project: equinoX - Das deutschsprachige DVD und Film Projekt im Internet
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Ein japanischer Verleger plant die Anlage eines neuartigen Freizeitparks, in dem die geneigten Besucher den exotischen Flair der Südsee genießen können, ohne Japan verlassen zu müssen. Zu diesem Zweck engagiert er einige Forscher und Reporter , die im südlichen Pazifik ein paar außergewöhnliche Tierarten einfangen und Pflanzen ausbuddeln sollen, die dann in dem Themenpark zum Einsatz kommen sollen. Nach einigen Wochen auf Schiff bzw. hoher See gelangt die bunt-zusammengwürfelte Truppe auch bald auf eine Insel namens Obelisk, auf der ein eindrucksvoller Vulkan auch grad ordentlich Gas gibt.
An Land gegangen stößt die Mannschaft auch gleich auf ein paar Eingeborenen, die entgegen alter italienischer Tradition jedoch keine Kannibalen sind. Das Volk ist friedlich und scheint einen Gott namens Gappa zu verehren und die Forscher werden eindringlich davor gewarnt, dessen Zorn zu erwecken. Doch wie in Abenteuerfilmen üblich, werden die Warnungen der Einheimischen natürlich in den Wind geschlagen. Zwei Reporter machen sich auf um die Gegend der nahezu unberührten Insel ein bisschen zu erkunden. Und nach allerlei historischen Sehenswürdigkeiten finden Itoko und Kurosawa einen Höhleneingang, der praktischerweise soeben durch ein Erdbeben freigelegt wurde. In der Höhle finden die beiden neben einer idyllischen Thermenlandschaft auch ein paar prähistorischen Knochen, sowie ein riesiges Ei. Und wie es der Zufall bzw. Drehbuchautor will, schlüpft auch wenig später auch tatsächlich ein kleines, seltsames und quietschfideles Wesen.
Die Forscher sind angesichts dieser Entdeckung natürlich total begeistert und bringen das vermeintliche Echsen-Junge entgegen allen Einwänden und Warnungen der Eingeborenen nach Japan, wo es nach ein paar wissenschaftlichen Untersuchungen und einem Dressur-Kurs als große Attraktion im eingangs erwähnten Freizeitpark dienen soll. Doch wie der erfahrer Filmfreund natürlich bereits erahnen kann, ist das Gappa-Junge war natürlich nicht allein auf dieser Welt und Papa-Gappa und Mama-Gappa natürlich mächtig sauer über diese doch etwas ungewöhnliche Art der Kindesentführung.
Flugs machen sich die beiden mit einer ordentlichen Portion Zerstörungswut im Gepäck auf, um das verlorene Junge wieder zurück auf die idyllische Insel zu bringen. Und so werden erst einmal ein paar küstennahe Orte sehr eindrucksvoll in Schutt und Asche gelegt, bevor sich die beiden in Richtung Tokyo aufmachen und dort ordentlich aufzumischen. Vom Militär eingesetzte Waffen sind natürlich vollkommen wirkungslos und verschlechtern die Laune der Erwachsenen-Gappas zusätzlich. Und so braucht es schlussendlich zwei unschuldige Kinder und die warmherzigen Gefühle einer Frau, um die Gappa-Familie wieder zu vereinen und somit Welt zu retten…
Im Jahre 1954 drehte ein findiger Regisseur namens Ishiro Honda einen Film über ein prähistorisches Monster, dass durch Atomtests geweckt wird und in blinder Wut alles zerstörte, was sich ihm in den Weg stellte. Der Film bzw. das putzige Tierchen hieß Godzilla und begründete mit seinem wirtschaftlichen Erfolg, seinen Special-Effekts und Aufarbeitung des japanischen Atombomben-Traumatas ein eigenes Film-Genre namens „Kaija“ und beflügelte zahlreiche Regisseure zu noch zahlreicheren Sequels und Plagiatsfilmen, die mehr aufgrund (vor allem im deutschsprachigen Raum) ihrer fantasievollen Titelgebung, als durch spannende Ideen von sich reden machten.
Der 1967 von Haruyasu Noguchi gedrehte „Gappa – Frankensteins fliegende Monster“ hat nicht nur einen äußerst gewagten Titel, der in keiner Relation zum Inhalt steht, sondern bietet wohl auch noch die niedlichsten und sympathischsten Monster des Kaija-Genres und als Krönung des Ganzen noch eine herrlich-unlogische Story als Grundlage für eine Unzahl herrlich-naive Spezialeffekte, bei denen kein Auge bzw. Spielzeugpanzer trocken bleibt. Okay, Baby-Gappa sieht aus wie ein mutierter Kanarienvogel und auch die Gappa-Eltern sind alles andere als gruselig, nichtsdestotrotz sorgen die beiden Tierchen nach einer etwas zu langen Vorgeschichte für ein paar hübsche Zerstörungsorgien. Aber im Grunde sind die Monster sind ja auch ziemlich harmlos gegen den durchgeknallten Verleger und seine Pläne für seinen Freizeitpark, von dem auch die – meiner Meinung nach – wahre Bedrohung ausgeht.
Die Geschichte des Jungtieres, dass aufgrund wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Überlegungen entführt wird und deren Eltern mit Vehemenz und sehr eindrucksvoll das Sorgerecht zurückfordern, ist ja auch nur ein Teil des Filmes. Nebenbei bietet der Film ja auch noch Platz für eine zarte Liebesgeschichte zwischen Itoko und Kurosawa, die in der internationalen Fassung jedoch etwas rausgeschnitten wurde. Das längere, japanische Ende, das im Bonus-Bereich zu finden ist, hab ich aufgrund sprachlicher Barrieren nicht ganz verstanden, aber ich nehme stark an, dass die beiden da doch zusammenkommen. Aber auch mit oder ohne Love-Story bleibt beim berührenden Ende kein Auge trocken, wenn auch eher vor Lachen. Wie sich die Gappas gegenseitig in die Arme bzw. Flügel fallen und auch die ersten unbeholfenen Flugversuche des Baby-Gappas sollte man ja schon gesehen haben.
Zu den Effekten muss ja auch nicht viel gesagt werden. Neben den üblichen Miniatur-Zerstörungsorgien im Playmobil-Land und Blue-Screen-Gedöns gibt es auch noch ein hübsch-montierte Killerwelle für das geneigte Auge des Betrachters. Gut gelungen auch die Szenen in der Höhle bzw. auf der Insel, bei der man sich wohl auf keine einheitliche Vegetation einigen konnte. Highlight sind aber sicher die beiden bemitleidenswerten Darsteller in ihren Echsenvogel-Kostümen, die durch eine Halle mit explodierenden Silvester-Knallereien gejagt werden und neben Styropor-Bauten zerlegen müssen, die sich bei bloßer Berührung bereits in ihre Bestandteile auflösen. Ganz groß aber auch das Eingeborenen-Völkchen, bei dem einfach in Ermangelung authentischer Schauspieler einfach ein paar japanische Schauspieler dunkel angemalt wurden, die dann ein bisschen in freizügiger Wäsche in der Gegend herumhüpfen. Klingt lustig? Ist es auch und neben ein paar weiteren Dialogszenen natürlich herrlich politisch-unkorrekt. Das sollte aber nicht allzu ernst genommen werden.
In seiner Ursprungsfassung war „Gappa“ mit all seinen liebenswerten Verfehlungen und vermenschlichten Monstern auch eher so was wie eine Satire auf das gesamte Genre des Kaiji-Films. Doch von diesem ist in den unterschiedlichen Schnittfassungen und der deutschen Synchronisation nicht viel übrig geblieben. In der japanischen Version gibt es ja auch noch einen rockigen Track mit lustigen Textzeilen wie „sayonara Nippon, sayonara Gappa“, der auch im DVD-Menü kurz und beim japanischen Alternativ-Ende länger zu hören ist. Warum allerdings ausgerechnet Frankenstein im deutschen Titel herhalten muss, wird wohl auf ewig ein Geheimnis der PR-Firma bleiben. Im englisch-sprachigen Raum heißt der Film ja dann auch treffender „Gappa, the triphibian Monster“. Da aber vermutlich die angepeilte Kundschaft, sowie Durchschnittsblondine mit diesem Fremdwort - das übrigens „gleichzeitig zu Lande, See und in der Luft“ bedeutet – wenig anfangen kann, wurde wohl der leichtgängigere Titel gewählt.
Woran es aber überhaupt nichts zu meckern gibt, ist die DVD aus dem Hause CMV-Laservision. Diese verfügt über ein gutes Bild, dass nur bei einigen Szenen etwas zu weichzeichnerisch und zu dunkel aufgefallen ist. Aber ich führe das jetzt mal auf das Ausgangsmaterial zurück. Neben der deutschen Version gibt es auch die japanische Sprachfassung, die allerdings in Ermangelung deutscher Untertitel wohl nicht so recht Freude machen will. Der Bonusbereich ist ausserordentlich üppig ausgefallen und so gibt es neben zahlreichen Trailer, das bereits erwähnte, alternative Ende und auch erweiterte Monsterszenen, die den Karton noch weiter rappeln lassen. Ein kurzes Featurette über die Dreharbeiten und eine umfangreiche Bildergalerie runden das schöne Gesamtbild ab.
So ist „Gappa“ ein unterhaltsamer Vertreter des japanischen Monsterfilmes, der sehr sympathisch daherkommt, aber aufgrund einiger Mängel Kaiji-Hardlinern vermutlich jedoch auf eher wenig Gegenliebe stoßen wird. Aber weil ich ja wenig Erfahrung auf diesem Gebiet hab, und nebenbei nicht pedantisch wirken möchte, gibt’s von mir an dieser Stelle auch eine Empfehlung. Da ich im Grunde meines Herzens noch immer ein Kind bin, dass am liebsten seine Legosammlung aufbaut um es danach wieder kaputtzumachen und ich mich an der zu Herz-gehenden Geschichte auch nicht störe, gibt’s zwei erhobene – wenn auch mutierte - Daumen. Und der taschengeldfreundlich Preis, das tolle Cover und die spektakulär-unspektakulären Effekte tun das Übrige: Go Gappa, go!
Beitrag geändert von jogiwan (26.February 2007 11:10:36)
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@jogiwan
Spaßiges Review wieder .
Ist nun auch Online: http://chilidog.project-equinox.de/?page_id=2156
Vielen Dank nochmals dafür!
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