project: equinoX - Das deutschsprachige DVD und Film Projekt im Internet
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Die Freunde Joe (Karl Geary) und Carl (Scott Adkins) feiern mit ihrem Kumpel Mike (Kid Pardue) in einer Kneipe im New Yorker Rotlichtviertel dessen Junggesellenabschiedsparty. Als sich dessen Bruder Tony (Breckin Meyer) in der Bar jedoch daneben benimmt, landen alle auf der Strasse und beschließen spontan in einem anderen Lokal weiterzufeiern. In der U-Bahn dorthin treffen die vier feierwütigen Männer auf die beiden Frauen Michelle (Sarah Barrand) und Brita (Vinessa Shaw), die ebenfalls in dem Lokal unterwegs waren. Während Carl mit Michelle ungehemmt weiterflirtet ist Brita von dem Verhalten der angetrunkenen Männer eher genervt und greift, als sie von Tony beschimpft wird, zum Pfefferspray und setzt die feierwütige Meute kurzerhand außer Gefecht.
Zur gleichen Zeit bleibt die U-Bahn-Garnitur jedoch auf freier Strecke stehen und die Männer zwängen eine Tür auf, um dem Reizgas zu entfliehen. Doch als sich die Garnitur wieder in Bewegung setzt, befinden sich die sechs Männer und Frauen auf einmal mutterseelenallein in einem finsteren Tunnel. Nach ein paar Metern finden Mike und seine Freunde jedoch eine U-Bahn-Station, die jedoch bereits in den Siebzigern aufgelassen wurde. Da unter der Erde kein Handyempfang möglich ist und auch sonst keine Menschenseele unterwegs ist, beschließen Mike, Joe, Tony und Brita durch den Tunnel zur nächsten Station zu gelangen, während Carl und Michelle in der stillgelegten Station auf die herbeigerufene Hilfe warten.
Doch schon wenig später merken Michelle und Carl, dass sie nicht alleine in der Station sind und entdecken einen mysteriösen Jungen, der sie beklauen möchte. Auch das Unterfangen von Mike und den anderen steht unter einem schlechten Stern, als sie ander U-Bahnstation angekommen, einen brutalen Mord an einem Stationswärter beobachten. Dieser wird von seltsam aussehenden Menschen regelrecht abgeschlachtet und als diese die unliebsamen Zeugen bemerken, machen sie sich auf die Jagd auf die jungen Leute, die nun in den dunklen Tunneln um ihr Leben rennen müssen. In einem stillgelegten Stollen finden sie den Wohnort der Bestien und entdecken die Leichen von Carl und Michelle. Doch eine Flucht schein unmöglich und so bleibt den verbliebenen keine andere Möglichkeit, als mit voller Härte zurückzuschlagen...
Dass sich unter acht Millionen Einwohnern im Big Apple auch das ein oder andere sonderbare Individuum tummelt ist ja eigentlich wenig verwunderlich. Aber mit der Art von degenerierten Kreaturen, auf die unsere feierwütige Junggesellenrunde samt weiblicher Begleitung in den finsteren U-Bahn-Tunneln stößt, möchte man wohl lieber nicht Bekanntschaft machen. Die sehen zwar aus, als wären sie bei einem Metal-Konzert von der Bühne gefallen, entpuppen sich jedoch als gewaltbereite Kannibalen, die es sich in dem weitläufigen und scheinbar unendlichen U-Bahn-Netz von New York gemütlich gemacht haben und des nächtens Jagd auf Menschen machen um diese entweder selbst zu fressen, oder ihren Hunden zu verfüttern.
Das U-Bahn-Netz von New York wurde 1904 eröffnet und zählt somit zu den ältesten Linien der Welt. Bei 26 Linien mit über 1.300 km Gleis und 468 Bahnhöfen kann man schon mal die Orientierung verlieren und dass bei den 4,9 Millionen Fahrgästen pro Tag (!!!) kann es schon mal vorkommen, dass der ein oder andere Passagier abhanden kommt. Der Film selbst startet ja mit der interessanten Information, dass in New York jedes Jahr 10.000 (bei den deutschen Untertiteleinblendung wird diese Zahl ja gleich verzehnfacht) Personen spurlos verschwinden und dass nach den Erwachsenen gar nicht mehr gesucht wird.
Das ist ja schon mal keine so gute Ausgangsposition für unsere Helden, die zu später Stunde aufgrund eines unglücklichen Zufalls inmitten des weitläufigen U-Bahn-Netzes stranden und dort auf unterirdische Bewohner stoßen, die den Eindringlingen nicht gar so wohlgesonnen sind. Und so entpuppt sich der Abend, der als heiterer Junggesellenabschied geplant war, alsbald als höllische Hetzjagd durch finstere Gänge und aufgelassene U-Bahn-Stationen im weitläufigen U-Bahnnetz. Und die degenerierte Brut, die bis zu den Zähnen bewaffnet sind, scheinen den zivilisierten Menschen auch um Welten überlegen und so ist es wenig verwunderlich, dass sich schon bald die Leichen türmen.
Regisseur und Drehbuchautor Peter A. Dowling hat sich für seinen Regie-Erstling aus dem Jahre 2008 ja Filme wie „The Hills have Eyes“, "Creep" oder auch „Wrong Turn“ zum Vorbild genommen und verfrachtet das Genre des Backwood-Slashers kurzerhand in die urbane Umgebung des New Yorker U-Bahnnetzes. Die sechs Charakter, die wieder einmal die Bandbreite von sympathisch bis Kotzbrocken umspannen, werden rasch eingeführt und ehe man sich versieht, geht es auch schon los mit dem Gemetzel. Leider muss man sagen, dass das Endergebnis leidlich spannend ausgefallen ist und man diese Art von Story einfach schon viel zu oft in anderen und auch besseren Werken gesehen hat. So richtige Terror-Stimmung wollte sich bei mir trotz hohem Tempo, Wackelkamera und schnellen Schnittfolgen ja nicht einstellen und auch das Ende hat mich persönlich nicht wirklich überzeugt.
Womit wir auch schon beim nächsten Thema sind. Die Art und Weise wie Dowling seinen Film geschnitten hat, hat mir ebenfalls nicht sonderlich zugesagt. Keine Ahnung warum, aber der Regisseur verwendet jedes Mal, wenn es etwas spannender wird, kurze Szenen und wiederholt sie kurz hintereinander, was irgendwie den Charakter einer Sportsendung hat und mich doch etwas genervt hat. Und wenn es mal gory werden könnte, werden die Szenen in „Saw“-Manier so schnell aneinander geklatscht, dass man außer ein paar Blutspritzer erst nicht so wirklich etwas zu sehen bekommt. Natürlich hat „Stag Night“ (was übrigens „Junggesellenabschiedsparty“ bedeutet) auch ein paar wildere Szenen und ein, zwei Enthauptungen und eine unschöne Szene mit einer Weiche gibt es natürlich auch, auch wenn der Härtegrad bestenfalls im Mittelfeld anzusiedeln ist.
Über die Geschichte sollte man sich wirklich nicht sonderlich viel Gedanken machen und bietet im Verlauf der Handlung ein paar recht unlogische Momente. Dass die illustre Feierrunde um 3 Uhr morgens aus einem Club wackelt und dabei noch immer erschreckend nüchtern wirkt, lässt ja nicht unbedingt auf einen gelungenen Abend schließen. Auf die Bedrohung wird überhaupt nicht eingegangen und auch das „Warum“ und „Wieso“ und die unterirdische Zivilisation wird nicht im geringsten eingegangen. Außerdem gibt es mit „Midnight Meat Train“ einen Film, der im gleichen Jahr entstanden ist, ebenfalls im New Yorker U-Bahn-Netz spielt, dafür aber wesentlich brutaler, düsterer, wilder, heftiger und auch spannender ausgefallen ist. Wenn man die beiden Filme miteinander vergleicht, zieht „Stag Night“ einfach in allen Belangen den Kürzeren.
Gar nichts zu meckern gibt es hingegen bei den bekannten Darstellern, die jedoch allesamt etwas unterfordert wirken. Kip Pardue agiert in „Stag Night“ auch wesentlich überzeugender als in dem Remake des „Wizard of Gore“. Breckin Meyer kennt man sonst ja eher aus familientauglichen Werken wie „Garfield“ oder „Road Trip“, während er hier einmal den Kotzbrocken raushängen lassen kann. Vinessa Shaw hingegen kennt man aus Ajas gelungenen Remake von „The Hills have Eyes“ und auch Scott Adkins („The Tournament“ und „Undisputed II“ ist bei Action-Freunden aus der B-Kiste wohl auch kein Unbekannter.
Die Blu Ray aus dem Hause Koch Media bringt diesen doch etwas durchschnittlichen Streifen ungekürzt und in durchwachsener Bildqualität. Eine gewisse Grobkörnigkeit bei Detailaufnahmen und den schnell-geschnittenen Gore-Szenen ist ja ein vom Regisseur bewusst gewähltes Stilmittel und die gestochen scharfe Bildqualität gibt es nur an manchen Stellen zu bewundern. Die Synchro geht zwar in Ordnung, allerdings fand ich die Stimme von Breckin Meyer nicht so wirklich passend. Das Bonusmaterial ist jedoch mehr als dürftig und außer einem Trailer gibt es weder auf der DVD, noch auf der Blu-Ray weiteres Zusatzmaterial zum Film.
Und so bleibt unterm Strich ein Slasher, der in allen Belangen am besten mit dem Wort „durchschnittlich“ beschrieben werden kann. Die Story über eine Handvoll Personen, die ins Visier von degenerierten Wesen geraten ist ja weder neu, noch sonderlich innovativ variiert. Die Locations im New Yorker U-Bahn-Netz (obwohl größtenteils im bulgarischen Sofia gedreht“ sind zwar sehr stimmig, allerdings ist die technische Umsetzung meines Erachtens nicht ganz so gelungen. Die etwas nervige Handkamera-Optik und die schnellen Schnittfolgen sieht man ja heutzutage leider schon in jeden zweiten Film und soll hier wohl eher über das kleine Budget und den Mangel an Ideen hinwegtäuschen. Und so ist „Stag Night“ ein innovationsfreier Horrorstreifen im mittleren Härtebereich mit überraschend gutem Cast und altbekannter Story-Entwicklung, den man zwischendurch aber schon gut schauen kann. Ein Highlight sollte man sich aber definitiv nicht erwarten. 5/10 Punkten
Beitrag geändert von jogiwan (01.July 2010 11:39:01)
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@ Jochen,
Danke fürs Review - ich mache Deine drei Reviews jetzt gleich in einen Schwung mit fertig.
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nur keinen Stress wegen mir Ich werd die nächsten Tage wohl eh nicht so recht zum Tippen kommen. Den Rest mach ich dann aber demnächst fertig.
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@ Jochen,
Vielen Dank fürs Review - ist nun auch schon Online: http://chilidog.project-equinox.de/?page_id=6583
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