project: equinoX Forum

Eine Gruppe von Hilfsarbeitern vergewaltigen auf einer Baustelle in der Wüste von Arizona eine junge Frau, die gerade Baumaterialien anliefern wollte. Szenenwechsel: Eines Morgens in einem abgelegenen und heruntergekommenen Haus. Bauarbeiter Leroy Johnson äußert sich gerade wenig wohlwollend über die hausfräulichen Qualitäten seiner etwas voluminösen Freundin Mary-Sue, da kein sauberes Hemd verfügbar. Doch dieser ist die unkonstruktive Kritik ziemlich egal, da sie vor dem Haus mit Wäsche aufhängen und Kindermisshandlung beschäftigt ist. Und ehe Leroy sich versieht steht auch schon ein mysteriöse Killer mit Tarnanzug, Sturzhelm, digital-verfremdeter Stimme und einer geladenen Nagelpistole vor ihm und jagt ihm einen Nagel in sein unterfordertstes Organ.

Doch das ist erst der Beginn einer unheimlichen Mordserie. Auch seine Kollegen Mark und Brad machen während Waldarbeiten unliebsame Bekanntschaft mit den mysteriösen Killer bzw. dessen handwerklichen (Un-)Fähigkeiten. Der örtliche Polizist steht angesichts der drei Leichen vor einem Rätsel und versucht gemeinsam mit einem unkonventionellen Mediziner hinter das Geheimnis der Morde zu kommen. Doch der Killer ist den Beiden immer einen Schritt voraus und hinterlässt an den Tatorten keinerlei Spuren, die zu seiner Ergreifung führen könnten.

Wenig später gibt es weitere Opfer und die Bewohner des Ortes geraten zunehmend in Panik. Weitere Bauarbeiter und Touristen fallen dem Killer in einer bestimmten Gegend zum Opfer und langsam schwant Herrn Doktor und dem Polizisten, dass die Morde eventuell im Zusammenhang mit der eingangs erwähnen Vergewaltigung zusammenhängen könnten. Hat etwa die vergewaltigte Lisa, die im örtlichen Baumarkt arbeitet, die ganzen Morde begangen, oder steckt doch mehr dahinter? Bis zum finalen Showdown und Auflösung des ganzen Mysteriums werden jedoch noch zahlreiche Personen an Baumstämme, Holzbalken oder in den arizonischen Wüstenboden getackert...

Eigentlich lässt sich die (nicht vorhandene) Geschichte von dem amerikanischen Lowest-Budget-Wert „Nail gun Massacre“ ja in drei Sätzen erzählen. Das es jetzt doch mehr geworden sind, liegt da wohl nur an meinem guten Willen. Man könnte fast meinen, dass das bierbäuchige Multi-Talent Terry Lofton das Drehbuch mal schnell in einem heruntergekommen Drive-Inn auf einen Bierdeckel gekritztelt hat. Die Story ist nämlich schon ein bisserl einfach gestrickt und bisweilen auch etwas unlogisch. Da tauchen Personen ebenso unvermittelt auf, so wie sie auch gleich wieder von der Bildfläche abtreten dürfen und Handlungsstränge werden begonnen, dann aber nicht zu Ende geführt. Aber darüber sollte man sich bei so einem Werk der preisgünstigen Klasse wohl auch nicht großartig Gedanken machen. Außerdem war vielbeschäftige Herr Lofton ja neben dem Drehbuch auch noch für Regie, Budget, Produktion die Special-FX und noch vieles mehr verantwortlich, sodass der ein- oder andere Mängel durchaus verzeihlich erscheint.

Die dünne Rape´n Revenge-Story ist ja auch nur der Aufhänger, um möglichst viele Nagel-Szenen und entbehrliche Kommentare des Killers über die gesamte Laufzeit des Filmes unterzubringen. Und das mit einem Bodycount von 16 Personen ja auch recht gut gelungen, auch wenn die meisten Opfer gleich im Doppelpack über den Jordan geschickt werden. Die Effekte sind dabei aber - von ein paar Kleinigkeiten abgesehen - auch überraschend gut gelungen. Splattertechnisch wird sozusagen wirklich Nägel mit mit Köpfen gemacht, auch wenn es sich dabei um die beliebten Vorher-Nachher-Effekte handelt. Die unbekannten Darsteller können trotz vollen körperlichen und freizügigen Einsatz da dann auch nicht mehr ganz mithalten und bewegen sich allesamt auch eher auf unterem Niveau der Schauspielerei-Skala.

Aber eines muss man Herrn Lofton neidlos zugestehen: er hat für seinen Film wirklich ein paar skurrile Knallchargen ausgegraben. In Arizona tragen die echten Männer ja noch enge Jeans, speckige Boots und ordentlich Haare auf dem Rücken. Und wenn die Jungs dann nicht gerade mit der Formulierung eines Satzes ohne 50 %igen Schimpfwortgehalt hoffnungslos überfordert ist, wird in den wenigen Arbeitspausen auch gern mal jemand von der testesterongeladenen Truppe vergewaltigt. Sowas fiel damals wohl unter Mitarbeitermotivation bzw. Arbeitseffizienzsteigerung. Als hübsche, attraktive Frau sollte man halt auch einer ausgehungerten Männermeute keine Baumaterialien anliefern. Zumindest nicht in den Achtzigern und schon gar nicht im amerikanischen Hinterwald. Am Bau geht es halt mitunter schon etwas derber zu, weswegen das Teil ursprünglich auch „construction kills“ hätte heißen sollen. Aber bevor jetzt sämtliche Frauenrechtlerinnen auf die Barrikaden steigen, natürlich bekommen die Vergewaltiger auch allesamt sehr eindrucksvoll und endgültig die Rechnung für ihr triebgesteuertes Verhalten präsentiert.

Zur Entstehung des Filmes, sowie zu Terry Lofton hab ich ja leider nicht allzu viel heraus finden können. Herr Lofton, der im Film übrigens als Brummi-Fahrer zu sehen ist, hat in seiner Karriere anscheinend auch nur einen abendfüllenden Film gedreht, der es aber – vor allem in den USA – zu Kultstatus gebracht hat. Im ähm... anspruchsvollen Europa sind ja die Kritiken zu dem 1985 gedrehten „Nail gun massacre“ ja auch etwas verhaltener. Vielleicht auch deswegen, weil durch den Verleihtitel und dem deutschen Vermerk „Blutgericht in Arizona“ auch zu eindeutige Verweise an Tobe Hoopers berüchtigtes Werk aus dem Jahre 1974 hergestellt werden. Und mit der beklemmenden Atmosphäre von „Texas Chainsaw Massacre“ hat der Nagelpistolenwestern ja soviel zu tun, wie ich mit handwerklichen Fähigkeiten. Nämlich herzlich wenig! Doch einen erstzunehmenden Horrorfilm zu drehen, lag auch gar nicht in der Intention des Regisseurs, der für seinen Film gleich zahlreiche Aufgaben vom Casting bis hin zu den Special-Effects übernommen hat. Vielmehr wollte er einen unterhaltsamen Streifen mit ordentlich „Blood, Guns´n Gore drehen“. Und das ist ihm, meiner bescheidenen Meinung nach, auch gut gelungen.

Sicherlich ist der Streifen doof und auch zu keiner Sekunde spannend oder innovativ. Wesentlich schlimmer ist jedoch die absolut-unsägliche und eigentlich unzumutbare deutsche Synchronisation, die wirklich in allen Punkten versagt. Die muss wohl in der Mittagspause im Hinterzimmer eines bayrischen Sychronstudios von ein paar Ferialpraktikanten gebastelt worden sein. Und so werden nicht Dialoge aufs Derbste abgeändert, sondern auch noch Hintergrundgeräusche komplett untern Tisch gekehrt. Das mag am Anfang ja noch lustig sein, vermiest aber über die gesamte Spielzeit doch etwas die Freude an dem Film. Da ist die englische Sprachfassung, trotz starker Hintergrundgeräusche wesentlich flockiger. Gehört haben sollte man die deutsche Fassung aber trotzdem – und sei es nur als abschreckendes Beispiel...

CMV-Laservision bringt dieses obskuren B-Movie – wie könnte es anders sein – im Rahmen der Trash-Collection in angemessener Bild- und Ton-Qualität. Neben dem englischen Original-Ton gibt es die bereits erwähnte deutsch-bayrische Un-Synchro. Leider gibt’s neben dem amerikanischen und deutschen Trailer, sowie weiteren aus der Trash-Collection als zusätzliches Bonusmaterial nur eine animierte Trailer-Show mit Bildern aus dem Film. Die für die amerikanische Special-Edition angefertigte Doku namens „nailed“ hat es – was ich eigentlich schade finde - leider nicht auf die Scheibe geschafft.

So bleibt unterm Strich ein doch unterhaltsames Low-Budget-Filmchen und obskures Zeitdokument über den sogenannten White Trash in den Achtzigern mit ordentlich Schmackes und Dosenbier im Hintern. Eine simple Rache-Story, billige Effekte, schlechte Schauspieler und eine skandalöse, deutsche Synchronisation machen „Nail Gun Massacre“ zu einem netten Trash-Filmchen, dass mit einigen Abstrichen und unter Alkoholeinfluss in einer geeichten Runde sicherlich begeistern kann. Für Low-Budget-Verhältnisse ist das Teil jedenfalls überraschend kurzweilig inszeniert. Da könnten sich andere Regisseure eine Scheibe von abschneiden. Und somit ist „Nail Gun Massacre“ für Freunde des schlechten und billigen Geschmacks eigentlich auch uneingeschränkt empfehlenswert. Bei mir bekommt die DVD trotz etwas eingeschränkter handwerklicher Begabung des Killers ähm... Regisseurs schon aufgrund des coolen Covers einen Ehrenplatz in meiner Sammlung. Spassig!

Beitrag geändert von jogiwan (24.January 2007 15:21:01)