project: equinoX - Das deutschsprachige DVD und Film Projekt im Internet
Sie sind nicht angemeldet.
Frank (Rainn Wilson) ist ein absoluter Loser, arbeitet in einem Diner als Koch und hat nach eigenen Aussagen in seinem kargen Leben erst zwei glückliche Momente erlebt: der eine war die Heirat mit seiner Frau Sarah (Liv Tyler), die er im Diner kennen- und lieben gelernt hat und der zweite der Moment, in dem einem Polizisten zur Aufklärung eines Verbrechens zweckdienliche Hinweise geliefert hat. Doch während Frank sich an diese beiden Momente klammert, bemerkt er nicht, dass seine Ehe mit der Ex-Drogensüchtigen alles andere als harmonisch läuft und er auch ansonsten von keinem Menschen sonderlich ernstgenommen wird.
Als Sarah eines Tages nach einem Drogen-Rückfall das gemeinsame Haus verlässt um mit dem kriminellen Dealer Jacques (Kevin Bacon) zusammen zu sein, zieht das dem seit Jahren unter seltsamen Visionen und Depressionen leidenden Burger-Koch endgültig den Boden unter den Füssen weg und er beschließt etwas in seinem Leben zu ändern. Aufgestachelt durch einen christlichen Comic-Helden und eine bizarre, göttliche Vision später beschließt Frank endlich etwas aus seinem tristen und unbedeutenden Existenz zu machen, als Superheld „der blutrote Blitz“ das Böse in seiner Stadt zu bekämpfen und auch seine Frau aus den Krallen des kriminellen Dealers und seinen zahlreichen Leibwächtern zu befreien.
Das Unterfangen erweist sich ohne Superkräfte jedoch als äußerst schwierig und die ersten Versuche zur Verbrechensbekämpfung inklusive der Befreiung von Sarah muss Frank auch mit zahlreichen Blessuren und der Erkenntnis bezahlen, dass er ohne entsprechende Waffe aufgeschmissen ist. Doch Frank lässt sich dadurch nicht entmutigen und gemeinsam mit der aufgedrehten Comic-Verkäuferin Libby recherchiert er in der Welt der Superhelden und macht sich wenig später mit einer Rohrzange bewaffnet auf, um gegen Kriminelle, Pädophile und sonstige Verbrecher zu kämpfen und lässt sich dabei doch zu sehr von seinen Gefühlen leiten.
Libby ist von der Superhelden-Idee ebenfalls schwer begeistert und kommt auch rasch hinter die Identität des „blutroten Blitzes“, der mittlerweile von den Medien und der Bevölkerung als Held gefeiert wird. Sie beschließt, dass Frank eine Partnerin benötigt, steht dem überrumpelten Frank fortan als „Blitzi“ zur Seite und sorgt mit ihrem zügellosen und gewaltbereiten Auftreten bald für weiteren Ärger. Als sich Libby zu allem Überfluss auch noch in den „blutroten Blitz“ verliebt, sieht dieser endlich den Moment gekommen, seine Frau zu befreien und beide machen sich schwer bewaffnet auf dem Weg, den Schurken ein für alle Mal das Handwerk zu legen.
Liest man die Inhaltsangabe von „Super Shut up, Crime!“ fühlt man sich wohl unweigerlich an den ebenfalls 2010 entstandenen Streifen „Kick Ass“ unter der Regie von Matthew Vaughns erinnert, in dem sich ein pubertierender Teenager zum Superhelden berufen fühlt. Gewisse Ähnlichkeiten zwischen den beiden Filmen sind auch gar nicht von der Hand zu weisen, auch wenn die Unterschiede beim Budget und Zielgruppe nicht größer sein könnten. Während „Kick Ass“ mit seinen 30 Millionen US-Dollar und Comic-haften Härtegrad ja doch eher die breite Masse und ein jugendliches Publikum anspricht, so verschlang James Gunns Geschichte mit 2,5 Millionen US-Dollar weniger als einem Zehntel des Budgets von Matthew Vaughns Streifen und richtet sich mit bitterbösen Humor, Tragik und Seitenhiebe auf die amerikanische Gesellschaft auch eher an ein eher erwachseneres Publikum.
Die überspitzte Story vom ewigen Loser, der sich nach einer göttlichen Vision entschließt, seinem Leben endlich einen Sinn zu geben, in dem er Dieben, Pädophilen und nervigen Dränglern mit der Rohrzange den Schädel einschlägt, ist ja schon sehr schwarzhumorig ausgefallen, wobei dem Zuschauer die Lacher schon im Halse stecken bleiben werden. Denn auch wenn der Film vielleicht als Partyfilm angekündigt wird, so ist sein Inhalt doch durchaus ernst und hat neben seinen humorvollen Momente auch genug dramatische Sequenzen und wird manchen Zuschauer sicherlich auch am falschen Fuß treffen, wenn in Punkto Härte trotz überzeichneter Momente auch im wahrsten Sinne des Wortes keine Gefangenen gemacht werden.
Zimperlich gehen ja weder der „blutrote Blitz“ und seine „Blitzi“ noch Regisseur James Gunn zu Werke, wenn es darum geht, Verbrecher dazu zu bringen, für immer die Klappe zu halten. Der Härtegrad ist relativ hoch und neben dem Einsatz mit der Rohrzange gibt es im wüsten Finale auch noch den Einsatz von Bomben und Schusswaffen zu sehen, bei denen die Effektkünstler sich auch ordentlich austoben konnten. Doch diese Momente stehen dann im krassen Widerspruch zu den eher ruhigeren und tragischen Momenten, in denen das triste Leben von Frank beschrieben wird, in dessen Loser-Leben bislang alles schief gegangen ist.
Doch die Mischung aus derber Gewalt, Drama und schwarzhumorigen Momenten ist wenig verwunderlich, wenn man den Background des Regisseurs näher betrachtet, der aus dem Troma-Umfeld entstammt. Und der subversive Klamauk von Werken aus der Schmiede von Lloyd Kaufmann, der auch in einem kurzen Cameo zu sehen ist, war schon in „Slither“ auszumachen und in „Super“ gibt es wieder einmal bitterböse Seitenhiebe auf rechtskonservative Christen, Waffenlobby und vermeintliche Gutmenschen, die hier gehörig einen vor den Latz geknallt bekommen. Dabei driftet „Super – Shut up, Crime“ aber nie zu sehr in Klamauk ab und ist dank liebevoll animierter Zwischensequenzen und tollen Soundtrack auch eine andere Liga, die ihre Herkunft aber trotzdem nicht verleugnet.
Bei den Darstellern hat man auch ein gutes Händchen bewiesen und laut Aussage von Regisseur hat jeder der Wunschkandidaten für die jeweilige Rolle auch ohne zu Zögern zugesagt. Rainn Wilson ist zwar sicher kein Sympathieträger und fällt auch ansonsten aus jeden Superhelden-Rahmen, spielt seine Rolle als durchgeknallter Möchtegern-Superheld schon sehr eindringlich und auf seine Art glaubwürdig. Ellen Page ist wie immer grandios und liefert hier wieder einmal eine grandiose Performance ab, der auch ihre Rolle in „Juno“ herrlich auf den Arm nimmt. Liv Tyler hatte zwar laut eigener Aussage offensichtlich große Probleme ihren drogensüchtigen Charakter zu verkörpern, was man im Film jedoch nicht anmerkt und auch Kevin Bacon hatte wohl Spaß an seinem durchtriebenen und schmierigen Charakter.
Die Blu-Ray-Disc aus dem Hause Koch Media bringt diese interessante Superhelden-Persiflage mit der Extraportion schwarzen Humors dann in gewohnt guter Bild- und Tonqualität, die neben der deutschen Synchronfassung auch die englische Originalfassung an Bord hat. Die Freigabe mit dem roten FSK-18-Logo ist durchaus berechtigt und wer sich hier ein unbeschwertes Feelgood-Movie erwartet, wird wohl große Augen machen. Der Bonusbereich ist bei der Single-Disk-Variante mit kurzem „Making of“ und Trailer zwar etwas überschaubar ausgefallen, dafür gibt es bei der Doppel-BR-Variante dann die volle Dröhnung und massig Zusatzmaterial, welches wohl jeden Fan zufrieden stellen wird.
Unterm Strich bleibt eine bitterböse Satire über Superhelden und andere Loser, dass nicht nur mit allerlei drastischen Bildern schockt, sondern vor allem aufgrund der Tatsache, dass die beiden Möchtegern-Superhelden mit vollen Ernst zur Sache gehen und auch bis zum bitteren Ende von der Richtigkeit ihres Treibens überzeugt sind. Und im Kampf gegen das Böse bekommen von Regisseur Gunn dann auch noch allerlei Gruppierungen den Spiegel vors unschöne Gesicht gehalten, die ebenfalls von ihrer Mission überzeugt sind. Zwar hält „Super – Shut up, Crime!“ nicht über die volle Laufzeit sein Tempo und an manchen Szenen ist sicher auch das mangelnde Budget zu bemerken, aber auch das stört nur angesichts des gelungenen Endergebnisses nur bedingt und Freunden von abseitigen Filmvergnügen, der etwas heftigeren Art ist der krasse Film dann hiermit auch dringend empfohlen! 7-8/10
Offline
@ Jochen,
vielen Dank fürs Review, ist nun auch schon Online: http://chilidog.project-equinox.de/?page_id=8375
Offline