project: equinoX - Das deutschsprachige DVD und Film Projekt im Internet
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Reverend Cotton Marcus (Patrick Fabian) aus dem beschaulichen Ort Baton Rouge ist wie schon sein Vater und dessen Vater ein Prediger in einer kleinen Gemeinde und nutzt seine gewinnende Art und schauspielerische Ader neben der üblichen Arbeit auch für sogenannte Exorzismen. Die sind seiner Meinung nach zwar nur effektreicher Humbug, jedoch finanziell äußerst rentabel und da Cotton als Vater eines behinderten Jungen jeden Cent benötigt, nutzt er den Aberglauben der gottesfürchtigen Menschen dazu, um das Gehalt als Pfarrer etwas aufzubessern. Als ihm jedoch immer mehr der Glauben an die eigene Arbeit verloren geht und er zunehmend an Gott zweifelt, fasst er den Entschluss, sich von einem Kamerateam bei seiner Arbeit begleiten zu lassen um der Menschheit zu zeigen, das Besessenheit lediglich der blühenden Fantasie der Menschheit besteht und alle Symptome medizinisch erklärbar sind.
Dazu engagiert er ein Team bestehend aus einem Kameramann und der Tontechnikerin Iris (Iris Bahr), die den smarten Geistlichen bei seiner täglichen Arbeit begleiten, Zeuge von dessen humorvollen Predigten werden und auch sein Umfeld näher beleuchtet. Als Cotton einen Brief von der jungen Nell Sweetzer (Ashley Bell) erhält, die glaubt, von einem Dämon besessen zu sein, erklärt Cotton wo der Aberglaube herrührt und wie er normalerweise mit diesen Dingen umgeht. Spontan wird beschlossen, die junge Nell im etwas verarmten und abergläubischen Süden der USA auf der abgelegenen Farm zu besuchen um ihr den vermeintlichen Dämon ein für allemal auszutreiben.
Dort angekommen, wird das Team von Nells Bruder Caleb (Caleb Landry Jones) feindselig empfangen, während sich die sechzehnjährige Nell sich über den Besuch des Geistlichen freut. Nach einer kurzen Einführung in die Dämonenkunde, in der Cotton dem strenggläubigen Vater Louis (Louis Herthum) von Nell über die Grundsätze des Exorzismus einweiht, zieht der Geistliche auch bravourös seine Show ab und beeindruckt die anwesenden Personen mit gruseligen Geräuschen, wackelnden Betten und seinem rauchenden Kruzifix, was jedoch natürlich allesamt nur getrickst ist. Und während die Familie schwer beeindruckt ist, fährt Cotton mit dem verdienten Geld und seinem Team in das nächste Motel um sich auf die Heimfahrt vorzubereiten.
In der selben Nacht taucht jedoch Nell überraschend im Motel auf, wirkt vollkommen apathisch und wird von dem geschockten Team in das nächste Krankenhaus gebracht. Cotton macht sich ernsthaft Sorgen um die Psyche des Mädchens, das von ihrem etwas seltsamen Vater von anderen Menschen ferngehalten wird. Wenig später wird das Team Zeuge, wie auch Caleb von Nell attackiert und ernsthaft verletzt wird. Nell kann sich jedoch Minuten später an nichts erinnern und als Cotton auch noch durch Zufall erfährt, dass das junge Mädchen schwanger ist und ihr Vater sie daraufhin zu ermorden droht, überschlagen sich auf der abgelegenen Farm die Ereignisse...
Von Filmen wie „Der letzte Exorzismus“ träumt wohl jeder Produzent. Die Mockumentary über Exorzismus und Aberglaube kostete gerade mal 2 Millionen Dollar in der Produktion und somit vermutlich weit weniger als die Werbeaktion, die den Film vor allem über das Internet mit drastischen Clips bekannt machte. Als der Film dann in die amerikanischen Kinos kam, war der Hype darum bereits so geschürt, dass der Streifen auch prompt am ersten Wochen 40 Millionen einspielte und so wohl allen Beteiligten fette Gewinne einbrachte. Aber der Streifen ist auch schlicht und ergreifend gut gemacht und funktioniert vor allem super, auch wenn die Geschichte vielleicht im Endeffekt gar nicht so der Bringer ist.
Sogenannte Mockumentarys, also Dokumentationen, bei denen natürlich beim Zuschauer der Anschein geweckt werden soll, dass es sich bei dem gezeigten Material um reale Begebenheiten handelt, erfreuen sich im Horror-Genre ja auf Seiten der Zuschauer und Produzenten schon länger großer Beliebtheit. Das liegt vor allem an dem 1998 entstandenen Streifen „The Blair Witch Projekt“, der mit einem Budget von 70.000 Dollar weltweit über 100 Millionen Dollar einspielte und so als einer der gewinnbringendsten Filme aller Zeiten gesehen werden kann. Aber auch Filme wie „[Rec]“, „Cloverfield“ und der Überraschungshit „Paranormal Activity“ bedienen sich der selben Machart und waren allesamt auch beim Publikum sehr erfolgreich.
Auch in „Der letzte Exorzismus“ wird der Zuschauer Zeuge von seltsamen Begebenheiten, dass von einer Kamera eingefangen wird, die einen evangelikalen Pfarrer begleiten. Dieser ist zwar etwas schmierig, aber im Grunde seines Herzens doch ein sehr guter Mensch ist. Dieser nimmt die vermeintlichen Exorzismen eher belustigt vor und sieht diese inszenierten Riten dann auch eher als Kundenservice an. Doch bei diesem Auftrag, der zugleich auch sein letzter Einsatz werden wird, ist einiges anders als normal und schon bald weiß weder der Zuschauer, noch die handelnden Personen, was wirklich mit dem Mädchen vorgeht.
Die Geschichte ist dabei durchaus stimmig inszeniert und der Zuschauer wird durch die Stückchenweise Enthüllung des Sachverhaltes auch stets bei Laune gehalten. Die Stimmung kippt vom humorvollen Beginn im Verlauf der Handlung immer mehr ins gruselig-dramatische und am Ende gibt’s sogar noch eine kleine Portion soliden Terrorfeelings. Und auch wenn der etwas seltsame Schluss dann von vielen als – man möge mir den Ausdruck verzeihen – beschissen bezeichnet wird, so fand ich den persönlich gar nicht so schlimm und irgendwie passend, auch wenn man das Ende sicherlich auch wesentlich glaubwürdiger gestalten und mehr Mut hätte beweisen können.
Das der Streifen aber beim Publikum so hervorragend funktioniert, liegt vor allem an den hervorragend gecasteten Darstellern. Patrick Fabian ist als schmieriger, aber dennoch sympathischer Prediger wirklich eine Wucht und schafft es mühelos, den Zuschauer auf seine Seite zu ziehen. Ashley Bell ist ebenfalls sensationell und spielt die Figur der besessenen Nell mit einer solchen Inbrunst, dass sich Vergleiche mit Linda Blair erst gar nicht aufdrängen. Louis Herthum ist als gottesfürchtiger und um seine Tochter besorgter Witwer ebenfalls sehr glaubwürdig und wirkt wie auch der restliche Cast stets glaubwürdig.
Die Inszenierung ist ebenfalls sehr solide, auch wenn das Material natürlich so aussehen soll, als wäre es natürlich nach den Ereignissen gefunden worden. Die Szenen sind jedenfalls glaubwürdig aneinander gereiht worden und auch die Effekte und Geräuschkulisse mit verfremdeten und seltsamen Lauten drängen sich nie zu sehr in den Vordergrund, als das man denken könnte, dass dieses nachträglich bearbeitet oder getrickst wurden. Die Settings der Räume und die abgelegene Farm wirken ebenfalls sehr stimmig und auch die Geschichte ist trotz übernatürlicher Thematik über weite Strecken glaubwürdig und gelungen.
Gelungen sind dann natürlich auch die DVD bzw. Blu-Ray aus dem Hause Kinowelt. Diese bringen den Streifen in guter Bild- und Tonqualität und die offensichtlichen Bildstörungen und verwackelte Bilder sind natürlich gewähltes Stilmittel. Neben einem Audiokommentar und einer kurzen Einführung von Produzent Eli Roth gibt es auch noch ein viertelstündiges Making-Of, in dem vor allem über den Casting-Prozess gesprochen wird, welches in einem eigenen Featurette nochmals zu betrachten ist. Außerdem gibt es noch zahlreiche Interviews, Trailers, eine (Fake-)Doku mit dem Titel „Real Stories of Exorcism“ und ein geschmackvollen Wendecover ohne Freigabeplakette. Abgerundet wird der eigentlich mit einer FSK16-Freigabe bedachte Streifen dann noch mit einem humorvoller Rundgang von Eli Roth und Daniel Stamm in einer deutschen Videothek, der mit den damit verbundenen Lobpreisungen für unterschlagene Filme, vermutlich für die letztendliche Freigabe ab 18 Jahren verantwortlich ist.
Unterm Strich bleibt ein interessanter, kurzweiliger und eigentlich auch ziemlich gruseliger Beitrag zum Horror-Genre. Der bereits vielfach überstrapazierten Bessenenheits-Thematik wird ein interessantes Kapitel dazugefügt, was jedoch größtenteils an den schauspielerischen Leistungen der beiden Hauptdarsteller liegt. Die Geschichte hätte für meinen Geschmack zwar etwas konsequenter zu Ende geführt werden können, ist aber trotzdem gelungen. „Der letzte Exorzismus“ ist ein gut-funktionierende Horrorstreifen in Fake-Doku-Optik, der nach einem beinah humorvollen Beginn, den Zuschauer immer tiefer in seinen Bann zieht und mit ein paar sehr gruseligen Momentan aufwarten kann. Ich mag so was einfach und daher gebe ich dann auch gut und gerne 7 von 10 Punkten. Prädikat: besonders spooky!
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@ Jochen,
vielen Dank fürs Review, ist nun auch schon Online: http://chilidog.project-equinox.de/?page_id=7541
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grad gesehen: im vorletzten Absatz hast du dich mit den FSK-Freigaben vertan. Der Film ist ja eigentlich ab 16 - nur das Bonusmaterial ist dafür verantwortlich, dass er letztendlich eine 18er bekommen hat.
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jogiwan schrieb:
grad gesehen: im vorletzten Absatz hast du dich mit den FSK-Freigaben vertan. Der Film ist ja eigentlich ab 16 - nur das Bonusmaterial ist dafür verantwortlich, dass er letztendlich eine 18er bekommen hat.
Oh, ich dachte das war ein Tippfehler, wußte ich auch nicht . Habs nun korrigiert. Danke für den Hinweis!
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