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Als der verletzte LKW-Fahrer Paul Conroy (Ryan Reynolds) aus seiner Bewusstlosigkeit erwacht, muss er feststellen, dass er offensichtlich in einer sargähnlichen Kiste unter der Erde begraben wurde. Als ein Handy im Sarg klingelt und er den Anruf verpasst, versucht er verzweifelt, jemand auf seine Situation aufmerksam zu machen. Doch als der Akku schwächer und auch die Luft immer knapper werden, schwinden auch eine Chancen gerettet zu werden und als er auch noch erfährt, warum er sich eigentlich in seiner misslichen Lage befindet, macht sich langsam Panik breit und Paul beginnt verzweifelt um sein Leben zu kämpfen...
Manchmal hört man im Vorfeld über Filme bestimmte Dinge, bei denen man sich irgendwie einfach nicht vorstellen kann, dass diese auch tatsächlich funktionieren. Sei es Lars von Trier, der in „Dogville“ seine Darsteller in einer Halle auf am Boden mit Kreide gezeichneten Kulissen agieren lässt, der amerikanische Überwachungsvideo-Grusler „Paranormal Activity“, oder eben über das spanische Indie-Drama „Buried“ in den Hollywood-Beau Ryan Reynolds knapp 90 Minuten einzig und allein in einem Sarg unter der Erde spielt. Dennoch wird man eines besseren belehrt und wie auch „Dogville“ und „Paranormal Activity“ funktioniert „Buried“ trotz kleiner Mängel eigentlich sensationell und hinterlässt beim Zuschauer bleibenden Eindruck.
Über die Geschichte von „Buried“ darf man eigentlich nichts verraten um die Wirkung auf den Zuschauer nicht in irgendeiner Art und Weise zu schmälern. Daher gibt es an dieser Stelle auch nur eine Mini-Inhaltsangabe und auch auf wichtige Details der Geschichte wird nicht eingegangen um nicht den „Spaß“ an der Sichtung zu nehmen, auch wenn das Wort „Spaß“ wohl in Zusammenhang mit dem an die Nieren gehenden Streifen wohl so ziemlich deplatziert ist. Drehbuchautor Chris Sparling und Regisseur Rodrigo Cortés holen aus der ungewöhnlichen Ausgangslage des Hauptdarstellers wirklich die maximale Spannung heraus und zaubern am Ende sogar noch ein derart nervenzerfetzendes Finale, dass man kleiner Logiklöcher und zwei eher unnötige Szenen gerne verzeiht.
Bei der erstmaligen Sichtung im richtigen Rahmen funktioniert „Buried – Lebendig begraben“ zweifelsfrei auch sehr gut und in dem Streifen werden gleich eine handvoll Urängste des Menschen bestens bedient. Zu Beginn des Streifens findet sich der einzige Darsteller Paul in lebendig begraben in einer Kiste wieder und weder er noch der Zuschauer weiß, warum der eigentlich sympathische LKW-Fahrer in diese Situation gekommen ist. Erst mit Hilfe von im Sarg befindlichen Informationen werden nach der Reihe dann auch die politische Komponente aufgedeckt und auch das soziale Umfeld des einfachen Mannes ansatzweise beleuchtet, was dazu führt, dass man als Zuschauer bei dem Überlebenskampf mit denkbar schlechter Ausgangssituation einfach mitfiebern muss.
Der sehr beschränkte Handlungsort im hölzernen Sarg unter der Erde wurde von Kameramann Eduard Grau hervorragend in Szene gesetzt und die Enge und damit verbundene, klaustrophobische Stimmung überträgt sich auch anstandslos auf den Zuschauer. Man glaubt ja gar nicht, wie viel auf engsten Raum und in neunzig Minuten eigentlich so passieren kann, auch wenn man vielleicht auf die ein oder andere Szene gut und gerne hätte verzichten können. Den tierischen Besuch zum Beispiel fand ich etwas merkwürdig und auch das tendenziöse Gespräch mit dem Arbeitgeber hat wohl nur den Zweck, den Zuschauer zusätzlich Emotionen bestimmter Art auszulösen.
Beide Szenen wirkten aber auf mit zumindest etwas konstruiert und hätten imho auch zugunsten einer etwas kürzeren Laufzeit bedenkenlos weggelassen werden können. Über das Ende des spanischen Indie-Streifens wird natürlich an dieser Stelle ebenfalls nichts verraten, aber Drehbuchautor Sparling mutet nicht nur seinem Hauptdarsteller, sondern auch dem Publikum so einiges zu und spannt die Spannungsschraube bis zur letzten Sekunde unweigerlich an.
Allerdings ist „Buried – Lebendig begraben“ sicherlich trotz aller Lobeshymnen kein perfekter Streifen und bei näherer Betrachtung gibt es schon einige Logiklöcher, die einem während der Sichtung aber gar nicht einmal so auffallen. Der spanische Indie-Streifen entfaltet seine Wirkung dann vermutlich auch nur bei einmaliger Sichtung und reiht sich damit in die Riege von „Blair Witch Projekt“ und „Paranormal Activity“ ein, die ebenfalls eine große Wirkung auf den Zuschauer, aber die bei zweiter Sichtung dann nicht mehr so richtig funktionieren wollen und vermutlich eher langweilig wirken. Wenn man erst einmal die gesamte Geschichte kennt und auch der Überraschungseffekt der Inszenierung nicht mehr vorhanden ist, wird man „Buried“ wohl eher durchschnittlich, als nochmals beeindruckend empfinden.
Trotzdem soll natürlich der Streifen an dieser Stelle nicht gemindert werden, da er trotz kleinerer Mängel einfach sensationell bei mir funktioniert hat. „Buried“ ist auch ein Streifen, den ich uneingeschränkt Personen empfehlen würde, die diese Art von cineastischer Gefühls- und Belastungsprobe auch über sich ergehen lassen können. Zartbesaitete Gemüter werden an dem Film ja eher weniger Freude haben und dass viele Zuschauer eine komplette Sichtung am Stück ohne emotionaler Verschnaufpause vermutlich nicht durchhalten werden, würde mich ebenfalls nicht verwundern.
Ebenfalls eine große Überraschung ist natürlich Ryan Reynolds, den ich bisher eigentlich gar nicht so bewusst wahrgenommen habe. Aber hey, der Mann sieht nicht nur gut aus, der kann auch richtig gut spielen. Die Emotionen von Paul Conroy wechseln von Wut über Verzweiflung bis hin zum unbändigen Überlebenswillen und diese Bandbreite an unterschiedlichster Empfindungen wird von Reynolds derart glaubwürdig gespielt, sodass man dem Herrn wirklich nur Respekt zollen kann. Die Dreharbeiten und vor allem das Finale dürften wohl ebenfalls für den Herrn nicht gar so angenehm gewesen sein, sodass es wenig verwundert, dass Reynolds sich trotz der interessanten Erfahrung nicht so gerne an die Dreharbeiten erinnert.
Die Blu-Ray-Disc aus dem Hause Ascot-Elite bringt diesen spannenden Indie-Thriller mit einer FSK16-Freigabe in sehr guter Bild- und Tonqualität, wobei die Vorzüge des Mediums bei dieser Art von Inszenierung sicherlich nicht ausgespielt werden können, auch wenn nun wirklich jede Holzfaser zu erkennen ist. Neben dem Hauptfilm in englischer und deutscher Sprache gibt es auch noch einen informativen Audiokommentar mit Regisseur Rodrigo Cortés und jede Menge Bonusmaterial über die Entstehung des Films, den bisweilen etwas schwierigen Dreharbeiten im Studio, Interviews mit Cast und Crew, sowie auch noch eine Handvoll Trailer und Teaser. Abgerundet wird das positive Gesamtbild schlussendlich noch mit einer weiteren Trailershow und einem Wendecover.
Unterm Strich ist „Buried – Lebendig begraben“ ein sehr interessanter und vor allem ungewöhnlicher Film, der unter den richtigen Umständen seine intensive Wirkung kaum verfehlen wird. Effektiver wurde eine klaustrophobische Grenzerfahrung wohl noch nie in Szene gesetzt und dass der Streifen trotz kleiner Mängel gut aufgenommen wird, liegt wohl daran, dass ich vermutlich nicht der Einzige bin, der sich im Vorfeld nicht wirklich vorstellen konnte, wie diese Art der Inszenierung über die Laufzeit von 90 Minuten funktionieren kann. Und dennoch funzt „Buried“ ungemein gut und allein für Idee und die unkonventionelle Art der Umsetzung gebühren dem Streifen eigentlich 10 Punkte. Dennoch hat der Streifen bei näherer Betrachtung ein paar holprige Stellen und Entwicklungen, auf die man vielleicht hätte verzichten können. Uneingeschränkt empfehlenswert ist der in vielerlei Hinsicht interessanteste, radikalste und vor allem ungewöhnlichste Film der letzten Zeit aber dennoch: 8/10 Punkten
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@ Jochen,
vielen Dank fürs Review, ist nun auch schon Online: http://chilidog.project-equinox.de/?page_id=7598
Ich habe den Film bislang noch nicht gesehen - leider - aber Andrea ist SEHR angetan davon. Werde ihn aber die nächsten Tage mal sichten, bin auf jeden Fall sehr gespannt.
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