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geschrieben von flacmurry am 06.01.06
Sando Kid spricht das letzte Halleluja (Su le mani, cadavere! Sei in arresto)
Der amerikanische Bürgerkrieg zwischen den Nord- und Südstaaten, in dem es in erster Linie um die Abschaffung der Sklaverei ging, ist soeben vorüber. Ein Captain der siegreichen Nordstaaten namens Grayton (Espartaco Santoni) reitet mit seinem Trupp über ein Schlachtfeld und tötet völlig gefühlskalt die verwundeten und um Gnade winselnden Soldaten der Gegenseite. Sando Kid (Peter Lee Lawrence), ein einfacher Sanitäter der Südstaaten, steht dem Kriegsverbrecher hilflos gegenüber und kommt nur haarscharf mit dem Leben davon.
Von nun an trainiert er erbittert den Umgang mit dem Schießeisen. Eines Tages gelingt es ihm schließlich bei den Rangern unterzukommen. Dort macht Sando sich schnell einen Namen, da er zahlreiche gefährliche Verbrecher und Banditen zur Strecke bringt.
Zur selben Zeit zwingt Ex-Captain Grayton die Farmer im Umland von Springfield mit allen Mitteln zum Verkauf ihrer Ländereien. Sie alle stehen ihm wehrlos gegenüber, da sich selbst der Arm des Gesetzes (der Sheriff) vor lauter Angst auf die Seite des Ganoven geschlagen hat. Die wenigen Farmer, die sich mit ihren Söhnen trotzdem zur Wehr setzen und den Kaufvertrag nicht unterschreiben wollen, werden gefoltert, gedemütigt oder aber einfach eiskalt abgemurkst.
Wie es der Zufall will gelangt auch unser Revolverheld Sando Kid nach Springfield um den Farmer Carson (Franco Agostini) und seine Familie zu besuchen und sich vom Dasein als Held ein wenig zu erholen. Natürlich wird er schon bei seiner Ankunft Zeuge, wie Ex-Captain Grayton mit etwas unfairen Mitteln ein Duell gegen einen aufgebrachten Farmer gewinnt, welcher den Tod seines Sohnes rächen wollte. Sando Kid erkennt den Ganoven natürlich sofort wieder. Dieser war ja schließlich auch der Grund, warum er einst das Schießen lernte.
Tja, das war wohl nichts mit einem erholsamen Urlaub! Natürlich schließt Sando sich den unterdrückten Farmern an um dem Treiben Graytons diesmal mit allen Mitteln Einhalt zu gebieten und ihm so „mal ordentlich auf die Hühneraugen zu treten“.
Durch Sandos „eindringliche“ Ermittlungen bei der örtlichen Freudendame stellt sich schnell der Grund für das böse Treiben des Schurken heraus: Grayton plant das Land der Farmer für einen riesigen Verladebahnhof der Eisenbahn ein. Zudem ist er auch noch an einem Überfall auf die Postkutsche interessiert...
Im Gegensatz zu den beiden ebenfalls in der „Halleluja-Italo-Western-Box“ enthaltenen Klamauk-Western „Man nennt mich Halleluja“ und „Ein Halleluja für Camposanto“ kommt der 1971 von Leon Klimovski gedrehte Film „Sando Kid spricht das letzte Halleluja“ schon etwas ernsthafter daher. Das heißt genauer gesagt, er versucht etwas ernsthafter zu sein.
„Sando Kid spricht das letzte Halleluja“ beeindruckt wohl eher durch viele wirklich schöne Kameraeinstellung und den tollen Score, als durch eine ausgefeilte Charakterisierung der Hauptakteure. Die schauspielerischen Leistungen, insbesondere die Mimik lassen etwas zu wünschen übrig, denn wirklich jeder der Charaktere scheint nur einen Gesichtsausdruck zu haben.
Die Handlung von „Sando Kid spricht das letzte Halleluja“ ist geradezu vollgepackt mit äußerst zweifelhaften Zufällen und Begegnungen. Der wohl größte Fehler des Films ist, dass er sich gerade am Anfang selber viel zu ernst nimmt und gleichzeitig an einigen Stellen wirklich albern wirkt. Ein gutes Beispiel dafür wäre wohl eine der großen Weisheiten des Films: „Eine Pistole ist wie eine Frau. Wenn du sie zu fest hältst, zerdrückst du sie und wenn du zu locker lässt, entwischt sie dir!“
Außer dem weiter oben schon genannten sehr gelungenen technischen Aspekt rettete mich lediglich der Bösewicht vor dem Ausschalten des ansonsten äußerst zähen Films. Und das eigentlich auch nur, weil er seinen „teuflischen Plan“ in seinem Wohnzimmer so schön als Modell visualisiert hatte. Jedes Mal, wenn ein Farmer beseitigt war, schubste er das entsprechende Schildchen weg und steckte stattdessen selbstverliebt seinen Namen „Grayton“ auf das freie Fleckchen Land. Wirklich ungemein böse!
Wenn ich ganz ehrlich bin ist der Film wohl nur für „Hardcore-Westernfans“ wirklich interessant. Ich finde er stellt in der Italo-Western-Box zu den Beiden anderen sehr gelungenen Filmen „Man nennt mich Halleluja“ und „Ein Halleluja für Camposanto“ ein wirklich nettes Gimmick dar. Man muss an dieser Stelle dem Label Koch-Media aber auch zu Gute halten, dass ein solcher Film sonst vermutlich gar nicht mehr auf DVD erscheinen würde. Also gerade aus filmhistorischem Hintergrund eine tolle Veröffentlichung!
Leider gibt es zu „Sando Kid spricht das letzte Halleluja“ so ohne weiteres nicht mehr all zu viele Hintergrund-Informationen zu finden. Da wäre im ansonsten sehr schönen Booklet vielleicht etwas mehr drin gewesen. Ich konnte noch herausfinden, das der Film, wie für so viele Italo-Western üblich, hauptsächlich in Spanien (Almeria und Madrid) gedreht wurde. Dadurch konnten die italienischen Produzenten damals nämlich mal locker die Hälfte der Produktionskosten einsparen.
Besonders tragisch ist wohl noch die Geschichte des deutschen Schauspielers Peter Lee Lawrence (Sando Kid). Nach seinem Filmdebüt in Sergio Leones Western-Klassiker „Für ein paar Dollar mehr“ konnte er nur auf eine kurze, neunjährige Filmkarriere zurückblicken, bevor er (vermutlich auf Grund eines Hirntumors) im Jahre 1974 Selbstmord beging. Unter anderem war er in vielen zweitklassigen Italowestern wie „Sein Wechselgeld ist Blei“, „Garringo – Der Henker“ oder aber auch in „Black Beauty“ auf der Leinwand zu sehen.
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