project: equinoX - Das deutschsprachige DVD und Film Projekt im Internet
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Das beliebte Filmgenre „Horror“ gibt es seit Anbeginn der bewegten Bilder und übt seit jeher eine besondere Faszination auf den aufgeschlossenen Menschen aus. In diesen Filmen werden dem Zuschauer Gefühlszustände vermittelt, die jeder normale Zuschauer im normalen Leben meiden würde. Trotz immenser Kritik und Zensur und qualitativ recht unterschiedlicher Beiträge boomt das Genre seit Jahrzehnten und auch heutzutage ist kein Ende dieser Entwicklung abzusehen. Die Faszination vor dem Grauen ist ungebrochen und mehr denn je sind Blut und Gore , sowie nervenzerfetzende Spannung in den Kinosälen und auf den heimischen Fernsehgeräten gefragter denn je.
Wie aber auch so viele andere Genres ist der Horrorfilm aber auch immer ein Spiegel seiner Zeit und verarbeitete, wenn auch manchmal auf groteske Weise, Urängste der Menschheit zum aktuellen Zeitgeschehen in grausamen Bildern. Gab es früher die Angst vor der Technik, fehlgeleiteter Forschung oder okkulten Monstern, wendete sich der Fokus der Horrorfilme in den Siebzigern eher zu grausamen Taten der Bestie Mensch, Serienmördern oder auch den allseits beliebten Untoten, die auch gerne unter dem Namen Zombies auftreten. Auch andere Monster erlangten Kultstatus und erfreuen sich auch dank der aktuell noch immer andauernden Remake-Welle größter Beliebtheit. Und wer sich ein bisschen großzügiger mit diesen Filmen beschäftigt hat natürlich längt seine eigenen Lieblinge und Lieblingsfilme, die auch immer wieder im Player landen.
Die beiden Autoren Frank Schnelle und Andreas Thiemann haben in dem Büchlein „Die 50 besten Horrorfilme (und Blu-rays oder DVDs, die sie haben müssen)“ nun ein hübsches Nachschlagewerk geschaffen, dass 50 Horrorfilme, 10 Tipps und weitere Listen beinhaltet, die in diesem Genre Relevanz haben. Nun ist es aber so, dass jedes Jahr gefühlte 5.000 neue Horror-Beiträge veröffentlicht werden und selbst als Fan mit erhöhtem Hobby-Budget ist es fast unmöglich, bei der Anzahl von Veröffentlichungen den Überblick zu bewahren. Doch mit diesem Heft ist nun ein nettes Werk mit den filmhistorisch-wichtigsten Titel gelungen, bei denen sich Indie-Perlen und Mainstream-Erfolge die Waage halten und in dem es sich auch kurzweilig blättern lässt.
Mit Listen ist es aber immer so eine Sache und eine objektive Auswahl der 50 wichtigsten Horrorfilme ist wohl ohnehin nicht möglich, dass die Bandbreite an Filmen für eine Best-Of-Liste auch einfach zu umfangreich ist und auch immer der persönliche Geschmack eine Rolle spielt. Thiemann und Schnelle haben daher für das Werk daher eine Vielzahl von Listen recherchiert, die sich mit klassischen Horrorfilmen von 1920 bis 2004 beschäftigen und daraus die 50 meistgenannten Werke und einflussreichsten Regisseure ermittelt und im Pocket-Format auf knapp 150 Seiten mit kurzen Inhaltsangaben, Bilder und Hinweisen zu bisherigen Veröffentlichungen zusammengefasst.
Über die Auswahl lässt sich natürlich immer streiten und als Italo-Fan vermisse ich natürlich abseits der Regisseur-Liste zumindest einen Beitrag von Lucio Fulci in den Top 50. Auch „Braindead“ der Funsplatter-Klassiker von Peter Jackson und Wes Cravens „Last House on the Left“ sind meines Erachtens zwei sehr wichtige Werke, die in dem Büchlein jedoch unerwähnt bleiben. Auf Beiträge des bereits an anderer Stelle von Marcus Stiglegger abgehandelte „Terrorkinos“, wie zum Beispiel „Saw“ oder „Hostel“ muss der geneigte Leser ebenfalls verzichten, aber ansonsten bietet die Auswahl der Titel wenig Kritik und bietet von Blockbustern wie „der weiße Hai“ und „Halloween“ auch Platz für weniger bekannte Filme wie „Freaks“ aus dem Jahre 1932 oder der maßlos unterschätzte „Augen ohne Gesicht“ des französischen Regisseurs Georges Franju oder auch der englische „Wicker Man“ , der durch seine ungewöhnliche Kombination aus heidnischen Riten, Gesangseinlagen und Terrorfeeling besticht.
Die Aufzählung beinhaltet dann aber auch Klassiker wie Raimis „Tanz der Teufel“ und „Dawn of the Dead“ von George A. Romero, Hoopers „Texas Chainsaw Massacre“ und andere Werke, die in Deutschland auch immer wieder die Zensurbehörden beschäftigten und oftmals in ungekürzter Form gar nicht so einfach erhältlich sind. Daher haben die beiden Autoren auch versucht, neben launigen Inhaltsangaben und den wichtigen Infos zu jeden Film die jeweils idealste Form der Veröffentlichung zu erwähnen, was angesichts von unzähligen Veröffentlichungen am DVD- und Blu-Ray-Sektor jedoch eher ein hoffnungsloses Unterfangen ist. So ist es für den Einsteiger vermutlich auch interessanter, Informationen über eine ungekürzte VÖ in deutscher Sprache zu erhalten, als Auskünfte über das Bonusmaterial einer amerikanischen Collector-Scheibe zu erhalten, die vermutlich genauso aufwendig, schwer und kostenintensiv zu ergattern ist.
Doch abgesehen von kleineren Schönheitsfehlern und etwas strittigen Beiträgen aus dem Thriller-Bereich ist das Büchlein von Frank Schelle und Andreas Thiemann ein hübsches Nachschlagewerk ohne Anspruch auf Vollständigkeit, dem am Ende auch noch 10 Tipps beigefügt sind, denen ich mich an dieser Stelle auch gerne ohne Einwände anschließen möchte. Die-Hard-Genre-Fans werden an der Top50-Liste sicherlich einiges zu bemängeln haben und ins Detail wird auch nicht wirklich gegangen, aber im Großen und Ganzen ist das Buch „Die 50 besten Horrorfilme (und die Blu-rays oder DVDs , die sie haben müssen)“ eine durchaus hübsche Sache. Für Einsteiger und Horrorfans, die den Überblick über die wichtigsten Horrorfilme und Strömungen der letzten 90 Jahren behalten möchten, ist das Werk aus dem Hause Bertz +Fischer auch dank moderater Preisgestaltung auf jeden Fall empfehlenswert.
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@ Jochen,
vielen Dank fürs Review - ist nun auch endlich Online: http://chilidog.project-equinox.de/?page_id=7214
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