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Die beiden Kinder Mikey (Rick Burks) und George (Carl Crew) sind gerade am Spielen, als sich auf unerwartet ein blutverschmierter Mann mit einem Hackebeil gewaltsam Zutritt zu ihrem Haus verschafft. Doch keine Sorge, handelt es sich dabei doch nur um Anwar, den Lieblingsonkel der beiden kleinen Racker. Der hat gerade ein paar Mädels ermordet, drückt den Beiden rasch zwei uralte Amulette in die Kralle und mahnt sie zum Studium von schwarzer Magie, bevor er im Vorgarten von der eintreffenden Polizei erschossen wird.
Zwanzig Jahre später sind aus den beiden Kindern stattliche Männer geworden, die gemeinsam ein vegetarisches Lokal führen. Während George in der Küche leckere Bio-Burger zubereitet, verzaubert Mikey die vorwiegend weibliche Kundschaft mit seinem Charme und Hypnosekünsten. Doch die Ereignisse in der Kindheit haben Spuren hinterlassen und so ist es wenig verwunderlich, dass sich die beiden schon wenig später am Friedhof tummeln, um den Leichnam des ermordeten Onkels auszugraben. Der Körper ist zwar verwest, aber das Gehirn des Onkels noch in einem guten Zustand und mit den ausgeborgten Augen des Friedhofswächters so gut wie neu. Und schon wenig später gibt das Hirn bereits hilfreiche Tipps, wie man die Göttin Sheetar, der Star eines längst vergessenen Todenkultes aus dem Jenseits zurückholen kann.
Die Erweckung einer Göttin ist aber gar nicht so einfach und so bedarf es neben allerlei weiblichen Körperteilen, aus denen natürlich nur das Beste ausgesucht werden darf auch noch eine Jungfrau als Opfergabe, die in der Großstadt ja gar nicht mehr so leicht aufzutreiben ist. Leichter ist schon Teil 1 der Aufgabe, die mit dem beherzten Auftreten mit einem Maschinengewehr in einer Nackt-Aerobic-Stunde auch sogleich gelöst ist. Und während die Jungs das unverwendete Fleisch für ihre erfolgreichen Veggie-Burger verwenden, steht das Polizistenduo Mark (Roger Dauer) und Sheila (LaNette La France) angesichts des unglaublichen Blutbades vor einem Rätsel. Dabei ist das ja erst der Auftakt einer Reihe weiterer Gräueltaten der beiden durchgeknallten Brüder, die in einer unbeschreiblichen - weil kannibalistischen - Erweckungszeremonie für Göttin Sheetar in einem heruntergekommenen Rockclub gipfelt…
Schon ganz schön starker Tobak, den Regisseurin Jackie Kong in ihrer 1987 gedrehten Splatterkomödie „Blood Diner“ zumutet. Von massenmordenden Restaurantbesitzern, über schimpfende Hirne mit Augen in Glas, über Nazi-Wrestler, Frauenköpfen in Friteusen, bis hin zu durchgeknallten Bauchrednern oder Rockern die mutwillig gleich mehrmals überfahren werden, gibt es ja scheinbar nichts, dass für die doch sehr unterhaltsame Geschichte ausgelassen wurde. Zugegben, ich bin ja nicht unbedingt so ein großer Freund von 80er-Jahre-Splatterkomödien. Aber in „Blood Diner“ stimmt die Mischung aus doofen Gags, nackter Haut und krassen Effekten ja ganz gut. Das Tempo ist für Filme aus der Entstehungszeit ganz hoch und über die ganze Laufzeit bis hin zum absolut strangen Finale passiert ja ständig etwas, sodass der Zuschauer gar nicht groß zum Nachdenken oder Durchatmen kommt.
Über die Geschichte und die Charaktere sollte man sich ja eigentlich keine großen Gedanken machen. Die sind alle komplett Over-the-Top und im gesamten Film gibt es wohl niemanden, der nicht irgendwie einen an der Waffel hat. Allen voran natürlich die beiden Brüder Mikey und George, die für ihren Plan nicht nur sprichwörtlich über Leichenberge gehen. Unterstützt werden die beiden dabei von dem sprechenden Gehirn ihres Onkels, der stets mit Rat, Tat und Schimpftriaden zur Seite steht. Die Mädels sind allesamt willige Opfer und sorgen sich lieber um den Inhalt ihrer Handtasche, als um die eigenes Leben. Und selbst die Polizisten sind absolute Knallchargen, die nichts raffen und auch sonst wimmelt der Film nur von seltsamen und abgefuckten Typen mit noch seltsameren Dialogen und unglaublichen Anwandlungen.
Ursprünglich hätte diese Hommage an Herschell Gordon Lewis´ Splatter-Klassiker „Blood Feast“ aus dem Jahre 1963 ja auch als dessen zweiter Teil vermarktet werden sollen. Auch hier wollte ja ein durchgeknallter Delikatessenhändler namens Fuad eine agäptische Göttin namens Ishtar mit allerlei Körperteilen von jungen Frauen wieder zum Leben erwecken. In „Blood Diner“ heisst die Göttin zwar Sheetar, aber ansonsten erinnert natürlich einiges an den trashigen Streifen des Splatter-Pioniers. Irgendwann sind die verantwortlichen Personen dann wohl draufgekommen, dass dieses unglaubliche Machwerk auch eigenständig ganz gut funktionieren könnte und mittlerweile hat Herschell Gordon Lewis ja selber einen zweiten Teil gedreht. Mich persönlich erinnert „Blood Diner“ mit seinen ganzen Ideen und Machart aber auch sehr an Frank Henenlotters „Frankenhooker“ aus dem Jahre 1990, der auch ungefähr die gleiche Zielgruppe bedient und im vorigen Jahr mit einer FSK16-Freigabe neu unters Volk gebracht wurde.
„Blood Diner“ bzw. die Geschichte von Drehbuchautor Michael Sonye funktioniert aber auch ohne Lewis und Henenlotter ganz gut, wenn man auf etwas abgeschmackte Horrorfilme mit viel debilen Humor abfährt. Zum Glück nimmt sich das Werkt aus den Untiefen der Achtziger ja auch nie ernst und die ganze Gewalt ist so derart Comic-haft und hoffnungslos übertrieben inszeniert, dass man diesen sympathischen Streifen einfach nicht ernst nehmen kann. Ganz im Gegensatz zu deutschen Sittenwächtern, die für die 18er Freigabe seinerzeit sage und schreibe in 45 Szenen um über 6 Minuten beschnitten haben und das Teil ist trotzdem immer noch auf dem Index gelandet. Daher hat es mich auch sehr verwundert, als im September 2009 auf einmal zu lesen war, dass der vormals arg verstümmelte Streifen nach einer neuerlichen Prüfung im Jahre 2010 sogar mit einer FSK16-Freigabe auf den Markt kommen soll.
Und da ist sie nun, die Nummer 4 der sogenannten „Twilight Classics“, in der ja auch schon der humorvolle Streifen „Waxwork“ und auch der vor kurzem besprochene „Sundown – Rückzug der Vampire“ erschienen ist. Wie es „epix“ schlussendlich gelungen ist, den Film mit einer 16er Freigabe durchzubringen ist mir zwar immer noch etwas schleierhaft, aber soll mich nicht weiter stören. Denn auch wenn jede Gewalttat am Schirm ironisch gebrochen wird, so ist der Streifen sicherlich nicht so ohne. Körperteile gibt’s zuhauf und auch allerlei andere Dinge, wie z.B auch die Kannibalismus-Thematik, die ja normalerweise auch nicht auf besondere Gegenliebe der FSK stösst. Die Bildqualität ist definitiv gut, nur beim Ton gibt es ab und zu bei der deutschen Fassung ein paar leisere Momente, die aber anscheinend von einer Nachsynchronisation herrühren. Bonusmaterial ist zwar außer einer Trailershow nicht vorhanden, dafür kommt das Teil auch zum Schnäppchenpreis, bei dem keiner meckern kann.
Darstellerisch geht „Blood Diner“ ebenfalls in Ordnung und die ganzen unbekannten Darsteller spielen sich förmlich um Kopf und Kragen. Die beiden Hauptdarsteller Rick Burks und Carl Crew machen ihre Sache ganz gut. Auch bei den anderen Darstellern steht Overacting wohl an erster Stelle und wer die Leningrad-Cowboys-Imitations-Band fürs furiose Finale gecastet hat - der muss wohl auf Drogen gewesen sein. Highlight ist aber eindeutig LaNette La France als toughe Polizistin Sheba Jackson, die auch irgendwie so aussieht wie ihre Namenskollegin mit dem Vornamen Janet. Und zwar so sehr, dass die User der IMDB sogar schon vermutet haben, die Popsängerin könnte den Film ja unter einem etwas seltsamen Pseudonym gedreht haben. Ob das jetzt stimmt oder nicht, kann ich natürlich nicht sagen, aber die Ähnlichkeit ist schon irgendwie vorhanden und dass LaNette La France keinen weiteren Film mehr gedreht hat und auch im Internetz keine weiteren Informationen zu finden sind, lässt die Gerüchteküche sicher weiter brodeln.
Und so bleibt unterm Strich ein doofer aber sympathischer Horror-Funfilm mit allerlei obskuren Einfällen und skurrilen Charakteren aus den Untiefen der Achtziger-Jahre, von dem sich ja jeder Horrorfan mit Anspruch wohl nur angewidert abwenden wird. „Blood Diner“ ist bis zum Anschlag geschmacklos und auch wenn nicht jeder Gag sitzt, so ist der Film perfektes Futter für die Party-Gemeinde, die in illustrer Runde gerne eineinhalb Stunden Spaß der etwas infantilen Art haben möchte. „Blood Diner“ rockt auch mit 50ies-Soundtrack jedenfalls ohne Ende und macht mit seiner hoffnungslos übertriebenen Art auch mächtig gute Laune. Ein Film, der in der FSK-Freigabelotterie auch wohl so was wie den Jackpot geknackt hat. Diese „Blood-Feast-Untold Story“ auf „White Trash“ ist aber definitiv kein Film für angehende Vegetarier, humorlose Personen, Intellektuelle und Genre-Puristen. Alle anderen sei das kurzweilige Teil durchaus empfohlen: 7/10 Punkten.
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@ Jochen,
sodele, Review ist heute Online: http://chilidog.project-equinox.de/?page_id=6297
Vielen Dank nochmals!!!
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