project: equinoX - Das deutschsprachige DVD und Film Projekt im Internet
Sie sind nicht angemeldet.
Ein Jahr nach dem Unfalltod des Erotik-Verlegers Carlo kehrt dessen dralle Frau und Ex-Erotik-Starlet Gloria (Serena Grandi) nach Rom zurück um gemeinsam mit ihrem kreativen Bruder Toni (Vanni Corbellini) und der Vertrauten Evelyn (Daria Nicolodi) das Männermagazin „Pussycat“ zu führen. Zu diesem Zweck finden auf dem geräumigen Anwesen von Gloria unter der Leitung des Fotografen Roberto (David Brandon) auch ein Fotoshooting mit der hübschen Kim und zwei weiteren Grazien statt, das als Titelblatt für die nächste Ausgabe verwendet werden soll. Als die hübsche Kim am selben Abend nach einem gemeinsamen Dinner das Haus verlässt, wird sie von einem maskierten Killer grausam ermordet.
Obwohl die Tat von dem körperbehinderten Nachbarn Marc (Karl Zinny) beobachtet wird und dieser die Tat auch seinem Schwarm Gloria berichtet, finden sich wenig später jedoch keine Hinweise auf eine Bluttat. Da Marc auch in der Vergangenheit bereits durch sein seltsames Verhalten und Stalking von Gloria aufgefallen ist, wird seinen Worten auch keinen Glauben geschenkt. Das ändert sich, als mit Erscheinen der neuen Ausgabe auch der Leichnam von Kim, sowie Fotos in der Redaktion eintrudeln, die das tote Fotomodel vor dem Plakat eines Erotikfotos aus Glorias Vergangenheit zeigen.
Die Polizei tappt im Dunkeln und auch Gloria ist ratlos, wer für den Mord ihres Fotomodells verantwortlich sein könnte. Der Mord sorgt aber für zusätzliche Publicity und die Auflage von „Pussycat“ muss aufgrund der starken Nachfrage sogar erhöht werden. Als auch ein weiteres Model namens Sabrina nach einem Shooting spurlos verschwindet und der Leichnam samt Fotos wenig später gefunden wird, ist Gloria überzeugt, dass es der Psychopath auch auf sie abgesehen haben könnte. Tatsächlich gerät die hübsche Verlegerin schon wenig später ins Visier des Killers und somit auch ihr persönliches Umfeld in größte Gefahr…
Der am 03.April 1944 in Rom geborene Lamberto Bava hat ja als Filmemacher die etwas unglückliche Ausgangslage, dass er als Sohn von Regie-Legende Mario Bava natürlich auch stets an dem Schaffen seines Vaters gemessen wird. Während die Filme von Mario Bava jedoch – wenn auch mit etwas Verspätung - zu den Klassikern des fantastischen Films gezählt werden, stehen die Werke von Bava Junior aber eher in der Kritik und auch unter Italo- und Horrorfilmfans ist das Output von Lamberto nicht unumstritten.
Neben „A Blade in the Dark“, (1984) und „Midnight Killer“ (1985) ist „Le Foto di Gioia“ bzw. „Das unheimliche Auge“ der dritte Streifen von Lamberto Bava, der dem Giallo-Genre zuzurechnen ist, dessen Trademarks seinerzeit im Jahre 1964 von sein Vater erstmals in dem Streifen „Blutige Seide“ vereinigt wurde und in den Siebzigern seine Glanzzeiten hatte. In den Achtzigern hingegen war nicht nur das Publikum von derartigen Thrillern gesättigt, sondern auch gleich die gesamte italienische Kinolandschaft in der kreativen Krise.
„Das unheimliche Auge“ kann daher dann natürlich weder optisch noch inhaltlich an die großen Klassiker des Genres anschließen. Dabei steht die Geschichte der drallen Verlegerin und Ex-Prostituierten Gloria in High-Society-Kreisen und die etwas haarsträubende Auflösung ja eigentlich in bester Giallo-Tradition und wird Fans auch sicher nicht enttäuschen. Die Krimi-Handlung im Umfeld des Erotik-Magazins bietet dann ja auch genügend Möglichkeit, die für ihre Erotik-Rollen bekannte Hauptdarstellerin Serena Grandi und andere Kolleginnen ins richtige Licht zu rücken.
Der Streifen zählt dann auch definitiv nicht zu den Highlights des Genres, macht aber mit ein paar Einschränkungen durchaus Laune und erfreut sich aufgrund einiger netter Einfälle und erhöhtem Sleaze-Anteil auch durchaus großer Beliebtheit. „Le Foto di Gioia“ bietet ja dann auch ein paar durchaus erinnerungswürdige Szenen und das Wiedersehen mit bekannten Gesichtern wie Daria Nicolodi, Capucine und George Eastman und eben auch Serena Grandi und Sabrina, zu Mitte der Achtziger auch als absolute Sexsymbole galten und dementsprechend die Fantasien der Männerwelt beflügelten.
„Das unheimliche Auge“ hat auch zweifelsfrei ein paar großartige Momente, wie zum Beispiel den Mord an Kim, der aus der verzerrten Sicht des psychopathischen Killers gezeigt wird und wohl auch bei der deutschen Titelgebung ein Wörtchen mitzureden hatte. Auch die Ausleuchtung mit intensiven Rot und Blautönen erinnert an die Werke von Lambertos Erzeuger und werden dem aufgeschlossenen Italo-Fan, der sich an der etwas gewöhnungsbedürftigen Achtziger-Optik nicht stört, sicherlich auf Gegenliebe stoßen.
Für Leutchen, die mit den Achtzigern aber so ihre Problemchen haben, ist Bavas 1987 entstandener „Das unheimliche Auge“ schon eine ziemliche Herausforderung sein. Das Interior ist mit PVC-Möbeln und grauenvollen Wohnzimmer-Einrichtungen in einem Farbspektrum von weiß bis beige nahezu skandalös und auch die Outfits der handelnden Personen inklusive mint-farbenden Kostümchen, toten Tieren, Schulterpolstern und Dauerwelle einfach nur grottig. Dazu gesellt sich dann auch ein für die Zeit typischer Sound-Dreck von Simon Boswell, der mich ebenfalls nicht zu Begeisterungsstürmen animiert.
Bei den Darstellern hingegen gibt es nicht viel zu meckern und die Rolle der Gloria ist Serena Grandi dann auch perfekt auf den üppigen Leib geschrieben. Auch schauspielerisch ist ihre Leistung ganz solide und auch Daria Nicolodi sieht man immer wieder gerne. Auf der männlichen Seite glänzt George Eastman in einer kleinen Rolle als Frauenheld Alex, David Brandon als schwuler Fotograf Robert („Stagefright“) und Charaktergesicht Lino Salemme („Dämonen“) als Inspektor Corsi.
Auch die DVD von CMV-Laservision ist recht gelungen und bietet den Streifen erstmals legal im deutschsprachigen Raum auf Silberling. Die Bildqualität ist gut und die deutsche Synchro ganz gelungen, auch wenn man Daria Nicolodi eine etwas gewöhnungsbedürftige und recht fiepsige Stimme verpasst hat. Neben dem deutschen Trailer gibt es auch den Vorspann zur deutschen VHS-Version, eine Bildergalerie mit Musik von Simon Boswell, sowie Trailer zu dem Streifen „Fade to Black“, sowie den in Kürze erscheinenden „Das Haus der lachenden Fenster“, jedoch noch in italienischer Sprache.
Unterm Strich bleibt ein sleaziger, spaßiger und durchaus auch etwas trashiger Spät-Giallo von Lamberto Bava mit netter Geschichte, lustiger Auflösung und jeder Menge nackter Haut von Achtziger-Schönheiten, die im Gegensatz zur heutigen Zeit mit viel Natürlichkeit punkten. Technisch gibt es ebenfalls nicht viel zu meckern und auch wenn Mario Bavas Werke auf aufgrund ihrer Entstehungszeit in einer anderen Liga spielen, so hat der Sohnemann doch viel von visuellen Talent seines Vaters gelernt und nach den Möglichkeiten seiner Schaffensperiode umgesetzt. Der sympathische und gut-gelaunte Cast rettet ebenfalls einiges und so gibt’s an dieser Stelle dann auch ohne Italo-Fanbrille gerne 6-7 von 10 Punkten!
Offline
@ Jochen,
vielen Dank fürs Review, ist nun auch schon Online: http://chilidog.project-equinox.de/?page_id=8511
Offline