project: equinoX - Das deutschsprachige DVD und Film Projekt im Internet
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Die hochschwangere Sun-Yeoung aus Seoul ist gerade mit dem Taxi samt dazugehörigem Chauffeur unterwegs zum Dorf ihrer Mutter, als mitten in der tristen Einöde das Auto von einem mysteriösen Autostopper angehalten wird. Dieser entpuppt sich aber als wenig angenehmer Reisekollege und erzählt den beiden Insassen nicht nur unschöne Details aus dem jeweiligen Leben, sondern berichtet Sun-Yeoung und dem Fahrer auch kryptisch von einer bevorstehenden Apokalypse. Diese soll nach Ablauf eines kurzen Countdowns hereinbrechen und tatsächlich wird das Auto schon wenig später von einem grellen Blitz erfasst.
Als Sun-Yeoung aus einer kurzen Ohnmacht erwacht ist der Fahrer verschwunden und auch sonst weit und breit keine Menschenseele zu sehen. Sämtliche Geräte inklusive dem Auto scheinen nicht mehr zu funktionieren und die Schwangere macht sich daher alleine auf den Weg und trifft bei ihrer Suche nach Nahrung in einem Haus auf einen verstörten Jungen, der sich auf der Suche nach seiner Mutter befindet. Gemeinsam kehren die beiden zum Taxi zurück und finden ein Funkgerät, mit dem der ominöse Autostopper beruhigende Worte zu Sun-Yeoung spricht und der Schwangeren empfiehlt, beim Auto zu bleiben.
Doch diese hält sich nicht daran und beschließt mit dem Jungen zu einer nahen Raststätte zu gehen, die auch in einem Straßenplan eingezeichnet ist. Auf dem beschwerlichen Weg dahin treffen die beiden auf ein weiteres Pärchen, das ebenfalls von der Situation überrascht wurde. Als Sun-Yeoung jedoch bemerkt, dass sie ihr Handy vergessen hat, beschließt der Mann alleine zum Auto zurückzukehren und bleibt daraufhin verschollen. Als Sun-Yeoung über ihr Funkgerät die Anweisung bekommt, sich von der Frau und dem Jungen zu trennen, nötigt diese die Schwangere, ihre Schuhe und Tasche herzugeben und versucht auf eigene Faust die Raststätte zu erreichen.
Die mittlerweile entkräftigte Sun-Yeoung versucht daraufhin auch vergeblich den Jungen loszuwerden und verletzt sich bei dem Versuch, einen Berg zu überqueren am Fuß. Als sie daraufhin von einem Radfahrer entdeckt wird, der sich anbietet, die Schwangere mit dem Rad zu der ominösen Raststätte zu bringen kommt es zum Streit mit dem Jungen, der jedoch von den Beiden zurückgelassen wird. Doch zu diesem Zeitpunkt ist die Odyssee der jungen Frau durch die menschenleere Gegend noch lange nicht zu Ende und weitere Bedrohungen warten auf die junge Frau, die verzweifelt versucht, ihr Leben und das des Ungeborenen zu beschützen…
Einen ganz schön seltsamen Film hat uns Regisseur Sung-Hee Jo mit seinem 2010 entstandenen Langfilm-Debüt „End of Animal“ gebastelt. Eine düsterer und pessimistischer Endzeit-Film, in dem sich die Protagonisten durch die Bank nicht nur sehr fragwürdig verhalten, sondern auch noch von ihrer schlechtesten Seite präsentieren. Ein fast zeitlupenhaft erzählter Streifen, der in seinem Verlauf auch mehr Fragen aufwirft, als er auch nur ansatzweise beantwortet und obwohl er nahezu gänzlich ohne blutige Effekte oder optischen Spielereien auskommt, trotzdem seine verstörende Wirkung beim Publikum nicht verfehlt.
Die Kiste der Endzeit-Filme ist ja voller unterschiedlicher Werke die einerseits auf Zerstörung, CGI und massenhaft „Kawumm“ setzen oder wie in letzter Zeit öfters der Fall eher die psychologische Ausnahmesituation einzelner Personen und/oder Gruppen näher beleuchten. In dem südkoreanischen und eher niedrig budgetierten „End of Animal“ gibt es auch keine direkte Bedrohung und/oder Zerstörung, nur Tristheit und das Grollen aus der Ferne, dass auf etwas Unheimliches hinweist. Doch auch wenn das Grauen nicht bildlich dargestellt ist, so schafft der Streifen mit seinen trostlosen Bildern eine bedrohliche Atmosphäre.
„End of Animal“ objektiv zu bewerten scheint dennoch unmöglich, der der Streifen optisch sehr karg und ohne Musikuntermalung daherkommt und auch ansonsten voll und ganz auf Minimalismus setzt. Obwohl der Film im Grunde auch keinen Sympathieträger bietet, so ist er dennoch sehr packend ausgefallen und noch bevor ich es eigentlich vermutet hatte, war ich schon seinem schroffen Charme der seltsamen Geschichte verfallen. Und es ist auch faszinierend zu sehen, wie wenig eigentlich notwendig ist um einen derartigen Film zu drehen, in dem nur ein Handvoll Darsteller vorkommen und sich das Geschehen auch größtenteils am gleichen Ort ohne besondere Settings abspielt.
Inhaltlich ist der Streifen ebenso ungewöhnlich und bietet ein Endzeit-Szenario, dass den Zuschauer weitgehend ratlos zurücklässt. Was genau passiert ist, kann der Zuschauer genauso nur erahnen, wie die Tatsache, warum die ominöse Raststätte für alle Protagonisten unerreichbar scheint. In einer Szene wird die Sun-Yeoung auch von einem mysteriösen Wesen bedroht, dass ich nicht einordnen konnte und auch das Finale wird wohl nicht bei allen Zuschauern auf Gegenliebe stoßen. Einfach wird es dem Zuschauer sicherlich nicht gemacht und wer nicht gewillt ist, sich auf die Handlung einzulassen, bei dem wird „End of Animal“ auch keine Wirkung entfalten.
Optisch darf man sich wie bereits erwähnt nicht allzu viel erwarten und die nüchternen, teils grobkörnigen und (zu) dunklen Bilder im Handkamerastil sind aus Authentizitätsgründen bewusst gewählte Stilmittel. Settings sind eigentlich so gut wie nicht vorhanden und der Großteil des Streifens wurde unter freien Himmel gedreht. Auf Musik oder einen Vorspann wird ebenfalls verzichtet und nur ein dumpfes Grollen als Sounddesign und etwas CGI wurden von Regisseur Sung-Hee Jo für sein Langfilmdebüt verwendet, dass international jedoch gut aufgenommen wurde und auch schon bei zahlreichen Festivals zum Einsatz kommt.
Dass man den Streifen nun aber auch zuhause erleben kann, haben wir wieder einmal den Leutchen von „Rapid Eye Movies“ zu verdanken, die sich entschlossen haben, diesen sicherlich nicht sehr einfachen Film fürs Heimkino zu veröffentlichen. Die Bildqualität ist aufgrund der im vorigen Absatz erwähnten Dinge eher durchschnittlich und entgegen den Angaben auf der OFDB verfügt die Scheiben über keinen deutschen Ton, sondern über die koreanische Sprachfassung mit optionalen deutschen Untertiteln. Leider gibt es außer dem Trailer auch kein Bonusmaterial, was etwas schade ist, da ein paar Worte des Regisseurs und Drehbuchautors zu seinem Film sicherlich interessant gewesen wären.
Unterm Strich bleibt ein beklemmendes Endzeitdrama über seltsame Menschen in einer seltsamen Zeit, dass den Zuschauer zwar etwas ratlos zurücklässt, gleichzeitig aber angesichts seiner Mittel auch sehr packend ausgefallen ist. Ein trost- und kompromissloser Film über die Reise an das Ende der Menschheit, dass sich in Punkto Atmosphäre auch keinesfalls hinter den am Cover zitierten Filmen wie Hanekes „Wolfszeit“ und Hillcoats „The Road“ verstecken muss. Zwar ist „End of Animal“ sicherlich kein Film, der so schnell wieder im Player landen wird, aber dessen Sichtung bei entsprechender Aufgeschlossenheit sicherlich ein intensives Erlebnis darstellt und Freunden von außergewöhnlichen Filmen auch wärmstens empfohlen werden kann. Tipp!
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@ Jochen,
also ich hatte ihn nicht gesehen, Andrea aber schon. Die Meinung von ihr ist eher verhalten.
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@ Jochen,
vielen Dank fürs Review, ist nun auch schon Online: http://chilidog.project-equinox.de/?page_id=8737
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