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Der römische Dichter Ovid (Massimo Girotti) lehrt 8 Jahre nach Christi jungen Männern die Kunst der Verführung und der Liebe. Die wissbegierigen Männer lauschen voller Ehrfurcht den Ausführungen des aufgeschlossenen Mannes und stürzen sich von diesen angeregt auch sofort in eigene Abenteuer. Cornelius (Philippe Lemaire) trifft auf die verheiratete Claudia (Marina Pierro), die von einem wachsamen Papagei und einer neugierigen Schwiegermutter bewacht wird, während ihr Mann Marcarius (Michele Placido) nach Gallien in den Krieg zieht. Doch mit ihrer aufgeweckten Zofe Sepora (Mireille Pame), die ebenfalls sexuellen Dingen sehr aufgeschlossen ist, schafft sie es immer wieder, den jungen Mann in ihre Gemächer zu bringen um mit ihm ihre schier unendliche Fleischeslust zu stillen.
Als die durch Ovids Unterricht gelehrten Männer jedoch zunehmend forscher vorgehen und sich hemmungslos an verheiratete Frauen heranmachen und sich in der Abwesenheit deren Männer um sie kümmern, weckt dieses natürlich die Missgunst der gehörnten Männer. Auch Marcarius muss während eines kurzen Aufenthaltes in Rom entdecken, dass es mit der ehelichen Treue seiner hübschen Frau Claudia auch nicht gerade weit her ist und erwischt diese mit seinem Nebenbuhler in flagranti im ehelichen Bett. Als die Orgien zunehmen und Ovid seine freizügigen Ausführungen und Ansichten schlussendlich auch der römischen Frauenwelt offenbaren möchte, überspannt er den Bogen und zieht sich endgültig den Zorn der Obrigkeit zu…
Liest oder hört man als aufgeschlossener Filmfreund den unaussprechlichen Namen Walerian Borowczyk, denkt man vermutlich zuallererst an den 1975 entstandenen Arthouse-Zoophilie-Schocker „La Béte – das Biest“, in dessen fiebrigen Finale sich Sirpa Lane mit einer wilden Bestie körperlich vereinigt. Obwohl der Streifen ja eigentlich nicht so der Bringer ist und hauptsächlich die aristokratische Oberschicht längst vergangener Tage durch den erotischen Kakao zieht, so ist „La Béte“ wohl auch aufgrund seiner Zensurgeschichte der wohl bekannteste Streifen des polnischen Regisseurs. „Ars Amandi“ ist dagegen ist ein Werk, das zu einer Zeit entstanden ist, an dem sich der leuchtende Stern des vielfach-preisgekrönten Filmemachers bereits am Sinken befand.
In „Ars Amandi“ , dem lateinischen Wort für „Liebeskunst“, beschäftigt sich Borowczyk mit der Figur des historischen Dichters Ovid, der im Jahre 8 nach Christi auf Beschluss des Kaisers Augustus ans Schwarze Meer verbannt wurde. Da mir die Werke des Dichters jedoch nicht geläufig sind und auch die sexuellen Eskapaden des römischen Reiches in meinen Geschichtsstunden leider nicht thematisiert wurden, kann ich leider an dieser Stelle nicht sagen, inwieweit sich die Geschehnisse des Streifens auch tatsächlich an historische Fakten hält. Die Story über den aufgeschlossenen Dichter, der mit seinen Ausführungen zum Thema Liebe und Frauen den jungen Männern Flausen in den Kopf setzt, die danach wiederum verheirateten Frauen nachstellen ist aber auch nur der Aufhänger für allerlei pikante Szenen über so elementare Themen wie Liebe, Sex und Verführung, aber auch Eifersucht und Mord.
Die Art und Weise wie Borowczyk seine Geschichte aus dem alten Rom erzählt ist dabei sehr episodenhaft und Ovids Unterrichtsstunden und die Geschichte der untreuen Claudia und ihrer Dreieckskiste sind dabei der rote Faden der Handlung. Um sie herum sind dann allerlei andere Personen und Dinge zu sehen, die uns das dekadente und sexuell-ausschweifende Leben der römischen Bevölkerung näher bringen soll. Das dabei auch das ein oder andere primäre Geschlechtsorgan zu sehen ist und Claudia sowieso meist transparente Kleidung trägt, ist da natürlich vorauszusehen. Wie für sich für einen erotischen Film gehört, gibt es natürlich allerlei fleischliche Vereinigungen in gemäßigter Form zu sehen und selbst das offensichtliche Lieblingsthema des Regisseurs, die Zoophilie hat in „Ars Amandi“ einen kurzen Auftritt, der jedoch nicht so explizit, sondern eher kunstvoll daherkommt.
„Ars Amandi – die Kunst der Liebe“ ist dabei eigentlich sehr schön fotografiert und auch die Settings und Kostüme wirken ebenfalls sehr gelungen. Die Geschichte hingegen ist nicht ganz überzeugend und die zahlreichen kleinen Geschichtchen wirken nicht insgesamt nicht immer ganz stimmig. Aber ehrlich gesagt, wen interessiert bei einem Werk aus der Erotikecke auch schon großartig die Geschichte, die dabei erzählt wird. Mit einer hübschen Hauptdarstellerin und jeder Menge Abwechslung in schönen Bildern serviert der polnische Regisseur ja eigentlich auch alles, was das Fanherz in so einem Streifen erwartet. Was allerdings viele Zuseher verstören wird, ist die Schlusspointe, die man sich in dieser Form sicherlich nicht erwarten würde. Ich hab die aber ganz lustig gefunden und werde mich natürlich hüten, diese an dieser Stelle zu verraten.
Bei den Darstellern darf sich der geneigte Fan auch über zwei bekannte Gesichter freuen: Marina Pierro kennt man ja bereits aus einer Episode der „Unmoralischen Engel“, in der sie eigentlich eine ähnliche Rolle spielte. Die attraktive Dame bereicherte ja mit ihrem hübschen Körper mehrere Filme des Regisseurs und wirkte auch in dessen letzten Streifen „Königin der Nacht mit“. Der geneigt Filmfreund kennt Pierro aber wohl vor allem aus ihrer Zusammenarbeit mit dem französischen Kultregisseur Jean Rollin bzw. dessen Werk „la morte vivante“, besser bekannt unter „Lady Dracula“. An ihrer Seite gibt es dann Michele Placido („Allein gegen die Mafia“) zu bewundern, der sich jedoch als einer der wenigen nicht nackisch machen muss. Der fleißige Darsteller, der ja noch immer unermüdlich in Filmen mitwirkt spielt hier einen Kriegsoffizier und erledigt seine Sache ebenfalls ganz gut und kommt hier ausnahmsweise auch mal weniger schmierig rüber.
Das Label „donau film“ präsentiert uns diesen aufwändigen Film des polnischen Regisseurs auch erstmalig ungekürzt auf DVD. Die Bildqualität ist jedoch leider nicht sonderlich und bestenfalls mittleres VHS-Niveau. Da wohl auch einige Dialog-Szenen in der früheren deutschen Fassung nicht synchronisiert wurden, gibt es diese nun wieder in den Film integrierten Szenen mit englischen Ton und deutschen Untertiteln. Der Ton geht jedoch vollends in Ordnung und auch die hübsche Verpackung inklusive FSK-Logo entschärften Wende-Cover mit dem Original-Kinomotiv weiß durchaus zu gefallen. Der Kinotrailer und eine Bildergalerie runden das Gesamtbild dann auch harmonisch und positiv ab.
Unter Strich ist „Ars Amandi“ ein durchaus gelungener Erotikstreifen, der den aufgeschlossenen Zuschauer in eine Welt entführt, in der es auch noch ordentlich zur Sache gegangen ist. Römische Jungmänner im Rausch ihrer Triebe prallen auf sexuell-frustrierte Ehefrauen und frech-frivole Zofen und sowieso und überhaupt scheint es jeder mit jedem im alten Rom getrieben zu haben. Und wer könnte das besser auf die Leinwand bringen, als unser alter Skandal-Spezi Walerian Borowczyk. Was eher lustvoll beginnt, wird irgendwann zum Drama und endet mit einem eigentlich sensationellen Plot-Twist, der jedoch nicht jedermann und –frau gefallen wird. Ich fand den erotischen Ausflug in längst vergangene Tage jedoch ganz unterhaltsam und witzig. Die Scheibe von „donau film“ ist ebenfalls okay, auch wenn die Bildqualität doch wesentlich besser sein könnte. Aber in einer besseren Fassung wird man diesen Streifen wohl auch sobald nicht vor die Linse bekommen. Wer die Art von Film mag, kann jedenfalls bedenkenlos zugreifen: 6,5 von 10 Holzdildos im Schrank!
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@ Jochen,
vielen Dank fürs Review - ist nun auch schon Online: http://chilidog.project-equinox.de/?page_id=6856
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