project: equinoX - Das deutschsprachige DVD und Film Projekt im Internet
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Der junge Coco (Daniel Hendler) und seine hochschwangere Freundin Pipi (Jazmin Stuart) unterhalten sich bei ihrem wöchentlichen Einkauf im Supermarkt gerade über ganz banale Dinge und sind auch viel zu sehr mit sich beschäftigt, als dass sie wahrnehmen würden, dass die Leute rings um sie herum etwas seltsam agieren. In der Tiefgarage ihres neuen Wohnblocks angekommen, treffen die Beiden auf ihren neuen Nachbarn Horacio (Yayo Guridi), der sich ebenfalls komisch verhält und nach dem gesundheitlichen Befinden von Coco erkundigt.
In der Wohnung angekommen, erfahren die Beiden jedoch den Grund für die vorherrschende Hysterie: ein tödliches Virus ist ausgebrochen und bedroht nun die ganze Welt. Doch obwohl wenig später der gesamte Wohnblock von Regierungsbeamten unter Quarantäne gestellt, die Telefonleitungen tot sind und auch mittels Internet kein Kontakt zur Außenwelt mehr möglich ist, scheint sich das Paar recht gut mit der ungewöhnlichen Situation zu arrangieren und als hie und da kleine Dinge fehlen, hilft auch Horacio, der sich bereits bestens auf die geänderte Situation eingestellt hat.
Die Tage vergehen und als die Informationen über den Stand der Dinge ausbleiben, schlägt die Stimmung im Haus jedoch um und als auch Lebensmittel und andere Dinge knapp werden, kippt die Stimmung und aus friedlichen Nachbarn werden auf einmal erbitterte Feinde. Während Coco jedoch keine Ambitionen zeigt, sich in nachbarschaftliche Streitigkeiten einzumischen, wird er von Horacio zu dessen Komplizen erkoren und er versorgt den jungen Mann mit Schutzanzug und Waffen.
Horacio ist überzeugt, dass die Regierung hinter der ganzen Sache steckt und aus dem sonderbaren Psychopathen mit seinen Verschwörungstheorien wird auf einmal ein Held, der sich bestens in der postapokalyptischen Welt zurechtfindet. Und auch Coco bleibt nichts anderes übrig, als für seine schwangere Freundin den Helden zu spielen. Doch das ist gar nicht so einfach und als sich die Lage im Haus weiter zuspitzt und sich die nicht krankheitsbedingten Todesopfer stapeln, steuert alles einem apokalyptischen Ende entgegen…
Menno… wie gerne würde ich an dieser Stelle schreiben, dass mit „Phase 7“ ein toller Streifen und eine kurzweilige Mischung aus „Viren-Thriller“ und Komödie mit einem zutiefst sympathischen Hauptdarsteller gelungen ist. Doch leider entpuppt sich der argentinische Streifen trotz interessanter Ausgangslage und einer Vielzahl von Möglichkeiten irgendwie als lahmer Genre-Beitrag, der sich meines Erachtens stets in die falsche Richtung bewegt und bis zum seltsam-uninspirierten Ende weder sonderlich spannend, komisch, noch auf andere Weise herausragend.
Dabei beginnt „Phase 7“ mit einer globalen Viren-Bedrohung recht vielversprechend und erinnert mit dem Wohnblock und unterschiedlichen Charakteren unter Quarantäne natürlich an den spanischen Überraschungserfolg „[Rec]“ auch wenn die eigentliche Bedrohung letzten Endes nicht von Infizierten ausgeht. Obwohl der Streifen mit Coco einen zweifelsfrei sehr sympathischen Protagonisten bietet und auch die Nebenrollen mit eigentlich interessanten Charakteren aufwarten können, so bleiben die vielen Möglichkeiten ungenutzt und Regisseur Nicolás Goldbart zeigt liebt gehetzte Menschen in Stiegenhäusern, als sich auf den psychologischen Horror, der eine solche Ausgangslage bietet, zu konzentrieren.
Anstatt klaustrophobischer Stimmung bietet „Phase 7“ dann auch eher lahme Entwicklungen, kann sich nicht zwischen Komödie und Terrorfilm entscheiden und ist letztendlich weder das Eine noch das Andere. Die Handlungen der unterschiedlichen Personen sind nie wirklich nachzuvollziehen, genauso wie das Verhältnis von Coco zu seiner Freundin Pipi, die sich im Verlauf des Filmes ebenfalls in eine sehr nervige Richtung entwickelt. Die zahlreichen Nebenhandlungsstränge wie der vermeintlich paranoide Horacio mit seinen Verschwörungstheorien, der mysteriöse Zanutto oder die habgierige Nachbarn werden zwar aufgenommen, aber nie wirklich oder viel zu abrupt zu Ende geführt.
Die Geschichte ist jedenfalls nicht packend wenn am Ende scheinbar willkürlich neue Charaktere aus dem Nichts in die Handlung integriert werden, spricht das schon eher für die Ideenlosigkeit der systemerhaltenden Geschichte, die sich lieber auf bekannte Versatzstücke aus anderen Filmen verlässt und im Gegensatz zum ebenfalls zitierten Endzeit-Klassiker „Phase IV“ wenig überraschend daherkommt. Eigentlich schade, da der Streifen handwerklich ansonsten recht passabel daherkommt und auch noch über einen tollen Cast verfügt.
Daniel Hendler („My big fat gay wedding“) ist als Hauptdarsteller die beste Wahl und ist ein klassischer Sympathieträger, wie er im Buche steht. Ihm ist es auch zum überwiegenden Teil zu verdanken, dass der Film nicht komplett in Durchschnittlichkeiten untergeht. Besonders hab ich mich auch auf das Wiedersehen mit Frederico Luppi („Cronos“) gefreut, dessen Rolle jedoch nicht sonderlich viel von dem renommierten Schauspieler abverlangt. Yayo Guridi als Horacio ist zwar auch okay, leidet aber wie Jazmin Stuart an der Unglaubwürdigkeit, die das Drehbuch für ihre jeweiligen Rollen bereithält.
An der Blu-Ray-Disc aus dem Hause Koch-Media gibt es hingegen nicht viel zu meckern. Der Streifen kommt ungekürzt mit einer FSK16-Freigabe und bietet zum neben der deutschen Synchronfassung auch die spanische Originalfassung mit optionalen Untertiteln. Im Bonusbereich gibt es neben unverwendeter Szenen und zahlreichen weiteren Trailern, kein zusätzliches Bonusmaterial zum Film.
Unterm Strich bleibt ein sehr zwiespältiges Vergnügen, dass in seinen besten Momentan zwar an die subversiven Filme von Alex de la Iglesia und dem spanischen Schocker „[Rec]“ erinnert, aber dem nach einem interessanten Auftakt auch rasch die Puste ausgeht. Anstatt spannender zu werden oder humorvoll zu sein, baut der Streifen von Minute zu Minute ab und nur Daniel Hendler und seiner sympathischen Darstellung von Coco, sowie ein paar netten Gags und Momenten ist es zu verdanken, dass Goldbarts Streifen eine unterdurchschnittliche Wertung erspart bleibt. Irgendwie schade, da mit der Idee und dem Cast sicherlich viel, viel mehr möglich gewesen wäre. 5/10
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@ Jochen,
vielen Dank fürs Review, ist nun auch schon Online: http://chilidog.project-equinox.de/?page_id=8736
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