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Feng Su Tong ist eigentlich ein ganz normaler und unscheinbarer Student. Doch während eines Einkaufbummels wird er auf hinterhältigste Weise betäubt und verschleppt. Wenig später wacht er gefesselt in einem Laboratorium auf. Doch was sich anfänglich wie ein typischer Organmafia-Entführungsfall anhört, entpuppt sich als weit schwerwiegender. Denn die Nieren sind noch drin und die Entnahme irgendwelcher Organe war auch gar nicht geplant. Vielmehr ist Feng Su von einer Organisation namens „die Satansbande“ dazu außerwählt worden, mittels übernatürlichen Kräften die Erde zu unterjochen. Flugs werden Feng Su daher mittels Infra-Strahlen Superkräfte verliehen. Bevor jedoch auch der Geist manipuliert werden kann, verabschiedet sich der Reaktor des Labores dank Kurzschluss in die ewigen Jagdgründe. Die Belegschaft flüchtet vor einer drohenden Explosion, nur ein gewisser Prof. Chien bleibt zurück. Der ist ein ehemaliger Lehrer Feng Su´s sollte eigentlich schon seit Jahren tot sein. Doch siehe da: er wurde ebenfalls entführt und ratet Feng Su nun dringend zur Flucht. Mit seinen Superkräften ist er neben einem zweiten Infra-Superman namens Pia Hung Chan die einzige Hoffnung, dem bösen Treiben der Satansbande ein Ende zu setzen.
Also heißt es für Feng Su erstmal ab durch die Mitte bzw. Decke. Die Flucht gelingt und er findet auch bald Pia Hung. Doch das eigentliche Ziel sind nicht die beiden Studenten/Infra-Supermen, sondern Dr. Chen bzw. dessen Schwerkraftformel, mit der man praktischerweise die Erdachse verändern kann. Dieses ist für die Unterdrückung der Menschheit auch sehr von Vorteil. Astro-Dracula Dr. Morten entführt daher mittels Schaumattacke die Formel samt Laborgehilfen. Doch der Dr. Chen ist nicht blöd und hat den wichtigen Part der Formel im Popo des Stoffbären von Tochter Yun versteckt, die gerade ihren Geburtstag feiert. Doch das Böse schläft ebenfalls nie und so endet das lustige Wiegenfest ohne angeschnittener Torte, dafür mit flammenden Inferno, Tränen und Entführung des Geburtstagskindes.
Doch natürlich sind unsere beiden Superhelden sofort zur Stelle und können das Schlimmste verhindern. Das Töchterlein wird kurzerhand aus den Händen der Bösewichte entrissen und dem Erziehungsberichtigten übergeben. Doch zu diesem Zeitpunkt ist unsere ähm… spannende Story noch lange nicht zu Ende. Den gemeinsam mit dem Inspektor Wan sollen nun Nägel mit Köpfen gemacht werden. Die beiden Infras wollen nun in die Hauptzentrale der Satansbande, um diese ein für alle Mal auszuschalten. Doch dieses Unterfangen ist wesentlich komplizierter als gedacht, denn die Bösewichte verfügen über sogenannte Transformationsgürteln und im Finale ist nichts und niemanden mehr zu trauen. Aber kann die Menschheit vor der drohenden Versklavung überhaupt noch gerettet werden?
Es war einmal… ein Film namens „Invasion aus dem Inneren der Erde“. Der war 1975 eigentlich ziemlich erfolgreich und ein Superheld namens „Infra-Superman“ spielte darin eine doch größere Rolle. Und es war noch einmal… und zwar eine Serie namens „Kamen Rider“ Anfang der Siebziger über transformierende Motorradninjas mit übernatürlichen Kräften. Tja und was hat Beides jetzt alles mit „Krieg der Infras“ zu tun? Nun ja, nicht wirklich viel, außer das sich ein findiger deutscher Vermarkter wohl gedacht hat, dass sich das Wörtchen „Infra“ im Titel anscheinend besser macht als ein plumpes „Kamen Super Rider Movie 1“ wie das Teil eigentlich ürsprünglich heißen sollte. Ich nehme ja auch mal ganz stark an, dass es sich dem 1980 entstandenen Film um einen Zusammenschnitt der Serie handelt. Anders kann ich mir dieses lose Handlungskonstrukt des Filmes wohl nicht erklären. Personen und Bösewichte tauchen unvermittelt auf, sind in der nächsten Szene auch schon wieder verschwunden. Und wer sich nach den ganzen Ortswechsel immer noch auskennt, der muss wohl ein Orientierungs-Genie sein.
Okay, Krieg gibt’s zum Glück keinen, Spannung auch nicht, dafür aber jede Menge Nahkampf und Motorrad-Action und bemitleidenswerte Schauspieler, die in Strumpfhosen und Tiermutantenkostüme gezwängt werden. Diese sind dann aber auch so richtig der Brüller. Die Kostüme der Bösewichte sind nämlich der irdischen Flora und Fauna nachempfunden und so gibt es wahlweise mutierte Schmetterlings-, Brokkoli, Quallen- und Froschmonster. Und wo sieht man schon eine Mutation, die mit explodierenden Knospen auf Superhelden los geht? Hört sich jetzt dämlich an? Ist es auch und so wusste ich die meiste Zeit nicht, ob es sich bei dem „Krieg der Infras“ jetzt um einen ernstgemeinten Erwachsenenfilm oder doch um ein auf ein kindliches Publikum zu(sammen)geschnittenes Werk handelt. Die kinderfreundliche Action bzw. dessen blutarme Inszenierung spricht ja eher für letzteres. Die Story – sofern vorhanden – ist ja auch etwas arg einfach gestrickt. Aber irgendwie so dumm, dass es schon wieder Spaß macht. Hätte ich jemals eine Folge „Power Rangers“ durchgestanden, könnte ich da jetzt Vergleiche ziehen. Leider war mir dieses jedoch nie vergönnt.
Das Beste am Film sind aber sicherlich die Kostüme. Angefangen von Dr. Morten, dem Astro-Dracula, der wohl so was wie einen Asia-Lugosi darstellen soll, mit seinem Make-Up und nicht-vorhandener Mimik zwischen all den anderen Bösewichten aber einfach nur komplett deplatziert wird. Ganz groß auch die schrille Roboterfrau, die wohl ein farbenblinder Dekorateur auf LSD entworfen haben muss. Dann die tollen Tierkostüme, die eher lächerlich als in irgendeiner Weise furchteinflössend oder gar bedrohlich wirken. Dagegen fallen die beiden Infra-Supermen ja gewaltig ab. Die sehen zwar recht futuristisch aus, schwächeln aber bereits im Vergleich zu den Zweite-Klasse-Bösewichten in ihren Skelett-Aerobic-Anzügen.
Ganz gelungen ist wie üblich aber auch die deutschte Synchronisierung, die mit so einigen Stilblüten aufwarten kann. Eine Verbrechervereinigung, die sich „die Satansbande“ nennt, zeugt ja schon von einer selbstironischen Einstellung. Lustig auch die Szene, in der die beiden Infras einen Zettel mit dem Koordinaten „XY 304“ finden. Bei der Erstellung der deutschen Synchro hatte da wohl jemand einen Ziffernsturz oder zuviel Alkohol im Blut. Jedenfalls sagt der Infra lautstark „XY 403“. Ist ja eigentlich auch nicht so wichtig, handelt es sich dabei ja nur um Koordinaten des Hauptquartiers der Bösewichte. Aber das ist ja auch nur die Spitze des Eisbergs.
Der Film selbst passt aber dann natürlich perfekt in die „Trash Collection“ von CMV und wurde streng-limitiert auch als Nr. 35 der Serie in einer kleinen Hartbox veröffentlicht. Mittlerweile gibt’s den „Krieg der Infras“ aber auch in einer Amaray-Hülle zum kleinen Preis bei den üblichen Verdächtigen. Die Bildqualität ist mittelmässig und geht für einen derartigen Klopper aber durchaus in Ordnung. Neben dem Original-, dem deutschen und zwei weiteren Trailern gibt es auch noch eine Bildergalerie und ein paar *räusper* Texttafeln zur Entstehungsgeschichte des Filmes, welches von dem renomierten Monster-Magazin „Pranke“ übernommen wurde. Zu Texttafeln hab´ ich mich aber bereits schon mehrmals negativ geäußert und das entfällt daher an dieser Stelle. Als kleines Highlight gibt es aber auch noch einen knapp 10-minütigen Kurzfilm namens „Captain Berlin“ aus dem Jahre 1982 von niemand geringerem als Jörg Buttgereit. Der besticht nicht nur durch einen infantilen Charme und einer sehr kostengünstigen Machart, sondern auch noch über ein dadaistisches C64-Titellied in bester NDW-Manier.
Nun zu meinem persönlichen Fazit. ein Film, der zwar allen den Richtlinien der Trash-Collection entspricht und sicherlich auch unbestritten über einen gewissen Unterhaltungswert verfügt. Aber so Superhelden-Mutations-Geschichten a la „Power Rangers“ war halt noch nie so meine Baustelle und so hielt sich die Freude bei mir dann leider etwas in Grenzen. Ein bisserl ähm… mehr Blut für den Gorehound in mir hätte ja sicher nicht geschadet. Vielleicht auch eine durchgehende Handlung und Charaktere die weniger unvermittelt auftauchen bzw. wieder verschwinden. Für meine Verhältnisse waren dann auch zuviel sich wiederholende Kloppereien und Motorrad-Action. Aber da ich aus dem Kopfschütteln und Schmunzeln nicht raus gekommen bin, kann es ja so schlecht nicht gewesen sein. Die illustre Runde, die sich im Inneren ein kindliches Gemüt behalten konnte, wird mit „Krieg der Infras“ aber sicherlich ein absolutes Highlight für den Moster-Mutations-Superhelden-Themenabend haben. Und da es den ganzen Schmonz bereits zum äußerst taschengeldfreundlichen Preis gibt, kann man durchaus auch als Nicht-Infra einen Blick riskieren.
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jogiwan schrieb:
@ chili: Bilder sollten ja schon gestern angekommen sein!
Japp sind gestern angekommen. Das Review mache ich heute oder morgen noch mit fertig - Danke nochmals!
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@jogiwan
Review ist nun Online: http://chilidog.project-equinox.de/?page_id=1834
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