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Während seine hochschwangere Frau in einem Hospital in den Wehen liegt, jagt der Polizist David mit seinem Freund und Kollegen Ming die drei Geschwister Hu-Long, Tony und Cindy, die sich nach einem Juwelenraub auf der Flucht befinden. Dabei gehen die gewaltbereiten und eiskalten Verbrecher wenig zimperlich vor und schrecken auch nicht davor zurück, unschuldige Geiseln zu töten und die herbei eilenden Herrscharen von Polizisten gehörig zu dezimieren. In einem heruntergekommenen Haus ist die Flucht zu Ende und es kommt zur finalen Konfrontation, bei der David die beiden Verbrecher Tony und Cindy mit gezielten Kopfschüssen tötet und dabei fast selbst zu Tode kommt.
Während Hu-Long grausame Rache an David und seiner Familie schwört, befindet sich dieser nach dem Einsatz selbst in einer mentalen Ausnahmesituation. Im Krankenhaus angekommen sieht er mehrmals die Gesichter der getöteten Verbrecher und glaubt wenig später daran, dass die Geister von Tony und Cindy in die Körper seiner neugeborenen Zwillinge gefahren sind. Von einer Polizeipsychologin erfährt David, dass solche Wahrnehmungen aufgrund der traumatischen Ausnahmesituation durchaus üblich sind, doch schon wenig später scheint sich die seltsame Vermutung durchaus zu bewahrheiten. Die beiden Zwillinge verhalten sich ihrem Vater gegenüber sehr seltsam und tragen an der Stelle, an der die beiden Gangster Einschusslöcher hatten, seltsame Muttermale.
Während Hu-Long zum Tode verurteilt in einer Gefängniszelle ausharrt, wird David zunehmend mit den aggressiven Verhalten seiner Kinder auf die Probe gestellt. Tiere verenden wie von Zauberhand und auch den Eltern gegenüber sind die beiden zunehmend verhaltensauffällig. David versucht hinter das seltsame Verhalten seiner beiden Nachkommen zu kommen und wendet sich in seiner Verzweiflung auch an den abergläubischen Ming und den Schwerverbrecher Hu-Long, der kurz zuvor einen Gefängniswärter auf grausamste Weise attackiert hat. Als dieser wenig später flüchten kann und dabei eine Spur des Grauens hinterlässt sind David und seine Familie auf einmal in größter Gefahr und David lässt nichts unversucht um seine Familie vor den Attacken des grausamen Psychopathen zu schützen…
Holla! Auf sowas muss man erst einmal kommen: Seelen von eiskalten Schwerverbrechern, die nach dem Tode in die Körper zweier Babys schlüpfen um ihren Mörder auf diese Weise mal so richtig zu piesacken. Aber während so eine Idee von jedem westlichen Drehbuchautor vermutlich sofort verworfen werden würde, macht Regisseur, Drehbuchautor und Stunt-Coordinator Tony Leung Siu Hung in seinem Streifen „Morbidia – Der Tod ist erst der Anfang“ daraus ein knallbunt-gorige Action-Wundertüte, die nach den ersten Filmsekunden bereits keine Gefangenen mehr macht und bis zum Ende so manch tabubrechende Idee präsentiert. Zimperlich geht es in „Morbidia“ nicht gerade zu und egal ob Augen ausgestochen, Finger abgebissen oder Ohren abgerissen werden, die Kamera hält meisten volle Kanne drauf und selbst vor Gewalt gegenüber Schwangeren und Kindern wird in diesem chinesischen Streifen der Güteklasse Cat. III aus dem Jahre 1992 keineswegs Halt gemacht.
Es ist ja schon etwas verwunderlich, wie Anfang der Neunziger in Hongkong ohne Rücksicht auf Verluste Splatter-Actiongranaten am laufenden Band entstanden, die den geneigten Zuschauer selbst nach 18 Jahren noch immer die Kinnladen nach unten klappen lassen. Die Geschichte mit den besessenen Zwillingen ist natürlich grober Stuss, aber wenn stört das, wenn man angesichts der Action, Gore-Gehalt und unglaublichen Einfällen kaum zum Durchatmen kommt. Action-Gore gibt’s zwar mittlerweile zwar auch in jedem zweiten Hollywood-Action-Film, aber hier wird die Kiste bereits Anfang der Neunziger so derart gerappelt, dass selbst das etwas verkitschte Ende von „Morbidia – der Tod ist erst der Anfang“ kaum den Gesamteindruck zu trüben vermag. „Morbidia“ bietet auch alles was das Fanherz begehrt und die Körperteile fliegen einem wahrlich im Akkord um die Ohren.
Sicherlich kann man Regisseur Tony Leung Siu-Hung auch sicherlich ankreiden, dass er sich wohl nicht zwischen Rachedrama, Action- und Horrorfilm entscheiden konnte, aber solange das unentschlossene Werk so hervorragend funktioniert, will man ja gar nicht lange meckern. Sicherlich ist die Gewalt gegenüber Kindern und Schwangeren natürlich keinesfalls in Ordnung, aber die Italiener haben es in den Siebzigern ja gut vorgemacht, dass man für nachhaltig-verstörende Werke auch durchaus mal einen Schritt zu weit gehen kann. Und ein paar Mal muss man schon schlucken und Jugendschutz-Behörden sollten das Teil wohl auch besser nicht in die Finger bekommen. Es bleibt ja nur zu hoffen, dass die Dreharbeiten bei den kleinen Nachwuchsdarstellern keine gröberen Schäden hinterlassen haben.
Ebenso verwunderlich ist es, dass die Action-Horrorgranate „Morbidia – Der Tod ist erst der Anfang“ bereits einmal eine ungeschnittene VHS-Veröffentlichung im deutschsprachigen Raum erhalten hat, die bisher laut OFDB auch die einzige Möglichkeit war, das Werk in seiner ungekürzten Form zu sehen. Die VHS aus dem Hause Screen Power ist aber natürlich längst vergriffen und dank dem österreichischen Label Illusions Unltd. Film kann man die Suche auf Flohmärkten auch endlich aufgeben und sich das Teil nun endlich auch auf Silberling ins Regal stellen. Diese bringen den Kracher nämlich im Rahmen der Cat.III-Reihe, die uns ja bereits so Perlen wie „Ebola Syndrome“ und so kontroverse Filme wie „Red to kill“ gebracht haben. Dort ist „Morbidia“ dann auch in bester Gesellschaft und sollte keinen Freund von entarteter Filmunterhaltung der gröberen Gangart aus Fernost enttäuschen.
Technisch ist der Streifen zwar maximal Standard, aber durch den erhöhten Härtegrad sticht „Moribida – Der Tod ist erst der Anfang“ schon aus der Masse vergleichbarer Action-Werke heraus. Darstellerisch sollte man sich ebenfalls nicht mehr als Durchschnitt erwarten, auch wenn man mit Kent „Fatty“ Cheng als abergläubischer Ming durchaus mit einem bekannten Gesicht aufwarten kann, der bereits ein Jahr zuvor in „Dr. Lamb“ und ein Jahr später in „Run to kill“ in ebenfalls zwei empfehlenswerten Cat.III-Streifen mitgewirkt hat, bei denen ich ja beim Letztgenannten auch noch hoffe, dass dieser vielleicht noch in der Reihe der Veröffentlichungen der österreichischen Firma folgen möge. Die restlichen Darsteller machen ihre Sache ebenfalls ganz gut und vor allem dem Psychopathen Hu-Long und dem Rest der durchgeknallten Bande möchte man wohl besser nicht begegnen.
Unter Strich bietet „Morbidia“ wohl alles, was sich der geneigte Fan von einem Film aus der Cat.III-Kiste erwartet. Brutale Psychokiller, handgemachte Effekte im oberen Härtegrad und eine überzeichnete Story ohne Rücksicht auf Verluste, die man sonst wohl nicht so einfach bringen könnte. Auch wenn der Streifen zweifelsfrei ein paar geschmacklose Momente besitzt, so sollte man dem Ganzen doch auch etwas augenzwinkernd begegnen und spätestens beim tränenreichen Finale gibt es für den aufgeschlossenen Filmfreund sowieso kein Halten mehr. Otto Normalzuschauer und Genre-Puristen werden „Morbidia“ zwar hassen, aber für alle anderen ist dieser sonderbare und herrlich-unterhaltsame Ausflug in die Welt von körperraubenden Seelen, besessenen Kindern, toughen Polizisten und rachsüchtigen Psychopathen sowieso Pflicht und sollte daher in keiner gepflegten Sammlung asiatischer Werke der härteren Gangart fehlen: 7/10 Punkten.
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@ Jochen,
vielen Dank fürs Review - ist nun auch schon Online: http://chilidog.project-equinox.de/?page_id=6978
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