project: equinoX - Das deutschsprachige DVD und Film Projekt im Internet
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Luke (Taylor Handley) sieht auf den ersten Blick aus wie ein normaler Teenager. Er ist jung, sieht gut aus, engagiert sich im Hockey-Team und arbeitet nebenher in einem Laden. Doch der Schein trügt und Luke ist sehr unsicher über seine eigene Männlichkeit, da er noch nie mit einer Frau geschlafen. Das ändert sich schlagartig, als er eines nachts beim Zelten fast von einer Französin (Kelly LeBrock) überfahren wird und anschließend mit ihr schläft. Anstatt gelöst zu sein, fangen für Luke die Probleme jedoch erst richtig an. Jedes Mal, wenn er sexuell erregt wird, beginnt sein Körper verrückt zu spielen. Als er eines Tages auf die junge Michelle (Rebecca Mozo) trifft und mit ihr ausgeht, wird das Date zum Fiasko. Luke wachsen auf einmal Brüste und er wird ohnmächtig.
Sein Freund und Mitbewohner Keenan (Dustin Seavey) macht sich zunehmend Sorgen, recherchiert im Internet und stößt zufällig auf Sydney (Gina Bellman), einer Ärztin, die scheinbar über den Zustand den eingeschüchterten Jungen Bescheid weiß. Diese eilt sogleich zu Stelle und erzählt dem Jungen eine schier unglaubliche Geschichte. Durch ein zusätzliches Z-Chromosom ist Luke ein sogenannter Zerophiler, der bei sexueller Erregung beliebig das Geschlecht wechseln kann. Luke, der eigentlich ein normaler Teenager sein möchte, ist über diese Entdeckung natürlich wenig erfreut und auch sein Kumpel Keenan ist anfänglich skeptisch und hält die attraktive Ärztin schlichtweg für durchgeknallt.
Als Keenan die Geschichte seiner Freundin Janine (Alison Folland) erzählt, ist diese von den Fähigkeiten Lukes hellauf begeistert und beide ermuntern den Jungen zu einem Selbstversuch. Luke verwandelt sich und wird tatsächlich zu einer jungen Frau mit allem was dazu gehört. Da sich die Rückverwandlung allerdings etwas verzögert, trifft Luke, der sich in weiblichen Zustand Luca nennt, auf Max (Kyle Schmid) – dem Bruder von Michelle, der sich sofort von der jungen Frau angezogen fühlt. Luke ist ebenfalls verwirrt, da er zwar eigentlich hetero ist, aber den jungen Mann in seiner weiblichen Form ebenfalls sehr anziehend findet.
Schon bald steht das Gefühlsleben des jungen Mannes vollkommen Kopf und Luke scheint seiner neuen Lebenssituation nicht gewachsen. Durch seine freiwilligen und unfreiwilligen Wandlungen wird er zunehmend unsicherer und stürzt sich einerseits in zutiefst männliches Verhalten, während er andererseits feminine Seiten an sich entdeckt. Er stürzt sich in den Sport und legt sich als Luke mit Max an, während er eigentlich dessen Schwester begehrt. In seiner weiblichen Form als Luca sieht die Sache jedoch schon wieder ganz anders aus und auch Sydney, die dem Jungen eigentlich helfen sollte, verfolgt ganz eigene Pläne...
Hehe, wer kommt bloß auf solche Ideen. In „Zerophilia“, der im deutschsprachigen Raum auch schon unter dem Titel „Heute er, morgen sie“ auf einem Privatsender gelaufen ist, erzählt eine unglaubliche Geschichte von Menschen, die aufgrund eines erweiterten Chromosoms nach dem ersten Sexualkontakt beliebig das Geschlecht wechseln können. Was sich im ersten Moment jetzt spaßig anhört und ungeahnte Möglichkeiten sexueller Hinsicht verspricht, ist aber im Grund für die Betroffenen natürlich alles andere als eine leichte Sache und genau von diesen Problemen handelt die augenzwinkernde, freizügige und auch nicht ganz ernst gemeinte „Coming-of-Age“-Komödie von Regisseur Martin Curland.
Der Streifen handelt von Luke, einem jungen Mann, der nach seinem ersten sexuellen Kontakt auf einmal bemerken muss, dass sein Körper nicht den normal Gesetzen der Anatomie folgt. Bei sexueller Erregung wachsen dem jungen Mann Brüste, was bei einem Date natürlich etwas störend ist. Auch seinem Umfeld kann man derartige Dinge eigentlich nicht anvertrauen. Einzig seinem Kumpel Keenan und dessen Freundin Janine kann sich Luke anvertrauen, die der ganzen Sache auch relativ offen gegenüber stehen. Von ärztlicher Seite ist wenig Hilfe zu erwarten, dass sich die Medizin natürlich mit Vorliebe auf solche Menschen stürzt, um mit ihnen Experimente durchzuführen. Auch die herbeieilende Ärztin Sydney ist keine große Hilfe und ist nicht immer ganz ehrlich. Und so bleibt dem jungen Mann nichts anderes übrig, als sich seiner Gabe zu stellen und das Beste daraus zu machen.
Zugegeben, die Geschichte über Geschlechterwandlungen ist eigentlich vollkommen haarsträubend und hört sich in der Inhaltsangabe auch etwas spektakulärer an, als es im fertigen Film tatsächlich ausgefallen ist. Trotzdem ist Regisseur und Drehbuchautor Martin Curland ein irgendwie doch recht interessanter Streifen über die Gefühlswallungen beim Erwachsenwerden gelungen, der nebenher auch noch für mehr Toleranz gegenüber dem Andersartigen plädiert. Das Endergebnis mag zwar zeitweise für europäische Verhältnisse etwas bieder und brav wirken, trotzdem ist „Zerophilia“ ein kurzweiliges und spaßiges Vergnügen, dass man aber nicht ganz ernst nehmen sollte.
Mit seiner Geschichte positioniert sich der 2005 entstandene Streifen auch irgendwo zwischen „X-Men“, „Coming of Age“ und Teenie-Klamotte, wobei dankenswerterweise fäkalische Gefilde und billige Kalauer gänzlich umschifft werden. Die auf der Hülle versprochenen Horror-Elemente konnte ich aber irgendwie nicht so recht entdecken. Das Hauptaugenmerk der Geschichte wird auch eher auf die unsichere Gefühlswelt des Heranwachsenden gelegt, der sich neben seiner Männlichkeit auf einmal auch mit seiner Weiblichkeit im wahrsten Sinne des Wortes herumschlagen muss. Dabei muss Luke erkennen, dass beide Seiten seine Vor- und Nachteile haben und es manchmal hilft, einfach nur zu leben, als sich über das Leben selbst ständig große Gedanken zu machen.
Dabei wirkt der Streifen aber dank der unverbrauchten Gesichter erfrischend unpeinlich und trotz aller dramatischen Elemente bleibt ein positiver Grundton immer vorhanden. Für eine Komödie, die eher im Indie-Bereich angesiedelt ist, ist „Zerophilia“ auch überraschend gut ausgefallen. Die Effekte sind durchaus gelungen und abgsehen von den lieblosen CGI-Title-Credits und dem ruppigen Beginn ist der Curlands Streifen auch durchaus gelungen. Und auch wenn das (Happy-)Ende wieder einmal absehbar ist, so ist der Streifen bis zum Ende durchgehend unterhaltsam ausgefallen. Das sahen die Zuschauer von drei Indie-Filmfestivals genauso, die den Streifen jeweils in der Kategorie „Beste Komödie“ auszeichneten.
Das „Zerophilia“ eigentlich so gut funktioniert, liegt aber auch an den sympathischen Darstellern. Taylor Handley (Texas Chainsaw Massacre: the Beginning) spielt seine Rolle als Luke, der auf einmal ganz neue Seiten seines Körper kennen lernt, auch recht überzeugend und hält so das Interesse des Zuschauers auch bis zum Schluss aufrecht. Sein Buddy Keenan alias Dustin Seavey ist ebenfalls sehr sympathisch und auch der Rest vom jugendlichen Cast wirkt gut gewählt und wirkt für amerikanische Verhältnisse überraschend natürlich und bodenständig. Gina Bellmann („Coupling“) ist als durchgeknallte Ärztin zu sehen und Steven Seagal Ex-Gattin und Ex-Model Kelly LeBrock ist ebenfalls in einer kleinen Rolle zu bewundern.
Die DVD aus dem Hause CMV-Laservision bietet ebenso wenig Anlass zur Kritik. Die Bildqualität ist wie üblich gut und auch die deutsche Synchronisation ist sehr gelungen. Im Gegensatz zum deutschen TV-Ausstrahlung mit dem Title „Heute Er, morgen Sie“ hat man jedoch für die Veröffentlichung den Originaltitel „Zerophilia“ gewählt. Bonusmaterial ist ebenfalls vorhanden und so gibt es neben einem kurzen „Behind the scenes“ auch noch ein etwas seltsames Interview mit Kelly LeBrock und eine handvoll entfallener Szenen. Abgerundet wird das positive Gesamtbild mit zahlreichen Trailern und einer ausgiebigen Trailershow.
Unter Strich ist „Zerophilia“ ein amüsanter und dennoch haarsträubend spekulativer Film über Menschen, die die Gabe haben, während des Sexualakte ihr Geschlecht zu ändern und zeigt auf witzige und manchmal auf tiefsinnige Weise, welche Probleme damit verbunden sind, wenn man sich auf einmal mit dem anderen Geschlecht und dessen Probleme zwangsläufig beschäftigen muss. Lässt man die Geschlechterwandlung mal außer Acht bleibt ein sympathischer Film über das Erwachsenwerden und die Wirrungen und Irrungen, die vorgegebene Geschlechterrollen und Gesellschaftsdruck so mit sich bringen. Doch aller Widrigkeiten zum Trotz findet auch unser Titelheld nach 90 unterhaltsamen Filmminuten zu seinem Liebesglück und diese positive Gefühl überträgt sich auch auf den Zuschauer. Wären mehr Menschen in der Lage, sich derart in das andere Geschlecht zu versetzen zu können – die Welt wäre ein besserer Ort. 7/10 Punkten.
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@ Jochen,
vielen Dank fürs Review - ist nun auch schon Online: http://chilidog.project-equinox.de/?page_id=6611
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