project: equinoX - Das deutschsprachige DVD und Film Projekt im Internet
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Jack Chandler (Jay Richardson) ist ein etwas schmieriger und heruntergekommener Schnüffler mit Alkoholproblem und einer Extraportion Coolness in Los Angeles und erhält eines lieben Tages den Auftrag, die von zuhause ausgerissene Samantha (Linnea Quingley) in der Millionenmetropole aufzuspüren. Etwas zur selben Zeit gibt es in der Stadt jedoch auch eine bizarre Mordserie, bei denen scheinbar wahllos Opfer von Prostituierten mit einer Kettensäge scheibchenweise in handliche Portionen zerteilt und über das gesamte Stadtgebiet verstreut werden. Als eines Tages eine Kettensägen-Schwingerin von der Polizei verhaftet wird, vermutet Jack, dass es sich dabei um die gesuchte Samantha handeln könnte.
Das stellt sich zwar als Irrtum heraus, doch Jack kommt durch ein geschickt entwendetes Beweismaterial auf die Spur einer gewissen Mercedes (Michelle Bauer), die in einer schummrigen Bar ihrem Gewerbe nachgeht. Die attraktive Dame wirkt auf den ersten Blick auch sehr kooperativ und geht Jack gleich mächtig an die Wäsche. Und wie es der Zufall so will, findet Jack in dem Lokal auch den ersten Hinweis auf die verschwundene Samantha. Als der neugierige Ermittler Mercedes jedoch ein paar neugierige Fragen stellt, wird er mit einem vergifteten Whiskey außer Gefecht gesetzt und wacht an ein Bett gefesselt wieder auf. Jack ist nämlich bei seinen Nachforschungen einer ominösen Sekte auf die Spur gekommen, die Kettensägen vergöttert, Menschenopfer bringt und der Privatdetektiv soll als unfreiwilliger Hauptdarsteller in einer teuflischen Messe das nächste Opfer verkörpern.
Doch so leicht lässt sich Jack natürlich nicht aus der Ruhe bringen und schafft es auch tatsächlich mit Hilfe von Samantha aus seiner misslichen Lage zu befreien. Samantha hat nämlich selbst noch eine Rechnung mit den ominösen Sektenjüngern offen, seit diese ihre Freundin zerstückelt haben. Der Privatdetektiv und die junge Blondine tun sich zusammen, um dem Kettensägenverein ein für alle Mal hinter Gitter zu bringen. Doch der Plan geht leider nicht gänzlich auf und Samantha wird von den Mitgliedern der Sekte mittels Drogen wieder gefügig gemacht. Jack landet abermals angekettet auf dem Opferaltar und als die Feierlichkeiten beginnen, sieht die Gesamtsituation für den smarten Privatdetektiv diese Mal alles andere als gut aus…
„Hollywood Chainsaw Hookers“ von dem umtriebigen Trash-Vielfilmer Fred Olen Ray ist unbestritten wohl einer der ganz großen Klassiker im Trash-Business und hat sich über die Jahre zu einem absoluten Kultstreifen gemausert, der mit seiner kurzweiligen Mischung aus Kettensägen-schwingenden Achtziger-Schönheiten, coolem Schnüfflerfilm und der Beteiligung von Gunnar Hansen (dem Original „Leatherface“) seit Jahren die Massen begeistert. Für etwas über 20.000 US-Dollar in knapp fünf Tagen gedreht brachte der Streifen auch allen Beteiligten Ruhm und Anerkennung und machte seine beiden weiblichen Hauptdarstellerinnen Linnea Quigley und Michelle Bauer zu vielgebuchten Stars. Und ja, „Texas Chainsaw Hookers“ macht einfach viel Spass und macht mit seiner Mischung aus augenzwinkernder Story, freizügigen Szenen, billigen Zoten, wüsten Dialogen und infantilen Special-Effects auch einfach gute Laute.
Die dünn-dürftige Story, die aus der Sichtweise des Schnüfflers erzählt wird ist natürlich kompletter Nonsens und eine wunderbare Parodie auf den Fankult, der durch Tobe Hoopers Streifen „Texas Chainsaw Massacre“ bzw. dessen Nachfolger ausgelöst wurde. Doch während Hoopers Streifen mit billigsten Mitteln den großen Klassiker und die Mutter aller Terrorfilme abgeliefert hat, zaubert Fred Olen Ray einen lustigen und auch zu keiner Sekunde ernstgemeinten Partyfilm im oben Spitzenbereich der Güteklasse B, der mit seinen Zutaten wohl auch keinen aufgeschlossenen Filmfreund enttäuschen wird. Wer sich bei dem Streifen jedoch eine Splatterkomödie erwartet, wird aber wohl zwangsläufig enttäuscht werden, da sich der Streifen in Punkto Gore auch eher zurücknimmt. Expliziter Kettensägeneinsatz ist eigentlich auch gar nicht zusehen, sonder es werden lediglich Blut und ein paar Körperteile auf vornehmend leichtbekleideten Damen geschüttet.
Bei der kostengünstigen Machart kann man sich wohl ohnehin keine ausgeklügelten Effekte erwarten. Trashking Fred Olen Ray dreht ja auch seit Jahrzehnten unter eigenen Namen oder seinen vierzehn Pseudonymen gut fünf bis sechs Filme im Jahr und auch „Texas Chainsaw Hookers“ war da natürlich schnell und kostengünstig realisiert. Gedreht wurde die Parodie auf Detektiv- und Terrorfilme mit und ohne Dreherlaubnis vor Ort mit dem Material eines anderen Kamerateams und die Requisiten aus „House“ mit William Katt und „Vamp“, in der Grace Jones eine Blutsaugerin spielt, wurden für das Finale von „Hollywood Chainsaw Hookers“ kurzerhand zweitverwertet. Als Geldgeber diente eine Firma, die normalerweise mit Erwachsenenfilmen ihr Geld verdiente und der Erfolg des Billigfilmchens und der über die Jahre erlangte Kultstatus hat – wie man im Bonusmaterial sehen kann - wohl alle Beteiligten doch etwas überrascht.
Aber man muss auch ehrlich gestehen, dass sich dem Charme dieses kleines Filmchens wohl niemand entziehen kann und die Mischung aus nackter Haut, derben Zoten, Querverweisen zu anderen Filmen (u.a. auch „The wizard of Oz“) und einer kleinen Portion grafischer Gewalt ist einfach zu jeder seiner 75 Minuten absolut stimmig und wer den „Virgin Dance of the double chainsaws“ von Linnea Quigley nicht mit eigenen Augen gesehen hat, wird es ohnehin nicht glauben. Dabei waren die Dreharbeiten mit den schweren und gefährlichen Kettensägen auch gar nicht so ohne und vor allem die holde Weiblichkeit war im Einsatz mit den zweckentfremdeten Maschinen auch ganz schön gefordert. Die beiden männlichen Hauptdarsteller Gunnar Hansen und Jay Richardson haben es da schon wesentlich gemütlicher.
Womit wir auch schon beim nächsten Thema sind: Die Hauptdarsteller sind für B- bzw. C-Verhältnisse eigentlich sehr gut gewählt, auch wenn Jay Richardson als smarter Ermittler auf Dauer doch etwas farblos bleibt. Auch Gunnar Hansen kann als Demis Roussos-Imitat mit schwarzen Rauschebart und wallenden Klamotten bei aller Liebe nicht ganz überzeugen. Highlight in dem feministischen Werk sind ja sowieso natürlich die beiden Hauptdarstellerinnen Linnea Quingley als Samantha und Michelle Bauer als Mercedes. Beide Frauen liefern auch eine sehr freizügige Performance, bei dem keine Körperstelle unbedeckt bleibt. Die beiden hübschen Achtziger-Schönheiten inklusive auftoupierten Haar sind aber nicht nur hübsch anzuschauen, sonder sind auch noch halbwegs talentiert, sodass es nicht verwundert, dass beide Lady im B-Business als Scream-Queens auch zu den gut gebuchten Stars zähl(t)en und auch heutzutage gerne auf Conventions auftreten.
„Hollywood Chainsaw Hookers“ ist aber nicht nur ein kurzweiliger Trashstreifen, sondern war im Jahre 2004 auch der Auftakt zu – wenn nicht der wichtigsten – dann immerhin zu der sympathischsten und auch einer der langlebigsten DVD-Serien im deutschen Raum – der sogenannten „Trash Collection“ aus dem Hause CMV-Laservision. Seit nunmehr über 6 Jahren wird der Fan von dem Label aus Berlin mit allerlei unterschiedlichster Trash-Streifen aus allen Ecken der Welt verwöhnt und auch immer wieder gründlich überrascht. In der „Trash-Collection“ erscheinen Filme der unterschiedlichsten Güteklasse von Gut bis schrottig über die anderweitig wohl eher der Mantel des Schweigens gebreitet wird. Egal ob gut oder schlecht, Hauptsache die Hütte wird ordentlich gerockt, die Kinnladen klappen nach unten und der Unterhaltungswert ist entsprechend hoch.
Die DVD aus dem Hause CMV-Laservision bringt diese Klassiker des amerikanischen Trashkinos dann auch erstmalig ungekürzt als Nummer 1 und legte somit auch einen absolut guten Start hin. Sicherlich darf man sich angesichts eines derartigen Billigwerkes keine sonderlich gute Bildqualität erwarten und diese ist auch eher auf VHS-Niveau angesiedelt. Auch die Tonqualität könnte sicherlich besser sein und die deutsche Sychro klingt teilweise, als hätten sich die Sprecher sonst was eingepfiffen. Aber gerade deswegen macht der Streifen natürlich Spass und holt sich auf der Trashskala seine verdienten 10 Punkte. Auch beim Bonusmaterial kann die Scheibe punkten und bietet eine humorvoll-informative Featurette, in dem Fred Olen Ray, Linnea Quingley und Michelle Bauer auch sehr süffisant von den Dreharbeiten und den Begebenheiten rund um die Entstehung des Filmes berichten. Außerdem gibt’s es noch einen kurzen Einblick in das glamouröse Leben eines Trashfilmers, den Trailer, sowie eine Bildergalerie.
Und so bleibt unterm Strich ein billig-heruntergekurbeltes Filmchen voller Herzblut, das geschickt mit der zweifelsfrei-hohen Anziehungskraft von Motorsägen auf den Menschen spielt. Fred Olen Ray ist mit seinem bekanntesten Werk wohl auch der Glücksgriff seines Lebens gelungen und auch die anderen Stars aus dem Streifen werden sich wohl gerne an die turbulenten Dreharbeiten erinnern. Ein Film irgendwo zwischen „Müllers Büro“, Ted V. Mikels „Die Blutorgie der Satanstöchter“ und natürlich „Texas Chainsaw Massacre“, in dem kein Auge trocken und auch keine Brust unverhüllt bleibt. Für Fans von trashiger Achtziger-Streifen ist der Film sowieso ein absolutes Must und auf jeder Party mit der richtigen Getränkebegleitung schlägt das Teil sowieso ein wie eine Granate. Ein herrlich sympathisches Filmchen mit der Extraportion Troma-Appeal, dem man seine ganzen Schwächen gerne verzeiht. Und auch wenn man den Streifen nach normalen Gesichtspunkten maximal eine durchschnittliche Wertung verpassen könnte, so haben sich die Kettensägen-schwingenden Nutten aus Hollywood ihre 10 Punkte auf der Trashskala auch redlich verdient!
Beitrag geändert von jogiwan (18.July 2010 18:22:22)
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@ Jochen,
vielen Dank für das Review - ist nun auch schon Online: http://chilidog.project-equinox.de/?page_id=6685
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