project: equinoX - Das deutschsprachige DVD und Film Projekt im Internet
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Die drei norwegischen Studenten Thomas (Glenn Erland Tosterud), Kalle (Tomas Alf Larsen) und Johanna (Johanna Mork) sind im westlichen Teil von Norwegen unterwegs um eine Dokumentation über einen vermeintlichen Wilderer zu drehen und heften sich nach Hinweisen aus der Bevölkerung an die Fersen einer ominösen Person namens Hans (Otto Jespersen), der mit seinem ramponierten Landrover samt Wohnmobil scheinbar ziellos durch die Gegend fährt. Obwohl die jungen Leute mehrfach versuchen mit dem schweigsamen Mann ins Gespräch zu kommen, ist dieser wenig kooperativ und reagiert zunehmend genervt von dem jungen Kamerateam.
Als die jungen Leute dem vermeintlichen Wilderer eines Nachts tief in die Wälder folgen, werden sie Zeuge von seltsamen Lichtblitzen und werden wenig später von Hans mit den Worten „Troll“ durch den Wald gehetzt, wobei einer der Studenten im Dunkel der Nacht von einem seltsamen Wesen an der Schulter verletzt wird. Da auch der Wagen der Studenten zerstört wurde, finden die drei verschreckten Studenten Zuflucht in dem Geländewagen von Hans, der sich nach einigem Zureden auch bereit erklärt von seinem mysteriösen Treiben zu berichten und sich sogar Filmen zu lassen.
Denn „Wilderer“ Hans ist im Auftrag der Regierung unterwegs um nachtaktive Trolle daran zu hindern, in besiedeltes Gebiet vorzudringen und Schaden anzurichten und ist angesichts seiner Jobperspektiven ziemlich genervt. Mit Hilfe der jungen Leute hofft Hans die Bevölkerung auf seine gefährlichen Arbeitsbedingungen, bürokratische Probleme und schlechte Bezahlung aufmerksam zu machen. Diese sind natürlich zu Beginn noch relativ skeptisch, doch die journalistische Neugier überwiegt und schon bald stehen die jungen Leute auch tatsächlich Wesen gegenüber, von deren Existenz sie niemals geträumt hätten.
Doch das Abenteuer ist für die jungen Leute nicht so harmlos wie gedacht und die Begegnungen mit Berg- und Waldtrolle sind trotz der Begleitung durch den erfahrenen Trolljäger eine durchaus gefährliche Sache. Als diese auch noch beginnen, ein seltsames Verhalten zu entwickeln und zunehmend unkontrollierbar werden, wird aus dem Trip auch ein handfestes Abenteuer, das nicht alle der drei Studenten heil übersteht. Doch auch dem gebissenen Studenten geht es immer schlechten und als klar wird, dass Tollwut im Spiel ist, steuert alles einem tragischen Höhepunkt entgegen…
Fake-Dokus bzw. sogenannte Mockumentarys sind ja im Horror- und Fantasy-Bereich eine beliebte Sache, seit „Blair Witch Projekt“, so wie auch der ähnlich gelagerte „Paranormal Activity“ eindrucksvoll vorgemacht haben, wie man mit mit geringen Budget und einer gelungenen viralen Internet-Werbekampagne zu großem Erfolg kommen kann. Und in eben dieser Tradition biegt nun auch der norwegische „Trollhunter“ um die Ecke und beschert uns eine kleine Nachhilfe in Sachen norwegischer Mythologie, in der Trolle eine große Rolle spielen.
Bislang bin ich ja immer davon ausgegangen, dass Trolle neben einem unliebsamen Internet-Phänomen ja eigentlich kleine Wesen sind, in einem Ort namens „Niblog“ wohnen und unbedarfte Touristen als Barbecue verspeisen. Das mag aber auch daran liegen, dass ich mich als Trashfan auch zu sehr von den Vorstellungen eines Claudio Fragasso bzw. seinem legendären Trashfilm „Troll 2“ habe leiten lassen. In der norwegischen Mythologie sind diese Wesen ja dann auch etwas größer, haben mitunter gleich mehrere Köpfe und sind auch nur mittels Licht oder sonstiger UV-Strahlungsquelle wirksam zu bekämpfen.
Aber auch wenn man sich als Mitteleuropäer mit solchen Dingen der norwegischen Mythen und Märchen vermutlich weniger auskennt wird, ist „Trollhunter“ einfach ein riesiger Spaß, der sich und sein Publikum auch nie ganz ernst nimmt und trotz seines „ernsten“ Doku-Stiles auch immer wieder die Schmunzler auf seiner Seite hat. Im Grunde ist „Trollhunter“ dann auch einfach ein Film mit dem Herz am richtigen Fleck, der zweifelsfrei dank seiner Darsteller, augenzwinkernder Story und einer gelungenen Machart einfach die Sympathien auf seiner Seite hat.
Die Bilder, die der Zuschauer zu sehen bekommt, sind dann eigentlich auch „sensationell“ und während vergleichbare Filme oftmals mit ihren Monstern geizen, bekommt man die eigentlichen Stars von „Trollhunter“ dann auch verhältnismäßig oft vor die Linse. Und Trolle sind auch einfach Wesen zum Gernhaben, auch wenn man ihnen eigentlich nicht begegnen möchte. Ich bin ja auch nicht gerade ein großer Freund von CGI, aber im Falle von „Trolljegeren“ hat mich das gar nicht mal so gestört und die Bilder wirken durch die Handkameraperspektive eigentlich auch immer ganz authentisch.
Die geschätzen 2,5 Millionen Euro Produktionskosten sind jedenfalls bestens investiert worden und bevor der Film überhaupt in die Kinos kam, wurde bereits fleißig im Internet dafür Werbung betrieben, ohne zu verraten, worum es in dem Streifen eigentlich geht. Auch die Darsteller wurden geheim gehalten und so im Vorfeld die Erwartungen der neugierigen Zuschauer geschürt. Zwar waren danach die Meinungen durchaus zwiespältig, aber die positiven Eindrücke überwiegen und der Erfolg gab den Machern recht, sodass und vermutlich wohl auch in Bälde ein Ami-Remake erwarten wird.
Das braucht man aber (derzeit) natürlich nicht, da man mit der DVD aus dem Hause Universal sehr gut beraten ist. Die bringen den Film ungekürzt mit FSK12-Freigabe in solider Qualität, auch wenn bei Handkamera-Optik natürlich nicht die beste Bildqualität zu erwarten ist. Neben unveröffentlichten Szenen gibt es im Bonusbereich noch „Outtakes“ und erweiterte Szenen, ein kurzes Featurette über die visuellen Effekte und ein längeres über die Dreharbeiten, sowie eine Bildergalerie und einen Trailer.
Unter Strich ist spaßig-spannende „Trollhunter“ einfach ein sympathischer Film über Trolle, die bislang in der Medienwelt auch viel zu unterrepräsentiert waren. Eine Mockumentary der augenzwinkernden Sorte, der zwar im Grunde wie „Blair Witch Project“ daherkommt, aber schlicht und ergreifend über die bessere Story verfügt und im Gegensatz zur lahmen Hexen-Sause auch beim mehrfachen Gucken immer noch bestens funktioniert. Die netten Trolle und die groß-angelegte Aktion der Regierung zu ihrer Vertuschung sind einfach um Längen origineller als die Protagonisten in vergleichbaren Werken und die visuellen Effekte tun ihr Übriges, dass „Trollhunter“ schon jetzt zu den ungewöhnlichsten Geschmacksspalter-Beiträgen und interessantesten VÖs des Jahres 2011 gezählt werden kann.
Beitrag geändert von jogiwan (06.October 2011 16:08:12)
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@ Jochen,
vielen Dank fürs Review, ist nun auch schon Online: http://chilidog.project-equinox.de/?page_id=8063
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