project: equinoX - Das deutschsprachige DVD und Film Projekt im Internet
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Sieben befreundete Medizinstudenten unternehmen einen Kurztrip in die norwegische Bergwelt. Dort soll neben Wintersport in einer kleinen Berghütte natürlich auch der Spaß und Alkohol nicht zu kurz kommen. Vegard (Lasse Valdal) fährt mit seinem Snowmobil voraus, um die Hütte auf die Ankunft der anderen und seiner Freundin Sara vorzubereiten, die bereits Tage zuvor in die Berge gefahren ist. Das Pärchen Martin (Vegar Hoel) und Hanna (Charlotte Frogner) sorgt sich um das Essen, während Filmfreak Erlend (Jeppe Laursen) und der notgeile Roy (Stig Frode Henriksen) mit den sympathischen Mädels Liv (Exy Kasseth Rosten) und Chris (Jenny Skavlan) gemeinsam um die Wette rodeln. Und so vergeht der erste Tag und die Nacht bricht herein und es beginnt zu schneien. Als Liv auf das etwas entfernte Plumpsklo geht, entdeckt sie, dass die jungen Leute nicht alleine sind. Anfänglich glaubt ihr zwar niemand, doch schon wenig später steht ein mysteriöser Wanderer vor der Türe.
Der will einen Kaffee und sich in der Hütte ein wenig anwärmen. Wenig später erzählt der unfreundliche Mann den Jugendlichen eine gruselige Geschichte. In der Gegend haben vor Jahrzehnten die Nazis unter einem besonders brutalen Offizier namens Herzog ein Schreckensregiment geführt und die Bevölkerung unterdrückt. Eines Tages, als der zweite Weltkrieg schon fast zu Ende war, wurde von den Nazis alles Wertvolle aus den Häusern geraubt und wer sich widersetzte wurde gnadenlos erschossen. Doch die Bevölkerung schlug zurück und trieb die Nazis in die Berge, wo sie vermutlich ums Leben gekommen sind. Doch irgendetwas wäre immer noch da draußen, das nicht geweckt werden sollte.
Die jungen Leute lauschen zwar gespannt den Ausführungen, schlagen jedoch alle Warnungen in den Wind. Wenig später ist der Wanderer auch schon wieder verschwunden und die Geschichte beinahe vergessen. Als Erlend für Biernachschub sorgen möchte, findet er zufällig eine Kiste mit Goldstücken und anderen Schmuck. Die jungen Leute sind natürlich begeistert und ein Teil des Schatzes wandert in die Jackentaschen der Anwesenden. Am nächsten Tag macht sich Vegard Sorgen um seine Freundin, die noch immer nicht aufgetaucht ist und macht sich mit dem Snowmobil auf die Suche nach ihr. Als er in der verschneiten Bergen in einem Zelt den toten Wanderer vom Vortag findet, ahnt er bereits Böses. Wenig später findet er in einer Höhle offene Gräber und eine Hakenkreuz-Flagge, sowie den abgetrennten Kopf von Sara. Die Nazi-Zombies haben sich aus den Gräbern erhoben, um ihren Schatz zurück zu holen...
Wie man eine kurzweilige und durchdachte Zombie-Komödie richtig bastelt haben uns im Jahre 2004 die beiden Engländer Simon Pegg und Edgar Wright mit ihrem humorvollen Kultfilm und Genre-Hommage „Shaun of the Dead“ gezeigt. Sympathische Darsteller, eine witziges Drehbuch und eine deftige Prise Gore, wie es sich für einen Zombiefilm gehört. Fünf Jahre später ziehen die Norweger nun mit „Dead Snow“ nach und liefern ihrerseits einen humorvollen Genre-Beitrag mit untoten Nazi-Zombies, die auf unbedarfte Medizinstudenten prallen. Und auch wenn die Klasse eines „Shaun of the Dead“ natürlich nicht erreicht wird, so liefert Tommy Wirkola mit „Dead Snow“ doch einen der unterhaltsamsten und witzigsten Horrorfilme seit langem ab. „Dead Snow“ rockt, macht Laune und gehört sicher zu den besten Horrorkomödien, die jemals das Licht der Leinwand erblicken durften.
Die Geschichte ist ja wie üblich wieder einmal Nebensache. Statt kreischender Teenies in den zahlreichen US-Varianten gibt es hier sympathische Medizinstudenten, die einfach ein bisschen ausspannen möchten und unvermittelt an blutgierige Zombies geraten. Die unterschiedlichen, aber doch sympathischen Charaktere werden ohne Umschweife eingeführt und nach 45 Minuten Gelaber geht es dann Genre-üblich auch richtig los. Den dann kommen die untoten Nazis ins Spiel und der Film läuft zur absoluten Höchstform auf, sodass es kaum verwunderlich ist, dass die Zuseher des Fantasie-Filmfestivals ganz aus dem Häuschen waren. Während die erste Hälfte doch etwas lang erscheint, gibt es bei der zweiten Hälfte hingegen kein Halten mehr. Deftiger Splatter und Humor halten sich die Waage und ich muss ehrlich gestehen, dass ich mich bei einem aktuellen Film schon lange nicht mehr so gut unterhalten habe.
Das Tempo passt, die Gags sind nicht so infantil wie in amerikanischen Werken und sowieso und überhaupt ist „Dead Snow“ sympathischer Euro-Horror für Kenner der Materie, der vor Zitaten auch nur so strotzt. Gemeinsamkeiten mit „Tanz der Teufel“ liegen natürlich auf der Hand und auch „Braindead“ wird nicht nur im T-Shirt eines der Darsteller, sonder auch im Finale ausgiebig zitiert. Zwischendurch gibt es natürlich auch noch Anspielungen auf andere Filme aus der Zombie-Kiste, die es zu entdecken gilt und selbst ein politisches Statement hat sich Wirkola nicht verkneifen können. Aber auch ohne filmischer Vorerfahrung ist „Dead Snow“ ein gelungener Film, der seine gute Kritiken im Netz auch redlich verdient hat. Kleinere Schönheitsfehler wie der lahme Beginn und die ein oder andere derbe Zote kann man angesichts des fulminaten Finales jedoch gerne verzeihen.
Die Inszenierung ist jedenfalls sehr gut gelungen und Tommy Wirkola sind neben vielen Gore- auch ein paar nette Naturaufnahmen gelungen. Die Effekte sind teils handgemacht, teils aus dem Rechner, wobei letzteres nicht sonderlich störend ausgefallen ist. Von A wie „Augenausstechen“, über G wie „Gedärme rausfallen“ bis hin zu Z wie „Zombie schreddern“ ist alles dabei. Das Make-Up der Zombies ist meiner Meinung nach sehr gelungen und auch an Gore mangelt es „Dead Snow“ sicherlich nicht. Die FSK-18-Freigabe ist ja auf jeden Fall gerechtfertigt und hätte der Film nicht soviel Humor, wäre ihm wohl ohnehin ein anderes Freigabe-Schicksal zuteil geworden. Den Soundtrack möchte ich an dieser Stelle aber auch noch erwähnen, der sich durch norwegische Rock- und Metalmucke auszeichnet und imho zwar exotisch, aber auch gelungen ist. Neben den tollen Effekten punktet der Streifen aber auch mit seinen unverbrauchten Darstellern, die allesamt sehr sympathisch und „normal“ rüberkommen.
Die DVD aus dem Hause bietet diesen tollen Zombie-Kracher in sehr guter Bild- und Tonqualität und liefert auch den norwegischen Originalton, was für deutsche Ohren natürlich besonders seltsam klingt. Die deutsche Synchronisation ist jedenfalls sehr gelungen und bietet auch keinen Grund zur Beanstandung. Wer sich das Teil lieber in Original anschauen möchte, kann dieses mit deutschen oder niederländischen Untertiteln auch machen. Leider gibt es neben ein paar Trailer kein weiteres Bonusmaterial, was ich etwas schade finde. Für Leute mit FSK-Plaketten-Allergie gibt es zu „Dead Snow“ auch noch eine alternative Auflage im Steelbook ohne Kennzeichnung. Für diese Fassung muss aber ein bisschen tiefer in die Tasche gegriffen werden. Ob das jetzt unbedingt notwendig ist, sei dahingestellt, da auch die „normale“ DVD über ein Wendecover verfügt.
Abschließend bleibt zu sagen, dass es sich bei „Dead Snow“ neben dem grimmigen „Rovdyr“ schon der zweite gelungene Genre-Beitrag aus dem hohen Norden handelt, der Freunde von humorvollen Zombiefilmen sicherlich nicht enttäuschen wird. Nach dem obligatorischen Einführen der Charaktere wird ein derartiges Gore- und Gag-Feuerwerk abgebrannt, dass kein Stein bzw. Schneebrett auf dem anderen bleibt. Der Zuschauer bleibt jedenfalls keine Zeit zum Durchatmen und nachdem der Film fertig ist, möchte man die zweite Hälfte wohl gleich am liebsten noch mal gucken. Ein Party-Film par excellence und sowieso und überhaupt ein Film, den man einfach gern haben muss. Auch wenn es vielleicht zum Klassiker nicht ganz reichen wird und auch „Shaun of the Dead“ immer noch unangefochten die Nummer 1 der Zombie-Komödien bleibt, so ist „Dead Snow“ doch ein heißer Anwärter auf die nachfolgenden Plätze. Das Genre wird nicht neu erfunden und Innovationen sucht man ebenso vergebens, aber so lange so was Unterhaltsames dabei rauskommt, kann es einem auch egal sein: 8/10 Punkten!
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@ Jochen,
Review ist nun auch Online: http://chilidog.project-equinox.de/?page_id=5814
Vielen Dank !!!
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