project: equinoX Forum

Eine namenlose, aber umso lüsterne indonesische Göttin ist auf der Suche nach dem ultimativen, sexuellen Kick. Leider kann keiner der Männer ihren hohen Qualitätsstandards genüge tun und so werden die ahnungslosen Männer jeweils während des Aktes mittels eines gefräßigen Aals, der im Inneren der bösen Frau lebt, entmannt ins Jenseits befördert. Doch Mann Nr. 100 ist schlauer als seine unglücklichen Vorgänger und schafft es die Kraft des Aals in einem Dolch zu bündeln und befiehlt macho-mäßig der Göttin das Morden einzustellen. Doch wer lässt sich schon gerne die Freizeitgestaltung vom Partner vorschreiben und daher ist die Göttin natürlich wenig erfreut. Sie beschließt samt Schloss ins Wasser zu gehen. Zuvor schwört in aber noch schnell in 100 Jahren an dessen Urgroßenkelin furchtbare Rache zu nehmen.

Soweit so blöd. 100 Jahre später ist die junge Anthropologie-Studentin Tania (Barbara Anne Constable) in Indonesien unterwegs um der Legende der Südsee-Königin auf den Grund zu gehen und darüber eine Dissertation zu schreiben. Auf eindringliche Warnungen der Eingeborenen kann genre-üblich natürlich nicht Rücksicht genommen werden und so wagt sich die junge Studentin mittels Boot auch an den Ort den Geschehen. Eine kurze Differenz mit dem Kapitän und einen Sonnenbrand später ist das Schloss der Göttin anscheinend auch schon gefunden und der böse Geist bzw. Aal ergreift Besitz der unschuldigen Touristin. Das kann der Zuschauer allerdings nur erahnen, da von großartigen Outdoor-Special-Effects größtenteils Abstand genommen wurde.

Wenig später steigt am idyllisch-indonesischen Strand eine seltsam-veränderte Tania a.k.a Lady Terminator an Land. Die hat nicht nur Bikini und sämtliche Hemmungen abgelegt, sondern schon an ihrem bösen Blick kann der Zuschauer erkennen, dass sie nichts Gutes mehr im Schilde führt. Tania ist gekommen um Rache zu nehmen und jeder der sich ihr in den Weg stellt wird unbarmherzig aus dem Weg geschnackselt, geschossen bzw. geräumt. Nachdem Lady Terminator in bester Rock´n Roll-Manier ein Hotelzimmer zerstört hat und sich mit Schusswaffen eingedeckt hat, mach sie sich auf die Suche nach der bereits erwähnten Urgroßenkelin.

Die ist auch sogleich gefunden, denn Erica (Claudia Angelique Rademaker) ist nämlich eine aufstrebende Sängerin mit eigener Show und bescheidenen Wesen. Nachdem irrtümlicherweise zuerst die beste Freundin von Erica sehr eindrucksvoll ins Jenseits befördert wird, stattet ihr Lady Terminator in der Manhattan Bar einen Besuch ab und sorgt für ein furioses Finale bzw. eifriger Reduktion von Ericas Fanscharen. Diese kann nur mit Müh und Not und mit Hilfe des Polizisten Max (Christopher J. Hart) flüchten und wird auf die nächste Polizeidienststelle gebracht.

Doch Lady Terminator gibt nicht so schnell auf und stattet auch der Polizeizentrale einen Besuch ab. Dort dreht die gute Terminatrix so richtig auf und sorgt für ein Massaker sondergleichen und ballert minutenlang auf alles was sich bewegt. Auch Masabu, der Onkel von Erica der über die Legende der Südsee-Königin Bescheid weiß, kann nur wenig gegen die  unverwundbare Lady unternehmen und bezahlt seinen mutigen Einsatz mit dem Verlust seiner Männlichkeit und Lebens. Neuerlich ergreifen Max und Erica die Flucht und nach einer Aufsehen erregenden Verfolgungsjagd gelingt es den Beiden auch, die hartnäckige Stalkerin abzuschütteln. Und – man glaubt es kaum - zwischen Mord, Entmannung und einem Bodycount jenseits sämtlicher Vorstellungsgrenzen blühen auch noch zarte Bände zwischen Erica und dem Polizisten Max, dessen Beziehungsunfähigkeit (in einem kurzen Flashback etwas erfolglos angedeutet) wie weggeblasen scheint.

Als das frisch-verliebte Paar am nächsten Tag seelenruhig in einem Shopping-Center einkaufen geht, dauert es aber nicht lange, bis auch Lady Terminator wieder auf der Matte steht und abermals für bleihaltige Stimmung unter den einkaufswütigen Besuchern und Umsatzeinbrüche bei den Ladenbesitzern sorgt. Abermals gelingt die Flucht und das Paar flüchtet auf einen Militärflugplatz. Dort warten auch schon die krisen-erprobten Freunde von Max, die nun ihrerseits der Hexe ordentlich einheizen wollen. Es kommt zum ultimativ-furiosen und pyromanischen Finale...

Bis Anfang der Siebziger waren in Indonesien vor allem westliche Filme an den Kinokassen äußerst populär. Grund genug für die indonesische Regierung ordentlich Knete in die heimische Filmwirtschaft zu investieren um auch ein Stück vom großen Kuchen abzubekommen. In den darauf folgenden beiden Dekaden entstanden bis Ende der Achtziger dann in der goldenen Ära des indonesischen Films die dubiosesten Werke, teils sogar dreiste Plagiate, die ohne Zweifel seinesgleichen suchen. Dabei wurde ohne Rücksicht auf Verluste ausländische Ideen und einheimische Geschichten mit einander vermischt und nicht nur die heimische Kinokundschaft ordentlich das Kleingeld aus der Tasche zu kitzeln, sondern auch noch für den Export-geeignete Filme zu schaffen. Und weil man dabei den ausländischen Inspirations-Gebern noch was draufsetzen wollte, wurde dabei auch nicht an ordentlicher Gewalt, jeder Menge Gore und nackten Tatsachen gegeizt.

„Lady Terminator“ aus dem Jahre 1988 ist wohl einer der bekanntesten und kultigsten Filme aus dieser Zeit. Der Film basiert lose auf einer in indonesischen Küstenregionen sehr populären Sage einer sexhungrigen Südseekönigin, die in einem Schloss unter der Meeresoberfläche lebt und dort ihren unbändigen Hunger auf männliches Frischfleisch stillt. Passenderweise kann man dadurch auch alle Ertrinkungsopfer auf das Konto der bösen Königin schreiben. Doch dem nicht genug, wollte man wohl im Entstehungsjahr mit der Zeit gehen und übernahm einfach ein paar Szenen aus James Camerons erfolgreicher B-Granate „The Terminator“ inklusive der Augenoperationsszene (die hier noch ein Spur besser – weil absolut sinnlos kommt) und vermischte das ganze zu einem derart-spritzigen Genre-Cocktail, dass es einem förmlich den Atem verschlägt.

Das die gute Lady Terminator trotz irreführendem Titel kein Roboter ist, sondern durch schwarze Südsee-Magie bzw. einem penisfeindlichen Zauber-Aal ihre Unsterblichkeit erlangt, lasse ich jetzt mal wohlwollend außer Acht. Auch ansonsten könnte man die haarsträubende Geschichte jetzt seitenlang nach Logik- und sonstigen Lücken durchleuchten und dementsprechend in der Luft zereißen. Doch so was wäre bei einem indonesischen Plagiats- und Exploitation-Kracher wohl ohnehin vergebliche Liebesmüh´. Der ganze Film ist jedenfalls eine wahre Fundgrube an infantilen Ideen und mangelhafter Umsetzung und somit ein wahres Freudenfest für jeden Trashfan. Mir wäre jetzt jedenfalls kein Film bekannt, in dem ähnlich inflationär durch die Gegend geballert wird und ein derartiger Bodycount erreicht wird. Hat die gute Terminatrix erstmal eine AK-47 in Händen, gibt’s nämlich keine Gefangenen mehr. Dann gibt’s ordentlich „Rambo-Zamba“ mit blutigen Shoot-Ins und –Outs der radikal-feministischeren Sorte…

Abgesehen von den äusserst-billigen Effekten und kruder Story besticht der Film aber durch überraschend-soliden schauspielerischen Leistungen. Barbara Anne Constable hat und macht als Tania bzw. Lady Terminator eine gute Figur. Im „Böse gucken“ macht ihr sicher so schnell niemand was vor und zuzusehen, wie die gute Lady mit stoischer Miene so richtig aufräumt und alles niederballert, was ihr vor die Linse kommt, ist schon ein ziemlicher Spaß. Und auch der unumstößliche Beweis, dass man selbst als unsterbliche Kampfmaschine noch mit einem Sonnenbrand und Bikinistreifen durch die Gegend metzeln darf. Aber der dürfte zumindest echt gewesen sein, auch wenn Miss Constable nebenher auch noch für die ähm… gelungenen Make-Up-Effekte zuständig war. Schade, dass sie ansonsten scheinbar in keinem weiteren Film mitgewirkt hat. Die hätte wirklich das Zeug zu einer absoluten B-Movie-Ikone gehabt. Constable-Fan-Clubs daher bitte melden.
Gegen soviel Girl-Power verblasst natürlich der restliche Cast. Christopher J. Hart als abgeklärter Elite-Polizist mit beziehungs-technisch-problematischen Background ist ja eher eine kleine Sternschnuppe am schauspielerischen Firmament, ebenso wie Claudia Angelique Radebaker, die als Erica eine furchtbar schlechte Gesangnummer abliefern darf. Den Rest des Filmes spielt sie dann nur noch eine untergeordnete und  eingeschüchterte Rolle, welches einem beliebten, indonesischem Rollenbild-Klischee entspricht. Erwähnenswert wären dann auch nur noch die Kumpels unseren werten Polizisten Max, die mit grässlichsten 80er-Look samt Vokuhila so aussehen, als wären sie soeben bei dem Casting für das A-Team mit Pauken und Trompeten abgeblitzt – von dem plumpen Sprüchen mal ganz abgesehen. Apropos Dialoge, die sind sowohl in der englischen, als auch in der deutschen Version ziemlich doof. Obwohl „bitch“ halt noch immer besser als „Hexe“ klingt.


Warum der Film international bei seinem Erscheinen für Aufregnung gesorgt hat und
lange Zeit – wenn überhaupt – nur in gekürzten Versionen erhältlich ist allerdings mehr als seltsam. Die Frage nach dem Warum kann ja nicht einmal der Regisseur H. Tjut Djalil (hier unter seinem Pseudonym Jalil Jackson) erklären, da der Film erst die Zensoren auf den Plan rief, als der Film schon längst erfolgreich die Kinokassen klingeln lies. Im Vergleich zu anderen indonesischen Werken wie „the warrior“ oder „dangerous seductress“ wirkt „Lady Terminator“ doch sehr westlich-orientiert. Nichtsdestotrotz wurde er über die Jahre in die Pornoecke gedrängt, was angesichts des vorliegenden Filmes doch mehr als lächerlich erscheint. Aber auch diese Tatsache war an der Mythenbildung beteiligt, die jetzt allerdings auch im deutschsprachigen Raum ein Ende hat. Denn nach der amerikanischen Scheibe von Mondo Macabro gibt’s ja jetzt auch endlich eine deutsche Veröffentlichung aus dem Hause CMV. Und gäbe es die ehrenwerte Trash-Collection nicht bereits, sie müsste wohl für diesen Film ins Leben gerufen werden.

Beide Uncut-Versionen verfügen meiner bescheidenen Meinung nach über eine gleichfalls bescheidene Bildqualität, die bestenfalls als mittelmäßig zu bezeichnen ist. Kleine Störungen sind jedenfalls immer wieder zu sehen. Aber bei solchen Kalibern kann diesbezüglich gerne im wahrsten Sinne des Wortes über kleinere Mankos hinweggesehen werden. Auch beim Ton gibt’s nichts zu meckern. Das große Plus der CMV-Scheibe ist natürlich der, dass diese neben dem englischen Ton auch noch über eine deutsche Sprachversion verfügt. Dabei wurden jedoch einige fehlende Szenen die bei der Ursprungs-Kino-Version bei der deutschen Prüfstelle wohl irgendwo versehentlich in der Tonne gelandet sind, mit deutschen Untertiteln versehen - diese bitte vor dem Sehen aktivieren. Beim Cover hingegen gehen die Punkte hingegen eindeutig an „Mondo Macabro“. Während die CMV-Scheibe mit einem etwas unscharfen Screenshot der etwas in Mitleidenschaft gezogenen Terminator-Trixi und Pyro-Hintergrund aufwartet, hat die MM-Scheibe das eindeutig-groovigere Cover mit dem tollen Werbe-Spruch „first she mates… then she terminates“. Neben dem obligatorischen Original-Trailer zum Film gibt’s dann noch jeweils weitere Trailer aus dem jeweiligen DVD-Programm und eine alternative Beginn-Szene, die im Zuge der verschiedenen Kinoauswertungen entstanden ist. Als besonderes Highlight der Macabro-Scheibe gibt’s dann allerdings noch eine tolle halbstündige Doku über indonesische Exploitation-Filme und Interviews mit Regisseuren, Produzenten und Stars des Genres. Nebenbei noch etliche tolle Szenen aus diveresen berühmt-berüchtigen Filmen, die äusserst kurzweilig daherkommen. Somit sind eigentlich beide Versionen sehr empfehlenswert. Die CMV punktet halt mit deutschen Ton und die Mondo-Macabro mit der interessanten Dokumentation, die Lust auf weitere indonesische Filme macht, die da hoffentlich bald mal kommen mögen.

Mir hat „Lady Terminator“ jedenfalls sehr gut gefallen, auch wenn das Ganze schon sehr in Richtung Party-Film geht. Alleine hält sich der Unterhaltungswert doch etwas in Grenzen, da gegen Ende doch eine Spur zuviel durch die Gegend geschossen wird. Ein bisserl mehr schwarze Magie hätte auch nicht geschadet. Gegen Ende wird’s ziemlich grottig und der Schluss ist erwartungsgemäss unspektakulär. So bleibt unterm Strich ein absolut-trashiger Streifen, der so etwas wie die Quintessenz von schlechter 80er-Action gepaart mit ein bisserl Okkult-Horror aus der Lidl-Abteilung der Kinogeschichte darstellt. Billige Frisiuren und Klamotten, schlechte Story und Dialoge - somit für jeden Trashfan empfehlenswert, wenn nicht sogar absolute Pflicht! Ein Film der viele Fragen, aber keine Wünsche offen lässt. Und Kritikern, die anderer Meinung sind, denen wird die Lieblings-Disco zerbombt, die Wohnung und das Auto in die Luft gejagt. Und wer dem Trash-Highlight dann noch immer nicht positiv gegenüber steht, dem schicken wir noch Tanias Aal zur Entmannung ähm… Entspannung vorbei…

Beitrag geändert von jogiwan (18.July 2006 13:26:37)