project: equinoX - Das deutschsprachige DVD und Film Projekt im Internet
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Der junge Student Holden (Chris Burchette) ist ein eher introvertierter und unsicherer Mensch, der außer mit seinen beiden Freunden Eric (Denim Pettite) und Rolen (Keith Brown), sowie durch seinen Job in einem kleinen Filmstudio eigentlich keinen Kontakt zu weiteren Personen in seinem Umfeld hat. Er schwärmt für das Mädchen Sadie (Cameron Wright), ist jedoch viel zu schüchtern um das Mädchen auch tatsächlich anzusprechen. Und so beobachtet er das Mädchen aus sicherer Umgebung und beginnt auch das nähere Umfeld von Sadie zu erforschen. Er beobachtet sie mit ihren Freundinnen Becca (Becca Manion) und Mellisa (Nicole Amonette), findet heraus in welchen Fitnessstudio sie trainiert und entwickelt eine immer größere Obsession dem Mädchen gegenüber, die von der Existenz ihres Stalkes jedoch vorerst keine Ahnung hat.
Je mehr sich Holden jedoch nach seiner unerreichbaren Liebe verzehrt, desto mehr scheint er auch den Bezug zur Realität zu verlieren. Als er eines Tages in der Bibliothek ein scheinbar zufälliges Zusammentreffen mit seinem Schwarm inszeniert, macht er sich dabei zum Gespött von Sadies Freundinnen und wird wenig später grundlos eifersüchtig, als sein Freund ebenfalls Interesse an dem sympathischen Mädchen bekundet. Immer mehr verstrickt sich der introvertierte Mensch in einem Strudel aus Wahn- und Wunschvorstellung. Er beginnt zu glauben, dass Sadie sich ebenfalls nach ihm verzerrt, während sein Umfeld diese Verbindung unbedingt verhindern möchte. Als dann auch noch Nick (Adam Anderson), der Freund von Sadie auf der Bildfläche erscheint, scheint Holden endgültig den Boden unter seinen Füßen zu verlieren und er macht sich mit einem Messer auf um ein für alle Mal für seine große Liebe zu kämpfen...
„Bloodstained Romance“ aus dem Jahre 2009 ist ein Low- bis No-Budget-Streifen des 1980 geborenen Nachwuchs-Regisseurs Travis B. Miller der sich neben Regie auch noch für das Drehbuch dieses Serial-Killer-Movies verantwortlich zeichnet und von dem man im deutschsprachigen Raum wohl auch niemals etwas gehört hätte, wenn das lahme Teil nicht - warum auch immer - den Weg als Bonusfilm von „Kammer des Schreckens“ auf die Nummer 75 der Trash-Collection aus dem Hause CMV-Laservision verirrt hätte. Als geeichter Trashfan ist man ja einiges gewohnt und es gibt eigentlich wenig miese Filme, an denen ich nicht auch etwas Gutes finden kann, aber „Bloodstained Romance“ hat selbst meine unendlich scheinende Geduld und cineastische Leidensfähigkeit vor seine bislang größte Probe gestellt.
Als Nachwuchsfilmemacher hat man ja bei seinem Regie-Erstling mehrere Möglichkeiten die Aufmerksamkeit von Filmfreunden zu erwecken. Entweder man hat eine gute Geschichte, Talent und/oder ein paar gute Einfälle am Start und dreht auch wirklich mit einfachen Mitteln einen guten Film oder man wählt den anderen Weg und packt halt jede Menge Gewalt in seinen Streifen, da die Gorefraktion im Gegensatz zu anderen Filmfreunden in Punkto Story, Umsetzung und Darsteller ja auch ganz andere Anforderungen an den fertigen Film stellen. In „Bloodstained Romance“ hat es sich Filmemacher Travis B. Miller natürlich leicht gemacht, den zweiten Weg beschritten und einen dämlichen und zutiefst langweiligen Film mit ein paar Gewaltspitzen gedreht, der als psychologisches Horrordrama mit Serienkiller-Thematik jedoch nur als komplett desaströs bezeichnet werden kann.
Die Geschichte des Soziopathen mit Hang zu Bondage-Fotos, der aufgrund einer unerfüllten Liebe zum Serienmörder mutiert, ist ja ohnehin schon ein stereotyper Quirks mit sämtlichen Klischees und das geringe Potential der langatmigen Geschichte wird dann neben talentfreien Darstellern auch noch mit dem inflationären Gebrauch von optischen Spielereien und einen wahren Schnitt-Inferno von Travis B. Miller auch noch förmlich hingerichtet. Was tatsächlich passiert oder dem kranken Gehirn von Holden entspringt ist ja nicht wirklich auszumachen und wird auch dem Großteil der Zuschauer, die überhaupt bis zum Ende aushalten, auch ziemlich egal sein. Über die eigentlich nicht vorhandene Story will ich auch gar nicht viele Worte verlieren. In talentierteren Händen würde sich die Geschichte ja vielleicht noch für einen Kurzfilm eignen, im Falle von „Bloodstained Romance“ wurde das unausgegorene Nichts an Handlung mit Diskont-Torture-Porn aber dummerweise auch noch auf 90 Minuten gestreckt.
Leider ist neben dem ärgerlichen Drehbuch auch die technische Umsetzung alles andere als gelungen und ich frage mich allen Ernstes, wie man dieses Werk in den Nutzerkommentaren der IMDB als „Fantastic next generation Horror Masterpiece“ oder auch „very well done indie horror flick“ bezeichnen kann. Ein anderer Nutzer schreibt „Fun as hell to watch“ wobei ich mich ehrlich fragen muss, ob meine Ansprüche mittlerweile einfach zu hoch sind, oder die Schreiberlinge schlichtweg keinen Geschmack haben oder gleich einen anderen Film gesehen haben. Der bislang einzige deutsche Schreiberling von www.splatGore.de, der sich mit dem amerikanischen Low-Budget-Film auseinandergesetzt hat, sieht die Sache da schon weit nüchterner und vergibt auch gerade mal 3,5 von 10 Punkten.
Für mich stellt dieser Streifen aber zu 100 % alles dar, was ich an einem Horrorfilm aus Billigsdorf aktuelleren Datums nicht mag und für mich persönlich von vorn bis hinten ein zutiefst entbehrliches Ärgernis, das leider nicht einen Funken von irgendeiner Form der Daseinberechtigung versprüht. „Bloodstained Romance“ kommt wohl raus, wenn ein paar degenerierte Freaks ohne Talent einen Teenie-Variante von „Henry – Portrait of a Serial Killer“ drehen vollen und dabei weder über ein entsprechendes Budget, Darsteller, Talent, Drehbuch oder sonstige Fähigkeiten, die für die Herstellung eines Filmes notwendig sind, verfügen. Über die zahlreichen Filmfehler, die dem aufmerksamen Zuschauer ständig präsentiert werden, will ich ja mal gar nicht eingehen.
Darstellerisch ist der Streifen auch ein grandioser Murks und außer Chris Burchette als psychopathischer Holden, sind alle restlichen Darsteller durch die Bank einfach komplette Kacke. Wie in amerikanischen Indie-Produktionen üblich wird natürlich ständig geflucht, das Wort „Fuck“ inflationär verwendet und die wenigen Monologe über die Kraft der Liebe kann man getrost in die Tonne kippen. Spannung und dergleichen kommt sowieso zu keiner Sekunde auf und so etwas wie Settings sind auch nicht vorhanden. Somit bleibt nur noch der Gore, der jedoch auch im breit ausgewalzten Folter-Finale stets kostengünstig inszeniert wurde und sich auf beliebte Vorher/Nachher-Bilder beschränkt, während alles andere natürlich im Off stattfindet.
Die Bildqualität ist wie auch der Soundtrack sehr unterdurchschnittlich und einige Szenen sind so pixelig, sodass man nur erahnen kann, mit welchem billigen Equipment der Streifen überhaupt erst zustande gekommen ist. Sequenzen wurden teilweise nachbearbeitet, verfremdet und farblich verändert und immer wieder werden einzelne Bilder mit sexuellem Inhalt und brutalen Szenen für Sekundenbruchteile in andere Szenen integriert, was den Zuschauer wohl verstören soll, sich aber auch noch weiter negativ auf den ohnehin schon stark eingeschränkten Sehgenuss auswirkt. Aufgrund der wenigen Dialoge, die ohnehin größtenteils nur aus pseudo-philosophischen Geschwafel und dem Wort „fuck“ in allen Kombinationen besteht und der mangelnden Qualität des Streifens würde sich eine deutsche Synchro ohnehin nie auszahlen, sodass CMV-Laservision sich entschieden hat, „Bloodstained Romance“ in der Originalfassung mit deutschen Untertiteln zu bringen.
Unterm Strich bleibt ein Werk, dass die Bezeichnung Film auch nur eingeschränkt verdient und neben einer dämlichen Geschichte, unsympathisch wie untalentierten Darstellern auch noch dilettantisch umgesetzt wurde und lediglich auf der Gore-Skala etwas punkten kann. Was wohl als Charakterstudie eines kranken Geistes beabsichtigt war, verkommt bereits nach wenigen Minuten zu einem vollkommen unglaubwürdigen Portrait eines jungen Menschen bei dem tiefe Verzweiflung mit Sabbern signalisiert wird und dessen psychologische Hintergründe gänzlich außer Acht gelassen werden. Schön, dass heutzutage jeder seinen eigenen Film drehen kann, im Falle von „Bloodstained Romance“ ist das jedoch eher die Kehrseite der Medaille. Das ist die Art von Film, die mich geradewegs in die Alkoholsucht treiben würde und schlimmer sind wohl nur noch die Produktionen von Toe Tag Pictures - aber um die wird jeder vernünftige Filmfreund ohnehin einen weiten Bogen machen. Bei aller Sympathie für CMV-Laservision und ihren Veröffentlichungen der Trash-Collection: für diesen Bonusfilm, der der deutschen Übersetzung des Wortes Trash auch mehr als gerecht wird, kann ich mich leider in keinster Weise erwärmen und daher gibt’s an dieser Stelle auch nur 1 von 10 zweckentfremdeten Bohrmaschinen.
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@ Jochen,
vielen Dank fürs Review - ist nun auch schon Online: http://chilidog.project-equinox.de/?page_id=6770
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