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Josh (Jonatha Rhys-Meyers) ist jung, hübsch, blitzgescheit und lebt mit seinem Eltern in einem Haus irgendwo in einer Vorstadt und ist unsterblich in die unerreichbare und ältere Streifenpolizistin Emily (Mary-Louise Parker) verliebt. Doch obwohl Josh in einem fürsorglichen Heim herangewachsen ist, fühlt er sich innerlich zerrissen, wird von Albträumen geplagt und weiß generell nicht, was er mit seinem Leben anfangen soll. Und so hängt in seiner Freizeit meistens mit Bella und seinen Kumpels Simon und Ike herum und dröhnt sich mit Drogen und Alkohol zu, die sich die Runde mit kleineren Diebstählen finanziert.
Am Tage seines 18. Geburtstages bekommt er von seinen Eltern offenbart, dass er im Alter von 2 Jahren adoptiert wurde, da seine leiblichen Eltern bei einem Autounfall ums Leben gekommen sind. Und noch eine Überraschung wartet auf den sensiblen Jungen. Sein älterer Bruder Walter steht vor der Türe, die er überraschend und ohne sich seitdem bei seiner Familie zu melden, vor 10 Jahren verlassen hat. Doch das Wiedersehen verläuft nicht ohne Zwischenfälle, da Josh auf seinen älteren Bruder naturgemäß ziemlich sauer ist. Der hat ihn als Achtjähriger einfach zurückgelassen, was den Jungen damals ziemlich aus der Bahn geworfen hat. Daher ist Josh über die neuerlichen Annäherungsversuche seines Bruders wenig erfreut und reagiert aggressiv.
Josh erfährt, dass Walter mittlerweile kriminell ist und einen schwunghaften Handel mit gestohlenem Gut aller Art betreibt, die er gewinnbringend über den Mittelsmann Skarney (Michael Madson) weiterverkauft. Obwohl er einerseits von seinem Bruder angewidert ist, fasziniert ihn die kriminelle Welt und nach einem kurzen Zwischenfall, bei dem Josh von Walter aus den Händen von gewaltbereiten Schlägern befreit wird, scheint sich das Verhältnis der beiden zu bessern. Josh beobachtet seinen älteren Bruder und lässt sich von diesem auch zu einer kriminellen Handlung überreden, bei dem die Bande als vermeintliche Möbelpacker wertvolle Möbelstücke verschwinden lässt.
Als die Walter und die anderen jedoch von einem Streifenpolizisten in Zivil aufgehalten werden, droht das ganze Unternehmen zu scheitern und nur Josh behält die Nerven und rettet den Deal. Walter ist stolz und gibt dem Jungen einen Extrabonus, den dieser gerne annimmt. Als er eines Tages jedoch Emily in einer Bar kennen lernt und sich die beiden auf Anhieb sympathisch sind, gerät Josh zunehmend in einen Gewissenskonflikt. Der nächste Auftrag seines Bruders führt ihn immer weiten in den Zwiespalt und als Walter auch noch Skarney übergehen möchte und dieser mit Waffengewalt seine Position verteidigt, eskaliert die Stimmung zunehmend und Josh ist auf einmal in höchster Gefahr...
In der Taschengeld-freundlichen Serie „Twilight Classics Edition“ aus dem Hause Epix sind ja bis dato eher trashige Werke, kleine Genre-Perlen oder sonstige Streifen aus der Horror-, Fantasie- und Sci-Fi-Ecke erschienen. Mit „In Control“ bzw. “The Maker” gibt es jetzt meines Wissens den ersten Film, der eher dramatischere Gefilde beschreitet. Der 1997 entstandene Streifen des Serien-erprobten Regisseurs Tim Hunter ist eine eigentlich gelungene, wenn auch sehr Neunziger-infizierte Mischung aus „Coming of Age“ und „Actiondrama“ aus der Sicht eines sensiblen und unsicheren Jugendlichen, der durch seinen älteren Bruder auf die schiefe Bahn gerät und dessen Leben dadurch gehörig aus der Bahn gerät.
Die Geschichte von „In Control“, der im deutschsprachigen Raum auch unter dem Titel „Der Macher“ bereits im Free-TV gelaufen ist, geht dabei auch durchaus in Ordnung. Josh ist quasi jung und dumm und experimentiert mit allerlei Drogen, ist verliebt in eine unerreichbare Frau und weiß auch ansonsten nicht, wie sein Leben zwischen behüteten Elternhaus und Selbstfindung weitergehen soll. Als sein Bruder nach 10 Jahren auf einmal wieder auftaucht und Josh zu kriminellen Handlungen überredet, driftet der Junge zunehmend auf die schiefe Bahn. Und als er auch noch erfahren muss, dass seine Eltern gar nicht wie vermutet bei einem Autounfall, sondern unter weit tragischeren Umständen ums Leben gekommen sind, muss Josh seine wohl wichtigste Entscheidung im Leben treffen.
Die Art der Inszenierung geht dabei durchaus in Ordnung und die beinah trostlosen Drehorte an irgendwelchen Autobahnzubringern und Flughäfen wirken sehr passend zu dem Seelenleben des haltlosen Jungen. Zu Beginn ist der Streifen auch noch relativ ruhig und eher auf das Seelenleben des Jungen konzentiert, doch im Verlauf des Filmes wird der Film immer actionlastiger und gipfelt in einer Verfolgungsjagd inklusive Schießerei, die dem Action- und Serien-erfahrene Regisseur Tim Hunter auch sehr gelungen sind, dem Film aber auch etwas an Glaubwürdigkeit nehmen. So irgendwie will imho das Finale dann auch nicht so recht zum Rest des Filmes passen und ich finde es irgendwie schade, dass der „Coming-of-Age“-Streifen zu einem etwas gewöhnlichen Actionstreifen verkommt.
Ich muss aber auch ehrlich gestehen, dass ich keinen weiteren Streifen kenne, bei dem so derart oft Mikrofone im Bild zu sehen sind. Bei B-Movies ist man das ja schon ab und an gewöhnt, dass ab und an am oberen oder unteren Ende mal kurz die Mikrofone zu sehen bekommt, aber wie das bei „In Control“ passiert, ist ja schon beinah inflationär. Da kann man doch glatt schon vermuten, als wäre das ein bewusst eingesetztes Stilmittel des Regisseurs. Himmel, das muss ja im Vorfeld zwangsläufig jemanden aufgefallen sein. Egal, jedenfalls wirkt das auf Dauer auf den aufmerksamen Zuschauer natürlich absoluter erheiternd, was aber natürlich nicht so recht zum dramatischen Touch des Filmes passt.
Die darstellerischen Leistungen sind jedoch durchaus gelungen und vor allem dem junge Jonathan Rhys-Meyers („Match Point“ und „Velvet Goldmine“) ist auch sehr glaubwürdig. Irgendwie hat er mich aber mit seiner Frisur ständig an den Sänger Brian Molko der Gruppe Placebo erinnert. Ihm zur Seite steht Matthew Modine („Full Metal Jacket“), der als älterer Bruder und als Mischung zwischen liebevoller Bruder und schmieriger Kleinkrimineller mit reichlich Konfliktpotential ebenfalls sehr überzeugend rüberkommt. Fairuza Balk kennt man ebenfalls als durchgeknallte Frau aus zahlreichen Filmen und auch Mary-Louise Parker als Vertreterin des Gesetzes ist hübsch anzusehen. Abgerundet wird der Cast noch durch Michael Madsen („Kill Bill“), der im Jahre 1997 seine Alkoholprobleme offensichtlich noch im Griff hatte.
Die DVD aus dem Hause Epix bringt „The Maker“ unter dem Titel „In Control“ als deutsche DVD-Premiere und als Nr. 11 im Rahmen der „Twilight Classics Edition“ in der englischen Originalfassung, sowie der deutschen Synchronisation. Die Bildqualität ist jedenfalls gut und bietet im Gegensatz zum etwas lieblos-gestalteten Cover keinen größeren Anlass zur Kritik. Das obligatorische Wendecover und eine ausführlichere Trailer-Show zu teilweise etwas seltsamen und mir gänzlich unbekannten Filmen und Serien runden das Gesamtbild harmonisch ab.
Und so bleibt unterm Strich eine durchschnittlich-interessante Mischung aus Jugend- und Actiondrama, dem etwas mehr Tiefe und weniger Action im Finale sicherlich nicht geschadet hätte. „In Control“ wirkt am Ende zwar etwas überzogen, aber die Darsteller reißen so manches Manko des Drehbuches wieder heraus. Die Szenen mit den Mikrofonen sorgen zwischendurch für erheiternde Momente und sowieso und überhaupt gibt es an dem 1997 entstandenen Streifen außer seiner Durchschnittlichkeit nicht wirklich viel zu bemängeln. Eigentlich passt der Streifen aufgrund seiner dramatischen Komponente imho auch nicht so recht zu den restlichen „Twilight Classics“. Aber die Leutchen bei Epix werden sich schon was dabei gedacht habe. Kein Highlight aus den Untiefen der Neunziger aber schon solide Ware: 5-6/10 Punkten
Beitrag geändert von jogiwan (08.July 2010 17:27:20)
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@ Jochen,
vielen Dank fürs Review - ist nun auch Online: http://chilidog.project-equinox.de/?page_id=6614
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