project: equinoX - Das deutschsprachige DVD und Film Projekt im Internet
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Die Schwestern Ellie (Tiffany Bolling) und Myra (Robin Mattson) leben nach dem Tod ihrer Mutter Bonny bei ihrem, dem Alkohol zugeneigten Stiefvater Charley (Leo Gordon). Während Ellie mit ihren Kurven als Kellnerin in einem Diner alle Männer des Ortes verrückt macht, verdreht die frühreife Myra neben ihren zahlreichen jungen Freunden auch den Poker-Kumpanen ihres Vaters gehörig den Kopf. Als sie eines Tages jedoch von Charly bei einem sehr eindeutigen Gespräch belauscht wird, dreht dieser im Suff durch und versucht seine Stieftochter zu vergewaltigen, was die herbeieilende Ellie mit einem Schrottflinte und zwei beherzten Schüssen gerade noch verhindern kann.
Die Leiche des ungeliebten Stiefvaters wird in einem Schuppen entsorgt und da dieser sowieso geplant hatte, eine längere Reise anzutreten, wird er auch von keiner Menschenseele vermisst. Die beiden Mädchen hingegen drehen jedoch erst jetzt so richtig auf und fahren in die Stadt um dort ihren Onkel Ben (Scott Brady) zu besuchen, der eine Modelagentur betreibt, sein Geld jedoch auch mit etwas dubioseren Geschäften verdient. Doch die Freude über den Besuch ist groß und der wohlhabende Mann nimmt die beiden hübschen Mädchen auch zur Freude seiner Gattin Diana (Leonore Stevens) bei sich auf.
Während Diana zunehmend Gefallen an der jungen Myra findet und diese die lesbischen Avancen ihrer Tante erwidert, hüpft sie hinter dem Rücken der Verwandtschaft auch mit der Belegschaft ihres Onkels in die Kiste. Ellie versucht sich derweil als Model und wird von ihrem Onkel für eines seiner dubiosen Geschäfte eingespannt, in dem sie in einem Hotel von einem dafür angeheuerten Privatdetektiv Larry (Steve Sandor) ein Päckchen mit dubiosem Inhalt entgegennehmen soll, dass dieser wiederum von einer Poststelle abholen soll.
Als sich die Ankunft des Päckchens jedoch verzögert und der draufgängerische Larry bereits vor der geplanten Übergabe beim Hotel-Pool auf die attraktive Ellie trifft, verliebt sich dieser in das junge Mädchen und die beiden verbringen die Nacht miteinander. Ellie drängt den eigentlich ehrlichen Larry das ominöse Paket zu öffnen und die beiden finden eine große Menge Bargeld. Daraufhin plant die junge Frau mit dem Geld durchzubrennen und mit Larry an anderer Stelle neu anzufangen. Doch das Verschwinden des Geldes bleibt natürlich nicht unbemerkt und schon bald machen sich die Auftragskiller Eddy (Alex Rocco) und Digger (Timothy Brown) hinter dem geflüchteten Pärchen her…
Unter sogenannten „Exploitationfilmen“ versteht man günstig-produzierte Streifen, die – beginnend in den Sechzigern – von findigen Produzenten in Auftrag gegeben wurden um mit Elementen aus kommerziell-erfolgreichen Filmen, unbekannten Darstellern und Regisseuren auch noch ein Stück des großen Kuchens abzusahnen. Damit diese B-Movies trotz aller technischer Mängel aber auch ein Publikum finden, wurde inhaltlich und auch marketing-technisch ordentlich aufgedreht und neben Sex & Gewalt wurde diesen Streifen oft reißerische Titel verliehen, die dann auch oft mehr versprachen, als letztendlich gehalten wurde.
Auch der 1973 entstandene Streifen „Bonnie´s Kids“ bzw. „Töchter des Bösen“ von Regisseur Arthur Marks steht dann natürlich in dieser Tradition und schon das trashig-bunte Cover bewirbt das nette B-Movie mit zwei leicht-verhüllten Grazien im flammenden Inferno mit großen Ballermännern in ihren zarten Händen. Die Inhaltsangabe verspricht eine spannende Geschichte über Habgier und Mord mit der nötigen Prise Sex und Gewalt und auch ansonsten sieht alles nach gediegener Unterhaltung für den aufgeschlossenen Filmfreund aus.
Die Geschichte über die zwei Mädels, die in ärmlichen Verhältnissen aufwachsen und sich ihrer weiblichen Reize durchaus bewusst sind und diese auch ohne Skrupel entsprechend einzusetzen wissen, ist ja eigentlich durchaus feministisch ausgefallen. Was als Charakterstudie einer dysfunktionalen Familie beginnt, kippt nach der Paketübergabe dann aber eher ins Thriller-Genre und wird am Ende zu einem Katz und Maus-Spiel zwischen Ellie samt männlicher Begleitung und den beiden Profikillern, die nicht nur mich an die beiden Herrschaften aus „Pulp Fiction“ erinnern werden.
Sicherlich ist der Streifen nicht perfekt und auch das Tempo ist hier und da etwas dröge, dennoch atmet „Töchter des Bösen“ aber eine wunderbare Siebziger-Atmosphäre und ist herrlich derb und freizügig, sodass der Fan definitiv auf seine Kosten kommt. Die beiden Schönheiten Tiffany Bolling (immerhin ein Miss Playboy im April 1972) und Robin Mattson sind wunderbar anzuschauen und auch der restliche Cast besticht durch markante Charaktere und bekannten Gesichtern wie die Serien-Star Alex Rocco und Steve Sandor. Die Inszenierung ist zwar kostengünstig, aber durchaus stimmig, die Gewalt hält sich eher zurück und auch die Musik zwischen Country- und Lounge ist sehr passend ausgefallen.
Die DVD aus dem Hause CMV-Laservision bringt diesen bislang eher unbekannten Streifen als Nr. 79 der allseits geschätzten Trash-Collection und der Exploitation-Streifen ist dort auch bestens aufgehoben, auch wenn er gar nicht mal so trashig daherkommt. Die Bildqualität ist angesichts des Genres eigentlich sensationell gut und bietet in der deutschen , sowie der englischen Fassung keinerlei Anlass zur Kritik. Nebn zwei schicken Cover-Varianten gibt es dann auch noch den Original-Trailer, TV-Spots und die obligatorische Bildergalerie, sowie drei weitere Trailer aus dem empfehlenswerten Programm des sympathischen Labels.
Unterm Strich ist „Töchter des Bösen“ ein erstklassiges Exploitation-Roadmovie, mit allen Stärken und Schwächen, mit ordentlich Girl-Power in der Darstellerriege. Die Geschichte ist kurzweilig, die Inszenierung solide bis freizügig und auch der Rest des Streifens ist mit einer Mischung aus Thriller, Drama, Softsex und Action prädestiniert für einen Männerabend mit Dosenbier und Nachos, die dann auch kaum enttäuscht werden wird. Sicherlich hätte der Streifen zwecks flotterem Tempo auch ruhig 10 Minuten kürzer ausfallen können, aber ich mag solche trashig-liebevollen Grindhouse-Filme einfach und daher bekommt auch Arthur Marks Streifen mit 8 von 10 Punkten eine etwas subjektive Wertung, die aber durchaus vertretbar ist. Mag ich!
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@ Jochen,
vielen Dank fürs Review, ist nun auch schon Online: http://chilidog.project-equinox.de/?page_id=7691
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