project: equinoX - Das deutschsprachige DVD und Film Projekt im Internet
Sie sind nicht angemeldet.
Der amerikanische Chemiker Dr. Martin Harris (Liam Neeson) reist mit seiner Gattin Elizabeth (January Jones) in das winterliche Berlin um dort an einem Kongress des ambitionierten Forschers Prof. Bressler (Sebastian Koch) teilzunehmen. Als er und seine Frau im luxuriösen Hotel Adlon ankommen, bemerkt er jedoch, dass in der Eile sein Aktenkoffer mit wichtigen Unterlagen am Flughafen zurückgeblieben ist und steigt hektisch und ohne seine Frau davon zu informieren in das nächstbeste Taxi um diesen am Flughafen zu holen.
Doch das Taxi wird in einen Unfall verwickelt, landet in den kalten Fluten der Spree und Harris erwacht nach einigen Tagen im Koma mit Erinnerungslücken, welche nach Auskunft seines Arztes (Karl Markovics) aber vollkommen normal seien. Als sich Harris selbst aus dem Krankenhaus entlässt und zum Hotel fährt, kennt ihn dort jedoch niemand und ein anderer Mann (Aidan Quinn) befindet sich an seiner Stelle. Auch die eigene Frau reagiert verwundert auf den vermeintlich fremden Mann, den sie angeblich noch nie zuvor gesehen hat und Harris wird von den Sicherheitsbeamten abgeführt.
Dort beteuert er verzweifelt, der richtige Harris zu sein und versucht sich verzweifelt an Dinge zu erinnern, die seine Aussagen untermauern. Doch alles scheint gegen die Ausführungen des Forschers zu sprechen und nur mit einem Trick kann er sich einer Verhaftung entziehen. Wenig später geschieht jedoch ein erster Mordanschlag und Harris vermutet eine große angelegte Verschwörung. Gemeinsam mit dem Ex-Stasi-Agenten Jürgen (Bruno Ganz) und der Taxi-Fahrerin Gina (Diane Kruger) setzt der verzweifelte Mann alles daran, sein altes Leben zurück zu bekommen…
„Unknown Identity“ des Spaniers Jaume Collet-Serra („Orphan – das Waisenkind) ist ja eigentlich genau ein Film nach meinen Geschmack. Sympathische Darsteller in einer interessanten, wenn auch vollkommen hanebüchenen Story und eine ordentlichen Umsetzung mit viel Berliner Lokalkolorit und jeder Menge Action samt bombigen Finale machen den Streifen zu einer kurzweiligen Angelegenheit, die dem aufgeschlossenen Zuschauer neben jeder Menge Wendungen auch kaum Zeit zum Durchatmen bietet.
Die Geschichte, die auf einem Roman „Hors de moi“ des französischen Schriftstellers Didier van Cauwelaert basiert, ist zwar hoffnungslos haarsträubend und hält sicherlich keiner genaueren Logik-Prüfung stand, ist aber so temporeich und spaßig inszeniert, sodass man gerne über die ein- oder andere Sache hinwegschauen kann. Ehe sich der Zuschauer versieht ist man ja schon mittendrin in einer mysteriösen Geschichte, die nebenher gleich mehrere Genres von Drama bis hin zu Sci-Fi streift und bis zum spannenden Finale auch größtenteils unvorhersehbar bleibt.
Was der Geschichte vielleicht an Realitätsnähe fehlt wird von Collet-Serra einfach durch schick-choreografierte und spannende Action-Sequenzen wettgemacht, die zum Glück auch nie so unglaubwürdig wie in vergleichbaren aktuellen Produktionen ausgefallen wird. Das Tempo des Streifens ist von Beginn an sehr, sehr hoch und auch die Optik überzeugt durch düstere und stylishe Bilder. Neben bekannten Schauplätzen im Zentrum von Berlin gibt es dann auch noch jede Menge bekannter Gesichter zu entdecken, was „Unknown Identity“ ebenfalls zu einem besonderen Filmerlebnis macht.
Neben Liam Neeson, der sich im Alter ja noch zu einem wahren Action-Held entwickelt gibt es in der Hollywood-Produktion mit Diane Kruger und Bruno Ganz natürlich zwei schauspielerische Parade-Exporte zu begutachten, wobei vor allem Kruger trotz seltsamen Film-Dialekts durch ihre Natürlichkeit zu überzeugen vermag. Auch Ganz ist wieder einmal eine Bank und überzeugt Für die österreichischen Zuschauer gibt es Karl Markovics, als Arzt, der momentan gerade mit seinem Regie-Debüt „Atmen“ so ziemlich alle Filmpreise abräumt, die in Europa verfügbar sind. Aber auch die restlichen Darsteller sind gut besetzt und hatten offensichtlich auch großen Spaß am Dreh, was sich an der erhöhten Spielfreude aller Beteiligten bemerkbar macht.
Die DVD aus dem Hause Studiocanal (vormals Kinowelt) ist ebenfalls sehr gelungen und bringt die aktuelle Hochglanz-Produktion natürlich in sehr guter Bildqualität. Neben der englischen Originalfassung gibt es auch die deutsche Fassung, in der jedoch hochdeutsch gesprochen wird, was im Falle von Karl Markovics bei mir für etwas Irritationen gesorgt hat. Auch das Bonusmaterial ist mit einem kurzen „Behind the Scenes“ und jeder Menge Interviews mit Cast und Crew auch recht okay ausgefallen. Abgerundet wird das positive Gesamtbild dann noch mit dem Trailer zum Film, sowie ein paar weiteren aus dem Programm von Studiocanal (vormals Kinowelt).
„Unknown Identity“ ist ein kurzweiliger Action-Reißer mit unvorhersehbarer Story, die zwar sehr konstruiert daherkommt, aber dank flotter Inszenierung kaum Zeit zum Durchatmen und Nachdenken lässt. Perfektes und in alle Richtungen ausgewogenes Popcorn-Kino auf der Höhe der Zeit, der auch mit viel Berliner Lokal-Kolorit und bekannten Darstellern wie Liam Neeson und Diane Kruger punkten kann. Der Streifen rockt einfach die Hütte und macht auch gute Laune und auch wenn ich normalerweise der Action-Kiste nicht so zugetan bin, so ist „Unknown Identity“ neben „96 Hours“ schon der zweite Neeson-Kracher, der mich unerwartet begeistert hat. 8/10
Offline
@ Jochen,
vielen Dank fürs Review, ist nun auch schon Online: http://chilidog.project-equinox.de/?page_id=8129
Offline