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Das junge Pärchen Adrienne (Karina Testa) und Richard (David Saracino) steht romantisch vor dem Traualtar und gibt sich vor einem gestrengen Pfarrer (Dominique Bettenfeld) in einer Kirche in Paris das Ja-Wort. Als der Geistliche den Beiden die Frage stellt, ob sie einander auch helfen würden, das Reich Gottes zu finden, selbst wenn einer der Beiden bei den Toten herumirren würde, beantworten beide die etwas seltsame Frage etwas zögerlich mit „ja“. Und diese ist gar nicht so weit hergeholt, da die französische Millionenmetropole mittlerweile von Untoten bevölkert ist. Als der Geistliche während der Zeremonie von Zombies angefallen wird, gibt es für das frisch vermählte Pärchen statt romantischer Flitterwochen exzessiven Waffeneinsatz. Bei dem Kampf durch die Massen von Zombies werden jedoch auch ein paar Sehenswürdigkeiten der Touristenstadt in Schutt und Asche gelegt. Als einer der beiden jedoch von einem Zombie gebissen wird und selbst zu einem Untoten mutiert, wird der kurz zuvor getätigte Eheschwur des Anderen auf eine harte Probe gestellt...
Der Kurzfilm „Paris by night of the living dead“ verfügt zwar nur über ein Mindestmaß an Story, dafür aber jede Menge Action und Gore und bietet bei knapp 9 Minuten (ohne Abspann) erfrischend innovationsfreie Unterhaltung für die geneigte Partygemeinde. Etwas anderes als solide Genre-Unterhaltung hatte Regisseur Grégory Morin im Jahre 2008 wohl auch nicht im Sinn, als er sich auf die Realisation seines Zombie-Kurzfilms stürzte. Sicherlich könnte man bemängeln, dass Morin ja die tausendfach ausgetretene Pfade des Zombie-Genres nur geringfügig variiert und auch viele Effekte aus dem Rechner kommen, trotzdem ist das Endergebnis eigentlich ganz spaßig, hat ein paar nette Insidergags und verfügt auch über zwei bekannte Gesichter, die der Filmfreund ja bereits auch der französischen Schlachtplatte „Frontier(s) des Regiekollegen Xavier Gens kennt.
Die Handlung des Kurzfilms ist dann eigentlich auch eher zu vernachlässigen und auf ein Warum und Wieso, wird genauso wie auf eine tiefergehende Charakterisierung der beiden Hauptdarsteller auch gar nicht eingegangen. Hauptaugenmerk wird auch eher auf den Gebrauch von den unterschiedlichsten Waffen gelegt und deren Auswirkungen an Untoten gelegt. Von Samuraischwert über handelsüblichen Kleinkaliberpistolen über Maschinenpistolen und Raketenwerfer bis hin zur Panzerfaust kommt dann auch so ziemlich alles zum Einsatz, was das Waffenlager so zu bieten hat. Und so wird dann auch gehäckselt und geschnätzelt was die Effektkiste hergibt und der rote Lebenssaft spritzt eigentlich immer recht inflationär durch die Gegend.
Da der Streifen ja auch nicht sehr Ernst, sondern recht humorvoll daherkommt, gibt es natürlich bis zum dramatischen Finale, in der die Liebe über den Tod triumphiert – passenderweise am Arc de Triomphe - auch allerlei lustige Dinge zu sehen. So gibt es nicht nur einen kurzen Auftritt eines Zombie-Zidane, der nach imaginären italienischen Fußballspielern köpfelt, sondern auch noch eine Zombie-Amelie, die kurzerhand vor der Basilika Sacré-Cour in ihre biologischen Bestandteile gebombt wird. Beide sehen zwar den Originalvorbildern abgesehen von Haarpracht und Outfit nicht unbedingt ähnlich, doch das macht der guten Laune jedoch keinen Abbruch. Und das der Einsatz von militärischen Waffen in der Metropole ebenfalls nicht ohne Konsequenzen bleibt, kann man sich ebenfalls vorstellen und so manch bekannte Sehenswürdigkeiten werden gleich mitsamt den Untoten dem Erdboden gleich gemacht.
Die Optik ist dabei ganz nett und wirkt mit seinen düsteren und monochromen Bildern schon sehr stimmig. Leider stammen viele Szenen aus Budgetgründen aus dem Rechner, was mir als Oldskool-Fan natürlich nicht so gefallen hat. Laut eigenen Aussagen wurde entgegen der eigentlichen Intention der Verantwortlichen ja jedes einzelne Bild im Rechner verfremdet um so die gewünschte Optik zu erlangen und dennoch innerhalb des Budgets zu bleiben, wobei auch bei den Shot-Outs kräftig nachgeholfen wurde. Dass man aber nicht so einfach als Regisseur die Touri-Fallen von Paris räumen kann um dort tagelang seinen Splatter-Kurzfilm zu realisieren, liegt aber auch auf der Hand. Andererseits sind einige der Effekte schon auch handgemacht, was man ich ausgiebigen Bonusmaterial auch schön ersehen kann. Dort bekommt man ebenfalls auch einen interessanten Einblick, wie viel Arbeit eigentlich in so einem kurzen Film steckt und mit welchen Problemen man als ambitionierter Filmemacher bzw. als Produzent so konfrontiert werden kann.
„Paris by night of the living dead“ bietet aber auch ein Wiedersehen mit der adretten Karina Testa und David Saracino, die man als Horrorfan ja bereits aus „Frontier(s)“ kennt, wo beide unliebsame Begegnung mit einer degenerierten Nazifamilie machen. Während dieser Streifen hingegen von der deutschen Zensur wenig wohlwollend behandelt wurde, zeigten sich die Behörden bei dem Kurzfilm-Spaß jedoch wesentlich gnädiger und ließen ihn ungekürzt mit einer 18er-Freigabe davonkommen. Da der Streifen mit knapp 12 Minuten Laufzeit jedoch doch eher kurz geraten ist, hat man sich entschieden, dieses Manko mit jeder Menge Bonusmaterial und eine taschengeldfreundlichen Verkaufspreis zu relativieren. Und so gibt es neben einem Audiokommentar auch ein einstündiges „Making-Of“ unter dem Titel „Zombing of“, sowie eine 14 minütige Featurette, in der die Entstehung des Tons näher beleuchtet wird und auch der Regisseur sowie einer der Produzenten sehr frei über die diversen Schwierigkeiten einer unkommerziellen Kurzfilmproduktion philosophieren.
Unterm Strich bleibt ein kurzweiliger, weil auch tatsächlich sehr kurzer Streifen von Fans für Fans, der den aufgeschlossenen Zombiefan kaum enttäuschen wird. Sinn, Story und dergleichen sucht man zwar vergeblich, aber es rummst und scheppert an allen Ecken und der Anblick von Karina Testa in engen Lederklamotten wird dem männlichen Filmfreund ebenfalls erfreuen. „Paris by night of the living dead“ ist zwar nicht sonderlich innovativ und so schnell wie er geschaut ist, hat man ihn wohl auch wieder vergessen. Dennoch kann man sich wohl keinen besseren Pausenfüller für die gewissen Momente vorstellen. Wer so wie ich Kurzfilme mag, kann auch aufgrund des kostengünstigen Preises bedenkenlos zugreifen und auch Zombie-Langfilmfreunde werden wohl kaum enttäuscht sein. Wenn Gregory Morin mit seiner Zombiehatz so richtig aufdreht um den handelsüblichen, französischen Dramödien über 50jährige Neurotiker im Spießbürgerumfeld die lange Nase zu zeigen, bleibt auch wirklich kein Auge trocken: 7/10 auf der Kurzfilm-Skala
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@Jochen,
vielen Dank fürs Review - ist nun auch schon Online: http://chilidog.project-equinox.de/?page_id=6837
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