project: equinoX - Das deutschsprachige DVD und Film Projekt im Internet
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Die drei Studenten Anderson (Jay Gillespie), Nelson (Dylan Edrington) und Cory (Matthew Carey) sitzen am letzten Tag ihres Semesters im Vorlesungssaal von Prof. Ackermann (Peter Stormare) der gerade in einen Vortrag über die Gräuel des Bürgerkrieges referiert. Doch die draufgängerischen Studies sind jedoch eher an der bevorstehenden Spring-Break-Sause in Florida als an historischen Gegebenheiten des eigenen Landes interessiert. Dummerweise ist Mr. Ackermann jedoch mit den geschichtlichen Semesterarbeiten der drei Studenten überhaupt nicht zufrieden und verlangt dringend Ersatz bis zum Ende der zweiwöchigen Ferien. Dann gibt er den drei noch einen pragmatischen Rat mit auf den Weg: „wer nicht gewillt ist, aus der Geschichte zu lernen, ist dazu verdammt diese zu wiederholen...“
Doch unsere Protagonisten lässt diese Weisheit herzlich unbeeindruckt und so befinden sich Nelson, Anderson und Cory in der nächsten Szene bereits in einem Cabrio auf dem Weg nach Florida um dort ordentlich auf den Putz zu hauen und die bevorstehenden Ferien mit haufenweise Frauen, Alkohol und Joints zu verbringen. Auf einer Tankstelle treffen sie nicht nur auf einen prophetischen Tankwart („bis Mitternacht seit ihr tot“), sondern auch auf den schwulen Ricky (Brian Gross), der sich in Begleitung von Kat (Gina Marie Heekin) und Joey (Marla Malcolm) ebenfalls auf dem nach Florida befindet. Andy wirft natürlich sofort auf Auge und Joey und da Cory´s Bruder ein Strandhaus besitzt, verabreden sich die sechs Reisenden am nächsten Tag ebendort zu treffen. Nummern werden ausgetauscht und die Reise geht weiter.
Am nächsten Morgen befinden sich die Urlauber wider Erwarten jedoch noch immer nicht im sonnigen Florida sondern landen durch ein Umleitungsschild in einem kleinen 2001-Seelen-Gemeinde namens Pleasant Valley, in der die Zeit stehen geblieben zu sein scheint. Dort finden gerade die Vorbereitungen zum alljährlichen Guts´n Glory-Jubiliee statt und die drei Erholungssuchenden werden von der Bevölkerung inklusive Bürgermeister Buckmann (Robert Englund) herzlich und lautstark willkommen geheißen. Die drei Yankees sollen als Ehrengäste den Feierlichkeiten und dem berühmten Barbecue beiwohnen. Zuerst sind sich die Studenten noch unsicher, doch als kurze Zeit darauf auch Ricky, Kat und Joey in dem Kaff landen, beschließen alle die beiden Tage zu bleiben und den Aufenthalt in Daytona-Beach aufzuschieben. Und noch zwei Besucher verirren sich auf einem Motorrad in das verschlafene Nest, der Quotenschwarze Malcolm (Mushond Lee), sowie seine entfernt-asiatisch aussehende Freundin Leah (Bianca Smith).
Kurzerhand werden die 8 Gäste ins Hotel von Granny Boone (Lyn Shaye) einquartiert und man macht es sich gemütlich. Die Bewohner von Pleasant Valley wirken zwar etwas schrullig und seltsam, aber doch irgendwie sympathisch. Wenig später ist Kat die erste, die zarte Bände mit der Dorfbevölkerung knüpft. Der galante Harper Alexander umgarnt Kat und nach einem kleine Spaziergang finden sich beide in einer mit Stroh ausgelegten Scheune wieder. Doch anstatt der erwarteten Erotik findet sich Kat bald in einer äußerst prekären Situation und alsbald auch den blutigen Tod. Denn – der aufmerksame Leser weiß natürlich schon längst Bescheid – bei den Bewohnern des Südstaaten-Kaffs handelt es sich um sadistische Psychopathen, die ahnungslose Touristen mit allerlei bösen Tricks ins Jenseits befördern, um diese dann als Hauptbestandteil des abendlichen Barbecues zu verwursten. Doch davon wissen die ahnungslosen Yankees noch nicht, die von diesem Zeitpunkt an, einer nach dem anderen sehr effektvoll ins Jenseits befördert werden. Es folgt ein blutiger Alptraum, aus dem es kein Entrinnen scheint...
Vor einiger Zeit hab ich ja bereits ein paar Zeilen zu Herschell Gordon Lewis´ 64er Opus „2000 maniacs!“ geschrieben, der mir als ollen Trashfan natürlich gut gefallen hat. Aber alte Geschichten neu aufzuwärmen, funktioniert zwar bei Gulasch sehr gut, bei Filmen und Beziehungskisten kann das Ganze aber auch ziemlich flott und umso ordentlicher in die Hose gehen. Aufgrund der derzeit vorherrschenden Ideenlosigkeit in Hollywood in der näheren Vergangenheit war dies leider auch oftmals der Fall - vor allem, wenn sich das Werk mittels austauschbarer Gesichter, sogenannter MTV-Optik und runtergefahrenem Gore einem bestimmten Teenie-Publikum angebiedert wird. Umso erfreuter bin ich, dass dieses bei „2001 Maniacs“ aber nicht der Fall ist. Hier liegen erstens zwischen Original und Remake über 40 Jahre und bei Regie-Debütant Sullivan handelt es sich auch eindeutig um einen großen Fan des Genres, der auch sein Handwerk versteht. Aufgrund der beiden Faktoren macht eine Adaptierung somit durchaus Sinn. Und um es kurz zu machen: „2001 maniacs“ ist eine spaßige Splatter-Granate, mit ordentlich Witz, Tempo und Unterhaltungswert. Die Lacher und Gore-Effekte, sowie freizügige Szenen halten sich die Waage und so weiß der Film mit seiner Mischung aus Hommage und Eigenständigkeit trotz eindeutiger Ausrichtung auf ein eher jüngeres Publikum durchaus zu begeistern.
Die Inhaltsangabe ist ja wieder einmal bewusst sehr kurz gehalten, um euch nicht den Spaß an dem Film und seinen bisweilen sehr bösen Einfällen zu nehmen. Inhaltstechnisch ist das 2005er-Remake auch nur bedingt mit dem Splatter-Frühwerk von Herschell Gordon Lewis zu vergleichen. So wurde nicht nur der Headcount der bedauernswerten Teenies verdoppelt, und die Ablebenssequenzen modifiziert, auch die Location und Ausstattung wirken ungleichmäßig authentischer und liebevoller als bei Lewis Low-Bugdet-Werk. Doch während sich hingegen Lewis auf die Kooperation eines ganzen Dorfes verlassen konnte, so standen die Dreharbeiten von Sullivan anfänglich unter keinem so guten Stern. Die ursprünglich geplante Dreh-Location wurde kurz vor Drehbeginn Oper der Flammen, sodass das Team angewiesen war sich kurzfristig eine neue Location zu suchen. Doch man hatte Glück und fand ein Dorf in Georigia, in dem originalgetreu eine Südstaaten-Stadt nachgebildet war. Dort erhielt man auch die Drehgenehmigung unter der Vorraussetzung, den normalen Betrieb nicht zu sehr zu stören. Daher war Sullivan dazu gezwungen, Nackt- und Gore-Szenen außerhalb der Öffnungszeiten zu drehen, was jedoch nicht immer gelungen ist und auf mit einigen Belastungen für die mitwirkenden Schauspieler verbunden war. Ursprünglich hätten ja auch über 100 ortsansässige Soldaten-Laiendarsteller in den Film mitwirken sollen, die jedoch einen Tag vor Drehbeginn bzw. nach Durchsicht des Drehbuches geschlossen von einer Teilnahme Abstand nahmen.
Die Idee zu einem Remake von „2000 maniacs“, der bis zum Zeitpunkt des Remakes wohl eher nur in einschlägigen Fankreisen Bekanntheitsgrade geniessen konnte, hatte Tim Sullivan schon seit Jahren. Allerdings war es für ihn als Regie-No-Name anfänglich nicht einfach, Produzenten und auch Darsteller für sein in Zusammenarbeit mit Chris Kobin entstandenen Drehbuch-Adaption zu begeistern. Das änderte sich, als er auf Eli Roth traf, der zu diesem Zeitpunkt gerade mit „cabin fever“ größere Erfolge in Horrorkreisen feiern konnte. Roth war von der Idee und dem Drehbuch begeistert und involvierte seine Produktionsfirma „Raw Nerve“ in das Projekt. Somit stand zumindest das Budget und die Suche nach den entsprechenden Schauspielern konnte beginnen.
Die erste Wahl für die Darstellung des Bürgermeisters war ohnehin Robert Englund, den Tim gleichfalls wie Lin Shaye noch aus seinen Zeiten als Co-Produzent von „Detroit Rock City“ kannte. Als beide zur großen Freude zusagten, war es ein leichtes, die weiteren Darsteller zu finden. Und auch wenn der restliche Cast (mir) weitgehend unbekannt ist und bisher eher in Nebenrollen diversen Serien oder unbekannteren Filmen zu sehen war, so machen doch alle ihre Sache für B-Movie-Verhältnisse recht gut. So richtig hervorstechen tut außer Robert Englund und der herrlich überdrehten Miss Shaye ohnehin niemand und die Gesichter der Teenager sind austauschbar. Aber seien wir uns ehrlich – wer erwartet sich bei einem Party-Splatter-Film auch schauspielerische Höchstleistungen? Warum jedoch Bianca Smith unbedingt als Asiatin herhalten muss, obwohl sie gar nicht so aussieht, wird wohl auf ewig ein Geheimnis der Casting-Firma bleiben.
Zahlreiche weitere Kurz-Auftritte bekannter Gesichter gibt’s wie üblich auch und so kann sich der geneigte Zuschauer an kurzen Rollen von Peter Stormare, Regie-Kollege Eli Roth (Cameo als Justin aus „cabin fever“) und Tim Sullivan himself als Sargtischler erfreuen. Ursprünglich war statt dem Beginn mit Peter Stormare ein Auftritt von Regisseur John Landis („American werewolf“) geplant. Diese Sequenz war aber zu kurz und konnte für den fertigen Film nicht verwendet werden. Immerhin hat es Herr Landis jedoch auf das Bonus-Material der DVD geschafft.
Was jedoch als äußerst positiv zu vermerken ist, dass bewusst weitgehend auf die derzeit so beliebten CGI-Effekte aus dem Rechner verzichtet wurde. Die zahlreich zum Einsatz kommenden und sehr gelungenen Gore-Effekte und Latex-Masken sind größtenteils in Handarbeit im Hause KNB EFX Group entstanden fügen sich so harmonisch in die wunderbar-oldskoolige Atmosphäre des ganzen Filmes ein. Und an Gore gibt es über die ganze Laufzeit eine ganze Menge zu sehen. Und zwar gerade soviel, dass es dem Mainstreamgucker nicht zuviel wird, aber der abgebrühte Horrorfan dennoch auf seine Kosten kommt. Aber wie bei Partyfilmen üblich, wird die Gewalt durch humoristische Einlagen entschärft und auch davon gibt es eine ganze Menge. Zugegeben, nicht jeder Gag sitzt, kaum eine zweideutige Gelegenheit wird ausgelassen und manchmal bricht auch etwas infantiler (und rassistischer) Holzhammerhumor durch, aber im Gesamtkontext verzeiht man gern die ein - oder andere abgedroschene Zote.
Die DVD aus dem Hause Sunfilm lässt hingegen nahezu keine Wünsche offen und präsentiert den Film ungeschnitten in sehr guter Bild und Tonqualität in englischer und deutscher Sprachfassung. Dazu gibt’s deutsche Untertitel, die teilweise auch notwendig sind, da der Südstaatenslang im Original teils doch etwas sehr schwer verständlich ist. Neben dem obligatorischen Trailer gibt’s es noch zahlreiche Bonus-Features, die deutsch untertitelt wurden. So gibt’s es ein informatives Making-Of namens „inside the asylum“, zahlreiche Deleted- und Extended Scenes, sowie Outakes, Aufnahmen vom Casting und die alternatives – bereits erwähnte – Anfangssequenz mit John Landis. Audiokommentar-Fetischisten kommen aber auch auf ihre Kosten, wahlweise mit Regisseur Sullivan und Hauptdarsteller Robert Englund oder Sullivan, Co-Autor Kobin und Produzent Chris Tuffin.
Abschliessend bleibt zu sagen, dass „2001 maniacs“ ein äußerst kurzweiliger und spaßiger Party-Splatter-Film ist, der – vorausgesetzt man erwartet sich nicht zuviel – hervorragend zu unterhalten weis. Ein liebevolles und ehrliches Remake eines einschlägigen Klassikers, dem man in jeder Minute ansieht, dass sich hinter dem Projekt Leute befunden haben, denen das Genre auch mehr Herzen liegt als irgendwelche Box-Office-Rekorde. Ein überraschend blutiger, humorvoller und freizügiger Film, der zwar das Rad bzw. Genre nicht neu erfindet, aber schon Lust auf mehr macht und jedem empfohlen werden kann, der auf schwarzhumorige Splatterfilme steht. Sehr nett!
Beitrag geändert von jogiwan (12.August 2006 19:12:53)
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Die Bilder sollten raus sein, allerdings ist das Outlook heute etwas zickig... hoffe, die sind auch angekommen. Hab sie auf die chilidog.de-Addy geschickt!
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jogiwan schrieb:
Die Bilder sollten raus sein, allerdings ist das Outlook heute etwas zickig... hoffe, die sind auch angekommen. Hab sie auf die chilidog.de-Addy geschickt!
Japp, sind angekommen. Danke dafür und auch für das coole Review - ich finds Klasse . Werde es morgen Vormittag gleich mit fertig machen, also falls du doch noch was ändern willst, nur zu. Aber ich würde es so stehen lassen.
Danke nochmal!
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jogiwan schrieb:
Bitte sehr - gern geschehen
Sodele, das Review ist nun Online: http://chilidog.project-equinox.de/inde … ge_id=1652
Ist im übrigen dein 60stes. Gratulation !!!!
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jogiwan schrieb:
Hui... schön! Danke! Na dann auf die nächsten 60!
Lob gibts aktuell heute auch von Sunfilm:
Hallo Herr Mayer,
das ist aber wieder eine tolle ausführliche Besprechung geworden. Habe sie
gleich an den ganzen Sunfilm-Außendienst verteilt.
Viele Grüße
von Annette Gowik
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