project: equinoX - Das deutschsprachige DVD und Film Projekt im Internet
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Der schüchterne und gutmütige Amerikaner Anthony (Scott Mechlowicz) hat zwar einen IQ im oberen Bereich, dennoch ist er nach einigen Reisen durch Europa in Montenegro gelandet und arbeitet als ambitionierter, aber dennoch ziemlich erfolgloser Koch in einem kleinen Lokal am Meer. Als eines Tages sein ebenfalls abgebrannter Jugendfreund Julian (Alphonso McAuley) in dem kleinen Küstenort auftaucht und ihm den Vorschlag unterbreitet, gemeinsam ein Detektivbüro zu eröffnen, ist er zwar nicht wirklich begeistert, willigt aber nach positivem Zureden ein. Ein entsprechendes Büro wird in einem Pornokino gemietet und mit dem Überlebenskünstler Dexter (D.L. Hughley) ein unkonventioneller, aber sprachbegabter Bürogehilfe engagiert.
Der erste Fall ist ebenfalls rasch gefunden, als die beiden eine Meldung in der Zeitung entdecken, in dem die hübsche Spanierin Cat (Paz Vega) gesucht wird, die den beiden Möchtegern-Ermittlern kurz zuvor das Auto und ein Handy geklaut und sich auch ansonsten durch ihr Verhalten verdächtig gemacht hat. Anthony und Julian wittern in dem vermeintlichen Vermisstenfall die große Kohle und heften sich flugs an die Fersen der jungen Frau ohne zu ahnen, dass diese über hochbrisante Informationen und eine gestohlene Festplatte verfügt, hinter die auch die Waffenschieber, Kriminelle und ein korrupter Politiker her sind.
Die ersten Spuren sind auch zu der verschwundenen Cat sind auch rasch gefunden, doch auch die englische Profikillerin Helen Bingham (Janet McTeer) macht sich auf die Spur des verschwundenen Callgirls und hinterlässt dabei eine blutige Spur durch halb Europa. Als die beiden Ermittler die Freundin von Cat ausfindig machen, die auch auf das Kind der Prostituierten aufpassen soll, wird diese ebenfalls gefoltert und sterbend aufgefunden. Trotzdem gelingt es den Beiden wenig später mit dem Kind im Gepäck die verängstigte Cat in einem Hotel ausfindig zu machen. Doch damit fangen die Probleme erst so richtig an und auch Bingham ist mittlerweile zu allem bereit und schreckt auch vor der Ermordung unschuldiger Menschen nicht mehr zurück…
Das Genre des sogenannten Buddy-Movies erfreut sich ja schon seit Jahrzehnten größter Beliebtheit und die Filmgeschichte kennt ja viele gelungene Beispiele, in denen zwei Protagonisten sich mit allerlei Widrigkeiten erwehren und dabei auch den Unterhaltungswert für das Publikum nicht aus den Augen verlieren. Und zu diesen gelungenen Beispielen gesellen sich mit dem ungewöhnlichen Möchtegern-Ermittlern Anthony und Julian bzw. dem halsbrecherisch-inszenierten „Cat Run“ des amerikanischen Regisseurs John Stockwell nun ein weiteres Beispiel dazu, in dem die ganze Sache gut funktioniert.
Zugegeben die Geschichte über Waffenschieber, Edel-Callgirls, Auftragskiller und den hoffnungsfrohen Nachwuchs-Detektiven ist natürlich haarsträubend und der ganze Film wimmelt von skurrilen Charakteren, wie sie überzeichneter nicht sein könnten. Dennoch kommt der Comic-haft übertriebene Actionkracher durchaus spaßig daher und nach dem etwas drögen und verworrenen Start werden im Verlauf des Filmes auch tatsächlich keine Gefangenen gemacht. Der Zuschauer bekommt bis zum Finale jedenfalls eine herrlich überdrehte Geschichte voller Wendungen präsentiert, bei der auch sicher keine Langeweile aufkommt.
Der Schwerpunkt des Filmes liegt aber augenscheinlich bei der Action, die sich hier auch im oberen Härtebereich abspielt und auch mit ein paar Szenen aufwarten kann, die Herr Stockwell auch durchaus in „Turistas“, seinem Beitrag zur Torture-Porn-Welle verwenden hätte könne. Allzu zartbesaitete Gemüter seien an dieser Stelle also gewarnt, dass der Film trotz humoristischer Züge nichts für Schwachmatiker ist. Der überwiegende Teil der Effekte, wie die zahlreichen Shoot-In´s & Outs stammen zwar aus dem Rechner, aber auch das fällt bei dem temporeichen Streifen gar nicht mal so sonderlich ins Gewicht.
Bei den Darstellern sticht natürlich wieder einmal die zauberhafte Spanierin Paz Vega („Lucia und der Sex“) hervor, die im Gegensatz zu anderen Darstellerinnen des Films und ihren sonstigen Auftritten eine fast schon züchtige Rolle hat. Besonderes Highlight des Films ist aber Janet McTeer, die in ihrer Rolle als eiskalte Auftragskillerin alle anderen mühelos und mit einer wahren Freude an besonderer Niederträchtigkeit an die Wand spielt. Die beiden eigentlichen Hauptdarsteller Scott Mechlowicz als Anthony und Alphonso McAuley sind zwar auch passabel und geben sich redlich Mühe, gehen aber als Normalos und Sympathieträger in dem heiteren und absurden Psycho-Reigen fast ein bisschen unter.
Technisch gibt es ebenfalls nicht viel zu bemängeln und nach den anfänglichen Startschwierigkeiten kommt der Film auch relativ rasch in die Gänge. Die zahlreichen Locations in Europa wirken zwar etwas willkürlich gewählt, aber auch an das stete Hin-und-Her gewöhnt sich der Zuschauer ja auch relativ rasch. Die Action ist von Regisseur Stockwell routiniert und sehr temporeich inszeniert und vor allem der Kampf zwischen Bingham und Dexter, dessen Darsteller im realen Leben ja über alle Gliedmaßen verfügt, ist wirklich atemberaubend gemacht und erinnert in seiner Absurdität fast schon an den aussichtlosen Kampf in Monty Phytons „Ritter der Kokosnüsse“.
Auch die Blu-Ray-Disc aus dem Hause Universal ist sehr gelungen und bietet das farbenfrohe Spektakel ungekürzt mit der roten FSK18-Plakette und sehr guter Bildqualität. Die deutsche Synchro ist ebenfalls gelungen und fast so gut wie die Originalversion, die aufgrund des schottischen Auftragskillers eher zu bevorzugen ist. Neben einem Audiokommentar mit Regisseur Stockwell und Produzent Bill Perkins gibt es auch noch ein viertelstündiges „Making-of“, zahlreiche entfallene Szenen, die es nicht in den knapp hundertminütigen Film geschafft haben und eine ausgiebige Trailershow.
Unterm Strich ist „Cat Run“ ein temporeiche und stark überzeichnete Actionkomödie, die wenig Rücksicht auf den guten Geschmack nimmt und nach einem etwas verworrenen Start bis zum explosiven Finale auch ordentlich Gas gibt. Die weiblichen Darsteller sind allesamt gut gewählt, wogegen sich die männlichen Darsteller schon schwerer tun, gegen die geballte Frauenpower zu bestehen. Dass der Film dann auch fast schon Comic-haft übertrieben ist, macht ihn sicher auch zu einer Party-Granate und wer auf diese Art des Buddy-Movies steht und sich auch vor härteren Szenen nicht abschrecken lässt, ist mit dem Popcorn-Actioner „Cat Run“ dann auch bestens beraten. 7/10
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@ Jochen,
vielen Dank fürs Review, ist nun auch schon Online: http://chilidog.project-equinox.de/?page_id=8367
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