project: equinoX - Das deutschsprachige DVD und Film Projekt im Internet
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geschrieben von jogiwan am 14.06.05
Fort Sonora, eine amerikanische Militärstation auf den Philippinen: Joe Armstrong, ein junger, introvertierter GI ist seit ein paar Tagen auf der Insel und macht sich durch seine zurückhaltende, eigenbrötlerische Art bei seinen team-orientierten Kumpanen nicht gerade beliebt. Als er als Fahrer bei einem Transport eingeteilt wird, der nicht nur Waffen sondern auch noch das hübsche Gör des Generals Hickock transportiert und dieser Konvoy trotz hoher Sicherheitsstufe hilflos ortsansässigen Rebellen in die Hände fällt und Patricia von einem Bösewicht auch noch eine Ohrfeige erhält, wird es dem pazifistischen Joe zuviel. Er rettet er das geschundene Mädchen aus den Armen eines bösen Rebellens und flüchtet mit ihr durch das Dikicht der Insel. Doch mit italienischen Designerschuhen und beigen Kostümchen flüchtet es sich nicht so leicht und Joe greift zu recht unorthodoxen Methoden und ruiniert Rock und Pumps um die Flucht zu beschleunigen. Patricia ist angesichts ihres zerstören Abend-Essembles ausser sich vor Wut - ein Zustand, der sich nach dem Blick auf den nackten Oberkörpers Joes jedoch rasch verflüchtigt.
Doch der Überfall auf den Waffentransport bleibt nicht ohne Folgen. Ninjas haben den Überfall beobachtet und richten unter den verbliebenen Soldaten ein Massaker an, bei welchen vier ruhmreiche Soldaten ihr Leben lassen. Der Überfall war geplant vom bösen Waffenschieber und Insel-Grossgrundbesitzer Ortega, der gestohlene US-Waffen meistbietend an zwielichtige Gesellen weiterverkauft. Zum Schutz vor Eindringlingen hält er sich auf der autonomen Insel auch noch seine eigene Privatarme an Ninjas, den vermeintlich einzigen, dafür leider namenlosen Black-Star-Ninja ausserhalb Japans (erkennbar am entsprechenden Gesichtstattoo) als Leibwächter und auch noch einen geheimnisvollen und genauso stummen Gemüsegärtner. Doch auch Joes Werdegang ist durchaus als mysteriös zu bezeichnen: keine Eltern, keine Verwandten, nicht mal ein Geburstdatum und dank Amnesie auch keine Vergangenheit. Der Genre-erfahrene Zuseher ahnt bereits zu diesem Zeitpunkt, dass da noch eine grosse Überraschung lauert....
Joe hat zwar das Mädchen vom Boss mit fernöstlicher Kampftechnik gerettet, doch bei den Militärkollegen ("four bodies is a heavy price...") kommt das natürlich nicht so gut. Auch Corporal Jackson macht Joe für den Tod der GIs verantwortlich und will ihm eine Lektion in Sachen Nahkampf erteilen. Doch Joe schafft es mit seiner mysteriösen Kampftechnik (vor dem Asia-Boom kannte ja noch keiner Ninjas...) von seiner guten Seite zu überzeugen. Jackson wird zwar ein paar mal aufs Kreuz gelegt und macht Bekanntschaft mit einer Mauer, aber so entstehen ja bekanntlich Männerfreundschaften, die dann auch ein Leben lang halten. Rein nach dem Motto: wer so gut kämpft, kann kein schlechter Mensch sein. Auch die zarten Bände, die bereits mit Patricia geknüpft wurden scheinen sich zu intensivieren. Ein kleiner Trick und ein extrem-schlechtes Motorrad-Stuntdouble später, klappts dann sogar mit dem romantischen Essen und Sonnenuntergang zu zweit.
Doch dunkle Wolken ziehen am Horizont auf, als Joe entdeckt, dass der Grossgrundbesitzer Ortega mit dem Seargent gemeinsame Sache macht und er nach mehreren missglückten Mordanschlägen (wieviel sinds denn eigentlich???) auch noch zu Unrecht einer Straftat bezichtigt wird. Nach einer kurzen Lektion Patricias in Sachen Menschlichkeit ("you have to trust sombody sometimes...") wird auch der Papa in die dunklen Pläne seines Sergeants und Ortegas eingeweiht. Doch auch dieser spielt mit falschen Karten - tja, dumm gelaufen - und das ganze gipfelt in einem atemberaubenden Finale aus Mord und Totschlag, asiatischer Kampfkunst, einem explodierenden Modell-Hubschrauber und dem höchsten Bodycount, der mir seit Jahren vor die Linse gekommen ist....
Puh! Meine Vergangenheit als Filmkonsument und Teilzeit-Kinogeher hat ja schon einige Gurken vorzuweisen, aber was "american ninja" dem mündigen Konsumenten zumutet ist schon starker Tobak. Eine dermassen dürftige Story und soviele offensichtlich-logische Fehler hat ja nicht mal ein Fulci-Spätwerk vorzuweisen. Sämtliche Dialoge sind kompletter Käse und auch die Charaktere sind so dermassen eindimensional ausgefallen, dass einem die Kinnlade fassungslos nach unten klappt. Das hierfür sogar zwei Drehbuchautoren verantwortlich waren, verwundert ja doch einigermassen. Von Regie, Kameraführung, Setting und dergleichen darf man sich natürlich auch nichts erwarten, die sind ja auch nur unterer Durchschnitt - andererseits ist "american fighter I" so dermassen Achtziger, dass es (mit dem notwendigen Vorrat an Dosenbier und Chips) schon wieder gehörig Spass macht. "American Fighter" ist unbestritten ein Kultfilm des Action-Genres hat ihn wohl jeder gesehen, der die späten 80er und den Boom an Videotheken noch irgendwie bewusst mitbekommen hat und sich zu dieser Zeit in Reichweite eines Videorekorders befand. Daher kann dieser Kampfkunstkracher einfach nicht mit normalen cineastischen Massstäben bewertet werden.
"American Ninja" war ja auch der Durchbruch für den am 08.10.1954 geborenen Michael Dudikoff, dem ewigen Helden der B-Movies, der tatsächlich auch mal ein paar Semester Kinderpsychologie studiert haben soll. Viele Schauspieler im B-Moviebereich verfügen zumeist über 3 Gesichtsausdrücke, die dann je nach Szene variiert werden. Egal ob gekämpft, geknutscht oder gesprochen wird - Dudikoff schafft es mühelos die 95 Minuten Laufzeit mit nur einem treuherzigen Gesichtsausdruck zu übertauchen. Seine Qualitäten liegen da ja auch weniger im schauspielerischen Bereich - eine Tatsache die mal schnell erfasst, als Dudikoff nach 15 Minuten Leinwandpräsenz dann auch mal den ersten Satz (!!!) aufsagen darf. Aber auch die anderen Akteure stehen dem Hauptdarsteller in Sachen Schauspielkunst nur wenig nach. Warum man sich aber beim finalen Zweikampf das Shirt vom Leibe reissen muss und warum die Philippiner im Umgang mit Maschinengewehren so ungeübt sind, dass muss mir erst mal jemand erklären.
Aber zurück zum Film: der ist streckenweise ziemlich langweilig und wie bereits erwähnt total unlogisch. Alle, die den Film als soliden 80er-Jahre-Action-Kracher in Erinnerung behalten möchten, denen rate ich im eigenen Interesse dringend von einer neuerlichen Sichtung ab (der sogenannte MacGuyver-Effekt), auch wenn die amerikanische Scheibe vom MGM mittlerweile spottbillig zu haben ist. Die verfügt sogar über ein sehr gutes Bild und dem sehr druckvollen englischen Origial-Ton. Untertitel gibts dann noch in Spanisch und Französisch, auf englische UTs wurde leider verzichtet, die Trauer darüber hält sich jedoch angesichts der gesprochenen Dialoge jedoch sehr in Grenzen.
Was mich jedoch persönlich sehr verwundert hat ist die Tatsache, dass es trotz eines Bodycounts jenseits der 300er-Grenze (!!!) nahezu kein bzw. sehr wenig Blut zu sehen gibt. Von einem (nach wie vor) indizierten Film hätte ich mir in Punkto Gewalt schon wesentlich mehr erwartet. In Kanada hat der Film eine 14er-Freigabe, die doch wesentlich zeitgemässer erscheint. Mal sehen, ob der Nachfolger (der auch zu reinen Reviewzwecken organisiert wurde) wenigstens diesbezüglich ein bisserl mehr zu bieten hat. Empfehlenswert ist "American Fighter" jedenfalls für die gepflegte 80er-Jahre-Retro-Party inklusive Dosenbier, Stretch-Jeans und Poser-Metal, sowie Personen die daran Interesse haben, wie sehr einem das Erinnerungsvermögen als pubertierender Teenager täuschen kann. Hmm...aber irgendwie hat er ja dann doch Spass gemacht...
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jogiwan schrieb am 14.06.05
@ chili: kühl schon mal das Dosenbier ein - die DVD wandert ja wie bereits angedroht nicht in meine Sammlung sondern wird ordnungsgemäss an dich als bekennender 80er-Action-Fan zur weiteren Verwendung weitergereicht. Und ich sags dir - da kannst du dich ja schon mal auf was gefasst machen: Bumm, Krach, Kawumm und *knochbrech* nochmal....
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jogiwan schrieb am 14.06.2005 (14:59:47): @ chili: kühl schon mal das Dosenbier ein - die DVD wandert ja wie bereits angedroht nicht in meine Sammlung sondern wird ordnungsgemäss an dich als bekennender 80er-Action-Fan zur weiteren Verwendung weitergereicht. Und ich sags dir - da kannst du dich ja schon mal auf was gefasst machen: Bumm, Krach, Kawumm und *knochbrech* nochmal....
Ja, ist den schon Weihnachten? :hrhr: Dann sag ich mal artig Dankeschön .
Ich glaube den ersten Teil kenn ich doch, hatte bisher immer nur angenommen, dass ich nur den zweiten Teil kenne *grumpf*. Ist aber auch schon sicherlich 15 Jahre her, dass ich den Film gesehen habe. Aber gespannt bin ich dennoch darauf, zwar wirken solche Sachen - die man damals als Teenie einfach cooool fand - heute recht öde - bestes Beispiel ist da "Highlander 2" - musste ich letztens am eigenen Leibe erleben, aber ein Versuch ist es dennoch wert .
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jogiwan schrieb am 14.06.05
chilidog schrieb am 14.06.2005 (18:36:10): Aber gespannt bin ich dennoch darauf, zwar wirken solche Sachen - die man damals als Teenie einfach cooool fand - heute recht öde - bestes Beispiel ist da "Highlander 2" - musste ich letztens am eigenen Leibe erleben, aber ein Versuch ist es dennoch wert .
Ja ich kenn das nur zu gut - ich hab ja selbst "police academy 4" jahrelang für den witzigsten Film aller Zeiten gehalten, bis ich ihn vor kurzem mal wieder gesehen habe. Mein Gott, was war ich in meinen jungen Jahren doch für ein einfaches Gemüt
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Sodele, nun ist dieses Review auch endlich Online, wenn auch vorerst noch ohne Screenshots, aber im Netz konnte ich diesbezüglich keine ansprechenden Sachen auftreiben. Aber die werden dann nachgereicht .
Hier ist der Link: http://www.project-equinox.de/index.php?seite=13001
EDIT:
Screenshots habe ich nun doch gefunden, sogar ein paar recht schöne passende. :biggrin:.
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Manchmal glaube ich, dass es hin und wieder besser ist, solche Filme die man früher wirklich Klasse fand und seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen hat, einfach nicht wieder anzusehen, damit der positive Eindruck erhalten bleibt.
Gestern Abend habe ich mir nun "American Fighter / American Ninja" nach sicherlich 14 Jahren mal wieder angesehen, damals war ich zwarte 16 Lenze jung und fand ihn richtig Klasse - gestern Abend konnte ich mich über diesen Film nur noch köstlich amüsieren.
Muahhh, der ist ja so strunz dumm der Film, dass es schon wieder richtig Spaß macht . Warum der in Deutschland immer noch indiziert ist, kann ich nun wirklich nicht mehr verstehen, der würde nach einer Neuprüfung locker eine FSK 16er Freigabe bekommen, also blut habe ich so gut wie keins gesehen - da sieht man in den Nachrichten zur Prime Time wesentlich mehr und sonst ist er auch nicht brutal, sondern wirkt mit seinen 20 Jahren heute einfach nur noch lächerlich.
Inzwischen weiß ich wirklich nicht, ob ich mir manche andere Perlen aus meiner Jugendzeit nochmal ansehen sollte, oder sie lieber in ´guter´ Erinnerung behalten soll .
Wobei es gibt auch positives Ausnahmen, "Action Jackson" zum Beispiel, der kann auch heute noch recht gut gefallen.
Nun bin ich mal wirklich auf den zweiten Teil von "AF / AN" gespannt, den hatte ich ja nun wirklich noch nicht gesehen .
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