project: equinoX - Das deutschsprachige DVD und Film Projekt im Internet
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Wieder einmal ist die Erde in großer Gefahr: doch weder gigantisches Monster oder andere Umweltkatastrophen bedrohen das beschauliche Leben auf dem blauen Planeten, sondern perfide Sexstrahlen, die keusche Erdenmenschen in kopulationsgeile Wesen verwandeln und das irdische Leben in Folge brach liegen lassen. Die Ursache der ominösen Bedrohung ist auch rasch gefunden und deren Ursprung von Prof. Gordon wird bis zum Planeten Porno zurückverfolgt. Dessen sportlicher Sohn wird auf seiner Rückreise von tibetanischen Hockeyspielen in einem kleinen Flugzeug ebenfalls von den grausamen Strahlen attackiert, kann sich jedoch im letzten Moment gemeinsam mit seiner attraktiven Zufallsbekanntschaft Dale Arden im letzten Moment mittels Fallschirm retten.
Am Boden angekommen werden die beiden erst einmal mit einer Waffe bedroht, wobei sich deren Besitzer glücklicherweise als Wissenschaftler Flexi Jurkow entpuppt, der die letzten zwanzig Jahre damit verbracht hat, ein Raumschiff zu basteln, mit dem man passender weise auch gleich dem Planeten Porno einen Besuch abstatten kann. Flesh und Dale sind rasch überredet und ehe sich der Zuschauer versieht, ist die illustre Runde auch schon auf dem Weg durch die Wahnsinnsphäre in Richtung des ominösen Planeten. Doch der Flug ist gefährlich und neben technischen Schwierigkeiten und herumfliegenden Weltraummüll sind auch die eingangs erwähnten Sexstrahlen eine nicht unerhebliche Gefahr für unsere angehenden Helden.
Auch die Ankunft auf dem Planeten bleibt natürlich nicht unbemerkt und schon bald machen sich Heerscharren von feindlichen Soldaten hinter dem Trio her, das sich nur durch die beherzte Flucht in ein weitverzweigtes Höhlensystem retten kann, wo sie schon kurze Zeit später von Penisaurierern angegriffen werden. Prompt werden sie verhaftet und dem grausamen Herrscher Hodes vorgeführt, der sich sogleich in das Erdenmädchen Dale verliebt und diese auch noch am selben Tag zur Frau nehmen möchte. Jurkow wird zur kurzerhand zur Zwangsarbeit in einem Labor eingeteilt, während Flesh getötet werden soll. Doch bevor es soweit ist, wird er von der dunklen Königin Klitoria gerettet und als Lustknabe verführt.
Doch der sexuelle Friede dauert nicht lange und Hodes gibt den Befehl das Raumschiff von Klitoria zu bombardieren. Während Flesh den Anschlag unverletzt überlebt und auch Jurkow aus dem Labor entkommen kann, erliegt die dunkle Königin ihren Verletzungen und überlässt ihre Kraftwarzen den beiden Männern mit dem Befehl, diese zur Zerstörung der dunklen Macht von Hodes und dessen Sexprojektor zu verwenden. Das lassen sich die beiden auch nicht zweimal sagen und machen sich sogleich auf, um Dale aus dem Armen des perversen Imperators zu befreien und dessen zügelloses Schreckensregiment ein für alle Mal ein Ende zu setzen...
Sci-Fi-Filmchen gibt es ja eigentlich so viele wie Sternlein am Himmel, aber wohl kein Werk ist so derart abgefahren wie die 1974 entstandene Hommage an Superhelden und Monsterfilme. Und weil das ganze auch noch mit einer gehörigen Portion Fleischeslust garniert wurde und das Ganze mit Marvel ungefähr so viel zu tun hat wie ich mit dem Zölibat, wurde der Titelheld kurzerhand „Flesh Gordon“ getauft und darf schier unglaubliche und reihenweise sexuell-motivierte Abenteuer auf dem Planeten Porno überstehen, dass selbst geeichten Zuschauern reihenweise die Kinnladen runterklappen. Ich weiß ja nicht, was Drehbuchautor Michael Benveniste geraucht haben muss, um auf einen derartigen Wahnsinn zu kommen, aber das Kraut muss wohl wirklich verdammt gut gewesen sein.
Die Geschichte ist ja neben all seinen sexuellen Dingen aber eine wirklich liebevolle und vor allem gelungene Hommage an Sci-Fi-Filme wie „Barbarella“, Monster-Trash und selbst „Der Zauber von Oz“, der wohl gleich in mehreren Szenen Pate stand, wird eifrig zitiert. Und so tummeln sich neben den irdischen Helden dann Penisaurier, Vergewaltigungsroboter, gewaltbereite Amazonen und schwule Kronprinzen dann auch noch allerlei andere Dinge, sodass sich auch zu keiner Sekunde auch nur ein Hauch von Langeweile breit macht.. Herausgekommen ist dann sowieso ein unglaublich trashiger, freizügiger und vor allem augenzwinkerndes Stück von einem Film, der all seine Schwächen und sein niedriges Budget mit derart liebevollen Einfällen und Tricks kompensiert, dass man Howard Ziehm auch zu keiner Sekunde böse sein kann, dass er Superhelden und das ganze Sci-Fi-Genre gleich massenweise durch den hormongestreckten Kakao zieht.
Was man dem Film vielleicht ankreiden könnte, ist sein etwas lahmer Beginn und auch die Tatsache, dass der Film mit seinem sexuellen Inhalt spießbürgerlichen Mitmenschen wohl auch etwas zu wild sein wird. Angeblich war der Streifen ja auch einmal als Porno-Persiflage gedacht und daher gibt es für den aufmerksamen Zuschauer dann halt auch erigierte Penise und ein Paar mehr an Lippen als in herkömmlichen Filmen zu sehen. Als aufgeschlossener und geeichter Zuschauer muss man das aber schon aushalten und wer an „Flesh Gordon“ keinen Spaß hat, der geht vermutlich auch zum Lachen und für andere Dinge in den Keller. Warum der Streifen oftmals schlechte Bewertungen erhält, kann ich an dieser Stelle ja nicht nachvollziehen, zählt „Flesh Gordon“ neben „Barbarella“ und Cozzis „Star Crash“ zu meinen drei Lieblingsstreifen aus dem Genre.
Das der Streifen aber so wunderbar ausgefallen ist, liegt neben seiner freizügigen und humorvollen Story aber hauptsächlich an den wunderbaren Effekten, für die sich gleich mehrere Künstler verantwortlich zeigten. Wo an schauspielerischem Talent etwas gespart wurde, hat man den Effektmenschen wohl freie Hand gelassen und ein Großteil des Budgets von knapp 700.000 Dollar ist in den Spezialeffekten draufgegangen. Und die Herrschaften haben sich auch ordentlich ausgetobt und von Stop-Motion bis hin zu Matte-Paintings gibt es so alles zu bewundern, was die Trickkiste Anfang der Siebziger-Jahre hergab.
Darstellerisch darf man sich bei aller Liebe aber nicht allzu viel erwarten, wobei die Darsteller durchaus charmant und mit Hang zur Freizügigkeit daherkommen. Blondschopf Jason Williams ist zwar sympathisch, aber im Grunde mindestens genauso uncharismatisch wie Sam J. Jones in Dino de Laurentiis ungleich kostspieligen „Flash Gordon“ aus dem Jahre 1980. Suzanne Fields als Dale ist sehr hübsch anzusehen und hatte wohl den geringsten Aufwand bei etwaigen Kostümproben. Joseph Hudgins als Jurkow (im Original Flexi Jerkoff) ist ebenfalls eine Wucht und auch die restlichen Darsteller geben sich ohne Rücksicht auf Verluste auch reichlich Mühe.
„Flesh Gordon“ ist aber auch ein Film, der dann ideal für die Trash-Collection des sympathischen Berliner Labels CMV-Laservision eignet. Die bringen diesen Erektions-gesteuerten und Potenz-gespeisten Sci-Fi-Film dann auch zusammen mit seinem etwas schwächeren Nachfolger als Bonusfilm im taschengeldfreundlichen Double-Feature als Nummer 77 in guter Bild- und Tonqualität, wobei einige Szenen mangels deutscher Synchro untertitelt wurden. Aber eigentlich muss man sich das Teil ja ohnehin gänzlich in der englischen Variante antun. Als Bonus gibt es dann noch einen Audiokommentar der beiden Regisseure Michael Benveniste und Howard Ziehm, den alten deutschen Vor- und Abspann, sowie den Trailer.
Unterm Strich ist „Flesh Gordon“ eine kurzweilige und humorvolle Persiflage auf Superhelden und Sci-Fi-Filme, bei der auch ausgiebige Fummeleien und Nudity nicht zu kurz kommen. Eine herrlich sleaziges Teil, das selbst 36 Jahre nach Entstehung nichts von seinem provokativen Charme verloren hat und daher auch in die Sammlung eines jeden aufgeschlossenen Sci-Fi-Fans gehört. „Flesh Gordon“ rockt ohne Ende und ist eine absolute Unisex-Partygranate für die speziellen Momente des Lebens. Aus Trashologen-Sicht kann es nur die volle Punktzahl geben, aber selbst Mainstream-Zuschauer werden sich dem naiven Charme, den sexuellen Unterton und den liebevollen Effekten kaum entziehen können. Hammer(geil)!
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@ Jochen,
vielen Dank fürs Review - ist nun auch schon Online: http://chilidog.project-equinox.de/?page_id=7107
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