und in die Handlung eingebaut. Und da muss ich ehrlich sagen: Hut ab! Und noch was: bei manchen Szenen frage ich mich wirklich, wie die so ohne weiteres durch die FSK-Prüfung gekommen sind.
Die DVD aus dem Hause Sunfilm bringt den 83minütigen Film mit etwas lieblos-gestalteten Cover und allerlei Bonusmaterial. Die Bildqualität geht in Ordnung. Teils grobkörnige Bilder sind ja durchaus vom Regisseur gewünscht um eine dreckigere und rohere Atmosphäre zu erzeugen. Der Ton und die Synchronisation gehen ebenfalls in Ordnung und alternativ kann „evil“ auch in der griechischen Originalversion inklusive deutscher Untertitel angesehen werden. Als Specials warten eine (!) Deleted Scene, ein kleines Making-Of, die Entstehung der Spezialeffekte und ein kurzes Interview mit Regisseur Yorgos Noussias. In diesem erzählt der junge Regisseur allerlei über die Entstehung des Filmes, seine Inspiration und seine Pläne für die Zukunft. Obligatorisch natürlich der Trailer zum Film, eine Trailershow und vier mehr oder minder humorvolle Kurzfilme aus dem Umfeld des Regisseurs.
Und so bleibt unterm Strich ein eher uninspiriertes, wenn auch sehr blutiges Zombie-Flickwerk, dass aufgrund seiner nicht-vorhandenen Geschichte und mangels Humor trotz gelungener Effekte nicht ganz überzeugen kann. Der Regisseur hatte wohl einige Szenen im Kopf, das ganze jedoch zu einen durchgehend guten Film zu verknüpfen ist dann jedoch nicht gelungen. Irgendwie ist er für meine Verhältnisse auch viel zu wenig eigenständig und nachhaltige Eindrücke zu hinterlassen. Wäre er witziger, oder wären seine Charaktere nicht so derartig oberflächlich und teils unsympathisch angelegt, hätte man sicherlich wesentlich mehr erreichen können. Die gore-technisch- und alkohol-geeichte Filmrunde wird mit „Evil“ jedoch sicherlich viel Spass und Freude haben. Mir war es dann trotz der ein oder anderen guten Szene und griechischem Exoten-Bonus dann doch ein bisschen zu wenig. Schade eigentlich!
Beitrag geändert von jogiwan (04.June 2007 14:02:02)
Offline
@Jochen,
ich mache das Review entweder morgen, oder am Donnerstag mit fertig - da ist ja Feiertag und ich habe da viel Zeit .
Vielen Dank für das Review!
Offline
Hätte ja gern was Positiveres oder ein paar Zeilen mehr geschrieben, aber ganz unter uns - mir hat "evil" ja sowas von überhaupt nicht gefallen... stumpfsinnige Splatter-Action für geistig Verarmte und die, die es noch werden wollen. Und dann noch das selbstbeweihräuchernde Bonusmaterial... ärgerlich!
Offline
jogiwan schrieb:
Hätte ja gern was Positiveres oder ein paar Zeilen mehr geschrieben, aber ganz unter uns - mir hat "evil" ja sowas von überhaupt nicht gefallen... stumpfsinnige Splatter-Action für geistig Verarmte und die, die es noch werden wollen. Und dann noch das selbstbeweihräuchernde Bonusmaterial... ärgerlich!
Hmmm, naja kann ja nicht immer klappen .
Hoffe das dir wenigstens die beiden CMV-Titel gefallen .
Offline
@jogiwan
Review ist nun Online: http://chilidog.project-equinox.de/?page_id=2431
Offline
jogiwan schrieb:
@ chili: hehe, danke!
Bin die nächsten Tage leider etwas arg eingespannt, das nächste Review folgt dann nächste Woche!
Ok, kein Thema. Danke für die Info.
Offline