project: equinoX - Das deutschsprachige DVD und Film Projekt im Internet
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chilidog schrieb:
Mich würde auch so etwas hintergründiges über seine Arbeit interessieren, wie man sich das als Laie vorstellen kann, wie halt so die Arbeitsabläufe sind.
Hihi, da war ich noch am Editen, da kommst du mit den gleichen Fragen
flac: Das ist uns wichtig!
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Hybris schrieb:
chilidog schrieb:
Mich würde auch so etwas hintergründiges über seine Arbeit interessieren, wie man sich das als Laie vorstellen kann, wie halt so die Arbeitsabläufe sind.
Hihi, da war ich noch am Editen, da kommst du mit den gleichen Fragen
flac: Das ist uns wichtig!
Hehehe,
Natürlich interessiert auch etwas Hintergrund-Kram zu "Malastrana" - laut imdb.com wurde der in Zagreb, Kroatien gedreht, irgendwie hatte ich zumindestens am Anfang des Gefühl das es Budapest ist.
Und wie man auf "Ingrid Thulin" kommt und ob er da etwas hintergründiges weiß, sie kennt man ja eher aus vielen "Ingmar Bergman" Filmen.
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Woahh super, Danke für eure tolle Hilfe! Alles was euch noch einfällt einfach hier rein posten. Das werden eh einige Mails über die nächsten 2-3 Wochen.
@chilidog: Kann ich bei ihm nach einem Anpressmuster fragen, oder hast Du das schon gemacht?
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flacmurry schrieb:
Woahh super, Danke für eure tolle Hilfe! Alles was euch noch einfällt einfach hier rein posten. Das werden eh einige Mails über die nächsten 2-3 Wochen.
@chilidog: Kann ich bei ihm nach einem Anpressmuster fragen, oder hast Du das schon gemacht?
Angefragt habe ich noch nicht, kann ich aber gern gleich direkt bei der Frau Winhart machen, ist mir lieber. Die verschickt das auch immer gleich, sobald was da ist. Ich denke damit hat er speziell nix zu tun und wenn er es erst weiterleiten muss, dauert sowas.
Aber ich kann gleich mal eine e-mail diesbezüglich schreiben und auch über unsere Pläne zum Review berichten und auch zwecks Gewinnspiel anfragen.
Wenn die Fragen an den Herrn Bruckner sich weit von "Malastrana" entfernen, können wir das auch Extra veröffentlichen - So eine Special-Sektion will ich eh wieder machen, wo halt alles andere reinkommt.
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chilidog schrieb:
Angefragt habe ich noch nicht, kann ich aber gern gleich direkt bei der Frau Winhart machen, ist mir lieber. Die verschickt das auch immer gleich, sobald was da ist. Ich denke damit hat er speziell nix zu tun und wenn er es erst weiterleiten muss, dauert sowas.
Alles klar.
chilidog schrieb:
Wenn die Fragen an den Herrn Bruckner sich weit von "Malastrana" entfernen, können wir das auch Extra veröffentlichen - So eine Special-Sektion will ich eh wieder machen, wo halt alles andere reinkommt.
Ich hätte das lieber komplett am Ende des Reviews. So werden wir bestimmt mehr Leser erreichen!?
Hier jedenfalls meine bisherige Antwort auf seine gestrige Mail (ist noch nicht abgeschickt, kommen noch erste Fragen drunter):
flacmurry schrieb:
Hallo Herr Bruckner,
vielen Dank schonmal für Ihre Bereitschaft und die rasche Antwort. Am Besten erkläre ich Ihnen ganz kurz, wie ich mir das mit dem Interview gedacht habe. Ich würde Ihnen gerne ein paar Mal einige Fragen zusenden, die Sie mir in aller Ruhe, ganz nach Ihrem Ermessen beantworten können. Die entgültige Reihenfolge der beantworteten Fragen würde ich dann gerne erst gegen Ende festlegen. Als Veröffentlichungs-Termin des Interviews habe ich den Termin der "Malastrana" DVD-Veröffentlichung ins Auge gefasst (also voraussichtlich Mitte bis Ende April). Das Interview würde dann zusammen mit dem Review zur DVD veröffentlicht werden, ganz so wie wir das schon bei der tollen "Totengräber"-DVD mit Niki Wurster von Unexpected gehandhabt haben (siehe hier: http://chilidog.project-equinox.de/inde … age_id=252 ).
Selbstverständlich wird ohne Ihr Einverständnis nichts veröffentlicht. Die finale Version des Interviews können Sie zuvor also in aller Ruhe nochmal gegenlesen. Erfahrungsgemäß werden diese DVD-Reviews von vielen Genre-Fans gelesen, da sie im Internet mit der IMDB und der OFDB verlinkt sind (über die zahlreiche Fans ihre Infos beziehen).
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flacmurry schrieb:
chilidog schrieb:
Angefragt habe ich noch nicht, kann ich aber gern gleich direkt bei der Frau Winhart machen, ist mir lieber. Die verschickt das auch immer gleich, sobald was da ist. Ich denke damit hat er speziell nix zu tun und wenn er es erst weiterleiten muss, dauert sowas.
Alles klar.
chilidog schrieb:
Wenn die Fragen an den Herrn Bruckner sich weit von "Malastrana" entfernen, können wir das auch Extra veröffentlichen - So eine Special-Sektion will ich eh wieder machen, wo halt alles andere reinkommt.
Ich hätte das lieber komplett am Ende des Reviews. So werden wir bestimmt mehr Leser erreichen!?
Hier jedenfalls meine bisherige Antwort auf seine gestrige Mail (ist noch nicht abgeschickt, kommen noch erste Fragen drunter):flacmurry schrieb:
Hallo Herr Bruckner,
vielen Dank schonmal für Ihre Bereitschaft und die rasche Antwort. Am Besten erkläre ich Ihnen ganz kurz, wie ich mir das mit dem Interview gedacht habe. Ich würde Ihnen gerne ein paar Mal einige Fragen zusenden, die Sie mir in aller Ruhe, ganz nach Ihrem Ermessen beantworten können. Die entgültige Reihenfolge der beantworteten Fragen würde ich dann gerne erst gegen Ende festlegen. Als Veröffentlichungs-Termin des Interviews habe ich den Termin der "Malastrana" DVD-Veröffentlichung ins Auge gefasst (also voraussichtlich Mitte bis Ende April). Das Interview würde dann zusammen mit dem Review zur DVD veröffentlicht werden, ganz so wie wir das schon bei der tollen "Totengräber"-DVD mit Niki Wurster von Unexpected gehandhabt haben (siehe hier: http://chilidog.project-equinox.de/inde … age_id=252 ).
Selbstverständlich wird ohne Ihr Einverständnis nichts veröffentlicht. Die finale Version des Interviews können Sie zuvor also in aller Ruhe nochmal gegenlesen. Erfahrungsgemäß werden diese DVD-Reviews von vielen Genre-Fans gelesen, da sie im Internet mit der IMDB und der OFDB verlinkt sind (über die zahlreiche Fans ihre Infos beziehen).
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Alles klar, hast vielleicht auch recht, wenn wir das zusammen veröffentlichen, wie halt damals zu der "Django" DVD.
Die e-mail an Koch Media ist raus, sobald Antwort kommt gebe ich mal Bescheid.
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chilidog schrieb:
Alles klar, hast vielleicht auch recht, wenn wir das zusammen veröffentlichen, wie halt damals zu der "Django" DVD.
Die e-mail an Koch Media ist raus, sobald Antwort kommt gebe ich mal Bescheid.
Alles klar.
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Hybris schrieb:
Da ich gerade den Soundtrack höre: "Sacco and Vanzetti"!!! Es gibt noch keine adäquate VÖ!
Ähhh, naja wie isser denn so Und wat is denn mit Joan Baez und wat mit Walker und wat is denn überhaupt so los! Na du weeßt schon und grünt denn dit im Mai und achso im Mai da kommt ja och ne neue Scott walker und ne neue Current 93 mit Marc Almond & Antony & The Johnsons
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MOMENT! Wat, ne neue Current mit Marc Almond??? Und mit Antony??? Das passt hier zwar nicht hin, aber das könnte ja hörbar werden...
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Na und wat is denn nu mit dem Soundtrack
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CVeidt schrieb:
Na und wat is denn nu mit dem Soundtrack
PM!
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Achso, auf ner Current hat doch schon Nick Cave jesungen und der hat doch och in Filmen mitjespielt (ähh Der Himmel über Berlin und Ghosts of the civil dead oder so ähnlich) - also passt dit ja schon!!!!! Außerdem hat Current doch in so nem Video sich schon bei The Wicker man bedient! Voll im Thema würd ick sagen
Klingt ganz nett die Neue, so Richtung "All the pretty little horses" - hübsch, hübsch - einer der wenigen Bands aus meinen Jugendtagen die ich mir noch anhören kann und die mit den Jahren reifer, besser geworden sind - sich aus dem engen Soundnetz gelöst haben. Dat kann man ja von Gegenspieler Douglas nicht grad behaupten! Ick weeß ick fang wieder voll an wie früher!
Beitrag geändert von CVeidt (24.March 2006 16:36:50)
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Also meine Mail an den Herr Bruckner ist jetzt schon seit 10 Tagen raus und ich habe immer noch keine Antwort erhalten. Wie soll ich eurer Meinung nach nun reagieren? Weiter warten oder spamen?
@chili: Weißt Du schon etwas bezüglich der DVD?
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flacmurry schrieb:
Also meine Mail an den Herr Bruckner ist jetzt schon seit 10 Tagen raus und ich habe immer noch keine Antwort erhalten. Wie soll ich eurer Meinung nach nun reagieren? Weiter warten oder spamen?
@chili: Weißt Du schon etwas bezüglich der DVD?
hmmm, bis zum offiziellen release sind es noch drei wochen, vielleicht hat er im moment viel zu tun. von koch media selbst habe ich noch keine anwort, die wissen aber was wir genau vorhaben und es isz nix ungewöhnliches wenn ich keine anwort bekomme, meist ist die dvd irgendwann im briefkasten - sobald sie kommt leite ich sie unverzüglich an dich weiter - den film kenne ich ja.
ich würde mal bis freitag abwarten und ihn dann nochmal anschreiben.
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@flacmurry
das booklet zu "malastrana" dürftest du ja per e-mail haben - sorry für die eine leere e-mail .
wenn sich der Herr Bruckner nicht melden sollte, machen wir halt das review und reichen das interview später nach - er hatte ja zugesagt, vielleicht hat er momentan viel zu tun. sobald die dvd ankommt, leite ich sie an dich weiter.
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Malastrana (Short Night of Glass Dolls)
Eines Morgens in der wunderschönen Stadt Prag zu Beginn der 70er Jahre. Der amerikanische Journalist Gregory Moore (Jean Sorel) wird regungslos in einem Gebüsch des bekannten Schlossparks gefunden. Kurze Zeit später jagt die schnell herbeigerufene Ambulanz mit dem leblosen Körper durch die zahlreichen kleinen Gässchen der berühmten Stadt an der Moldau.
Über die nun folgende „First-Person-Sicht“ des Krankenwagens wurden sehr geschickt die Credits des Film gelegt. Diese Sequenz ist meiner Meinung nach nicht nur als eine ziemlich clevere Überleitung in den Film, sondern zusätzlich auch als eine Einführung in das Gefühl dieser einzigartigen Stadt mit ihren vielen prächtigen historischen Gebäuden zu sehen. Die Sirene des Krankenwagens wird dabei unmerklich leiser und geht scheinbar ohne Übergang in die melancholische Melodie eines Streichorchesters über. Gerade wenn der Betrachter sich von den vorbeirauschenden grauen Hausfassaden abwendet um sich der Intensität dieser geheimnisvollen Melodie bewusst zu werden, offenbaren ihm die Credits ihre Schöpfer: „Music by Ennio Morricone - Ochestra conducted by Bruno Nicolai“. Wow, was für ein Auftakt!
Die Ambulanz erreicht nach einigen Minuten schließlich das nächstgelegene Spital. Dort wird der Körper Gregorys, der seltsamerweise keinerlei Verletzungen aufweist, sogleich vom diensthabenden Arzt in Augenschein genommen. Da selbiger nach einer sehr knappen Untersuchung keinerlei Lebenszeichen mehr feststellten kann, wird der Journalist für tot erklärt. Dann geschieht etwas Seltsames, Unvorhergesehenes: Die Kamera zoomt langsam an den Leichnam heran und der Zuschauer vernimmt plötzlich Gregorys Gedanken: „Tot? Ich, tot? Das ist nicht war! Ich lebe... seht ihr nicht dass ich lebe? Ich muss es ihnen irgendwie zeigen. Du...? Hörst Du mich nicht? Sieh mich an! Ich lebe. Ich muss einen Finger bewegen. Ich muss! Ihr könnt mich nicht lebendig begraben! Das dürft ihr nicht...“. Während Gregorys Körper ins Kühlhaus gefahren wird, driften seine Gedanken (und mit ihnen die Erzählung) ab in seine Vergangenheit.
Einst liebte Gregory das äußerst attraktive Mädchen Mira Svoboda (Barbara Bach). In Momentaufnahmen des vollkommenen Glücks beobachten wir die beiden Liebenden bei ihren Streifzügen durch die „goldene Stadt“. Durch ihre Stadt! Den Beiden zählt nur das hier und jetzt. Diese prächtigen Augenblicke werden erneut durch die wunderschöne, abermals sehr melancholische Musik Ennio Morricones untermalt, dem Main-Theme des Films. Eine leichte Klaviermelodie in Begleitung des zarten Summens einer Frauenstimme. Im Off vernehmen wir zu diesen Momentaufnahmen einen poetischen Dialog unseres Liebespaares. Gregory offenbart darin seiner tschechischen Geliebten u.a. seine Ängste und Gefühle: „Ich weiß nicht, aber immer wenn wir uns treffen habe ich das komische Gefühl... gleich ist es wieder vorbei. Gleich... tut sich die Erde auf und verschluckt Dich“. Woraufhin Mira antwortet: „Vielleicht meinst Du, dass irgendwer oder irgendwas zwischen uns kommt?“ Dieser Dialog verdeutlicht zum Einen nochmals das Festhalten der Beiden an ihrer Liebe, am süßen Leben des Augenblicks. Zum Anderen beinhaltet das Gespräch sehr offensichtlich düstere Vorahnungen einer Zeit, die für die Beiden noch kommen mag. Es ist eine dumpfe Angst vor dem Ende ihres Glückes, vor dem Erlöschen ihrer Liebe.
Eines Nachts wacht Gregory dann in einer traumhaften, leicht surreal wirkenden Szene unter dem Klimpern eines kleinen Glaskronleuchters in seinem Apartment auf. Etwas verwirrt und schlaftrunken wandelt er durch den abgedunkelten Raum. Das Klingeln des Leuchters wird immer intensiver und geht wieder unmerklich in ein Streichorchester über. Aber nicht wie schon zuvor in eine Melodie, vielmehr in einen immer dunkler werdenden Ton. Beinahe wie das Geräusch eines abstürzenden Flugzeuges! Es ist sein Erinnerungsvermögen, das ihn verlässt. Es folgen Gedankenfetzen: Dinge die waren und Dinge die noch kommen werden.
Zurück im einsamen, kalten Leichenkeller des Krankenhauses: „Vielleicht ist es so, wenn Du tot bist. Du siehst alles. Du kannst es nur den Anderen nicht mehr mitteilen. Nein, ich darf mich nicht aufgeben!“ Eine erneute Rückblende. Mira begleitet Gregory auf ein Bankett der betuchten High Society halb Europas, zu dem er als Journalist geladen ist. Von einflussreichen Bänkern über wichtige Politiker bis hin zu extravaganten Künstlern ist alles vertreten was im Osten Europas Rang und Namen hat. Während Gregory umherläuft um seine Kontakte zu pflegen (u.a. mit seinem Arbeitskollegen Jack, sehr gut gespielt von Mario Adorf), wird seine hübsche Mira sogleich von einer, von ihrer Schönheit faszinierten Traube älterer Herrschaften umlagert und angeregt unterhalten.
Es ist mir ein Genuss, mit wie viel Zeit und Ruhe der Regisseur, Aldo Lado, die Geschichte dieses italienischen Meisterwerks aus dem Jahre 1972 aufbaut. Die unheimliche, untastbare Spannung wird nämlich immer dichter, bis eines Nachts unser Held Gregory nichtsahnend nach Hause kommt und zu seinem Entsetzen das Bett, in dem er seine Geliebte erwartet, leer vorfindet. Es folgt ein prüfender Blick durch das verlassene Zimmer. Genau in diesem Moment setzt erneut Morricones trauriges Klavierstück ein. Der Zuschauer fühlt sich mit Hilfe dieses Stilmittels wieder in Gregorys tiefste Ängste über den Verlust seines Mädchens mit ein: „Mira, Mira wo bist Du?“ Sämtliche Kleider hängen noch in ihrem Schrank. Selbst ihre Papiere sind noch da. Es ist, als hätte Sie sich in Luft aufgelöst.
Szenenwechsel. Der gebeutelte Gregory sitzt zusammen mit seinen Arbeitskollegen Jack und Jessica (Ingrid Thulin) in einem abgedunkelten Zimmer und überlegen, wo die junge Mira hätte hingehen, bzw. was ihr hätte zustoßen können. Die markanten weiß-bläulichen Lichtstreifen, die durch die Schlitze des Rollladens auf unseren niedergeschlagenen Helden fallen, wirken wie die Gitterstäbe eines unsichtbaren Gefängnisses aus dem es für Gregory kein Entrinnen mehr gibt. Der Regisseur versteht es in dieser Szene wieder sehr gut, das Gefühl der Trostlosigkeit und Hoffnungslosigkeit von Gregory auf den Zuschauer zu übertragen.
Leider glauben aber sowohl die Freunde des Journalisten, als auch die Polizei nicht so recht an ein gewaltsames Verschwinden des hübschen Mädchens. Vermutlich habe sie ihn einfach spontan verlassen. Gregory will das nicht wahrhaben und begibt sich gegen den Rat der Polizei allein auf die Suche nach seiner Liebsten. Er beißt sich an der Sache fest und gerät so unmerklich in einen tiefen Strudel von Lügen und grausigen Geheimnissen: In der böhmischen Stadt verschwinden jedes Jahr duzende junger Menschen spurlos!
Kaum zu glauben, dass der Katholische Filmdienst Aldo Lados kleines, nicht ganz gewöhnliches Giallo-Meisterwerk einst als „inhaltlich fragwürdig“ bezeichnete. Bei einer genaueren Analyse des selbigen fällt einem der Grund dann aber wie Schuppen von den Augen. Dazu jedoch erst gegen Ende mehr.
Wer in Aldo Lados Erstling Malastrana die „klassischen Motive“ eines Giallos (schwarze Handschuhe und im Licht aufblitzende Messer) erwartet, wird bereits nach einigen Minuten ein wenig enttäuscht sein. Genaugenommen bedeutet das Wort „Giallo“ aus dem Italienischen übersetzt ja nichts weiter als die Farbe „Gelb“. Der Grund, wie diese seltsame Genre-Bezeichnung entstand, ist folgender: Die vielen italienischen „Groschen-Thriller“, in denen es üblicherweise etwas reißerischer und erotischer zuging, als man es bislang aus der klassischen Literatur gewohnt war, waren damals üblicherweise in einem gelben Umschlag erhältlich und wurden somit „Giallo“ genannt. Nach den ersten großen Leinwanderfolgen dieser Stoffe (z.B. Mario Bava’s Filme „The Girl who knew too much“ (1963), „Blutige Seide“ (1964) oder „Hatchet for the Honeymoon“ (1969)) übertrug sich diese Bezeichnung auf den Film. Ein „Giallo“ ist letztendlich also nichts weiter, als ein italienischer Thriller.
Malastrana springt höchstens in Punkto Action ein wenig aus der Reihe und ist deswegen kein Film den man sich mal eben auf die Schnelle anschauen sollte. Die Qualitäten dieses Werks sind auch auf einer ganz anderen Ebene zu finden. Im Grunde passiert ja, wie bereits erwähnt, in der ersten Halben Stunde (bis zum plötzlichen Verschwinden Miras) oberflächlich gesehen nicht sonderlich viel. Allerdings wird meiner Meinung nach eine gute Story aber auch gerade in den vielen kleinen Dingen und Handlungen erzählt. Durch diese wird eine Geschichte in der Regel doch erst lebendig! Der Film Malastrana besitzt durch diesen langsamen Handlungsaufbau, die ausführliche Vorstellung der Charaktere und die sorgsame Wahl der Musik über eine unglaublich dichte Atmosphäre, die den aufmerksamen Zuschauer fest in ihren Bann zieht und zudem noch die eigene Fantasie anregt. So schreitet der Film in vielen kleinen Schritten einem grandiosen Finale entgegen, dass wahrhaftig unter die Haut geht!
Aber auch der künstlerische und kulturelle Aspekt in Lados Film sollte an dieser Stelle nicht übersehen werden. In kaum einer Szene sind die vielen liebevoll angefertigten Skulpturen oder prächtigen Gemälde aus dem Hintergrund wegzudenken. Ganz zu Schweigen von den zahlreichen historischen Gebäuden. So durchforscht Gregory nach dem Verbleiben seiner Mira unter anderem auch eine riesige alte Bibliothek und wohnt an anderer Stelle einem kleinen Kammer-Konzert bei. Malastrana ist also auf jeden Fall auch ein Film der Künste, zumal er beinahe ausschließlich von klassischer Musik getragen wird. Lediglich in einer Szene bricht der deutsche Schlager- und Partystar Jürgen Drews (in einem Gastauftritt als Straßenmusiker) dann etwas aus diesem Konzept aus. Man muss ihm aber auch zu gute halten, dass der Film durch diese leicht poppige Musikeinlage nicht wirklich zu Schaden kommt, zumal der gesungene Text auch inhaltlich durchaus einen Sinn ergibt.
Malastrana ist ein Film mit Starbesetzung. Der durchaus überzeugende Hauptdarsteller Jean Sorel hatte bereits im Jahre 1967 das Vergnügen neben Catherine Deneuve und Michel Piccoli in Luis Buñuels berühmten Avantgardefilm „La Belle de Jour/ Die Schöne des Tages“ mitzuspielen. Es folgten einige Filme mit dem italienischen Exploitation-/Horror-Regisseur Lucio Fulci und gegen Ende seiner Karriere auch noch mit Giallo-Spezialist Sergio Martino, der dem Genre-Fan schon durch Filme wie [„Der Killer von Wien“] (1970) und „Torso“ (1973) bekannt sein sollte. Ingrid Thulin wiederum (im Film die eifersüchtige Ex-Geliebte Gregorys) dürfte den Meisten durch die häufige, zehnfache (!) Zusammenarbeit mit dem schwedischen Meisterregisseur Ingmar Bergman ein Begriff sein (u.a. „Wilde Erdbeeren“ (1957), „Nahe dem Leben“ (1958), „Das Gesicht“ (1958), „Licht im Winter“ (1963), „Das Schweigen“ (1963) und „Die Stunde des Wolfs“ (1968)).
Zu Mario Adorf (Gregorys Kumpel Jack), einem der erfolgreichsten deutschen Schauspieler aller Zeiten, muss man ja eigentlich kaum ein Wort verlieren. Da reicht schon ein Blick auf einige Regisseure, mit denen er zusammengearbeitet hat: Rainer Werner Fassbinder, Volker Schlöndorff, Sergio Corbucci, Dario Argento, Claude Chabrol, Franco Rossi, Sam Peckinpah, Billy Wilder (u.v.a.). Im Laufe Adorfs langer Karriere entstanden annähernd 150 Filme, von denen viele aus der Filmgeschichte einfach nicht mehr wegzudenken sind (u.a. „Das Totenschiff“ (1959), „Milano Kaliber 9“ (1971), „Der Tod trägt schwarzes Leder“ (1974), „Die verlorene Ehre der Katharina Blum“ (1975), „Deutschland im Herbst“ (1978), „Die Blechtrommel“ (1979), „Lola“ (1981) und „Rossini“ (1997)).
Das Ex-Foto-Model Barbara Bach (Gregorys Geliebte) hatte neben “Malastrana” ihren wohl größten Leinwanderfolg in der Rolle der „Major Anya Amasova“ an der Seite von Roger Moore in „James Bond 007 - Der Spion, der mich liebte“ (1977). Im April des Jahres 1981 heiratete Barbara Bach den Ex-Beatle Ringo Starr, in den sie sich ein Jahr zuvor bei den Dreharbeiten zur Steinzeit Komödie „Caveman“ (1980) verliebte.
Das DVD Label [Koch Media] hält mit der Malastrana-Veröffentlichung an seiner gewohnt hohen Qualität fest. Die besprochene DVD ist in einem wunderschönen Digi-Pack erhältlich, welches ein achtseitiges Booklet mit einem Text zum Film von [Christian Kessler] beinhaltet. Das stimmungsvolle, abermals von Saskia Rüter und Niki Wurster von [unexpected] erstellte Hauptmenü offenbart sich als eine atmosphärisch sehr gelungene Überleitung in den Film.
So richtig lohnenswert sind dann aber auch die Extras der DVD. Eigens für die Malastrana-Veröffentlichung produzierten die Koch-Jungs ein Audiokommentar mit Darsteller Jürgen Drews. „Oh Gott, nicht Partylöwe Jürgen Drews“ mag jetzt mancher denken (ich habe es auch getan). Aber bei genauerer Begutachtung des Kommentars kann man dieses Vorurteil schnell wieder revidieren. Der Mallorca-König macht seine Sache nämlich erstaunlich gut! Neben einer Menge unterhaltsamem Rumgeseier vernehmen wir viele nette Anekdoten zu den wahren Stars wie Ennio Morricone, Jean Sorel, Barbara Bach, Helmut Berger usw..
Für ein weiteres sehenswertes Extra halte ich das (im Jahre 2005) von Filmexperte Mike Siegel geführte 30-minütige Interview mit dem Titel “Abenteuer Filme machen. Mario Adorf erzählt...“. Die deutsche Schauspielerlegende erzählt darin allerlei abenteuerliches über die italienischen Filmproduktionen der 60er und 70er Jahre. Festzuhalten sei dabei, dass Herr Adorf den Film „Malastrana“ als „keinen glücklichen Film“ (?) in Erinnerung behalten hat. Einziges Manko dieses Interviews ist wohl die wirklich schlechte Akustik.
Des weiteren befindet sich neben einer Bildergalerie mit 27 seltenen Artworks und Werbematerialen noch ein englischer Original-Trailer zum Film auf der DVD. Wie auch schon bei der Koch Media Veröffentlichung [„Django – Die Totengräber warten schon“] gibt es übrigens auch hier wieder ein nettes „Hidden-Feature“ im Menü zu entdecken.
Nun möchte ich aber noch einmal kurz auf die Interpretation des Films zurückkommen. Bitte ab hier nur auf eigene Gefahr weiterlesen, da der folgende letzte Abschnitt wesentliche Spoiler beinhaltet und somit dem künftigen Zuschauer einiges vorwegnehmen könnte.
Bei genauerer Betrachtung erweist sich Malastrana als ein zutiefst regimekritisches Werk. Um das zu belegen, sollten wir uns zunächst noch mal kurz die politische Lage in der damaligen ČSSR zur Zeit des Films vor Augen führen:
Durch die Intervention von Panzern des „Warschauer Pakts“ wurde im Jahre 1968 während des sogenannten „Prager Frühlings“ der Versuch, der aufstrebenden ČSSR, einen „Sozialismus mit menschlichem Antlitz“ zu schaffen auf grausame Weise zerschlagen. Bei vielen betroffenen Menschen machten sich in der folgenden Zeit große Ohnmachtgefühle breit, zumal der Westen nur beschämt wegguckte, um einen Krieg mit dem Ostblock zu vermeiden. Diese unfassbare Hilflosigkeit wird besonders durch Aktionen, wie die des jungen Studenten Jan Palach verdeutlicht, der sich aus Protest gegen die Intervention am 19. Januar 1969 auf dem Prager Wenzelsplatz selbst verbrannte.
Aldo Lados Film Malastrana nimmt sich auf eine sehr symbolische Weise dieses umfangreichen Themas an. Die Jugend der hübschen Mira dient den Mitgliedern des Geheimbundes im „Club 99“ ja dazu, sie vor dem eigenen Verfall zu bewahren: „Sie hat uns alles gegeben; so überwinden wir unsere Vergänglichkeit“. Übertragen auf die damalige politische Situation bedeutet das meiner Meinung nach, dass die führende alte Generation (somit auch „der Individuen verachtende Kommunismus“) an ihrer Macht festhält und die Ideen der aufstrebenden jungen Generation (bunte Schmetterlinge) nicht zulassen will („Sie lassen sie nicht fliegen mit ihren Flügeln!“).
Wie es Jack im Film herausfindet, gibt es solche Clubs weltweit: „In Paris, London, New York, Tokio, überall. In diesen Clubs soll’s viele merkwürdige Sachen geben, zum Beispiel einen Haufen tropischer Blumen. Eigenartig, was?“. Das Problem dieses Generationenkonflikts scheint sich also nicht nur auf die damalige ČSSR zu beschränken. Durch die beinahe weltumspannende „68er Bewegung“ fühlten sich vermutlich auch andere, nicht kommunistische Regierungsformen bedroht, die ihre Macht nicht verlieren wollten („Der Älteste schlägt die Trommel“).
Was also bleibt den Machthabenden anderes übrig, als den aufstrebenden Schmetterlingen ihre Flügel zu stutzen (siehe im Film Jürgen Drews „Butterfly-Song“), damit sie auf dem Boden bleiben. Sehr interessant finde ich auch den mythologischen Aspekt der Schmetterlinge: „Durch das Verpuppen und Schlüpfen aus dem anscheinend leblosen Kokon nach monatelanger äußerer Ruhe war der Schmetterling in der Antike das Sinnbild der Wiedergeburt und Unsterblichkeit und ist in der christlichen Kunst noch heute das Symbol der Auferstehung. In vielen asiatischen Regionen werden sie als Unglücksbringer und Todesboten angesehen, oft aber auch als Symbol des Neubeginns.“ [(wikipedia)]
Ich denke in dieses Thema kann man wahnsinnig viel reininterpretieren, was hier aber auch langsam den Rahmen sprengen würde. Festzuhalten bleibt: Malastrana ist nicht nur filmtechnisch, sondern ebenso thematisch als kleines Meisterwerk zu sehen. Es ist nur schwer zu begreifen, wie es den Produzenten möglich war, ihren kritischen Film an so vielen Originalschauplätzen in der ČSSR zu drehen.
Abschließen möchte ich mit dem wunderschönen Zitat des tschechischen Mädchen Miras, als sie ihrem Geliebten Gregory die Schmetterlingssammlung überreicht: „Sind Sie nicht wunderschön? Aber diese Art hat etwas seltsames an sich. Sie sitzen auf der Erde. Sie können gar nicht fliegen, trotz ihrer prächtigen bunten Flügel. Alles was Sie können ist ganz kleine Hüpfer machen. Bei uns gibt’s davon unzählige, weißt Du?“
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@ flacmurry
Schau mal bitte durch ob es so passt: http://chilidog.project-equinox.de/?page_id=1073
Offline
Alles Bestens, bis auf einige Bildunterschriften:
“Ich bin nicht tot!” ---> “Tot? Ich, tot? Das ist nicht war!"
“Mira, wo bist Du?” ---> “Mira, Mira wo bist Du?”
das prächtige DigiPak ---> Das prächtige DigiPack
das Hauptmenü ---> Das atmosphärische Hauptmenü
Prager Frühling ---> 1968 - Der Prager Frühling
Das Bild "Umlagerung geiler Böcke" möchte ich gegen "Die Last des Alters" tauschen.
Beitrag geändert von flacmurry (23.May 2006 17:48:26)
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flacmurry schrieb:
Alles Bestens, bis auf einige Bildunterschriften:
“Ich bin nicht tot!” ---> “Tot? Ich, tot? Das ist nicht war!"
“Mira, wo bist Du?” ---> “Mira, Mira wo bist Du?”
das prächtige DigiPak ---> Das prächtige DigiPack
das Hauptmenü ---> Das atmosphärische Hauptmenü
Prager Frühling ---> 1968 - Der Prager Frühling
Das Bild "Umlagerung geiler Böcke" möchte ich gegen "Die Last des Alters" tauschen.
Ok, mach ich gleich mit fertig. DigiPak wird übrigends so geschrieben .
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chilidog schrieb:
Ok, mach ich gleich mit fertig. DigiPak wird übrigends so geschrieben .
Von mir aus.
Google findet aber unter "digipak" nur 4.400.000 Seiten
und unter "digipack" rund 6.030.000
Offline
flacmurry schrieb:
Habe noch einen Fehler entdeckt:
"In der böhmischen Stadt verschwinden jedes Jahr duzende junger Menschen spurlos!"
Es müsste dutzende heißen.
Ach so, ich dachte die duzen sich alle dort . Wird gefixt.
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