project: equinoX - Das deutschsprachige DVD und Film Projekt im Internet
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Eines Abends stören der neugierige Willy und seine kleine Schwester Lacey ihre Mutter beim Liebesspiel mit einem mysteriösen Mann. Zur Strafe wird Willy von dem Mann geknebelt und in seinem Kinderzimmer ans Bett gefesselt, während sich die beiden Erwachsenen im Schlafzimmer weiter körperlich vergnügen. Da die ebenfalls eingeschüchterte Lacey ihrem Bruder helfen will, geht diese in die Küche um ein Messer zu holen und ihren Bruder von seinen Fesseln zu befreien. Dieser nimmt daraufhin das Messer und eilt in das Schlafzimmer, um den brutalen Mann vor den Augen seiner entsetzten Mutter zu erstechen.
Zwanzig Jahre später sind die Folgen dieser Tag noch immer präsent, obwohl die beiden Geschwister mittlerweile zu Erwachsenen gereift sind und auf einer Tabak-Farm versuchen, ein normales Leben zu führen. Die Familie ist auseinandergebrochen und Willy (Nicholas Love) hat seit den Ereignissen kein Wort mehr gesprochen. Auch Lacey (Suzanna Love) wird immer wieder von Alpträumen aus vergangenen Tagen verfolgt und als eines Tages ein Brief der Mutter eintrudelt, brechen die seelischen Wunden wieder auf und Laceys liebevoller Ehemann Jake (Ron James) muss hilflos mit ansehen, wie seine hübsche Frau von den grausamen Erinnerungen an die Mordnacht gequält wird.
Um seiner Frau zu helfen arrangiert Jack ein Treffen mit dem Psychiater Dr. Warren (John Carradine), der dem Paar empfiehlt am eigentlichen Ort des Grauens die Gespenster der Vergangenheit ein für allemal auszutreiben. Obwohl Lacey davon wenig begeistert ist, fahren die Beiden zu dem ehemaligen Elternhaus, das mittlerweile von einer anderen Familie bewohnt wird und zum Verkauf steht. Die beiden geben sich als potentielle Käufer aus und als Lacey das Schlafzimmer betritt, sieht sie den ermordeten Mann im Spiegel. Als sie darauf hin in Panik den Spiegel zerschlägt, reicht es Jack und er packt den zerstörten Spiegel und seine Frau, entschädigt die verdutzten Bewohner mit fünfzehn Dollar um wieder nach Hause zu fahren.
Etwas zur gleichen Zeit beginnt sich auch der introvertierte Willy sehr seltsam zu verhalten, wird einer Nachbarin gegenüber handgreiflich und überstreicht die Spiegel des Hauses mit schwarzer Farbe. Als Jack den wieder zusammengeflickten Spiegel in der Küche des Hauses aufstellt um seiner Frau und dessen Bruder zu beweisen, dass davon keine Bedrohung ausgeht, ahnt er jedoch nicht, dass Lacey mit ihrer Tat den wütenden Geist des Verstorbenen befreit hat, der sich nun auf die Jagd nach den beiden Geschwistern macht und dabei auch nicht davor zurückschreckt, zahlreiche Unbeteiligte zu ermorden…
Der in Deutschland geborene Regisseur Ulli Lommel hat ja das zweifelhafte Vergnügen in der IMDB-Charts der hundert miesesten Filme ja gleich mehrfach vertreten zu sein und tatsächlich ist der Name Lommel in den letzten Jahren wohl eher in Zusammenhang mit diverser C-Ware gefallen, die auch kaum das Interesse der breiten Masse erreichten. Dennoch dreht der werte Herr noch immer unermüdlich einen Film nach den anderen und lässt sich dabei auch von realen Begebenheiten und dem Erfolg anderer Werke inspirieren.
Doch das war nicht immer so und der 1944 geborene Regisseur war in den Sechzigern, Siebzigern und Achtzigern durch seine Zusammenarbeit mit Rainer Werner Fassbinder und Andy Warhol und Filmen wie „Die Zärtlichkeit der Wölfe“ und „Cocaine Cowboys“ ein durchaus angesehener Regisseur. Seinen wirtschaftlich größten Erfolg feierte der Regisseur aber nach seiner Übersiedelung in die Staaten mit „The Boogeyman“, der mit einem Budget von knapp 300.000 US-Dollar sage und schreibe 35 Millionen einspielte und nach seinem bescheidenen Start in 40 Kinos um New York zu einem Überraschungserfolg mauserte.
Die Geschichte des Streifens über den Titel gebenden „schwarzen Mann“, der in den Staaten überforderten Eltern als – erzieherisch umstrittene - Trumpfkarte im Kampf gegen aufmüpfige und bösartige Kinder dient, ist dabei recht simpel, aber auch effektiv ausgefallen. Natürlich ist „Boogeyman“ eindeutig im Fahrwasser von John Carpenters „Halloween“ entstanden und erinnert gleich in der Eröffnungssequenz inklusive Soundtrack natürlich frappant an den großen Klassiker. Dennoch ist Lommel ein durchaus kurzweiliger Streifen mit einigen tollen Momenten und einem effektreichen Finale gelungen, der nicht nur besser als sein Ruf ist, sondern auch durchaus zu den kleinen Klassikern des Slasher-Genres gezählt werden kann.
Sicherlich ist „Boogeyman“ für heutige Verhältnisse weder sonderlich spannend und angesichts des Budgets auch eher kostengünstig inszeniert, aber das gelungene Spiel mit Farben und ein paar blutige Momente können den aufgeschlossenen Zuschauer und Achtziger-Fan ja schon durchaus darüber hinwegtäuschen, dass die Geschichte und seine Charaktere doch recht flach gehalten werden und die übernatürliche Sause auch erst nach gut der halben Laufzeit so richtig in die Puschen kommt. Die Sache mit dem übernatürlichen und unsichtbaren Killer, der durch Spiegelscherben seine bösen Spiele treibt, ist ja durchaus originell und auch das bereits angesprochene Finale entschädigt über den etwas lahmen Beginn.
Dass die darstellerischen Leistungen oftmals nicht so gut wegkommen, kann ich ebenfalls nicht nachvollziehen, da man aus der Ecke schon weit schlimmere Darbietungen gesehen hat. Suzanna Love, ihres Zeichens Öl-Millionenerbin und Interims-Ehefrau von Herrn Lommel macht ihre Sache jedenfalls ganz gut und hat mit Nicholas Love auch gleich ihren Bruder im Gepäck, der als stummer und traumatisierter Willy seine Sache ebenfalls ganz gut macht. Bekanntestes Gesicht des Streifens ist aber sicher John Carradine als Seelenklempner, dessen Szenen nachträglich in einem Tag gedreht wurden, da der Streifen ansonsten zu kurz ausgefallen wäre.
Von dem Streifen gab es ja bislang schon so einige Fassungen, die von verhackstückt und gekürzt über mehr oder weniger gelungen die ganze Bandbreite abdeckten. Die bislang beste Fassung kommt aber nun von CMV-Laservision, die sich die Mühe gemacht haben, den Streifen zu restaurieren und weltweit erstmalig als Blu-Ray unters Volk zu bringen. Und in sehr guter Bildqualität wirkt „Boogeyman“ dann auch gar nicht mehr so billig und wird sicherlich dem Film noch den ein oder anderen zusätzlichen Fan bescheren.
Neben den drei Blaustrahl-Varianten und der limitierten Retro-Edition, gibt es den Streifen aber auch als DVD in der herkömmlichen Buchbox, die allesamt ein samtiges Innenleben haben und denen auch noch der Soundtrack auf einer separaten CD beiliegt. Auch das Bonusmaterial kann mit einem Interview und Audiokommentar von und mit Ulli Lommel überzeugen, der Einblick in die damaligen Dreharbeiten und dem überraschenden Erfolg des Streifens bietet. Abgerundet wird die ganze Sache noch mit zusätzlichen TV- und Radiospots, mehreren Trailern und einer Bildergalerie.
Unterm Strich ist CMV-Laservision mit dieser schicken VÖ des sympathischen Slashers neuerlich ein guter Schachzug gelungen, der sicherlich auch Zweifler eines Besseren belehren wird, die im Vorfeld die Meinung vertraten, dass ein derartiger Streifen auf Blu-Ray nicht unbedingt Sinn machen würde. Auch wenn der Killer unsichtbar bleibt, so gibt es doch des Rest in sehr, sehr guter Qualität und das als kleines und billiges Schmuddelfilmchen verschmähte Lommel-Werk entpuppt sich doch glatt als durchaus systemerhaltender Horrorstreifen mit ein paar netten und erinnerungswürdigen Momenten, der sicherlich in der schönen Fassung noch öfter im Player landen wird.
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@ Jochen,
vielen Dank fürs Review, ist nun auch schon Online: http://chilidog.project-equinox.de/?page_id=8766
Das mit den Pics habe ich ganz unten mit angeführt.
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Danke! Hab nur gerade gesehen, dass der Link im Text der News zum Review von "Das Kindermädchen" führt. Rechts in der Spalte funzt es aber richtig!
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jogiwan schrieb:
Danke! Hab nur gerade gesehen, dass der Link im Text der News zum Review von "Das Kindermädchen" führt. Rechts in der Spalte funzt es aber richtig!
Upps, Danke für den Hinweis.
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