project: equinoX - Das deutschsprachige DVD und Film Projekt im Internet
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Die Prostituierte Sonja steht in luftigen Klamotten, Pelzmantel und Stirnband am Straßenrand und macht einen auf Anhalter. Nach wenigen Sekunden erbarmt sich auch prompt ein Lastwagenfahrer einer örtlichen Molkerei und will die gute Dame ein Stück mitnehmen. Doch auf dem Weg in die Führerkabine verletzt sich die ungeschickte Sonja am Fuß und muss von dem freundlichen LKW-Fahrer sogleich gestützt werden. Doch die Verletzung scheint ernster als angenommen zu sein und so fährt der LKW-Fahrer schnurstracks mit Sonja in ein abgelegenes Gebäude um im dortigen Heu mittels – abgebrochenes Medizinstudium sein Dank – Akupressur Sonjas Schmerzen zu lindern. Doch hoppla... alles war alles nur ein abgekartertes Spiel. Das Ganze ist in Wirklichkeit nur ein Ablenkungsmanöver, damit eine weitere Person, die den Beiden auf einem Motorrad gefolgt ist, eine mysteriöse Flüssigkeit in den Tank der zu transportierenden Milch schütten kann. Und wozu das Ganze? Na klar, um die örtlich-ansässige Chemiefabrik namens OKF zu erpressen.
Szenenwechsel: die hübsche Catherine, Ex-Radrennfahrerin und begnadete Produktionsleiterin der eben genannten Chemiefabrik sitzt am Tage ihrer Hochzeit am Frühstückstisch und genießt gerade ein paar Frühstücksflocken mit einer großen Portion Milch. Dummerweise handelt es sich jedoch - suprise - um die zuvor vergiftete Milch und die gute Catherine geht schneller hops, als sich der Zuschauer an ihren hübsch-transparenten Dessous erfreuen kann. Als zwei weitere Arbeiterinnen der Chemiefabrik ebenfalls unter mysteriös-milch-mixigen Umständen ums Leben kommen wird die Polizei misstrauisch und befragt den Chef Jaques Alfons zu den Vorgängen. Der hat – wie wir kurze Zeit später erfahren – ebenfalls ziemlich Dreck am Stecken und bezahlt hohe Summen an eine Person für das illegale Entsorgen von hochgiftigen Chemikalien. Jaques Sekretärin Brigitte wiederum steckt hinter der Milch-Erpressung und heuert – weil drei tote Fabriksangestellte wohl nicht aussagekräftig genug sind – auch noch eine Berufskollegin der eingangs erwähnten Sonja für die Anfertigung eines erpressertauglichen Sexvideos, in dem ihr Boss die Hauptrolle übernehmen soll.
Jetzt könnte es etwas kompliziert werden: die Person, die die hochgiftigen Fässer mit Chemikalien auf die kostengünstige Variante entsorgen soll, hat natürlich nichts Besseres zu tun hat, als die in einen Brunnen, ganz in der Nähe des Friedhofes zu schütten. Was dabei rauskommt, kann man sich angesichts des Filmtitels natürlich schon ausmalen. Als die Chemikalie in Berührung mit den frischen Gräbern kommt, erwachen die drei schimmligen Grazien erneut zum Leben und erheben sich anmutig aus ihren Holzpyjamas um Rache an den Verantwortlichen zu nehmen. Das erste Opfer ist Valerie, die Gattin von Jaques, deren Kleinhirn mit dem Stöckel von Catherines Hochtzeitspatscherln unschöne Bekanntschaft macht. Die hätte eigentlich auf ihren Geliebten Christian gewartet, der zwar eine hochschwangere Geliebte zuhause im Bett hat, sich aber auch bereits im Vorfeld mit Brigitte vergnügt hat. Christian ist aber nicht nur Gigolo, sondern auch noch Chemiker und wird am nächsten Tag zum Friedhof gerufen um die chemische Flüssigkeit zu analysieren, die an den Gräbern gefunden wird.
Jaques, der zum Zeitpunkt des Ablebens seiner Frau in Deutschland war um dort wegen den Erpressungsversuchen im Hauptquartier Stellung zu nehmen, bekommt eine Assistentin namens Ingrid Schwarz zur Seite gestellt, die sich als Art „Cleaner“ um die mittlerweile wohl nebensächliche Erpressergeschichte kümmern soll. Die erwischt natürlich des nächtens den Entsorgungstypen, der Minuten später jedoch dummerweise von den Zombie-Ladys um die Ecke gebracht wird und sich so seiner juristischen Verantwortung entziehen kann. Jaques erhält Besuch von Brigitte, die natürlich auch schon Wind bekommen hat, dass ihr Boss es nicht unbedingt so umweltbewusst mit der Entsorgung von giftigen Chemikalien nimmt. Dafür muss er auch erst mal für sexuelle Dienste herhalten. Doch während des Aktes haben sich bereits die drei Zombiedamen ins Haus geschlichen und ertränken nach Beendigung des Aktes den ahnungslosen Jaques im hauseigenen Pool.
Christian, der Chemiker mit der Kontaktallergie, hat aber mittlerweile beobachtet, dass die Toten zurückgekehrt sind und zweifelt zunehmend an seiner Zurechnungsfähigkeit. Als er Frau Schwarz von seinen Erlebnissen berichtet, legen sich beide am Friedhof auf die Lauer und sehen auch tatsächlich die toten Mädels wie sie ihren Gräbern entsteigen. Die sind aber mittlerweile hinter der Nutte Sonja her und agieren dabei durchaus geschäftsschädigend. Wenig später gibt’s auch noch eine Fehlgeburt, noch einen Mord, 3 Millionen Dollar in einem Koffer und auch der Motorradfahrer, der mit seiner Schuld am Tod der drei Mädchen nicht mehr leben kann, sorgen für zusätzliche Aufregung. Und als sich die Polizei und die örtliche Bevölkerung auch noch mit Molotow-Cocktails gegen die Horde der drei Untoten rüstet, steuert alles einem (un)spektakulären Höhepunkt entgegen...
In meiner Trashfilm-Vergangenheit ist mir ja schon so einiges vor die Linse gekommen, aber was der französische Regisseur Pierre B. Reinhard dem Zuschauer mit seinem 1987 gedrehten „la revanche des mortes vivantes“ zumutet, ist schon etwas ganz Besonderes. Zombies die schwimmen, Orgel spielen, sogar Auto fahren, gezielt ihre Opfer auswählen, sexuellen Gelüsten nachgehen und nach getaner Arbeit wieder brav in ihre Gräber huschen sind selbst für den Fulci-erfahrenen Zuschauer noch ziemlich starker Tobak.
Irgendwann im Jahre 1986, am Ende der amerikanischen und italienischen Zombiewelle hat sich Herr Reinhard wohl gedacht, dass es trotz ausgelutschter Thematik wohl an der Zeit wäre, hiezu auch einen französischen Beitrag zu drehen. Und da war es daher nahe liegend, dass Herr Reinhardt auch auf seine bisherigen Erfahrungen zurückgegriffen hat. Die stammen jedoch – wie vermutlich auch der Grossteil des Casts – aus einer anderen Sparte des Erwachsenenfilms. Daher ist es auch wenig verwunderlich, dass frei nach dem Motto „jeder mit jedem“ an allen Ecken und Enden herzhaft geknattert wird. Allzu explizit wird es zwar nicht, aber der Schmodder hat sich schon einigen sleazigen Softsex-Szenen unterzuordnen, die dem Ganzen jedoch einen noch trashigeren Charakter verleihen. Gore ist zwar vorhanden, aber nicht so zahlreich, wie man es von anderen Genre-Vertreten gewohnt ist. Wenn, dann sind die aber schon hübsch eklig gemacht und zu einer andeutungsweise gezeigten Ausweidung hat es ja dann doch gereicht.
Eines muss man der Mischung aus Umwelt- und Wirtschaftsthriller, Softsex- und Untoten-Schmodder ja neidlos zugestehen: die Story zu „Rache der Zombies“ ist so dermaßen verworren, dass man von 5 verschiedenen Personen vermutlich 5 unterschiedliche Deutungen bekommen würde und auch bei meiner ersten Sichtung gab es erst mal ein paar große Fragezeichen. Und so ist es wenig verwunderlich, dass auch im Internet so einige unterschiedliche Meinungen zur Geschichte zu finden sind. Okay, über trashige Filme aus den 80ern sollte man sich generell keine allzu großen Gedanken machen, aber diese französische Trash-Granate ergab ja dann auch so überhaupt keinen Sinn. Warum ist aber realtiv simple. Das lag nämlich weniger daran, dass (böse Zungen werden das Gegenteil behaupten) ich
1. doch zeitweise ziemlich blond bin und/oder
2. durch zu viele schlechte Filme mittlerweile komplett unzurechnungsfähig geworden bin,
sondern vielmehr an der Tatsache, dass der vorliegende Director´s Cut einfach ein plot-technisch anderes Ende als die ursprüngliche Version bietet, welches – imho – ein doch nicht unwesentliches Detail einfach unberücksichtigt lässt, jedoch für die Sinnhaftigkeit des gesamten Filmes doch sehr, sehr wichtig ist. Dann ist es auch mehr oder minder logisch, warum wir es in „Rache der Zombies“ mit so multi-talentierten Untoten zu tun haben und auch warum als erstes Opfer die eigentlich unbescholtene Valerie ausgesucht wird. Aber keine Sorge, auch wenn der erstmals vom Regisseur autorisierte Director´s Cut, ein „verstümmeltes“ Finale bietet, so ist das ursprüngliche Ende, welches doch wesentlich zum besseren Verständnis beiträgt, im Bonusbereich und auch beim ebenfalls mitgelieferten, alternativen Erotikfassung zu finden.
Für das Drehbuch zeigt sich ein gewisser John King verantwortlich, der wohl so etwas wie das französische Low-Budget Pendant zu seinem ungleich erfolgreicheren amerikanischen Schriftstellerkollegen darstellt. Trotz eifriger Internet-Recherche lies sich ja leider nicht herausfinden, wer wirklich hinter diesem Pseudonym steckt. Und auch ansonsten war über den Film und dessen Entstehung nicht viel herauszufinden. Es würde mich aber nicht wundern, wenn der Regisseur selbst, seine umtriebigen Finger im Spiel hätte. Die Geschichte mit den Zombies, dem Verhältnis aller Beteiligten zueinander, der dubiosen Erpressungsgeschichte und dem Nebenplot mit dem umtriebigen Chemiker Christian und seiner hochschwangeren Gattin ist – wie bereits erwähnt - auf den ersten Blick doch etwas arg unübersichtlich geraten, ergibt aber bei näherer und mehrfacher Betrachtung (bis auf ein paar Holperer) durchaus Sinn. Das sollte jedoch jeder selbst herausfinden und ich werde es – wie vom Regisseur in Abspann gewünscht - daher tunlichst vermeiden, euch da mit der Auflösung und meiner Deutung die Freude daran zu nehmen.
Nun zu den Schauspielern: wenn man sich nicht gerade für französische Soft- und Hardcore-Sexfilme der Achtziger Jahre interessiert, wird man wohl kaum auf ein bekanntes Gesicht stoßen. Mir sind die Schauspieler zwar gänzlich unbekannt, jedoch machen eigentlich alle ihre Sache für B-Movie-Verhältnisse recht gut. Was auch wenig verwundert, da die meisten Darsteller auch wirklich mit ähm... vollem Körpereinsatz dabei sind und für die Frisuren können die ja nix. Vor allem die Darstellerin der durchtriebenen Allzeit-Bereit-Chefsektretärin Brigitte, die es mit ihren Lovern im Gegensatz zu ihrer Körperhygiene nicht so genau nimmt, macht ihre Sache wirklich sehr gut und sticht positiv aus der Masse der ansonsten eher durchschnittlichen Darsteller und den extrem-lieblosen Settings heraus. Aber auch der theatralische Abgang von Catherine ist nicht zu verachten und sollte daher nicht unberücksichtigt bleiben.
Klar erwähnt werden muss aber auf jeden Fall noch die tolle deutsche Synchronisation. Die ist so dermaßen unvorstellbar grottig und hat die Lacher eindeutig auf ihrer Seite. Tolle Sätze wie „du wirst in meinen Armen vor Geilheit zittern“, sind da ja noch harmlos bzw. nur die Spitze des Eisberges. Am besten ist sicherlich die Szene in Deutschland, als Jaques erfährt, dass seine Frau ermordet wurde. Frau Ingrid Schwarz ist ja gleich mit einem treffenden Kommentar zu Stelle. Und achtet auch mal darauf, wo die gute Catherine angeblich ihren angehenden Ehemann kennen gelernt hat...
Dieses Musterbeispiel an schlechten Geschmack kommt nach vermutlich bereits vergriffenen Veröffentlichung durch X-Rated und Astro im Rahmen der Trash-Collection von CMV-Laservision zu neuen Ehren. Und die „Rache der Zombies“ erfüllt auch ohne Schwierigkeiten die durchaus hohen Erwartungen an niedrige Leistungen, die in diese grandiose Reihe gesetzt werden. Bild- und Tonqualität gehen durchaus klar und sind für eine Low-Budget-Produktion aus den Achtzigerjahren sicher als überdurchschnittlich anzusehen. Außerdem gibt es neben der deutschen Synchronisation auch noch eine englische Synchro, sowie den französischen Originalton. Besonderheit dieser VÖ ist aber sicherlich der neue „Director´s Cut“, bei dem es sich erstmals um eine vom Regisseur autorisierte Schnittfassung mit einem anderen Ende handelt. Außerdem gibt es auf der Scheibe auch noch die (hiermit von mir empfohlene) komplette Erotikfassung, die 10 Sekunden länger ist, als die bisherigen Veröffentlichungen und ferner (laut Pressemitteilung) nicht interlaced, sondern progressive ist. Wow! Wer den letzten Part des Satzes verstanden hat, hat zwar nichts gewonnen, aber zumindest mir etwas voraus...
Als zusätzlichen Bonus gibt es dann noch geschnittene Szenen, die bei der deutschen Erstveröffentlichung der Schere zum Opfer vielen, das alternative Ende nochmals in allen drei bereits erwähnten Sprachen, zahlreiche Trailer zum Film, wovon der deutsche natürlich wieder einmal mit dem besten Text aufwarten kann. Interessant ist aber auch die Tatsache, das in den Trailern eine kurze Szene zu sehen ist, in denen sich Christian mit einer Zombie-Frau vergnügt, welche jedoch schlussendlich in keiner der beiden Fassungen Verwendung fand. Na Herr Reinhardt, haben sie uns eine Ferkelei vorenthalten? Abschließend gibt es dann noch Trailer zu drei weiteren Glanzstücken der Trash Collection und wie üblich wird das Ganze auch noch mit einer schmucken, kleinen Hartbox abgerundet.
Und so ist die „Rache der Zombies“ ein meiner Meinung nach, ein etwas unterschätzter und zu unrecht oftmals verissener Zombie-Beitrag aus dem Land der Baguettes, der durchaus eine Sichtung wert ist und mit wilder Story, allerlei dämlichen Dialogen und unlogischen Entwicklungen, nackter Haut und einem überraschenden Ende auch durchaus zu gefallen weis. Und auch wenn der Director´s Cut im Vergleich zur längeren Erotikfassung nur bedingt zu empfehlen ist, die Scheibe ist es auf jeden Fall. Mit der richtigen (Männer-)runde und ausreichend Getränken am Tisch ist die „Rache der Zombies“ sowieso der volle Partykracher. Ich hatte jedenfalls meinen Spaß und für die stylische Foto-Tapete im Sekretärinnen-Büro gibt’s ja nochmals Zusatzpunkte. Ein Film wie eine Flasche französischer Wein: im Grunde nix Aufregendes, aber zumindest gut verpackt und in einem frankophilen Moment würde ich glatt sagen: trés bien, trés bien!
Beitrag geändert von jogiwan (05.September 2006 19:19:15)
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Außerdem gibt es auf der Scheibe auch noch die (hiermit von mir empfohlene) komplette Erotikfassung, die 10 Sekunden länger ist, als die bisherigen Veröffentlichungen und ferner (laut Pressemitteilung) nicht interlaced, sondern progressive ist. Wow! Wer den letzten Part des Satzes verstanden hat, hat zwar nichts gewonnen, aber zumindest mir etwas voraus...
DANKE !!! Wieder mal geiles Review - mach ich gerade mit fertig .
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@ jogiwan
Das Review ist nun Online: http://chilidog.project-equinox.de/?page_id=1708
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Sodele, habe Antwort von Andreas Strassmann bezüglich deines Reviews bekommen:
Ich schrieb dann noch: "Vielen herzlichen Dank nochmals für die tolle Unterstützung!" - seine Antwort darauf:
...das kann ich so zu 100% zurück geben! )
Liebe Grüße,
Andreas
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coole Sache! Sowas zu lesen ist natürlich super! Die Filme der Trash Collection von CMV sind ja auch genau mein Ding! Ein Kracher nach dem anderen.... Am liebsten würde ich ja sowieso alle machen
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