project: equinoX - Das deutschsprachige DVD und Film Projekt im Internet
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geschrieben von jogiwan am 31.08.05
Eine junge Chinesin namens Yan (Chien-Lien Wu) erschleicht sich im Rotlichtviertel von Shenzen das Vertrauen der Prostituierten Sichin und quartiert sich bei ihr ein. Yan ist jedoch eine von der Polizei gesuchte Verbrecherin und in einem unbeobachteten Moment erwürgt sie die völlig überraschte Sichin mit einem Seil. Yan will China verlassen und Sichin besitzt aufgrund ihrer Heirat mit einem Japaner einen provisorischen Pass und eine Ausreisegenehmigung, die dafür notwendig sind. Yan nimmt die Identität Sichins an und kann auch alle Grenzkontrollen anstandlos passieren.
In Hong Kong angekommen wird Yan nächtens vor einem Nachtclub von Chen Chi-Min (Yiu-Cheung Lai) angesprochen. Chen ist selbstständiger Taxifahrer und lebt seit seiner Scheidung zurückgezogen in einem entlegenen Haus ausserhalb von Hong Kong in einem Waldgebiet. Seine vierjährige Tochter Yin Yin hat er in die Obhut seiner Mutter übergeben. Chen bietet Yan Geld für sexuelle Dienste. Sie folgt ihm und die beiden fahren gemeinsam in sein Haus. Yan wirkt sehr interessiert und fragt Chen über sein Leben, seine Hobbies und seine Famile aus. Chen wird aufgrund der Neugierde Yans misstrauisch, beantwortet jedoch alle ihre Fragen. Was der Taxifahrer zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnt: Yan benötigt auch eine neue Identiät für ihren Ehemann Kwan Fai. Dieser ist in China untergetaucht, wird ebenfalls polizeilich gesucht und trägt Prothesen, da ihm Polizeihunde bei einer Verfolgungsjagd mit der Polizei beide Unterarme weggerissen haben. Der zurückgezogene Chen ist das ideale Opfer für ihren Plan. In der Wohnung Chens stiehlt sie Fotos seiner Familie und lässt eine Goldkette zurück, danach fährt sie mit einem Taxi in die Stadt.
Ein paar Tage später stösst Yan Chen mit einem Auto nieder, überfährt ihn und bricht ihm so beide Beine. Danach begeht sie unerkannt Fahrerflucht, Chen lässt sie schwerverletzt auf der Strasse liegend zurück. Einige Tage später klingelt sie an seiner Türe und bittet ihn um die Goldkette, die sie zuvor in seinem Haus "vergessen" hätte. Sie entschuldigt sich für ihre angebliche schlechte Laune bei ihrem ersten Treffen und bietet ihm spontan ihre Hilfe an, da Chen aufgrund seiner Verletzung mittlerweile auf einen Rollstuhl angewiesen ist. Chen lässt Yan, wenn auch etwas widerwillig in seine Wohnung. Als Yan die Wohnung betritt schliesst sie systematisch alle Türen und Fenster, erschlägt seinen Wachhund mit einem Hocker und fesselt den völlig überraschten Chen mit Klebeband an seinen Rollstuhl.
Sie foltert Chen um an seine Daten und Dokumenten zu kommen, die sie für ihren Gatten benötigt und geht dabei wenig zimperlich vor. Doch der Plan gerät ins Wanken, als ein Sturm die Ankunft von Kwan Fai verzögert und sie Chen länger als gedacht in seinem eigenen Haus gefangen halten muss. Da Chen nicht auf die Anrufe seiner Mutter reagiert, macht sich diese mittlerweile Sorgen. Sie lässt die kleine Yin Yin bei Verwandten und macht sich auf den Weg, um bei ihrem Sohn nach dem Rechten zu sehen. Dort angekommen findet sie zwar den gefesselten Chen, doch noch bevor sie Hilfe holen kann, wird sie von Yan überrascht und mit einem Schraubenzieher erstochen.
Als Yan am nächsten Tag ihren fertigen Pass abholen will, wird sie zufälligerweise vom japanischen Eheman der Prostituierten Sichin entdeckt. Sie sieht nicht Sichin nicht nur ähnlich, sie trägt auch die Uhr der Prostituierten, die sie ebenfalls entwendet hat. Der Mann wird misstrauisch und folgt Yan an den Stadtrand zum Haus des gefangengehaltenen Taxifahrers. Mittlerweile ist jedoch auch Kwan Fai angekommen und so muss auch bald Sichins Ehemann blutig sein Leben lassen. Die kleine Yin Yin ist somit die einzige Person, die die neue Identität der beiden Verbrecher noch aufdecken könnte. Yan macht sich auf die Suche um auch das kleine Mädchen aus dem Weg zu räumen und auch Chen muss bald bitter erfahren, warum er von Yan so lange am Leben gelassen wurde....
Kan-Cheung Tsang ist eigentlich ein vielbeschäftigter Drehbuchautor und ist u.a. für das Drehbuch zu "shaolin soccer" verantwortlich. Mit seinem 1997 gedrehten Regiedebut beweisst Tsang jedoch, dass er auch als Regisseur eine gute Figur macht. "Intruder" ist ein durch und durch pessimistisches, kaltes und düsteres Werk über die Abgründe der menschlichen Seele. Ein Cat.III-Drama in der die Härte nicht nur in den gezeigten Bildern, sondern vielmehr auch in der Kompromisslosigkeit Ausdruck findet, mit der die Hauptdarstellerin zu Werke geht, um sich und ihrem Ehemann einen neue Identität und somit ein neues Leben zu verschaffen. Anstatt jedoch wie in Filmen dieser Klassifzierung üblich die Gewalt ausgiebig zu zelebrieren, legt Tsang ein grösseres Ausgenmerk auf die Charakterisierung seiner Figuren. Daher ist der Film - meiner Meinung nach - auch nicht der Horror-, sondern eher der dramatischen Ecke zuzuordnen. Was jetzt nicht heissen soll, dass der Film für zartbesaitete Gemüter geeignet ist. Böse Szenen gibt es trotzdem noch genug, doch sind diese der Geschichte zuträglich und nicht selbstzweckhaft inszeniert.
Yan ist zwar einerseits die kaltblütige Mörderin, jedoch auch die liebende und treusorgende Ehefrau. Sie wurde in China von ihrem Vermieter vergewaltigt und hat ihrer Peiniger und dessen Familie mit ihrem Mann umgebracht. Dass sie es schlussendlich nicht schafft auch noch das unschuldige Kind zu ermorden, führt schliesslich jedoch zum Scheitern ihres Planes. Und so endet der Film auch mit der Erkenntnis Yans, dass sie zuviel Mitleid hätte und nicht grausam genug sei. Ein Fehler, den sie beim nächsten Mal nicht mehr begehen werde...
Chen ist ein Aussenseiter, ein Einzelgänger, der sich nach dem Ende seiner unglücklichen Ehe vom gesellschaftlichen Leben zurückgezogen hat und in den dunklen Strassen Hong Kongs eher das schnelle sexuelle Abenteuer, als eine neue Partnerin zu suchen scheint. Verantwortung möchte er keine mehr übernehmen und so hat er auch seine Tochter der Obhut seiner eigentlicht verhassten Mutter überlassen. Gegen Ende des Filmes macht der schwer-misshandelte Chen auch dann sich selbst, seinen Egoismus und seine Selbstsüchtigkeit für seine Situation verantwortlich. Die gerechte Strafe für sein - so wie er glaubt- verpfuschtes Leben. Diese Szene ist erschreckend, berührend und intensiv zugleich und verfehlt seine Wirkung auf den Zuseher nicht.
"Intruder" hat sich mir jedoch aufgrund meiner etwas falschen Erwartungshaltung nicht gleich beim ersten Mal erschlossen. Einen Sicko a la "the untold story" oder "ebola syndrom" sollte man sich auch nicht erwarten und über einige unlogische Entwicklungen muss man wohl auch wohlwollend hinwegsehen können. So scheint die zierliche Yan mit beinahe übermenschlichen Kräften gesegnet zu sein und gewisse Personen tauchen dann doch etwas zu "zufällig" an diversen Schauplätzen auf. Was mich auch etwas störte, war das Stilmittel "Blitz und Donner", das bei fast allen dramatischen Szenen zum Einsatz kommt und sich auf Dauer doch als etwas nervig präsentiert. Wenn man diese Tatsachen etwas ausser Acht lässt, dann allerdings ist der Film ein sehr, sehr interessanter und vor allem intensiver Vertreter des Terror-Kinos, der Vergleiche mit westlichen Genre-Klassikern nicht zu scheuen braucht.
Die schauspielerischen Leistungen sind gut bis sehr gut. Vor allem Chien-lien Wu als Yan verkörpert ihre Rolle sehr gut. Manchal stoisch, dann wieder unberechenbar kaltblütig und zurückhaltend-unschuldig - allein mit ihrer Mimik schafft sie es ihrer Rolle alle benötigten Facetten zu verleihen. Yiu-Cheung Lai als Chen spielt anfangs einen undurchschaubaren Charakter, der nach und nach am psychischen und physischen Terror zerbricht. Die Dreharbeiten waren für ihn sicherlich nicht die angenehmsten. Er, sowie auch die kleine Yin Yin können einem angesichts der erlittenen Qualen ja schon sehr leid tun. Leider ist kein Making-Of auf der Scheibe, aber es ist so ist zu erahnen, dass auch das kleine Mädchen einiges durchmachen musste. In westlichen Raum wären derlei Szenen mit Kinderdarstellern jedenfalls (zum Glück) undenkbar.
Die RC2-Scheibe von Adrena-Film bringt "Intruder" in seiner ungeschnittenen Form im kantonesischen Original-Tonformat (2.0 Mono) mit wahlweise deutschen oder englischen Untertiteln, welche jedoch angeblich für 16:9-Fernseher nicht geeignet sind. Das Bild ist sehr scharf und obwohl sich viele Szenen im Dunkeln abspielen sind alle Details gut sichtbar. Weiters befindet sich ein Trailer (von einer vorherigen Sichtung wird jedoch abgeraten!), eine kurze Bildergalerie und ein Interview mit dem Regisseur in Form von 25 kleingeschriebenen Texttafeln auf der empfehlenswerten Scheibe. CVeidt hat jedoch an anderer Stelle schon angemerkt, dass Texttafeln wohl nicht das geeignetste Zusatz-Feature einer DVD darstellen. Dem kann bzw. muss ich mich jedenfalls vorbehaltslos anschliessen. Sonstige Extras sind leider nicht vorhanden.
Alles in allem ein sehr gutes, verstörendendes Cat-III-Movie, dass optisch, darstellerisch und inhaltlich überzeugen kann und dankenswerterweise auf komödiantische Elemente gänzlich verzichtet. Ein Film, der mir jedenfalls noch längere Zeit im Kopf herumspuken wird, dem man vielleicht aber auch eine zweite Chance geben muss.
Schade nur, dass Kan-Cheung Tsang sich danach wieder nur aufs Drehbuch-schreiben konzentriert hat und keine weiteren Filme gedreht hat. Die überraschende Kompromisslosigkeit der Inszenierung seines Regie-Erstlings hätte ja definitiv einige Fortsetzungen verdient.
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Uihhh, scheinst dich ja sehr für die bösen asiatischen CAT III Movies zu interessieren .
Klingt interessant und die Asiaten sind in der Gewaltdarstellung ja eh nicht sonderlich zimperlich, egal ob es gegen Frauen oder Kinder geht.
Sorry, hatte dann doch etwas länger gedauert, aber ich lobe Besserung .
Hier ist der Link: http://www.project-equinox.de/index.php?seite=13013 Leider habe ich keine Screenshots zum Film gefunden, aber sobald ich mal eine Möglichkeit habe welche zu machen, wird das ganze dann mit passenden Pics ausgeschmückt .
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