project: equinoX Forum

Der siebzehnjährige Billy (Billy Warlock) hätte eigentlich allen Grund glücklich zu sein. Er lebt mit seinen Eltern und Schwester Jenny (Patrice Jennings) in einem riesigen Haus in Beverly Hills, er ist in der Schule beliebt und hat mit Shauna (Heidi Kozak) auch noch eine überaus attraktive Freundin. Doch irgendetwas stimmt nicht mit dem jungen Schüler. Immer wieder hat er Alpträume, hört Stimmen und fühlt sich in seinem Elternhaus bedroht. Während Jenny und seine Eltern sich in den Kreisen der High Society bewegen, fühlt sich Billy dort eher wie ein Fremdkörper und verbringt seine Zeit lieber beim Basketball mit seinem Freund Milo (Evan Richards). Und so landet er bei Dr. Cleveland (Ben Slack), einem Schulpsychologen, der dem seltsamen und ratlosen Jungen bei den Problemen mit seinem Umfeld helfen soll.

Eines Tages verwanzt der unglücklich in Jenny verliebte David (Tim Bartell) sein Objekt der Begierde, als diese von ihren Eltern zu ihrem Abschlussball begleitet wird. Dabei wird Milo akustisch Zeuge von allerlei seltsamen und sogar inzestuösen Begebenheiten. Als er diese Aufzeichnungen am nächsten Tag Billy vorspielt, reagiert dieser zuerst mehr als skeptisch. Er übergibt die Kassette Dr. Cleveland, doch als sich dieser sich am nächsten Tag mit dem verstörten Jungen gemeinsam das Band anhört, ist von diesen Dingen nichts mehr zu hören. Als sich Billy nochmals mit David treffen möchte um sich auch die anderen Bänder anzuhören, verstirbt dieser bei einem ominösen Autounfall.

Als Billy auch noch seine Schwester seltsam verformt in der Dusche sieht und sich seine Familie zunehmend seltsam verhält, vermutet der Junge einer teuflischen Verschwörung auf die Schliche gekommen zu sein, die sich bis in die höchsten Kreise von Beverly Hills zieht. Als er sich auf einer Party auch noch in die attraktive, aber ebenfalls etwas seltsame Clarissa aus dem Umfeld des ominösen Ted verliebt, und diese sich vor seinen Augen ebenfalls verformt, scheint der Junge vollends den Bezug zur Realität zu verlieren. Er wird von Dr. Cleveland aufgrund seiner fortschreitenden Paranoia in eine Anstalt eingewiesen, aus der im jedoch die Flucht gelingt. Er flüchtet nach Hause und landet dort mitten in einer mehr als seltsamen Veranstaltung, auf denen sich auch Unglaubliches abspielt...

Der auf den Philippinen geborene, amerikanische Regisseur Brian Yuzna ist ja eigentlich jedem ein Begriff, der auch nur ansatzweise in den letzten drei Jahrzehnten mit dem Horror-Genre in Berührung gekommen ist. Egal, ob als Produzent für den legendären „Re-Animator“, Drehbuchautor und Regisseur der beiden Nachfolgefilme „Bride of the Re-Animator“ und „Beyond Re-Animator“ und Kultfilmen wie „Return of the living dead III“ hat sich das Multitalent trotz einiger herben Gurken in dem Business einen guten Namen gemacht. Und es wird kaum einen Horrorfan geben, der nicht zumindest einen oder mehrere seines Outputs zuhause im Regal stehen hat.

Bei „Society“ handelt es sich nun um das Erstlingswerk des Regisseurs aus dem Jahre 1989, der eigentlich eine sehr schräge Geschichte über eine dekantente Art Parallel-Gesellschaft von seltsamen Schneckenmenschen erzählt, die sich in den höchsten gesellschaftlichen und politischen Kreisen bewegt und auf ihren exzessiven Partys mit normalen Menschen verschmelzen und danach förmlich aussaugen. Eine Geschichte, die man durchaus als kritisches Statement zur Zeit auffassen könnte, in der die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinandergeht und der Reichtum weniger Leute zu Lasten der „normalen“ Bevölkerung geht. Unter diesen Gesichtspunkten ist „Society“ dann mit seinen satirischen und überzeichneten Elementen auch mehr als bloß ein weiterer Horrorfilm aus den Achtzigern.

Leider hat Yuzna“ bei seinem Streifen aber auch vieles falsch gemacht. Die Geschichte wäre ja eigentlich ganz interessant und bietet sicher einiges an Potential, dass einfach nicht genutzt wurde. Der Look des Filmes ist haarsträubend Achtziger und erinnert in der ersten Stunde auch eher an einen mehr als durchschnittlicher Fernsehfilm. Die Inszenierung ist bestenfalls systemerhaltend. vieles vom Rest ist bestenfalls durchschnittlich und auch der „Donauwalzer“ von Johann Strauß ist eigentlich völlig deplatziert. Warum der Film aber weitgehend bekannt ist, liegt an dem grotesken und surrealistischen Finale mit den verschmelzenden und sich verformten Menschen, aus der Effekt-Schmiede von Screaming Mad George. Die sind wirklich hübsch grausig anzusehen und sogar der Ausdruck „Arschgesicht“ bekommt hier eine vollkommen neue Bedeutung. Bis diese aber zum Einsatz kommen, dauert es einfach zu lange und die Rahmenhandlung mit Billy ist einfach nur zäh und mäßig interessant.

Womit wir auch schon beim nächsten Thema sind. Darstellerisch darf man sich nicht wirklich viel erwarten und Billy Warlock ist mit Geburtsjahr 1961 bzw. 27 Jahren einfach auch viel zu alt für seine Rolle als 17jähriger Teenager. Auch wenn der gute Herr im gleichen Jahr mit der TV-Serie „Baywatch“ seinen großen Durchbruch feierte, so sind seine Leistungen in „Society“ doch wenig berühmt und auch nicht sonderlich vielseitig ausgefallen. Auch bei den anderen Darstellern sticht eigentlich niemand – abgesehen von immens auftoupierten Haaren - großartig heraus. Und spätestens im Finale ist sowieso jegliches Talent der Schauspieler unter Tonnen von Latex begraben.   

Die DVD aus dem Hause CMV-Laservision bringt diesen kleinen Genre-Klassiker in guter Bild- und Tonqualität, wobei sich das damalige Synchronstudio für die deutsche Version sicherlich nicht gerade mit Ruhm bekleckert hat. Immerhin kann man sich den Film jedoch auch in der englischen Originalfassung anschauen. Das Bonusmaterial ist ebenfalls nicht gerade üppig ausgefallen und neben der obligatorischen Bildergalerie gibt es nur den Original-Trailer, sowie den zu „Hügel der blutigen Augen“, „Time of death“ und „MARK 13“. Schade nur, dass es kein „Making-Of“ der Spezial-Effekte auf die Scheibe geschafft hat, weil die Entstehung der bizarren Latex-Masken und Kreaturen wäre ja sicherlich sehr interessant gewesen.

Und so bleibt unterm Strich ein Film, der zwar von der Geschichte her durchaus interessant wäre, aber wie bei Yuzna so oft der Fall, leider ein etwas spärliches Drehbuch und mittelmäßiges Regie-Talent unter Tonnen von Effekten vergraben ist, sodass dem Zuschauer letztendlich wohl nur die bizarren Kreationen von „Screaming Mad George“ in Erinnerung bleiben werden, während der Rest vom Schützenfest leider mit Pauken und Trompeten durchfällt. Warum der Film aber generell im Internet sehr gut wegkommt, liegt wohl eher daran, dass eine nicht unerhebliche Anzahl von Zusehern – so auch meine Wenigkeit - den Film einfach mit ihrer Jugend verbinden. „Society“ war auch einer der ersten Horrorfilme, der in meinem VHS-Rekorder gelandet ist. Mit knapp 20 Jahren Abstand muss man aber schon bei aller Liebe zu dem Genre feststellen, dass „Society“ trotz fulminanten Finales doch etwas unzeitgemäß gealtert ist und Yuzna bei der Umsetzung des Stoffes doch vieles besser machen hätte können. Mit einem Nostalgie-Punkt extra gerade noch 6/10 Punkten.