project: equinoX - Das deutschsprachige DVD und Film Projekt im Internet
Sie sind nicht angemeldet.
Dr. Frankenstein (Rossano Brazzi) lebt mit seinem ungewöhnlichen Dienstpersonal, dass aus dem getreuen Igor (Gordon Mitchell), einem Buckligen (Xiro Papas), dem zwielichtigen Zwerg Genz (Michael Dunn) und dem aufbrausenden Hans (Luciano Pigozzi) besteht auf einem geräumigen Schloss, das auch sein Labor für streng geheime Forschungen beherbergt. Als in der Umgebung des Schlosses von der aufgebrachten Dorfbevölkerung ein Neandertaler verprügelt wird, die dort immer wieder aus weit verzweigten Höhlensystemen auftauchen, wird der bewusstlose Körper des Urzeitmenschen auf das Schloss von Frankenstein gebracht. Der hat mit dem leblosen Körper auch Finsteres vor und befiehlt seiner Belegschaft, in der Nacht den Körper eines frisch verstorbenen Mädchens des Dorfes aus dessen Familiengrab zu stehlen, um Gehirn der Toten in den Körper des Neandertalers zu transferieren.
Am nächsten Tag erreicht eine Kutsche mit Frankensteins Tochter Maria (Simone Vitelli) das Schloss, die mit ihrer besten Freundin und Studienkollegin Krista (Christiane Rücker) am Schloss und dessen wunderbaren Umgebung nicht nur ihre Hochzeit mit dem jungen Eric (Eric Mann) vorbereiten, sondern auch ihre Ferien verbringen möchten. Krista, die Medizin und Anthropologie studiert ist sofort von dem charismatischen Forscher fasziniert und auch Frankenstein ist von der jugendlichen Schönheit und dem Forschergeist der jungen Freundin seiner Tochter angetan. Als die beiden Frauen verbotenerweise von dem Zwerg beobachtet werden, der auch beim Leichendiebstahl einen entscheidenden Hinweis hinterlassen, wird Gens von dem wütenden Frankenstein kurzerhand vor die Schlosstüre gesetzt.
Dieser schwört bittere Rache und trifft wenig später auf einen weiteren Neandertaler (Salvatore Baccaro), der nicht unweit des Schlosses in einer Höhle lebt und freundet sich mit diesem an. Am Schloss wird zu der Zeit jedoch weiter geforscht und Frankenstein weiht die junge Krista in seine bizarren Forschungen ein. Diese ist begeistert und wenig später gelingt es Frankenstein auch tatsächlich den toten Körper des Riesen wiederzubeleben, der sich daraufhin ebenfalls in die hübsche Dozentin verliebt. Als jedoch ein weiteres Mädchen verschwindet und wenig später tot und vergewaltigt aufgefunden wird, kocht der Volkszorn und der örtliche Präfekt (Edmund Purdom) hat Mühe diesen wieder zu beruhigen. Hinter der Entführung steckt jedoch Gens, der kurze Zeit später mit seinem neuen Freund auch die junge Maria in seine Gewalt bringt und am Schloss den Riesen befreit. Dieser gerät völlig außer Kontrolle und tötet alles, das sich ihm in den Weg stellt und als die Dorfbevölkerung davon Wind bekommt, droht die gesamte Situation endgültig zu eskalieren…
Im Jahre 1818 veröffentlichte Mary Shelley den Roman „Frankenstein“ in dem ein junger Schweizer namens Viktor Frankenstein an der Universität Ingolstadt einen künstlichen Menschen kreiert. Die Mischung aus größenwahnsinnigen Wissenschaftler und ominöser Kreatur, die sich gegen seinen Schöpfer auflehnt erfreut sich seitdem größter Beliebtheit und war in den Jahren 1910, 1931 und auch 1957 auch die Grundlage für erfolgreiche Verfilmungen der literarischen Vorlage. Auch danach erfreute sich der Stoff weiterer Verfilmungen und vor allem unsere Freunde aus Italien und Japan kreierten Filme mit so vielversprechenden Namen wie „Frankensteins Kampf gegen die Teufelsmonster“, den obskuren „Frankenstein 80“ oder eben auch „Die Leichenfabrik des Dr. Frankenstein“, die allesamt ihren reißerischen Titel inhaltlich wohl nicht ganz gerecht wurden.
Auch „Die Leichenfabrik des Dr. Frankenstein“ entpuppt sich im Falle von Ramiro Oliveros dann auch eher als überschaubares Privat-Labor, das mit seinen Lichteffekten auch eher an eine kleine Landdisco erinnert. Auch in Punkto skurriler Charaktere steht das „Das Schloss der Angst“ (so der übersetzte Originaltitel) wohl einem derartigen Lokalität um nichts nach. So gibt es in dem sympathischen Streifen neben dem zusammen gestückelten Monster ja auch noch einen Zwerg, einen Buckligen, masochistisches Hauspersonal und Neandertaler, die immer wieder unmotiviert durch die nicht vorhandene Handlung wanken.
Die Geschichte ist ja eigentlich ziemlich haarsträubend ausgefallen und angesichts der vielen Versatzstücke aus der Rumpelkammer schlechter Gothic-Horror-Streifen ist es auch wenig verwunderlich, dass hier gleich vier Drehbuchautoren ihre Finger im Spiel hatten. Herausgekommen ist ja ein Flickwerk absonderlicher Ereignisse, die im wohlwollenden Fall als episodenhaft beschrieben werden könnten. Die Ereignisse im Schloss Frankenstein sind ja vor allem zwischenmenschlich sehr im abenteuerlichen Bild und wenn alle Stricke reißen, taucht von irgendwo ein Neandertaler auf um davon abzulenken, dass die ganze Sause einfach keinen Sinn ergibt.
Im Vergleich zu ähnlichen Vertreter aus der Gothic-Ecke schwächelt „Die Leichenfabrik des Dr. Frankenstein“ dann trotz aller Liebe zum italienischen Genre-Kino auch ziemlich und im Verlauf des Filmes kommt noch am ehesten die Trashologen auf ihre Kosten. Spannung sucht man jedenfalls vergeblich und auch für die Gore- und Nudity-Fraktion gibt es in dem mit einer FSK-16 bedachten Streifen nur begrenzte Schauwerte. Andererseits macht der Film dann auch wieder großen Spaß, was neben dem tollen Cast auch daran liegt, dass dem Zuschauer auch zu keiner Zeit langweilig wird und die Geschichte bis zum feurigen Finale auch ständig vorangetrieben wird.
In der Rolles des Dr. Frankenstein glänzt der vielbeschäftigte Rossano Brazzi, der hier auch die notwendige, medizinische Seriosität vermittelt. Edmund Purdom ist ja so wie Gordon Mitchel ein immer wieder gern gesehener Genre-Veteran, auch wenn die Rollen der beiden für mein Erachten etwas zu klein ausgefallen sind. Womit wir auch schon bei Michael Dunn sind, der als Zwerg auch herrlich durchtrieben agieren darf. Simonetta Vitelli a.k.a. Simone Blondell ist als Tochter Maria nicht nur ein hübscher Augenschmaus, sondern auch die Tochter von Regisseur Demofilo Fidani, die zu meinem großen Bedauern danach nicht mehr auf der großen Leinwand zu sehen. Christian Rücker kennt man hinlänglich aus zahlreichen deutschsprachigen Filmen und Serien und schlägt sich in der ausländischen Genre-Produktion ebenfalls sehr gut.
Die DVD aus dem Hause CMV-Laservision bringt Ramiro Oliveros Streifen als Nr. 89 der beliebten „Trash Collection“ und in eigentlich sehr guter Bild- und Tonqualität, an der das „Generation Blu-Ray“ aber sicherlich wieder irgendetwas auszusetzen hat. Ich für meinen Teil bin mit der Scheibe ganz zufrieden und hätte mir eventuell nur statt der englischen Fassung, die italienische Originalfassung gewünscht. Neben zwei sehr unterschiedlichen Cover-Varianten von farbintensiven Bava-Style bis hin zu Autoscooter-Kirmes-Optik gibt es im Bonusbereich auch noch eine alternative Vollbildfassung, sowie eine Bildergalerie und die Trailer zu dem Gothic-Slasher „Hell Night“ und „Rawhead Rex“.
Unterm Strich bleibt ein sehr seltsamer Film mit Frankenstein-Thematik, der den Zuschauer neben seiner nicht vorhandenen Story vor allem durch sehr obskure Ereignisse überrascht. Wer auf gepflegten Grusel a la „Hammer“ steht, sollte um diese italienische Resteverwertung im Diskonter-Stil wohl besser einen großen Bogen machen. Freunde von trashigen Streifen kommen dank systemerhaltender Inszenierung, schräger Ideen und vielen bekannten Gesichtern hingegen ordentlich auf ihre Kosten und auch wenn es in dem Bereich sicherlich viele bessere Streifen gibt, macht „Die Leichenfabrik des Dr. Frankenstein“ als idealer Zweitfilm im entsprechenden Double-Feature wohl auch ordentlich Spaß.
Offline
@ Jochen,
vielen Dank fürs Review, ist nun auch schon Online: http://chilidog.project-equinox.de/?page_id=8551
Offline