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Largo Winch (Tomer Sisley), der unvermutet von seinem Adoptiv-Vater ein Milliarden-schweres Industrie-Imperium geerbt hat, beschließt zur Überraschung von seinem Anwalt Dwight (Ulrich Tukur) selbiges zu veräußern um den Gewinn in eine Stiftung zu packen, mit der er gemeinsam mit dem väterlichen Freund Alexandre (Laurent Terzieff) Humanitäres auf aller Welt leisten möchte. Doch mit diesem Plan und seiner Verkündung macht sich der smarte Abenteurer nicht nur Freunde und ehe er sich versieht, ist er auch schon Medien-wirksam von der UN-Chefanklägerin Diane Francken (Sharon Stone) wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit angeklagt.
Laut Anklage soll Largo im Auftrag seines verstorbenen Vaters Nerio (Miki Manojlovic) in Burma unterwegs gewesen sein und den korrupten General Kyaw Min (Nirut Sirichanya) damit beauftragt haben, ein ganzes Dorf niederzumetzeln und an wertvolle Bodenschätze zu gelangen. Und Largo war tatsächlich in dem militärischen Staat, allerdings um sich in friedlicher Absicht mit der hübschen Malunai (Napakpapha Nakprasitte) zu vereinigen und Land und Leute zu studieren. Doch durch das Auftauchen von dem chaotischen Draufgänger Simon (Olivier Barthelemy) hatte er sich damals den Misstrauen der Dorfbewohner zugezogen und musste Hals über Kopf aus dem Ort flüchten, ohne seiner Freundin Lebewohl zu sagen.
Um auch die anderen von seiner Unschuld zu überzeugen beschließt er, nach Thailand zu fliegen und dort nach Simon, dem einzigen Entlastungszeugen zu suchen, der seine Unschuld beweisen könnte, wird jedoch noch am Flughafen von UN-Polizisten festgenommen. Dort wartet auch schon die Anklage mit Malunai als wichtiger Zeugin, die Largo auch allerlei Taten belastet. Largo ahnt, dass seine Freundin nicht ohne Grund lügt und als er von dem korrupten General ein dubioses Angebot erhält, sieht er sich bestätigt. Als er durch eine diplomatischen Trick aus dem Gefängnis entlassen wird, nutzt er die Gunst der Stunde um in Burma nach Malunai zu suchen.
Währenddessen versucht auch Diane und ihr Team weiter Beweise für die Schuld von Largo und dessen zum Verkauf stehenden Konzern zu sammeln und alle Hinweise deuten darauf hin, dass der junge Mann tatsächlich in irgendeiner Weise mit dem General zusammengearbeitet hat. Als auch noch ein dubioser Präsident eines russischen Staates mittels Kopfgeldjäger versucht, sich das Imperium billig einzuverleiben und Largo erfährt, dass er mit Malunai einen Sohn hat, verstrickt sich immer tiefer in eine Welt aus Korruption und Intrigen, die ihn um den halben Erdball und letztendlich eine erschreckende Kenntnis bringt…
Bereits im Jahre 2008 schickte der französische Regisseur Jerome Salle seinen Erben wider Willen durch ein actionreiches und unterhaltsames Abenteuer, das auch zweifelsfrei den Vergleich mit ähnlichen Hollywood-Produktionen nicht scheuen musste. Der temporeiche Vorgänger „Largo Winch“ hat ja nicht nur einen sympathischen Helden und eine interessante Geschichte, sondern besticht auch durch jede Menge Action, die aber nicht zu übertrieben daherkommt. Und da der Streifen offensichtlich vollkommen zu Recht auch sehr erfolgreich war, steht uns nun mit „Largo Winch II – die Burma-Verschwörung“ auch die Fortsetzung der Comic-Verfilmung ins Haus, die aufs Neue mit einer Geschichte aus Lügen und Korruption daherkommt und seinen Helden neuerlich von einem exotischen Schauplatz zum nächsten schickt.
Teil 2 bietet auch wieder alle Zutaten, die bereits in Teil 1 sehr gut funktioniert haben, begeht aber dann leider den Fehler, den Actionanteil auf ein Level zu hieven, dass mehrfach die Grenzen der Glaubwürdigkeit überschreitet und somit das Niveau von Filmen wie „James Bond“ und „Mission Impossible“ erreicht. Das mag jetzt Fans von ebengenannten Werken nicht stören, aber ich fand in Punkto Action den ersten Teil wesentlich überzeugender als im zweiten Aufguss, bei dem gleich hunderte Söldner, Soldaten und sonstige Bösewichte ausgeschaltet werden müssen. Auch die militärische Geschichte fand ich im Vergleich zum Vorgänger nicht ganz so interessant und dass neuerlich in den Grundzügen eine sehr ähnliche Geschichte inklusive Plot-Twist wie im Vorgänger verwendet wird, fand ich ebenfalls nicht so gelungen.
Aber der geeichte Fan wird meine Kritikpunkte wohl anders sehen und in Punkto Action gibt es in dem Streifen auch mehr als genug. Gleich ganze Armeen von kommunistischen Geheimagenten, korrupten Kopfgeldjägern und burmesischen Guerilla-Soldaten müssen im Verlauf der sehr abenteuerlichen Geschichte ausgeschaltet werden und unser sympathischer Held schlägt sich natürlich mit tatkräftiger Unterstützung von allen Seiten auch ganz wacker um die Verdächtigungen gegen ihn und sein Imperium zu entkräften. Doch auch wenn der Action-Anteil noch mehr Platz als im ersten Teil eingeräumt wird, so schwächelt das Gesamtbild doch im direkten Vergleich zum Vorgänger, der einfach von der Geschichte her überzeugender und auch augenzwinkernder ausgefallen ist.
Für den No-Brain-Blockbuster geht mir „Largo Winch II – die Burma Verschwörung“ mit eigentlich sehr ernsten Themen dann auch etwas zu unbedarft um und auch der Humor des ersten Teils, blitzt hier nur noch in Form des Butlers vereinzelt auf. Während Teil 1 wie im Flug vergeht ist der Nachfolger mit knapp zwei Stunden auch viel zu lange ausgefallen und vor allem bei den bisweilen endlos erscheinenden Action-Sequenzen machen sich leichte Ermüdungserscheinungen breit. Die sind zweifellos gut gemacht, aber einfach viel zu inflationär eingesetzt, sodass die eigentliche Geschichte zu sehr in den Hintergrund gerückt wird.
Bei den Darstellern gibt es hingegen wieder nichts zu bemängeln. Tomer Sisley überzeugt noch immer mit einer Mischung aus sympathischen Kumpel und toughen Abenteurer und als optisches Highlight gibt es in „Largo Winch“ auch noch Sharon Stone, die hier eine auf den hübschen Leib geschriebene Rolle verkörpert, die auch etwas an ihre Paraderolle in „Basic Instinct“ erinnert. Auch die deutsche Beteiligung ist relativ hoch und neben Ulrich Tukur als Anwalt, gibt es auch noch Clemens Schick, der bei den Salzburger Festspielen schon den Tod verkörpert hat, als Söldner mit ziemlich fiesem Abgang.
Die Blu-Ray-Disc aus dem Hause Sunfilm ist natürlich auf der Höhe der Zeit und bringt die aktuelle Produktion auch in perfekter Bild und Tonqualität. Der teils etwas körnige Look ist gewolltes Stilmittel und vor allem in den rasant geschnittenen Action-Sequenzen kann das Medium sicher seine Trümpfe ausspielen. Neben der deutschen Synchro gibt’s auch die französische Originalversion und auch das Bonusmaterial überzeugt mit einem knapp 50minütigen „Making-of“ und einer ausgiebigen Trailer-Show.
Unterm Strich bleibt ein krachendes Abenteuer-Spektakel, das sich für meine Verhältnisse etwas zu sehr an Hollywood-Produktionen orientiert, auf bekannte Elemente des Vorgänger und auch etwas zu sehr auf durch choreografierte Action setzt. Die eigentliche Geschichte ist dann leider nicht so der Bringer und hat mir im Vergleich zum spannenden Vorgänger dann auch weniger gut gefallen. Und auch sympathische Darsteller und hübsche Locations können nicht darüber hinwegtäuschen, dass „Largo Winch II“ einfach die augenzwinkernde und europäische Herzlichkeit fehlt, die den vorangegangenen Teil aus der Masse vergleichbarer Werke herausstechen ließ. „Largo Winch II“ ist zwar immer Popcorn-Kino der guten Sorte, aber etwas weniger „Kawumm“, mehr Substanz und Mut zur Abwechslung hätten dem Werk sicher nicht geschadet: 5/10
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@ Jochen,
vielen Dank fürs Review, ist nun auch schon Online: http://chilidog.project-equinox.de/?page_id=8128
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