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Die Schwestern Ana (Elena Anaya) und Aurora (Ariadna Gil) rauben in Spanien gemeinsam mit ihren Freundinnen Paloma (Pilar Lopez de Ayala) und Gloria (Victoria Abril) den Tresor einer Gangsterbande aus. Doch der Plan geht schief und Aurora wird geschnappt und als Wiederholungstäterin in den Knast gesperrt. Während Paloma und Gloria versuchen, das Strafmass mit körperlichen Einsatz beim zuständigen Richter zu verkürzen, geht Ana als Prostituierte nach Mexico und trifft dort auf den einflussreichen Gangsterboss Felix (Jose Maria Yazpik), der ihr nach einem gelungenen Blowjob einen Heiratsantrag macht. Doch die Ehe mit Felix ist die Hölle und der besitzergreifende und eifersüchtige Felix überwacht seine Frau und wird auch handgreiflich. Ana sammelt Daten über ihren brutalen Gatten und beschließt mit Gloria diesen zu berauben. Als es jedoch wieder einmal zum Streit kommt, wirft Felix seine Gattin aus dem fahrenden Auto, die daraufhin schwer verletzt ins Koma fehlt.

Wenig später wird Aurora aus dem Gefängnis entlassen und macht sich auf dem Weg nach Mexiko um Rache zu nehmen. Dort angekommen gerät die attraktive Frau ins Visier von Gabriel (Diego Luna), einem Auftragskiller von Felix, der es  hasst, wenn Kinder und Frauen schlecht behandelt werden. Während Gabriel bereits ahnt, dass Aurora nicht ohne Grund nach Mexiko gekommen ist, bereiten Paloma und Gloria einen großen Deal vor. Sie wollen eine Festplatte des Gangsterbosses stehlen, auf dem alle Transaktionen und zukünftige Pläne mit der koreanischen Mafia gespeichert sind. Und der Plan geht auch tatsächlich auf und den drei Frauen gelingt es, in Besitz der brisanten Daten zu kommen. Felix ist stocksauer und befiehlt seinen Killern die Frauen zu töten. Doch Gabriel kommt dadurch nach einer leidenschaftlichen Nacht mit Aurora in einen schweren Gewissenskonflikt und auch die Frauen haben mit Felix noch eine Rechnung offen...

Die ganzen Geschichten von „Las Bandidas“ in kurzen Worten wiederzugeben ist ja gar nicht so einfach. Regisseur Augustin Diaz Yanes ist ja mit seinem 2008 entstandenen Drama ein durchaus interessanter Film mit jeder Menge Charakteren gelungen, der den Zuschauer mit seiner komplexen Handlung und seinen unterschiedlichen Schauplätzen schon mal kurzfristig überfordern kann. Zugegeben, den Überblick kann man aufgrund der zahlreichen Personen und Entwicklungen schon mal verlieren und wer sich aufgrund der Inhaltsangabe auch einen kurzweiligen und Tarantino-esken Actionthriller  über Gangster a la „Shoot em up“ erwartet, ist bei „Las Bandidas“ jedenfalls an der vollkommen falschen Adresse.

Im Gegensatz zu amerikanischen und asiatischen Action-Filmen bietet „Las Bandidas“ keinen abgebrühten und coolen Helden mit beinah-übernatürlichen Kräften in einer Comic-haft inszenierten Geschichte in der Schwerkraft und Logik außer Kraft gesetzt wird, sondern vier Diebinnen, die emotional agieren und in einer durchaus dramatischen Geschichte ihren Weg gehen. Dabei treffen diese auf allerlei männliche Gangster, die mit ihren seltsamen Frauenbild die Truppe weitgehend unterschätzen und sich auch aufgrund ihrer männlichen Überheblichkeit den Frauen überlegen fühlen. Doch was den Frauen an körperlicher Kraft vielleicht fehlen mag, machen diese durch analytisches Denken und vollen Körpereinsatz wett.

Das diese Botschaft den männlichen Action-Publikum natürlich nicht so schmeckt ist natürlich klar, aber wenn man sich die Kritiken im Netz so anschaut ist es eigentlich schon erstaunlich, wie negativ teilweise die vorwiegend männlichen Zuseher auf den Film reagieren. Ich persönlich bin ja nicht gerade der große Actionfan und ich lege auch keinen großen Wert auf durch-choreografierte Schießorgien oder Action am laufenden Band und daher hat mir das ruhige Erzähltempo des knapp zweistündigen Filmes nichts ausgemacht. Aber ich liebe ja bekanntermaßen spanische Filme mit ihrer ungewöhnlichen Emotionalität, Komplexität und farbenfrohen Ausstattungen und daher hat mir die Geschichte über Frauensolidarität im Gangsterbusiness natürlich auch sehr gut gefallen.

Ich würde ja auch soweit gehen, dass man in der spanisch-mexikanischen Co-Produktion von Regisseur Augustin Diaz Yanes ja durchaus Pedro Almadovarische Tendenzen in der Geschichte ausmachen kann, was nicht nur an der Hauptdarstellerin Victoria Abril liegt, die ja in mehreren Filmen des spanischen Ausnahmeregisseurs die Hauptrollen übernommen hat. „Las Bandidas“ legt auch sein Hauptaugenmerk neben Einbrüchen und Schiessereien und coolen Gangster, die allesamt sehr schlecht wegkommen, auch eher auf die Frauen und ihr Verhältnis zueinander. Und auch bei den vier Ladys handelt es sich um keine Schönheitsideale im männlichen Actionkosmos, die vollbusig und aufgespritzt in engen Klamotten durch die Gegend wandeln, sondern um hübsche und natürlich wirkende Frauen, die aber durchaus tough reagieren, wenn es darum geht, ihre Ziele zu verfolgen.

Die Geschichte hat mir trotz einer gewissen Klischeelastigkeit jedenfalls sehr gut gefallen und auch die ungewöhnlich lange Laufzeit macht mir als Arthouse geeichter Seher natürlich wenig aus. Allerdings wird durch den Titel und auch das Cover auch irgendwie ein falsches Bild des Filmes erzeugt. „Solo quiero caminar“ übersetzt etwa „alleine gehen“ ist nicht der angekündigte spannungsgeladene Actionthriller mit dem best-aussehendsten Rache-Trio der Welt, sondern Actiondrama mit coolen Frauen, das eher ernst und grimmig in Richtung anspruchsvoller Film tendiert und Actionfans mit seinem Unhappy-End zwangsläufig daher eher enttäuschen wird. Die Action-Szenen sind eher zurückhaltend und auch die Gewalt, die bei anderen Filmen mittlerweile zelebriert wird, hält sich in dem Streifen angenehm und realistisch zurück.

Bei den Darstellern und –innen wurde alles richtig gemacht und mit Ariadna Gil hat man auch eine toughe Hauptdarstellerin, die ihren zerrissenen Charakter auch so richtig gut zur Geltung bringt. Die hübsche Dame kennt man ja als schwangere Frau des brutalen Generals aus „Pan´s Labyrinth“. Victoria Abril ist Kennern von spanischen Filmen ebenfalls sehr bekannt und hat wie bereits erwähnt, mit ihrer knisternden Erotik schon so manchen Film von Pedro Almodovar bereichert. Zum Zeitpunkt der Dreharbeiten war sie zwar auch schon 49 Jahre, aber irgendwie immer noch ziemlich scharf. Auch Elena Anaya kennt man aus „Sprich mit ihr“ von Almodovar aus dem Jahre 2002 und dem spanischen Horrorfilm „Fragile“. Pilar Lopez de Ayala hingegen ist eine bekannte Seriendarstellerin, die in Spanien mittlerweile zu den bekanntesten Schauspielerinnen zählt.

Ihnen gegenüber steht der schweigsame Auftragskiller mit dem Babyface, der von Diego Luna auch sehr vielschichtig dargestellt wird. Den guten Herrn kennt man ja mittlerweile auch schon aus einigen Filmen. Unter anderem wirkte er als depressiv-aufgedrehter Lover von Harvey Milk in dem gleichnamigen Film von Gus van Sant. Da „Pulp Fiction“ und „Reservoir Dogs“ zwei seiner Lieblingsfilme sind, war es wohl nicht schwierig, den Herrn zu seiner Rolle als schweigsamer Frauenversteher und Auftragskiller zu überreden. An seiner Seite agiert Jose Maraia Yazpik, der in seiner Rolle als brutaler Gangsterboss vielleicht eine Spur zu klischeehaft ausgefallen ist.

Die DVD aus dem Hause Sunfilm bringt das 2008 entstandene und episodenhaft-angelegte Actiondrama in perfekter Bild- und Tonqualität. Neben einer gelungenen deutschen Synchronisation kann man sich „Las Bandidas“ aber auch im spanischen Original mit optionalen Untertiteln anschauen. Meine persönliche Empfehlung ist ja immer, sich spanische Filme eher im Original anzuschauen, da sehr viel der Emotionalität auch über die Sprache transportiert wird. Als Bonusmaterial gibt es ein „Making-Of“ in dem der Zuschauer jedoch auch angesichts der vielen Personen den Überblick verlieren kann, ein kurzes Interview mit dem Regisseur und ein paar Trailer. Eine Wendecover rundet das positive Gesamtbild ab.

Und so bleibt unterm  Strich ein durchaus interessantes Action-Drama über sechs interessante Hauptfiguren und allerlei Nebendarsteller, der zwar etwas langsamer und komplexer daherkommt und auch eher Arthouse-Fans ansprechen wird, die auch nichts gegen eine gepflegte Ballerei haben. Die-hard-Actionfans werden angesichts des Tempos und dem doch eher geringen Action-Anteil wohl eher nicht so bedient werden. Trotzdem sollte man diesem interessanten Werk durchaus eine Chance geben und wer spanische Filme so liebt wie ich, sollte sich „Las Bandidas“ ohnehin nicht entgehen lassen. Im Vergleich zu amerikanischen Filmen ist mir die europäische Variante mit Tiefgang ja ohnehin wesentlich lieber. Two thumbs up und 8 von 10 Punkten.