project: equinoX Forum

In der nahen Zukunft hat sich das uns bekannte Energieproblem der Erde weitgehend erledigt. Statt fossiler Energie und der damit verbundenen Umweltverschmutzung setzt die Menschheit mittlerweile auf alternative Energie, die mit selbständig-tätigen Maschinen am Mond gewonnen und danach auf die Erde transportiert wird. Zu diesem Zweck betreibt der mächtige Energiemulti „Lunar Cooperation“ eine Förderstation am Mond, in der zur Kontrolle der Arbeitsabläufe neben den Computer GERTY lediglich eine weitere Person befindet. Der Astronaut Sam (Sam Rockwell) ist einer dieser Personen, der einen Dreijahresvertrag abgeschlossen hat, der kurz vor seinem Ende steht.

Sam freut sich schon auf seine Familie, die er vor drei Jahren verlassen hat und auf das Wiedersehen mit seiner kleinen Tochter Eve, auf das er so lange warten musste. Wenige Tage vor seiner Rückkehr beginnen jedoch seltsame Vorgänge. Sam sieht in der Station seltsame Dinge, die er sich nicht erklären kann und hegt langsam Zweifel an seiner Zurechnungsfähigkeit. Als er während eines Ladevorganges ebenfalls eine weitere Person entdeckt, begeht er aus Unachtsamkeit einen folgenschweren Fehler und gerät mit seinem Fahrzeug unter die Räder der Förderstation.

Kurze Zeit später erwacht Sam auf der Krankenstation seiner Basis und kann sich an den Unfall nicht mehr erinnern. GERTY kümmert sich um den verwirrten, jedoch unversehrten  Mann und kündigt gleichzeitig einen Rettungstrupp von der Erde an, der sich um die Reparatur einer kaputten Förderstation kümmern soll. Zu diesem Zweck soll Sam in den nächsten Stunden die Station auch nicht verlassen. Doch der Techniker wird skeptisch und schafft es durch einen Trick nach draußen zu gelingen um selbst nach der defekten Fördermaschine zu sehen. Dort angekommen macht er jedoch eine bizarre Entdeckung, die sein Leben, wie er es kannte, grundlegend verändert...

Duncan Jones Regiedebüt „Moon“ ist ja eigentlich für moderne Verhältnisse eine mittlere Sensation. Gedreht in knapp 33 Tagen für schlappe 5 Millionen US-Dollar gelang dem Sohn des Sängers David Bowie mit seiner One-Man-Astronauten-Low-Budget-Sause doch tatsächlich einer der interessantesten Sci-Fi-Streifen der letzten Jahrzehnte, der Vergleiche mit übermächtigen Genre-Klassikern wie Kubricks „2001“ oder „Blade Runner“ auch gar nicht zu scheuen braucht. Der kommerziell erfolgreiche und zurecht mittlerweile international mehrfach ausgezeichnete Streifen ist auch herausragend und schafft es scheinbar mühelos den ausgetretenen Genre-Pfaden neue Impulse zu verleihen.

Über die Geschichte des Streifens, die an bereits genannte Vorbilder erinnert, mag man ja eigentlich auch gar keine Worte verlieren und jeder, der sich für den Film interessiert, sollte sich im Vorfeld auch im eigenen Interesse  wohl auch so wenig wie möglich darüber informieren. Leider verrät imho ja schon der Trailer viel zu viel von der ungewöhnlichen Handlung, die erstmals nach knapp einer halben Stunde eine ungewöhnliche Wendung nimmt. Danach ist nichts mehr wie es scheint und auch das Ende in gewisser Weise absehbar, auch wenn „Moon“ bis zum Ende trotz ruhiger Erzählweise und überschaubarer Darsteller unberechenbar bleibt.

Im Gegensatz zu vergleichbaren Werken der letzten Zeit setzt Duncan Jones auch voll und ganz auf die Kraft seiner ungewöhnlichen Geschichte und verzichtet nahezu auf Computer generierte Bilder oder plumpe Effekte. Auch das Tempo der Inszenierung erinnert eher an vergangene Tage und kann mit rasantem Effektkino der heutigen Zeit zum Glück auch nicht verglichen werden. Der Großteil des Filmes spielt auf der sterilen Mondbasis, aber natürlich kommt auch „Moon“ nicht gänzlich ohne spektakuläre Bilder aus, die jedoch nie der eigentlichen Handlung den Rang ablaufen. Diese Bilder wurden dann auch nicht am Rechner entworfen, sondern mit Miniatur-Modellen verwirklicht und nachträglich aufgepeppt.

„Moon“ ist aber neben dem Roboter GERTY, der im Original die Stimme von Oscar-Preisträger Kevin Spacey sein eigen nennt, im Grunde eine reine One-Man-Show mit Sam Rockwell („Per Anhalter durch die Galaxis“), der auch schon im Vornherein der Wunschkandidat von Jones war. Der läuft dank mehrerer, aber doch gleichen Charaktere dann vor allem in der zweiten Hälfte auch zu wahrer Höchstform auf und schafft es mühelos, seiner Rolle die nötige Tiefe zu geben um das Interesse des Zuschauers auch bis zum Ende aufrecht zu erhalten. Und auch wenn dieses ab einer gewissen Zeit dann doch schon zu erahnen ist, so ist es vor allem Rockwell vielschichtigem Schauspiel zu verdanken, dass seine Rolle(n) längerfristig im Gedächtnis der Zuschauer haften bleibt.

Die Veröffentlichungen aus dem Hause Koch bieten für jeden Fan des Streifens dann auch eine geeignete Veröffentlichung. Neben der Single-Disc als DVD und Blu-Ray-Disc gibt es auf beiden Formaten auch jeweils eine 2-Disc-Edition, die neben dem Hauptfilm auch noch allerlei an Bonusmaterial inklusive Kurzfilm und „Making-of“ mit an Bord hat. Die Bildqualität ist wie üblich sehr gut und auch der ausgezeichnete und stimmige Soundtrack von Clint Mansell kommt dank brillanter Tonqualität auch im Heimkino sehr gut rüber. Dass sämtliche Varianten auch noch mit moderaten Preis angeboten werden, sollten zusätzlicher Anreiz sein, sich eine davon als angehender Klassiker des Genres ins Regal zu stellen.

Unterm Strich ist „Moon“ ein überraschender, spannender und auch auf seine Art herrlich oldskooliger Beitrag zum Science-Fiction-Genre, dem man dank seiner Geschichte, den tollen Effekten und vor allem aufgrund der eindrucksvollen Leistung von Sam Rockwell auch gar nicht ansieht, dass er im Grunde nur den Bruchteil eines vergleichbaren Hollywood-Produktion gekostet hat. Egal ob Optik, Story, Sound oder sonstiges – das Gesamtpaket ist für ein Debüt auch ohne einer ordentlichen Portion „Kawumm“ so was von stimmig, dass man sich trotz kleinerer Mängel und einer gewissen Vorhersehbarkeit schon auf die nächsten Filme von Herrn Jones freuen kann. Als Sci-Fi-Fan bin ich hellauf begeistert und vergebe daher gerne 8-9 von 10 Punkten.