project: equinoX - Das deutschsprachige DVD und Film Projekt im Internet
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Der Streberstudent Steve (Wade Tower) und seine entzückende Freundin Carol (Mona Van Pernis) besuchen ein Seminar über filmische Abhandlungen berühmter Verbrechen. Gehalten wird der Kurs von Professor Richard Harwell (Tom Schreier), der als Cineast zu diesem Thema auch allerlei zu erzählen weiß. Als erstes steht auch gleich einer der bekanntesten Mörder der (Film-)Geschichte auf dem Programm. Jack der Ripper, der am Ende des 18. Jahrhundert unter den unterprivilegierten Prostituierten ein bisschen chirurgische Eingriffe mit anschließender Todesfolge vollzogen hat. Als Einstieg in die Welt der psychopathischen Mörder in Film, Funk und Fernsehen natürlich gut gewählt.
Doch die Welt der Mörder ist nicht das einzige Interessensgebiet des sympathischen Professors. Auch für seine Freund Cindy (Andrea Adams), einer begnadeten Tanzlehrerin, bleibt natürlich genügend Zeit. Und Cindy hat in einem schmuddeligen Antiquitätengeschäft einen tollen Basic-Instinct-Bettrahmen aus Messing gesehen, den sie unbedingt käuflich erwerben möchte. Doch dieser kostet horrende 50 Dollar und würde daher eindeutig das Haushaltbudget der zierlichen Tänzerin sprengen. Und was ist da naheliegender, als den Freund dafür bezahlen zu lassen. Doch Prof. Harwell ist eher an einem klobigen Ring interessiert, den die schrullige Inhaberin zum Verkauf anbietet und die beiden ziehen unverrichteter Dinge wieder ab.
Wenig später stößt Prof. Richard bei seinen Recherchen für sein Seminar in einem neu erschienen Buch auf einen Ring, den Jack the Ripper angeblich an einem seiner Tatorte verloren haben soll. Und natürlich handelt es sich bei diesem ominösen Stück natürlich um den Ring, den der Professor tags zuvor in dem Geschäft bereits am Finger hatte. Die Neugier ist geweckt und nach ein paar harmlosen Komplikationen ist das Teil dann auch käuflich erworben. Kaum den Ring auf den Finger gestülpt, hat Richard auch schon eine seltsame Vision: er schneidet seiner Cindy in einem Theater die Kehle durch und weidet sie auch noch aus bis er das noch pumpende Herz seiner Freundin in Händen hält. Cindy ist jedoch von seinem Alptraum wenig beeindruckt und schimpft auch erst einmal über den zweifelhaften Filmgeschmack ihres Freundes.
Am nächsten Tag erfährt Richard von seinen Studenten, dass tatsächlich einer Frau in einem Theater die Kehle durchgeschnitten wurde und ist entsetzt. Doch das ist erst der Beginn einer blutigen Mordserie, in der allerlei Mädels nach dem Muster der Ripper-Morde effektreich ins Jenseits befördert werden. Die Polizeit steht wieder einmal vor einem Rätsel und glaubt an einen Nachahmungstäter, der sich in der Gruppe des Professors befinden könnte. Doch als auch noch die blonde Carol vor den Augen ihres Freundes Steve ermordet wird, recherchiert dieser auf eigene Faust. Bald gerät Professor Richard als Tatverdächtiger in sein Visier. Ist Prof. Harwell der Killer, ist Jack the Ripper durch den ominösen Ring zurückgekommen oder hat er gar von Prof. Harwell Besitz ergriffen? In einem alten Lagerhaus kommt es zur Auflösung dieser ähm… spannenden Frage und zum ultimativen Showdown...
Frage an die Experten: was ist modrig, muffig und macht seltsame Geräusche? Korrekt! Der richtige Jack the Ripper, der angesichts dieses Filmes im Grab rotiert. Denn wer sich auch immer hinter der Identität des legenden-umrankten Mörders, der im Lauf der Geschichte zahlreiche Autoren, Regisseure und Kriminologen beflügelt hat, verborgen hat – das hätte er wohl nicht verdient. Das was Regisseur Christopher Lewis samt Ensemble mit der Amateur-Gurke „The Ripper“ dem Zuschauer zumutet fällt eigentlich auch schon unter das Betäubungsmittelgesetz. So eine Schlaftablette müsste eigentlich rezeptpflichtig sein. Man nehme die Optik einer Folge „California Clan“, vermische diese mit dümmlichen Dialogen und einer komplett erschütternden 80er-Jahre-Tanz-Choreografie a la Flashdance und würze das Gemurkse anschliessend noch mit ein paar deftigen Gore-Effekte: Voila - fertig ist das abstruse Werk für den Videomarkt, über das wohl keiner sprechen würde, wenn nicht FX-Guru Tom Savini in den letzten 10 Minuten einen kurzen Auftritt als Ripper himself hätte.
Die Geschichte des sympathischen Professors, der durch einen potthässlichen Ring von Jack the Rippers Geist besessen wird und dann wahllos die holde Weiblichkeit dezimiert ist ja nicht unbedingt hitverdächtig und wird dann aber noch mit anderen Lächerlichkeiten, Filmfehlern und der Nebenhandlung des verliebten Studentenpärchens unnötig in die Länge gezogen. Und allein der erste Auftritt des Rippers während des Vorspannes mit übertriebenen Einsatz der Nebelmaschine sorgt für Freude und Heiterkeit. Auch wenn das Geschehene offensichtlich im London des 19. Jahrhunderts stattfinden soll, sieht man aber im Hintergrund sehr schön das Licht eines Motorrades.
Spassig auch die Szene mit einem Opfer, welches minutenlang versucht, mit einem Schlüssel das Schloss des Autos aufzusperren. Sowas sollte selbst einer Blondine in Todesangst in kürzerer Zeit gelingen. Ganz schlimm auch der Ripper-Ring aus dem Kaugummi-Automaten, der wirklich so hässlich protzig ausgefallen ist, dass nicht einmal P.Diddy 50 Cent dafür bezahlen würde. Und warum um Himmels Willen diese komplett unnötige Tanz-Sequenz in den Film integriert werden musste, wird wohl auf ewig das Geheimnis des Regisseurs bleiben.
Aber immerhin handelt es sich ja auch um einen amerikanischen Amateur-Streifen aus den Untiefen der Achtziger-Jahre der für den Videomarkt produziert wurde, sodass man „the Ripper“ einfach nicht nach normalen Gesichtspunkten bewerten kann und auch gar nicht sollte. Der ein oder andere Lacher ist ja schon garantiert, auch wenn der Film mit seiner Laufzeit von 104 Minuten eindeutig viel, viel zu lang geraten ist. Eine kürzere Laufzeit hätte zwecks Temposteigerung und eine straffere Handlung hätte ja sicherlich nicht geschadet. Die Darsteller, vor allem die schmierigen Studentenfuzzis sind allesamt hölzern und austauschbar und werden von einem Clint Eastwood-Poster auch mühelos an die Wand gespielt. Kameraführung, Ausstattung und Musik sind auch nicht der Rede wert und selbst Herr Savini mit seinen fluoriszierenden Kontaktlinsen und berührenden Monolog am Ende vermag es da dann auch nicht mehr, den Film auch nur annähernd zu retten.
Die Bildqualität ist eigentlich ziemlich mies und ist bestenfalls VHS-Niveau, passt somit aber hervorragend zur billigen Machart des ganzen Filmes. Die deutsche Synchronisation ist wieder einmal der Hammer im negativen Sinn und sorgt für zusätzlichen Ärger ähm.. gute Laune. (Den Mitarbeitern des Synchronstudios sollte man vielleicht ja auch mal einen Ripper vorbeischicken). Und so fügt sich die Nummer 42 auch nahezu hervorragend in die Trash-Collection ein, auch wenn es sich schon um einen eher schwächeren, wenn auch gorigen Vertreter der geschätzten Reihe handelt. Leider ist jedoch das Bonusmaterial mehr als spärlich ausgefallen und auch der Unterhaltungswert hält sich in Grenzen, sodass ich doch einige Punkte abziehen muss. Und so erreicht der Film trotz einiger netter Einfälle, einer haarsträubenden Synchro und herzschonender Story nur 3 von 10 Mülltonnen auf meiner persönlichen Trashskala.
Beitrag geändert von jogiwan (15.February 2007 20:25:49)
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@ jogiwan
Sodele, das Review ist nun Online: http://chilidog.project-equinox.de/inde … ge_id=2122
Vielen Dank nochmals!
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