project: equinoX Forum

Mitten in einer kleinen Nebenstraße kommt das Fahrzeug einer jungen Frau wegen einem Reifenplatten zum Erliegen. Als diese aussteigt um mit ihrem Handy den Pannendienst rufen, wird der Lenker des nachfolgenden Autos ungeduldig und versucht mit seinem Fahrzeug auszuweichen. Dadurch wird jedoch eine Kette von derart unglücklichen Umständen ausgelöst, dass der Mann von einer herunterfallenden Fensterscheibe so unglücklich getroffen wird, dass er noch an Ort und Stelle seinen Verletzungen erliegt.

Was jedoch von der Polizei als unglücklicher Unfall mit tödlichem Ausgang zu den Akten gelegt wird, ist in Wirklichkeit die Tat von „Brain“ (Louis Koo) und seinem Team, dass aus den Mitgliedern „Onkel“ (Shui-Fan Fung), „Woman“ (Michelle Ye) und „Fatty“ (Suet Lam) besteht. Diese perfekt miteinander agierende Truppe lässt nach akribischer Arbeit die teuer bezahlten Auftragsmorde wie bizarre Unfälle aussehen, bei denen dann niemand in Verdacht gerät, dass es sich dabei vielleicht doch um etwaige Morde handeln könnte.

Als bei einem Auftrag jedoch „Fatty“ durch einen seltsamen Unfall zu Tode kommt, beginnt „Brain“ Verdacht zu schöpfen, dass es sich dabei ebenfalls um einen gezielten Anschlag handeln könnte. Ein Verdächtiger ist mit dem Versicherungsangestellten Fong (Richie Ren) auch rasch ausgemacht, der auch mit dem letzten Auftragsgeben in Verbindung zu stehen scheint. Als auch dieser auf mysteriöse Weise verstirbt und auch in seine Wohnung eingebrochen wird, erliegt „Brain“ der fixen Idee, dass ihm Fong aus noch unbekannten Gründen nach dem Leben trachtet.

Doch „Brain“ will seinen vermeintlichen Widersachen zuvor kommen und beginnt, dessen Leben aus zu kundschaften. Er mietet eine Wohnung im selben Gebäude, versteckt Abhörgeräte in dessen Wohnung und beginnt auch seinen Tagesablauf genau zu katalogisieren. „Brain“ beginnt aber auch zunehmend, seinen Team-Mitgliedern zu misstrauen und deren Verhalten zu hinterfragen. Aus der Idee wird eine Paranoia und als eines Tages auch noch „Onkel“ schwer verletzt aufgefunden wird und ins Spital gebracht wird, fasst „Brain“ einen teuflischen Plan, um seinen Widersacher ein für alle Mal aus dem Weg zu räumen…

Es gibt sie ja immer noch – die kleinen, aber feinen Genre-Filme, die es scheinbar mühelos schaffen, den Zuschauer in ihren Bann zu ziehen. Der chinesische Streifen „Accident“ des Reigsseurs Pou-soi Cheang ist ja zweifelsfrei eine Überraschung im positiven Sinn und überzeugt vor allem durch eine originelle Ausgangsidee. Nach seinem fulminanten Auftakt entwickelt der Streifen dann zwar ruhigere Töne, bietet aber bis zum überraschenden Ende jede Menge spannender und vor allem unerwarteter Momente.

Die Story des 2009 entstandenen Streifen ist ja schon sehr originell und erinnert am Anfang etwas an den Horror-Streifen „Final Destination“. Doch hier hat der Tod keinen übernatürlichen Ursprung, sondern ist irdischer Natur und das Produkt aus akribischer Planung und einem perfekt durchkomponierten Ablauf des Masterminds „Brain“. Doch als während der Ausführung eines Plans ein weiterer Unfall geschieht, beginnt dieser eine Paranoia zu entwickeln, bei der der Zuschauer nicht weiß, ob diese jetzt gerechtfertigt oder nur den Hirngespinsten eines Genies entspricht.

Wie die ganze Sache ausgeht wird natürlich an dieser nicht verraten, aber spannend bleibt „Accident“ ja bis zu Schluss. Ebenfalls ungewöhnlich ist die vielschichtige Erzählweise des Films, der trotz seiner „inszenierten Unfälle“ größtenteils ruhige Töne anschlägt und das Hauptaugenmerk auf das Seelenleben und Arbeitsweise von „Brain“ legt, der seine Frau ebenfalls bei einem Unfall verlor und seitdem nichts und niemanden mehr so recht über den Weg traut. Als dieser jedoch an eine Verschwörung glaubt und sich nur noch auf Fong konzentriert, macht ihn diese Manie jedoch anfällig für Fehler und sorgt letztendlich auch dafür, dass das erfolgreiche Team immer weiter auseinander bricht.

Die Art und Weise, wie die Geschichte erzählt wird, ist dabei eher subtil und lässt auch Raum für unterschiedliche Interpretationen, ohne dabei verworren oder ziellos zu wirken. Bei den Darstellern gibt es in dem schön fotografierten Werk keine Kritikpunkte und vor allem Louis Koo überzeugt als Superhirn, der im Verlauf der Geschichte immer mehr das Gespür für die Realität abhanden kommt. Den anderen Figuren ist zwar weniger Raum eingeräumt, aber auch diese Rollen sind gut besetzt.

Die DVD aus dem Hause „Lighthouse Home Entertainment“ bringt den knapp neunzigminütigen Streifen ungekürzt mit einer FSK16-Freigabe in sehr guter Bild- und Tonqualität und da der Streifen auch bei einigen Festivals gelaufen ist, hat man sich bei der deutschen Synchro auch ordentlich Mühe gegeben. Neben dem Trailer wird die Verkaufsversion auch noch ein untertiteltes „Making-Of“ beinhalten, welche jedoch auf meiner Presse-DVD nicht vorhanden war.

Unterm Strich ist „Accident“ ein sehr ruhiger und origineller HK-Thriller, der nach einem fulminanten Auftakt das Psychogramm eines getriebenen Geistes zeigt, der perfide Mordpläne entwickelt und letztendlich seiner Unfähigkeit anderen zu vertrauen zum Opfer fällt. Die dramatische Geschichte über ungewöhnliche Mordpläne entwickelt sich sehr spannend und auch die vielschichtige Art und Weise, wie sie erzählt wird, hat mir außerordentlich gut gefallen. Mit schönen Bildern und ungewöhnlichem Finale zählt „Accident“ dann auch sicherlich zu den interessanteren Streifen der letzten Zeit und kann dann auch Asia- und Krimifans, die nichts gegen eine ruhige Erzählweise haben auch uneingeschränkt empfohlen werden: 8/10