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Die etwas schusselige Makoto ist eine 17jährige Schülerin und führt ein stinknormales Leben zwischen Heranwachsen, Notenstress und den Erfahrungen der ersten, großen Liebe. Doch eigentlich kann sich Makoto nicht so richtig entscheiden, wie es mit ihrem Leben weitergehen soll und verbringt ihre Zeit am liebsten mit ihren beiden Freuden Chiaki und Kosuke. Zu dritt ziehen die jungen Leute um die Häuser, spielen Baseball und machen Karaoke-Bars unsicher. Eines Tages geschieht jedoch etwas seltsames und als Makoto im Schul-Labor auf einen seltsamen Gegenstand stürzt, scheint sie auf einmal die Fähigkeit zu haben, durch die Zeit zu reisen.
Anfänglich ist das junge Mädchen verwirrt, doch als aufgrund einer defekten Fahrradbremse fast von einem herannahenden Zug überrollt wird und nur durch die neu-gewonnene Gabe gerettet wird, fängt das Mädchen an, sich näher mit dem Phänomen der Zeitreisen auseinander zu setzen. Anfänglich springt Makoto nur in der Zeit herum um ihre Prüfungsergebnisse zu verbessern bzw. sich vor den kleinen Peinlichkeiten des Alltags zu schützen. Später entscheidet sie sich, in das Leben ihre Freunde einzumischen und arrangiert scheinbar schicksalhafte Begegnungen ihrer Mitschüler. Doch schon bald muss Makoto erkennen, dass jede Reise Konsequenzen in ihrem Leben und dem ihres Umfeldes hat und mit jedem Sprung durch die Zeit gerät ihre Welt etwas mehr außer Kontrolle....
„Das Mädchen, das durch die Zeit sprang“ ist ein japanischer Anime und ein humor- und gefühlvolles Sci-Fi-Märchen aus dem Jahre 2006, dessen Erfolg sich ebenfalls wie ein Märchen anhört. Der Film startete in den japanischen Kinos mit wenigen Kopien und wurde aufgrund der scheinbar übermächtigen Konkurrenz des Streifens „Die Chroniken von Erdsee“ aus dem Studio Ghilbis auch gar nicht so richtig beworben. Doch schon wenige Tage nach Kinostart wurde das Interesse an dem Film durch sehr gute Kritiken und Mund-zu-Mund-Propaganda geweckt und immer mehr Menschen begannen sich für den ungewöhnlichen Film zu interessieren. Die Produktionsfirma entschied, den Film vermehrt in die Kinos zu bringen und schon wenig später entwickelte sich der Film in seinem Heimatland zu einem wahren Erfolgsphänomen, räumte zahlreiche Preise ab und lief auf international erfolgreich auf zahlreichen Festivals.
Dabei ist die Geschichte des zeitreisenden Mädchens ja gar nicht so neu und wurde bereits in den Sechziger-Jahren von Autor Yasutaka Tsutsui geschrieben. Die Geschichte der jungen Frau mit der besonderen Gabe wurde bereits mehrfach verfilmt und auch 2010 kommt eine Realfilm-Version in die Kinos. Die Adaption von Drehbuchautor Satoko Okudera hält sich jedoch nicht an den Roman, sondern nimmt die seinerzeitige Geschichte als Ausgangspunkt für eine aufgepeppte und verjüngte Version, die quasi als Fortsetzung der Originalgeschichte gesehen werden kann. Regisseur Mamoru Hosoda inszenierte den kurzweiligen Streifen mit viel Tempo, Humor und Gefühl und auch wenn ich mit knapp 35 Jahren wohl nicht mehr unbedingt zur angepeilten Zielgruppe gehöre, so macht „Das Mädchen, das durch die Zeit sprang“ doch gehörig gute Laune.
Die Geschichte der schusselig-sympathischen Makoto ist irgendwo zwischen Coming-of-Age, Komödie, Romanze und Sci-Fi-Drama angesiedelt und ist insgesamt sehr sympathisch ausgefallen. Makoto ist etwas burschikos und interessiert sich weder für die Schule, noch für Jungs. Am liebsten spielt sie Baseball mit ihren Freunden und ärgert sich über ihre kleine Schwester. Sie lebt in den Tag hinein und ist über ihre Zukunft ebenso unschlüssig, wie über ihre Gefühlswelt. Als sie durch Zufall die Fähigkeit erlangt, durch die Zeit zu springen, kommt ihr das natürlich sehr entgegen. Sie verändert durch ihre Gabe bzw. gewonnenes Wissen zuerst nur kleine Dinge, doch schon wenig später mischt sie sich in das Leben ihrer Mitmenschen. Matkoto muss jedoch erkennen, dass jedes Handeln unveränderbare Konsequenzen mit sich bringt und verursacht durch ihr Eingreifen beinahe eine Tragödie.
Das Phänomen Zeitreise beschäftigt dir Menschheit ja schon seit Anbeginn der Kinogeschichte und phantasievolle Autoren haben diese Thematik schon für die unterschiedlichsten Filme verbraten. So gibt es von Komödien wie „Bill & Ted´s verrückte Reise durch die Zeit“ über Abenteuer-Klassiker wie „Planet der Affen“ und augenzwinkernde Horrorfilme wie „Waxwork“ ja unzählige Filme, die sich dem Thema der Zeitreisen verschrieben haben. Einer der wohl besten Vertreter dieser Zunft zählt natürlich auch der kultige Streifen „Donnie Darko“, der meines Erachtens in mehreren Punkten überraschende Parallelen zu dem japanischen Anime hat. Und auch wenn „das Mädchen, das durch die Zeit sprang“ natürlich auf ein jüngeres und vor allem weibliches Zielpublikum zugeschnitten ist, so könnte man fast meinen, dass es sich im Grunde um eine ähnliche Geschichte handelt, die einmal düster-deprimierend und einmal lebensbejahend-fröhlich verfilmt wurde.
Man kann es vermutlich schon zwischen den Zeilen lesen, dass mir der Streifen von Regisseur Mamoru Hosoda sehr gut gefallen hat. Die Story sind eigentlich nicht zu erahnen und jedes Mal, wenn man sich einer bestimmten Entwicklung sicher ist, schlägt der Film eine andere Richtung ein und überrascht den Zuseher bis zum unerwarteten Finale. Dabei ist der Film nicht nur fröhlich und unbeschwert inszeniert, sondern bietet auch ernstere Untertöne und auch das Thema Tod und Verlust wird angeschnitten, auch wenn das Endergebnis immer noch eher unbeschwert und gewitzt daherkommt. Die FSK Freigabe ab 12 Jahren ist eigentlich auch gerechtfertigt, das sich jüngere Zuschauer mit der Thematik wohl auch etwas überfordert fühlen würden.
Die Inszenierung und der Zeichenstil sind ebenfalls sehr gelungen und brauchen sich nicht hinter vergleichbaren Werken aus dem Hause Studio Ghibli und Konsorten zu verstecken. Die Backgrounds sind allesamt sehr toll gezeichnet und auch die Slow-Motion-Sequenz gegen Ende des Streifens ist einfach hammermäßig ausgefallen. Positiv ist ebenfalls anzumerken, dass sich der Einsatz von computeranimierten Bildern angenehm zurück hält und auch nur in wenigen Momenten zum Einsatz kommt. Die Figuren selbst sind vielleicht nicht ganz so detailreich gezeichnet, wie man es sich in einem Anime vielleicht erwarten würden und erinnern etwas an TV-Serien. Dieser minimale Minuspunkt wird jedoch mit der kurzweiligen Geschichte kompensiert und fällt auch nicht weiter ins Gewicht.
Den Streifen selbst gibt es bereits seit dem Jahre 2007 auf DVD, wobei der Film damals in drei unterschiedlichen Varianten unter die Leute gebracht wurde. Auf Blu-Ray kann diese Art von Film natürlich besonders seine Vorzüge ausspielen, sodass es wenig verwunderlich ist, dass mit Ende Juni 2010 der Streifen nun auch auf diesem Medium veröffentlich wird. Die Scheibe aus dem Hause AV Visions Gmbh überzeugt auch auf der vollen Linie und bietet eine sensationelle und gestochen scharfe Bildqualität. Neben zahlreichen Tonspuren gibt es ebenso viele Untertitel, sodass eigentlich kein Wunsch offen bleibt. Leider hat es jedoch keinerlei Bonusmaterial auf den Silberling geschafft, was doch etwas verwundert, da nicht einmal ein Trailer zu bewundern ist. Angesichts des doch etwas höheren Verkaufspreises, hätte man dem geneigten Käufer doch wohl etwas mehr bieten können.
Unter Strich bleibt trotzdem eine schöne VÖ eines empfehlenswerten Streifens, der nicht zu unrecht mehrfach preisgekrönt wurde, sich zu einem Überraschungserfolg mauserte und zu Recht schon zu den Klassikern des Genres gezählt werden kann. „Das Mädchen, das durch die Zeit sprang“ bietet mehr als solide Unterhalten (fast) für die ganze Familie, überzeugt technisch und inhaltlich und ist bis zum Ende absolut unvorhersehbar. Der Streifen ist witzig, spannend, traurig und trotz knapp 100 Minuten Laufzeit auch keine Sekunde zu lang ausgefallen. Anime-Fans sollten sich das preisgekrönte Teil sowieso ins Regal stellen und auch Personen, die sonst eher weniger mit den ansonsten eher Action-lastigeren Zeichentrick-Werken aus dem Land der aufgehenden Sonne anfangen könne, sollten durchaus einen Blick riskieren: 8/10 Punkten.
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@ chili: toller Film! Bilder kann ich aber wegen Blu-Ray keine machen - ich hoff, du findest im Netz genug...
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jogiwan schrieb:
@ chili: toller Film! Bilder kann ich aber wegen Blu-Ray keine machen - ich hoff, du findest im Netz genug...
Danke fürs fixe Review - ich schau, dass ich das heute Abend auf jeden Fall noch mit Online bekomme, da ich gleich in eine Pressevorführung und am frühen Nachmittag nochmal ins Kino gehe - aber vor dem Deutschland Spiel krieg ich das eventuell noch fertig.
Pics dürften kein Problem sein, wenn ich im Netz nix finde, hab ich ja die DVD selbst auch hier .
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hehe, immer dieser Fussball... wird heuer bei den Deutschen eh nix mehr
Bin morgen und übermorgen aber wieder im Ausland und komm vermutlich erst am Wochenende zum nächsten Film - aber dann sollte es ziemlich fix gehen
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@ Jochen,
sodele, hatte gestern Abend doch nicht mehr gepasst - dafür ist es aber jetzt Online: http://chilidog.project-equinox.de/?page_id=6612
Vielen Dank nochmals!!!
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