project: equinoX Forum

Im Sommer des Jahres 1914 kommt der sechszehnjährige Schüler Roger (Fabrice Josso) auf den großzügigen Landsitz seiner Eltern um dort seine Sommerferien zu verbringen. Während die Mutter (Claudine Auger) sich wie üblich in feiner Etikette ergeht und ihrer Umwelt damit auf die Nerven geht, weilt der Vater (Francois Perrot), ein etwas heruntergekommener Militärlieferant im fernen Paris und wartet auf einen Krieg, der seiner Familie wieder wirtschaftlichen Aufschwung geben soll.

Doch in diesem Jahr ist für den pubertierenden Schüler alles anders und Roger entdeckt zu seinem Erstaunen die Freizügigkeit, die hinter dem Rücken der herrischen Mutter und seiner bigotten Tante Marguerite (Berangere Bonvoisin) im Hause herrscht. Denn während die beiden Damen der feinen Gesellschaft sich in Gesprächen mit dem Astronomen Frank (Laurent Spielvogel) ergehen, treiben es die Hausangestellten gern und oft untereinander und jede Dame des Hauses hat ein pikantes Geheimnis, das von Roger und seiner frühreifen kleinen Schwester Berthe (Virginie Ledoyen) nacheinander genüsslich enthüllt wird.

Als tatsächlich ein Krieg ausbricht und alle Männer des Ortes einberufen werden, sieht sich Roger am Ziel seiner Träume und lässt sich gerne von den zahlreichen Damen des Hauses verführen. Zuerst ist es die dralle Dienstmagd Ursule (Serena Grandi), die den jungen Don Juan in die Kunst der Liebe einführt, während danach die Hauslehrerin Kate (Marion Peterson) und auch die jungfräuliche Tante in den Genuss der erwachten Manneskraft von Roger kommen. Doch während dieser sichtlich seine Rolle als Hahn im Korb genießt, bleiben seine Abenteuer natürlich nicht ohne entsprechende Folge und schon bald sieht sich der junge Mann mit einer Reihe von weiteren Problemen konfrontiert.

Sogenannte „Coming of Age“-Streifen sind ja oftmals eine sehr ernste Angelegenheit und nicht selten enden diese Art von Filmen auch sehr dramatisch. Das es in dieser Kiste aber auch unbeschwert und humorvoll zugehen kann, beweist die französisch-italienische Produktion „Les Exploits d´un jeune Don Juan“ des italienischen Regisseurs Gianfranco Mingozzi, der in seinem unterhaltsamen Werk die literarische Vorlage von Giullaume Apollinaire bzw. die erwachendes Sexualität eines jungen Mannes und die Wirrungen zu Beginn des ersten Weltkrieges als Anlass für einen augenzwinkernden Film über allerlei fleischliche Genüsse nimmt.

Die Geschichte über den pubertierenden Roger, der im Sommer seines Lebens gleich von einer Handvoll Frauen in die Künste der Liebe eingewiesen wird und natürlich auch selbst die Initiative ergreift, ist ja auch stets sehr humorvoll ausgefallen. Der junge Mann stürzt von einem skurrilen Abenteuer in das nächste und in dem ironischen Werk ist auch stets ein williges Frauenzimmer zur Hand, das nichts gegen ein amouröses Abenteuer hat. Das Ende der nicht ganz ernstzunehmenden  ist dann ebenfalls sehr spaßig ausgefallen und der junge Mann kommt auch mit den dadurch auftauchenden Problemen bestens zurecht.

Auch technisch überzeugt der erotische Streifen vor allem neben seinen schwelgerischen Kamerafahrten durch die schicken Settings, die den Zuschauer auch zurück an den Anfang des letzten Jahrhunderts reisen lassen. Historische Autos und Flugzeuge, sowie das aristokratische Ambiente des „Cheateu de Behaoust“ im gleichnamigen Ort in Frankreich bieten den idealen Ort für die Geschichte und auch die zahlreichen Darsteller hatten wohl ordentlich Spass bei den Dreharbeiten.

Die Produktion aus dem Jahre 1987 bietet für den Freund von europäischen Filmen dann auch allerlei bekannte Gesichter. Neben der drallen Italo-Sex-Bombe Serena Grandi („Miranda“), gibt es auch das Bond-Girl Claudine Auger („Thunderball“), Marina Vlady und die blutjunge „Virginie Ledoyen („8 Frauen“) in ihrer ersten Rolle. Der junge Fabrice Josso ist zwar danach nur noch im französischen Fernsehen in Erscheinung getreten, überzeugt als draufgängerischer Roger und auch bei der restlichen Darstellerriege, gibt es mit Aurelien Recoing („Die Horde“), Rufus („Die fabelhafte Welt der Amelie“) und Laurent Spielvogel tolle Darsteller.

Regisseur Gianfranco Mingozzi wird dem aufgeschlossenen Fan ja vor allem durch seinen 74er-Film „Castingata – die Gezüchtigte“ bzw. „Flavia – Leidensweg einer Nonne“ bekannt sein, in dem Florinda Bolkan als toughe Nonne vergeblich gegen eine Männer-dominierte Welt und die Kirche ankämpft und dafür bitter bezahlen muss. Die restlichen Filme des 2009 verstorbenen Regisseurs sind neben diversen Erotik-Produktionen jedoch vorwiegend TV-Produktionen und Dokumentationen und mir daher auch nicht bekannt.

Die DVD von „Zärtliche Versuchung“, der hierzulande auch unter seinen Originaltitel „Die Abenteuer des jungen Don Juan“ bekannt sein dürfte, kommt von CMV-Laservision, die sich in der Vergangenheit auch schon als Garant für anspruchsvolle und ungewöhnliche „Coming-of-Age“-Filmen verdient gemacht haben. Die Qualität ist eigentlich sehr gut, natürlich ungekürzt und die kurzen Szenen, die für die deutsche Fassung nicht synchronisiert wurden, sind mit deutschen Untertiteln versehen. Nebem dem italienischen Orginaltrailer, gibt es noch eine kurze Bildergalerie, den Vor und Abspann der deutschen Fassung, sowie Trailer zu den drei ebenfalls empfehlenswerten Streifen aus dem abwechslungsreichen Programm.

Unterm Strich ist „Zärtliche Versuchung“ bzw. „Die Abenteuer des jungen Don Juan“ eine als „Coming-of-Age“ verkleidete und auch sehr unterhaltsame Erotik-Komödie, die mit allerlei skurrilen Momenten und bekannten Gesichtern punkten kann. Wo andere Filme eher kalauern, glänzt Mingozzis Literaturverfilmung mit schelmischem Witz und unbedarften Umgang mit Sexualität. Herausgekommen ist ein humorvoller Film im hübschen Ambiente, der in allen Belangen gut bis sehr gut ausgefallen ist. Und auch wenn man mich mit Erotik-Komödien normalerweise jagen kann, hat mir „Zärtliche Versuchung“ doch sehr gut gefallen: 7-8/10