project: equinoX - Das deutschsprachige DVD und Film Projekt im Internet
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Drei Jahre nachdem Major Kusanagi ihren Geist mit dem eines Computers verschmolzen hat und ihre menschliche Hülle zurückgelassen hat, wird ihr ehemaliger Kollege Batou zu den Ermittlungen eines bizarren Mordkomplottes hinzugezogen. Gemeinsam mit seinem Kollegen Togusa, der noch weitgehend aus menschlichen Komponenten besteht, untersucht er die seltsamen Morde an unterschiedlichsten Personen aller Gesellschaftsschichten, die von weiblichen Cyborgs umgebracht wurden. Diese dienten eigentlich zur Lustbefriedigung, wurden jedoch so manipuliert, dass diese sich gegen ihre Besitzer wenden und sich danach selber re-initialisierten. Da jedoch kein äußerlicher Eingriff festgestellt werden kann und sich auch ein Politiker unter den Opfern befindet, kann ein Terrorakt nicht ausgeschlossen werden.
Bei den Überresten der weiblichen Roboter entdeckt die Gerichtsmedizin ein kurzes Tonsignal, in dem ein junges Mädchen um Hilfe fleht. Als wenig später auch ein ranghoher Angestellter der dafür verantwortlichen Firma Locus Solus von einem weiblichen Cyborg grausam ermordet und ausgeweidet wird und einige Spuren zu einer kriminellen Yakuza-Vereinigung führen, wird die Sache für Batou und seinen Kollegen Togusa zunehmend mysteriöser. Batou scheint sich im Laufe der Untersuchungen auch seltsam zu verändern. Immer mehr schottet er sich von seinen Kollegen ab um die Zeit mit seinem Hund oder alleine zu verbringen.
Nachdem er bei dem Einsatz der Yakuza überreagiert und ein Blutbad hinterlässt und in der Nacht darauf in einem Lebensmittelladen durchdreht und sich selbst verletzt liegt der Verdacht nahe, dass es sich um ein geplantes Ablenkungsmanöver des Cyborg-Konzerns handelt. Als Batou und Tagusa ohne offizielle Unterstützung weiter ermitteln und am Firmengelände von Locus Solus vordringen, scheinen Realität und Computer-generierte Welten miteinander zu verschwimmen. Zunehmend verstricken sich beide in seltsamen Visionen, dringen bis in die höchsten Kreise des Unternehmens vor und entdecken dort ein abscheuliches Geheimnis…
Neun Jahre nach dem Erfolg von „Ghost in the Shell“ kam mit „Ghost in the shell 2: innocence“ im Jahre 2004 der Nachfolger in die Kinos, der zwar an den Erstling anknüpft, aber im Grunde doch eine wesentlich andere Geschichte präsentiert. Regisseur Mamoru Oshii versammelte für seine Rebellion der Maschinen nahezu die gleiche Mannschaft vom ersten Teil und holte sich für die Fortsetzung auch Verstärkung von Studio-Ghibli Generaldirektor Toshio Suzuki. Herausgekommen ist ein technisch-perfekter Film mit unglaublicher CGI-Optik, der von der Geschichte her jedoch erwartungsgemäß hinter seinem nahezu unerreichbaren Vorgänger zurückbleibt.
Auch in „Ghost in the shell 2: innonence“ geht es um die Frage, inwieweit sich Mensch und Maschine überhaupt noch voneinander unterscheiden und wie sehr der Mensch seine Seele und somit seine Eigenständigkeit zugunsten der fortschreitenden Technisierung der Welt opfern muss. Hauptcharakter Batou ist mehr Mensch als Maschine und lebt von Erinnerungen an seine geliebt Kollegin Kusanagi, die jedoch zunehmend verschwinden. Insofern wird die abstrakte Liebesgeschichte aus Teil eins auch in Sequel fortgeführt. Jedoch verstricken sich die beiden Hauptcharaktere Batou und Togusa zunehmend in philosophische und transzendente Gefilde und labern sich um Kopf und Kragen, sodass sich zwischendurch schon etwas Langeweile einstellen kann. Das Tempo des Filmes ist im Gegensatz zum kurz-knappen, ersten Teil komplett entschleunigt und lässt sich wesentlich mehr Zeit für die Charakterisierung seiner Mensch-Maschinen-Charaktere.
Was mir persönlich jedoch etwas missfallen hat, ist die Tatsache, dass nahezu sämtliche Animationen aus dem Rechner kommen. Das mag zwar der Optik zuträglich sein und der Streifen bietet zweifelsfrei zahlreiche Sequenzen, die die Kinnladen der Zuschauer sicherlich nach unten klappen lassen, jedoch mag ich persönlich lieber die handgezeichneten Animes, oder Filme, bei denen die Möglichkeiten von Computer-generierten Bildern nicht so augenscheinlich vorgeführt werden. Ich habe es ja bereit in meinem Text zum Erstling angemerkt, dass gerade diese Bilder ironischer-weise die Geschichte über seelenlose Menschen noch seelenloser erscheinen lässt. Aber das ist sicherlich Geschmackssache und andere Personen werden diese komplexen Bilderwelten, die im Kino und auf Blu-Ray erst so richtig zur Geltung kommen, sicherlich schätzen.
Trotzdem ist „Ghost in the shell 2: innocence“ natürlich nicht schlecht geraten, aber gerade nach dem grandiosen ersten Teil hätte ich mir für seinen Nachfolger ehrlich gesagt schon etwas mehr erwartet. Mit dem langsamen Tempo und der noch abstrakteren Geschichte, die sich letztendlich doch als etwas banale Cybercrime-Story entpuppt, hab ich jedenfalls weniger anfangen können, als im ersten Teil. Es muss aber auch gesagt werden, dass „Ghost in the shell 2: innocence“ als eigenständiger Film und ohne die Sichtung des Vorgängers wohl nur bedingt funktionieren wird. Die Geschichte lehnt schon sehr an seinen Vorgänger an und vor allem das Finale, in dem Kusanagi im Körper einer Puppe auftaucht, wird ohne das Wissen aus dem Vorgängerfilm wohl nur für ratlose Köpfe sorgen.
Wobei es aber gar nichts zu meckern gibt ist die Blu-Ray aus dem Hause Universum Anime, die den Film auch in einer schicken Edition präsentiert. Die Bildqualität ist natürlich fantastisch und bei den computergenerierten Bilderwelten kann dieses Medium natürlich alle Trümpfe ausspielen. Neben der deutschen Fassung gibt es dankenswerterweise auch die japanische Originalversion inklusive deutscher und englischer Untertitel. Daneben gibt es für den geneigten Fan auch noch einiges an Bonusmaterial. Unter anderem ein Making-of, sowie ein etwas seltsames Interview mit Regisseur Mamoru Oshii, der etwas lustlos und beinahe abwertend über sein eigenes Produkt spricht. Abgerundet wird das positive Gesamtbild mit einem Audiokommentar, allerlei Trailer und einem Wendecover.
Und so bleibt unterm Strich ein doch etwas mittelmäßiger und zwiespältiger Nachfolgefilm eines doch unerreichbaren Originals, das seine seltsame Geschichte gut hinter einer High-End-Optik versteckt. Mir war es an virtuellen Welten, Hans Bellmer-Puppenfetisch, Sprichwörtern, Weisheiten und philosophischen Grundsatzdiskussionen dann ja doch schon etwas zu viel des Guten. Im Vergleich zum ersten Teil kommt „Ghost in the shell 2: innoncence“ jedenfalls doch in seiner Gesamtheit etwas sperriger daher und schraubt auch das Tempo gehörig nach unten. Die Lobeshymnen im Netz kann ich nach zweimaliger Sichtung jedenfalls nicht ganz nachvollziehen und die ratlosen Gesichter der Filmkritiker in Cannes, in dessen Bewerb der Film ebenfalls gelaufen ist, hätte ich auch gerne gesehen. Sicherlich immer noch einer der besseren Sci-Fi-Anime, aber als alter Cybercrime-Spezi hätte ich mir dann doch etwas mehr erwartet. 6,5/10 Punkten
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@ Jochen,
sodele, Review #2 ist Online: http://chilidog.project-equinox.de/?page_id=6393
Vielen Dank nochmals!!!
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