project: equinoX - Das deutschsprachige DVD und Film Projekt im Internet
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Der schwerreiche Gross-Industrielle Kailash Malhotra (Amrish Puri) hat eigentlich allen Grund auf sein Leben stolz zu sein. Er besitzt ein erfolgreiches Firmenimperium, eine luxuriöse Villa und eine große Familie. Doch eines fehlt ihm noch zum absoluten Glück: einen Großenkel, der seinen Namen weiterführt und eines Tages auch die Firma übernehmen wird. Leider fehlen dafür schon mal die Grundvoraussetzungen, da sich Enkel Raj (Salman Khan) als äußerst Beziehungs-resistent erweist. Alle Versuche ihn zu einer arrangierten Hochzeit zu überreden scheitern.
Dieses ändert sich jedoch abrupt, als Raj auf der Hochzeit eines Freundes auf die selbstbewusste Priya (Rani Mukherjee) trifft. Diese ist nicht nur äußerst hübsch, sondern auch noch gebildet und – wie es sich nach einer kurzen Verwechslung herausstellt - ebenfalls ausgesprochen Single. Die Hochzeit ist natürlich schnell arrangiert und als Priya auch noch schwanger wird, scheint das Glück der Familie Malhotra vollkommen.
Wenig später erleidet Priya durch einen Unfall bei einem Cricket-Spiel eine Fehlgeburt und verliert das sehnlichst gewünschte Baby. Die Malhotras sind schockiert, doch die gesamte Familie spendet Trost. Doch die Folgen der Fehlgeburt sind weit schlimmer, als das frischvermählte Paar der Familie verraten kann. Durch den Unfall kann Priya keine Kinder mehr bekommen. Da sie jedoch weiß, das dieses der größte Wunsch des Großvaters ist, bittet sie Raj nochmals eine zeugungsfähige Frau zu heiraten. Dieser winkt schockiert ab und schlägt als Lösung eine Adoption vor. Als Kailash neuerlich betont, dass er sich nichts sehnlicher wünscht als einen Enkel, der seinem Raj ähnlich sieht, entscheiden sich beide zu einem mutigen Schritt. Raj soll ohne dem Wissen der restlichen Familie auf natürlichem Wege mit einer Leihmutter ein Kind zeugen.
Auf einer Geschäftsreise lernt Raj in einer Bar auch ein Mädchen kennen, dass sich mit entsprechender Bezahlung auch dazu bereit erklären würde: die Prostituierte Madhu (Preity Zinta). Diese stammt aus ärmlichen Verhältnissen, hat keine Familie und sieht in der Aufgabe das schnelle Geld. Damit die ganze Sache jedoch nicht auffällt, reisen Raj und Priya gemeinsam mit Madhu in die Schweiz um dort die Schwangerschaft zu überwachen und auch vor der restlichen Familie zu verheimlichen. Für Madhu bleibt der Ausflug in die Welt der Reichen neben der Schwangerschaft auch nicht ohne weiteren Folgen. Zum ersten Mal in ihrem Leben wird sie mit Respekt und Achtung behandelt und empfindet so etwas wie familiären Halt. Doch kurze Zeit später holen Madhu die Geister der Vergangenheit wieder ein, als ein Geschäftspartner von Raj körperliche Dienste von ihr verlangt. Als Raj sie verteitigt, verliebt sie sich Hals über Kopf in Raj. Als dann auch noch die gesamte Familie als Überraschungsbesuch vor der Türe steht und der Schwindel aufzufliegen droht, scheint das Chaos perfekt....
Der 2001 von den Brüdern Abbas und Mastan Alibhai Burmawalla gedrehte „chori chori chupke chupke“ gilt ja gemeinhin als die indische „Pretty Woman“-Variante. Allerdings ist diese „Nutte verliebt sich in Freier“-Thematik nur ein kleiner Teil des Drehbuches und auch der Ausgang der Liebesgeschichte ist schlussendlich ein gänzlich anderer. Und auch wenn von den beiden Brüdern einige Szenen aus dem erfolgreichen, amerikanischen Werk kopiert wurden, so kann wohl nur begrenzt von einem Plagiat gesprochen werden. Das es der Film allerdings in die Kinos geschafft hat, grenzt an ein Wunder, da während den Dreharbeiten mehrmals die Finanzierung mehr als nur gewackelt hat. Aus diesem Grund kam der Film auch erst mit einem Jahr Verspätung in die indischen Kinos und es haftet ihm immer noch der Verdacht an, mit dem Geld der indischen Mafia produziert worden zu sein. Anscheinend war dann auch kein Geld für die Titel-Credits mehr - selten so einen lieblosen Beginn gesehen...
Die Geschichte ist durchaus interessant und wirkt auf den ersten Blick für indische Verhältnisse schon sehr progressiv. Eine Prostituierte als Leihmutter im konservativen Indien ist ja wohl eher nicht die gängige Praxis. Ehrlich gesagt, hat mir „chori chori chupke chupke“ aber im Vergleich zu meinen bisherigen Bollys am wenigsten gut gefallen. Das liegt jedoch weniger an den Schauspielern oder an der durchaus soliden Inszenierung, sondern vielmehr an der tendenziösen Geschichte, die mir mit seinen seltsamen Untertönen versetzt, überhaupt nicht zugesagt hat. Einerseits soll mit der Familie Malhotra wohl das Bild einer modernen, offenen und feinfühligen Familie gezeichnet werden, die sich dann aber mit arrangierter Hochzeit, seltsamen Gebräuchen und zwingend erwünschten, männlichen Stammhalter als das genaues Gegenteil entpuppt. In „chori chori chupke chupke“ bietet die Familie weniger Halt, sondern ist vielmehr ein Gefängnis, in dem jeder seine eigenen Bedürfnissen unterzuordnen hat.
Auch die Geschichte von Mahdu, die natürlich nur ohne eigener Familie und aus ärmlichen Verhältnissen stammend in der Prostitution landen konnte, aus Geldgier dann sofort die Leihmutterschaft übernehmen würde und dann nach dem ersten Kennenlernen von „warmherzigen“, familiären Verhältnissen gleich sämtliche Selbstständigkeit über Bord wirft ist selbst für einen märchenhaft-angelegten Bolly wohl etwas zu klischeelastig. Der hocherhobene Zeigefinger der Moral kommt natürlich gleich mehrmals zum Einsatz.
Wer damit jedoch kein Problem hat, dem sei "chori chori chupke chupke" jedoch ans Herz gelegt, denn woran es wieder einmal gar nix zu meckern gibt, ist die Inszenierung und den Schauspielern. Der Film spielt grösstenteils in der deutschsprachigen Schweiz bzw. dessen Bergwelt und es wurden auch ein paar ausserordentlich schöne Locations gefunden, die in den Tanzszenen so richtig zur Geltung kommen. Ausserdem wurde auch in einer Coop-Filiale gedreht, die auch gleichzeitig der Schauplatz für die beste Szene des Filmes ist. Während eines Einkaufs spricht ein Kaufhausangestellter eine (englische) Durchsage, dass aufgrund eines Schneesturmes der Shop geschlossen wird und auch die Strassen unpassierbar werden. Dieses nutzt Priya dann auch aus, damit sich Raj und Madhoo körperlich näher kommen. Am nächsten Tag sieht man jedoch, dass es maximal ein paar Zentimeter geschneit hat. Sowas dürfte selbst in der Schweiz kein Verkehrschaos auslösen.
Der Film lebt aber grösstenteils von den Hauptdarstellern, die auch allesamt (mittlerweile) als Superstars zu bezeichnen sind. Zu Rani Mukherjee muss ja auch nicht mehr allzuviel gesagt werden. Die Cousine von Kajol ist wohl eine der beliebtesten Bollywood-Darstellerin. Und das natürlich vollkommen zurecht. Die Dame ist nicht nur ausgesprochen hübsch und sympathisch, sondern auch noch talentiert. Eigentlich ein gutes Beispiel, dass es diesbezüglich doch keine Gerechtigkeit auf Gottes Erden gibt. Auch in "chori chori chupke chupke" spielt Rani wieder einmal bezaubert die treusorgende und verständnisvolle Ehefrau, mit der es das Schicksal jedoch nicht so gut meint. Ganz im Gegenteil zu ihrem realen Leben, wo die gute Frau seit ihrem Spielfilm-Debüt im Jahre 1996 so ziemlich alle wichtigen Preise im Leben einer Bollywood-Aktrice abgeräumt hat.
Auch die allseits bekannte, sowie beliebte Preity Zinta als aufgredrehtes und leichtes Mädchen ist durchaus eine gute Wahl auch wenn man der sympathschen Schauspielerin mit ihren liebenswerten Schönheitsmängel die Rolle der Prostituierten halt schon so überhaupt nicht abnimmt. Aber darum geht es ja wohl auch nicht. Ursprünglich hatte sie (oder vermutlich eher der Agent) die Rolle als Madhoo auch abgelehnt und hätte viel lieber die Rolle von sittsamen Priya übernommen. Die billigen Kostüme und teils derbe Ausdrucksweise der Rolle, waren ihr dann doch zuviel des Guten. Erst durch das lange Zureden des Regie-Duos konnte Zinta schlussendlich doch überredet werden, die Rolle der Madhoo zu übernehmen. Danach stürzte sie sich laut eigenen Aussagen jedoch zwecks Feldforschung in das Nachleben Indiens und besuchte zahlreiche Bars um das Leben von Prostituierten näher zu verstehen. Es bleibt zu hoffen, dass die gute Dame ihr "method-acting" nicht bis zur letzten Konsequenz betrieben hat.
Gegen die beiden weiblichen Hauptdarsteller hat dann Salman Khan dann leider auch nicht den geringsten Hauch einer Chance. Er vermag zwar durchaus körperlich zu überzeugen, leider ist seine Rolle jedoch nicht sonderlich vielschichtig ausgefallen, sodass er im Gegensatz zu Preity und Rani doch überraschend blass bleibt. Der 1965 in Indore geborene Schauspieler zählt gegenwärtig zu den bekanntesten männlichen Schauspielern ist jedoch immer wieder aufgrund seines Privatlebens in negative Schlagzeilen geraten. So werden Herrn Khan immer wieder Verbindungen zur indischen Mafia nachgesagt (die wie bereits erwähnt auch den Film mitfinanziert haben soll) und auch eine gescheiterte Beziehung zu Aishwarya Rai sorgte für wochenlange Präsenz in den Klatschblättern.
Der Film selbst kommt wie bei REM üblich im hochwertigen Digpack plus Poster. Allerdings gibt es auf der Scheibe dieses Mal KEINE deutsche Synchronisation, sondern lediglich deutsche Untertitel. Die Bild- und Tonqualität ist wie immer sehr gut. Als Extras gibt es die üblichen Karaoke- und TV-Clips, sowie ein kurzes Special zur Soundtrack-Premiere, an der alle Stars des Films anwesend waren und auch brav ihre auswendig gelernten Werbetexte aufsagen. Das natürlich jeder Darsteller jeweils einen anderen Song aus dem Soundtrack besonders toll findet ist wenig verwunderlich Alles in allem ein durchaus mittelmässiger Film mit zwei grandiosen Hauptdarstellerinnen und einen moralisch-fragwürdigen Unterton vor interessanter Schweizer-Kulisse. Bollywood-Freunde können jedenfalls getrost ein Auge riskieren.
Beitrag geändert von jogiwan (22.May 2006 19:22:33)
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@ chili: nicht gleich online stellen - muss da noch ein bisserl dran feilen - ausserdem hab ich zuhause ja keine Rechtschreib-Kontrolle. Geb dir dann später das ok! War aber eine zache Geschichte mit dem Review-Schreiben, weil mir der nicht sonderlich gut gefallen hat. Kein Film, den man sich ansehen sollte, wenn man mit der Familie Zoff hat
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jogiwan schrieb:
@ chili: nicht gleich online stellen - muss da noch ein bisserl dran feilen - ausserdem hab ich zuhause ja keine Rechtschreib-Kontrolle. Geb dir dann später das ok! War aber eine zache Geschichte mit dem Review-Schreiben, weil mir der nicht sonderlich gut gefallen hat. Kein Film, den man sich ansehen sollte, wenn man mit der Familie Zoff hat
Alles klar, ist aber wirklich gut geworden. Sag einfach Bescheid, dann mache ich morgen alle drei Reviews fertig - hab ja Zeit *seufz* .
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jogiwan schrieb:
@ chili: hab noch ein paar Sachen überarbeitet und ergänzt - ich habe fertig!
Ok, mach ich morgen mit fertig, dann lohnt sich das ganze auf jeden Fall.
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Ok, Review ist Online: http://chilidog.project-equinox.de/?page_id=1071
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