project: equinoX - Das deutschsprachige DVD und Film Projekt im Internet
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Der einzelgängerische und auf Spezialeinsätze geschulte Söldner Martin David (Willem Dafoe) wird von dem mächtigen Industrie-Konzern „Red Leaf“ angeheuert um im Tasmanischen Outback einer vermeintliche Legende nachzuspüren. Der Tasmanische Tiger, eine eigentlich von Menschenhand ausgerottete Kreatur soll dort überraschend gesichtet worden sein und Martin das Exemplar aufspüren, töten, Gen-Proben nehmen und das wertvolle Tier danach für immer verschwinden lassen.
Martin reist ans Ende der Welt und bekommt ein kleines Zimmer bei der Familie von Lucy (Frances O`Connor) die ihre meiste Zeit lethargisch ans Bett gefesselt verbringt, während ihre aufgeweckten Kinder Sass (Morgana Davies) und Bike (Finn Woodlock) den Besucher mit den kargen Gegebenheiten ihres Hauses vertraut machen, dass durch einen kaputt-gegangenen Generator weder über Strom noch warmes Wasser verfügt. Martin ist wenig erfreut, doch als seine Versuche, ein anderes Zimmer in der Stadt zu bekommen an der Feindseligkeit der Bewohner scheitert, arrangiert sich Martin, der sich als Biologe ausgibt, mit seiner Situation.
Gemeinsam mit dem etwas zwielichtigen Jack (Sam Neill) einem Freund der Familie macht sich Martin auf den Weg in die bisher unerforschten Regionen des Landes und erfährt dabei auch mehr über Land und Leute und den Konflikt zwischen Arbeitern und Naturschützern, die hier nicht gerne gesehen werden. Kurz danach trennt sich Martin jedoch von Jack um alleine nach Spuren des ausgestorbenen Tieres zu suchen, Fallen aufzustellen und sich mit der gefährlichen Gegend vertraut zu machen.
Immer wieder kehrt er jedoch auch zu dem Haus der Armstrongs zurück und wird zunehmend von den Kindern als Vaterersatz gesehen, nachdem der eigentliche Erzeuger von einer Expedition vor einigen Wochen nicht mehr zurückgekommen ist. Martin repariert den Generator, kümmert sich um die Kinder und hilft auf Lucy wieder auf die Sprünge zu kommen und schon wenig später erhält er auch einen entscheidenden Hinweis, auf die tatsächliche Existenz eines Exemplars.
Tatsächlich findet Martin wenig später durch den introvertierten Bike Spuren, die darauf hinweisen, dass der Tasmanische Tiger tatsächlich irgendwo im Outback überlebt hat, während sich in der kleinen Stadt die Lage zwischen Umweltschützern und Arbeitern zunehmend zuspitzt und während einer Feier auf dem Anwesen von Lucy beinahe eskaliert. Als sich Martin daraufhin schützend für die Familie einsetzt wird jedoch auch „Red Leaf“ alarmiert und sieht das Projekt gefährdet. Als daraufhin Lucy und ihre Familie in Gefahr gerät, wird Martin gezwungen, eine Entscheidung zu treffen…
Schon klar, dass man manchmal auch etwas übertreiben muss, um ein bestimmtes Produkt ins Blickfeld des breiten Interesses zu rücken. Im Falle von „The Hunter“ haben es die Verantwortlichen dann meines Erachtens wohl etwas übertrieben, wenn die ohnehin schon sehr interessante und gelungene Mischung aus Abenteuer, Drama und Charakterstudie am Cover auf einmal als „Adrenalin-Thriller“ inklusive „permanenter Hochspannung“ verkauft werden soll.
Wenn „The Hunter“ nämlich eines bestimmt nicht ist, dann ein Action-Reißer, bei dem es ständig rummst und kracht. Viel mehr ist der australische Streifen aus dem Jahre 2011, der auf dem Roman „Der Jäger“ von Julia Leigh basiert, eine ruhig und beinah unaufgeregt erzählte Charakterstudie eines „einsamen Wolfes“, der inmitten der rauen Natur eine Seite an sich entdeckt, der er bislang unter seiner rauen, pedantischen und „Funktions-Schale“ gut verborgen hielt und zwischen die Mühlen von Wirtschaftsinteressen, Naturschutz und seinen Gefühlen gerät. Untermalt ist die Story mit wunderbaren Landschaftsbildern von unberührter und rauer Natur, die so wunderbar, wie abgelegen und auch gefährlich ist.
Die Sache mit dem Tasmanischen Teufel bzw. dem Beutelwolf ist wohl nicht von ungefähr gewählt worden und ja eigentlich ein sehr unrühmliches und mystisches Kapitel der Geschichte unsers Planeten. Der ehemals größte Fleischfesser mit der ungewöhnlichen Optik am australischen Kontinent wurde vom Menschen ausgerottet und erst als das letzte bekannte Tier 1936 in einem Zoo verstorben ist, unter Naturschutz gestellt. Obwohl es immer wieder Sichtungen gegeben haben soll und auch im Jahre 1966 im Südwesten der Insel ein Schutzgebiet für das verschollene Tier eingerichtet wurde, gilt der Tasmanische Teufel mit größter Sicherheit leider für immer ausgerottet.
Die Suche nach einem Exemplar dieser ausgestorbenen Rasse ist der Aufhänger der Geschichte über einen mysteriösen Mann, dessen eigentlicher Beruf auch nicht genauer erläutert wird. So ist Martin wohl ein Mann fürs Grobe, der gewohnt ist, seine Aufträge auch mit genauester Präzision im Alleingang auszuführen und dann zum Einsatz kommt, wenn etwas auf legalem Wege wohl nicht mehr möglich ist. Und genau dieser Wandel von funktionierender Maschine hin zum feinfühligen Menschen wird in „The Hunter“ auch sehr eindrucksvoll gezeichnet.
Die Bilder der tasmanischen Landschaft, die unter der Leitung von Regisseur Daniel Nettheim eingefangen wurde, sind auch schlichtweg beeindruckend und machen Lust auf einen Abenteuerurlaub zwischen Wombats, Wallabys und tasmanischen Teufeln. Da „The Hunter“ kein Mann großer Worte ist, verlässt sich der Film auch mehr auf seine Bilder, die hier als großer Pluspunkt gewertet werden kann. Auch der ruhige Erzählfluss und das unvorhersehbare Ende sind zweifelsfrei große Pluspunkte für einen Film, der sowohl die Action-, als auch Arthouse-Fraktion ansprechen wird, auch wenn man keine Haudrauf-Thematik erwartet.
„The Hunter“ ist dann auch voll und ganz auf seinen Hauptdarsteller Willem Dafoe, der mit seinem kantigen Charaktergesicht auch bestens in die Rolle passt. Seine ungebotoxten Gesichtszüge sind mit 57 Jahren genauso zerklüftet wie die raue Landschaft Tasmaniens und obwohl ich sicherlich nicht zu den großen Fans gezählt werden kann, muss ich doch ehrlich gestehen, dass ich mir keinen besseren Darsteller für diesen Streifen vorstellen könnte. Auch der restliche Cast überzeugt mit bekannten Gesichtern wie Sam Neill, der hier wieder einmal in seiner Paraderolle als zwielichtigen Charakter besetzt wurde. Frances O`Conner überzeugt als Aussteigerin/Öko/Mutter und auch die beiden Kinder wirken sympathisch und authentisch.
Die Blu-Ray-Disc aus dem Hause Ascot-Elite bringt diesen interessanten Streifen in gewohnt sehr guter Bild- und Tonqualität, bei der die schwelgerischen Landschaftsaufnahmen auch so richtig schön zur Geltung kommen. Die deutsche Synchro ist sehr gut und wer sich Willem Dafoe lieber im Original hört, hat dank Originalfassung samt optionaler Untertitel ebenfalls die Möglichkeit dazu. Im Bonusbereich gibt’s neben Originaltrailer auch noch ein in Kapitel unterteiltes Making-Of, sowie eine ausgiebige Trailershow zu anderen Titeln.
Unterm Strich bleibt ein gelungener Streifen über einsame und mit unterschiedlichen Geschichten vorbelastete Menschen, die in der Abgeschiedenheit Tasmaniens zueinanderfinden. Eine Mischung aus Drama und und entschleunigten Thriller mit Ökobotschaft und einem wunderbaren Willem Dafoe, der hier eine subtile und dennoch facettenreiche Darstellung des mysteriösen und undurchschaubaren Charakters gibt. Die Geschichte ist unvorhersehbar und mit fortschreitender Laufzeit packend wie düster ausgefallen und auch dank seiner wunderbaren Landschaftsaufnahmen zählt „The Hunter“ dann auch zu den bisherigen Highlights des heurigen Jahres.
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@ Jochen,
vielen Dank fürs Review, ist nun auch schon Online: http://chilidog.project-equinox.de/?page_id=8828
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